Conn mit SN M220770 - New Wonder II?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von eckse, 18.Juli.2025 um 15:27 Uhr.

  1. eckse

    eckse Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    ich habe heute von einem Bekannten ein Tenor-Saxophon in die Finger bekommen, was schon seit 50 Jahren im Familienbesitz ist und auch genauso lange nicht mehr gespielt wurde...der Zustand ist deutlich gebraucht und aktuell unspielbar ;)

    Meine erste Frage ist: Handelt es sich um ein New Wonder II ( Chu Berry) aus dem Jahr 1928 laut der SN?

    Außerdem würde mich interessieren, ob ihr denkt, eine Restauration würde sich lohnen und mit welchen Kosten man rechnen muss. Die Mechanik scheint weitgehend zu funktionieren, die Pads sind natürlich alle hart und undicht, der Kork fürs Mundstück ist soweit geschrumpft, dass ich dem Teil keinen Ton entlocken konnte.

    Viele Grüße,
    Ecki
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.Juli.2025 um 15:33 Uhr
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Schau mal hier:
    http://www.saxpics.com/?v=man&manID=3

    Die Haupt-Unterschiede zum 10M sind der Kleinfingertisch links und die beidseitigen Becherklappen.
    Hat das Horn die Becherklappen nur links, ist es kein NW II
    Ist der Kleinfingertisch links eine Raute, ist es kein NW II

    Eine Restauration lohnt sich, wenn man das Instrument selbst spielen will um des eigenen Instruments Willen.
    Ein Geschäft wird daraus aber eher nicht.
    Sehr gute NW II (sofern sie keine besonderen Gravuren oder Oberflächen haben) liegen meist so um 2.000 bis 2.500€.
    Eine Generalüberholung* kostet schon um die 1.200€, eine Komplettrestauration bestimmt an die 2.000€

    * Es gibt Leute, die neue, billige Polster irgendwie einkleben, dafür 600€ nehmen und das dann Generalüberholung nennen…
     
    IngoK, Bereckis und eckse gefällt das.
  3. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Lt saxpics.com müsste es sich um ein new wonder 2 handeln.
    http://www.saxpics.com/
    Dort findet man auch Fotos der verschiedenen Modelle, auf den man die Merkmale vergleichen kann.

    Zu dem Rest hat @Silver schon recht gut geantwortet.
    Falls du mit dem Gedanken spielst es machen zu lassen, um es selbst zu spielen, dann bring es unbedingt zu jemandem, der sich mit diesem Modell auskennt. Es reicht da nicht nur Polster sauber einbauen zu können. Da spielen saubere justage und die richtigen Klappenaufgänge eine große Rolle, ob und wie gut das Ergebnis wird. Ja, solche Experten kosten manchmal 100€mehr, aber das ist gut angelegt.
    An die im Vergleich zu einem modernen sax andere mechanik gewöhnt man sich. Man muss eben akzeptieren, dass man etwas mehr arbeiten muss, ggf andere Griffe lernen muss. Zur Belohnung bekommt man einen tollen Klang und große Dynamik (ich habe insgesamt 4 NWs, davon gebe ich keines mehr weg).
     
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  4. eckse

    eckse Nicht zu schüchtern zum Reden

    Vielen Dank für deine schnelle Antwort - ich hänge mal 2 Bilder an, die doch dann für ein NW II sprechen, oder?

    Zu meinem Verständnis - welches Modell in der von dir verlinkten Liste ist denn ein 10M?

    Ich habe hier einen lokalen Instrumentenbauer, der mein aktuelles Yamaha-Tenor schon mal überarbeitet hat - dem zeige ich das einfach mal und frag nach seiner Meinung und Preis für "spielbar machen" - Optik ist mir schnuppe.
     

    Anhänge:

  5. eckse

    eckse Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich konnte es aus den o.g. Gründen zwar nur schwer anspielen, aber die Haltung der Hände (vor allem rechts so tief) ist schon anders als bei meinem modernen Yamaha ;)
     
  6. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ja
     
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  7. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das nw2 hat die Tonlöcher noch in einer Reihe. Dein yamaha nicht, da sind die Tonlöcher versetzt. Das Ergebnis ist, dass damit eine andere Mechanik verbunden ist, also Verbindungen zwischen den Fingerdrückern und den Tonlochdeckeln. Das greift und spielt sich "anders".
    Bei deinem Instrument scheinen noch originale polster drin zu sein. Würde dafür sprechen, dass es wenig benutzt wurde. Bring es mal zu einem guten saxdoc und lass ihn mal schauen, was gemacht werden muss.
     
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  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Yikes ... ertappt.
    Es handelt sich beim 10M um das Tenor aus der "Artist" Baureihe.
     
  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das, lieber @JES , macht nun gerade den geringsten Unterschied.

    Die Kleinfingermechanik links mit Umlenkung auf die großen Becherklappen ist das Haupt"problem".
    Die geniale Erfindung der "Balanced Action" von Selmer hat den eigentlichen Unterschied gemacht und damit nicht nur Selmer den Markt der professionellen Saxophonisten geöffnet sondern, zwei Modellgenerationen weiter, die Kopiervorlage für alle heutigen Yamahas geliefert.

    Beim "Balanced Action" waren auch alle Tonlöcher in einer Linie und ich kann Dir versichern, meins spielte sich mechanisch keinen Deut schlechter, als spätere Selmer Super Action und Mark VI. Die Offset-Anordnung ab dem Super Action (fälschlich gerne Super Balanced Action genannt) hatte andere Gründe.

    Conn hat - spätestens mit der "Artist" - Reihe - Masstäbe in Sachen Ergonomie und Flüssigkeit gesetzt - mit Ausnahme der klumpigen Becherklappen und der unverständlich weiten Spreizung auch des rechten kleinen Fingers. Diese beiden Baustellen ausgenommen, gibt es bis heute nur wenig, was geschmeidiger zu fingern ist, als ein Conn "Artist" (Alto und Tenor jedenfalls).
     
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  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Der Vollständigkeit halber: Conn Artist von 1935 bis ca. 1955. Danach war es nicht mehr so doll mit der Qualität - bis hin zur als "Mexi-Conn" berüchtigt gewordenen Inkarnation der Conn Artist irgendwann in den 1960ern.
    Steht übersichtsweise bei Saxpics, wen's interessiert.
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Lieber @Silver
    Stimmt, was du sagst. Aber, leider bekommst du bei einem inline-instrument die SBA-Mechanik nicht umgesetzt, schon aus platzgründen nicht. Da spielt es auch keine rolle mehr, ob die becherklappen beidseitig verteilt sind.
    Belassen wir es dabei, das NW2 hat eine Mechanik, die sich anders greift und spielt, als ein modernes Instrument ala yamaha. Anders, auch das möchte ich nicht bewerten, weil auch da gibt es bei 50 Leuten 100 Meinungen, und ob das dann der betroffenen Person liegt oder nicht, muss der Spieler dann doch für sich entscheiden.
    Gleiches beim Klang. Wir können uns hier nicht mal einigen, was zum Klang gehört, also...
    Für mich "klingt" ein Conn anders als ein yamaha, weniger für den Zuhörer, sondern eher für mich als Spieler. Da sind aber auch sekundäre Eigenschaften (gegendruck, Ansprache, luftmenge, Mundstücke, die ev besser gehen oder auch nicht, spielspaß etc) mit drin. Dafür nehme ich das "anders" in der Mechanik in kauf. Meine Meinung. Trotzdem habe ich meinem Lehrer abgeraten sich ein NW zu kaufen, weil er sein MK6 gewohnt ist und sich erheblich umstellen müsste.
    Für @eckse wäre es vielleicht eine Idee sich mal ein gut funktionierendes NW2 (mit passendem mundstück) auszuleihen um mal zu schauen, ob ihm das liegt. Überholen, in der Hoffnung es besser verkaufen zu können, lohnt m.M.n. nicht.
     
  12. eckse

    eckse Nicht zu schüchtern zum Reden

    Also wäre zusammengefasst in Punkto Qualität und Ergonomie ein Conn Artis (=10M) aus den Jahren 1935-55 zu bevorzugen, wenn es ein Conn Vintage sein soll... Naja, ich schau mal, was der Sax-Flüsterer sagt und entscheide dann ob es sich lohnt - ich würde es ja auch behalten, wenn es mir zusagt, den Sound mag ich, Ergonomie muss ich halt ausprobieren. Im schlimmsten Fall muss ich ja nur plusminus Null aus der Geschichte raus, mir geht es nicht ums Geldverdienen :)
     
  13. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Auch das sind Meinungen.... und selbst wenn, dann musst du für dich entscheiden, ob sich das für dich und eine spielweise lohnt. Ein 10M musst du kaufen, das NW2 nur überholen. Das sind locker 1000€ Differenz, eher mehr.
    Vllt suchst du mal im forum nach einem saxdoc in deiner Nähe in Verbindung mit Vintage. Da tauchen immer wieder bestimmte namen auf.... Ich möchte die hier nicht listen, weil, wenn dann jemand fehlt... Nee. Nur, so viele sind das nicht.
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Anschauen lassen und selber testen. Ich gebe meinen Vorrednern in allen Punkten Recht und würde nur ein Fazit ergänzen:
    Ein größerer Sound als auf dem NWII wird schwer zu finden sein (wenn er einem geschmacklich liegt). Ich liebe ihn, viele andere auch.
    Bei der Mechanik sind gibt es historisch gesehen aus meiner Sicht sogar 2 signifikante Upadates danach. Es gibt aber auch Unhandlicheres, sofern das bei der Einordnung hilft. Wenn die Mechanik Priorität hat, muss man das NWII zumindest kritisch hinterfragen und selber in die Hand nehmen, ggf. im Vergleich.
    Ach ja, die Mundstücke. Ich komme auf den alten Hörnern auch nur mit großkammrigen Mundstücken gut zurecht, was die Intonation betrifft. Wenn der Sound in Richtung Brecker oder Sanborn gehen soll, macht man sich deshalb mit einem neueren Horn das Leben leichter.
    Zur Einordnung, ich spiele selber quasi nur noch Conns, NWII, Artist und dazwischen. Für mich überwiegen die Vorteile, aber es ist eine Bilanz, ich sehe auch die Nachteile und bei dir mag es ganz anders sein.
     
  15. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Lieber @giuseppe
    Bei mir rennst du mit der Aussage offene Türen ein. Aber, den großen Sound muss man kontrollieren können. Auch das liegt nicht jedem. Gerade mit dem "richtigen" Mundstück wird ein NW2 zum "Einzelkämpfer", sehr unsozial in einer Formation.
    Für jemanden, der nur spielen will, sich nicht mit seinem Instrument und dessen setup beschäftigen möchte, der die Bequemlichkeit eines modernen Instruments möchte,... ein nw2 ist kein yamaha. Will sagen, das nw2 bringt Licht, aber auch Schatten. Wir stehen im Licht.
     
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  16. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Ecki,

    denke wenn DIR dein Bekannter das Teil schenkt, dann iss es zumindest nen Gewinn...;) Die New Wonder II sind wirklich exzellente
    Profihörner aus vergangener Zeit..., fachmännisch generalüberholt, und penibel eingestellt haben die einen sehr eigenen sehr vollen
    Sound...;)

    Hab 3 alte Conn Saxophone, nen New Wonder I Bari, nen 12M Artist Bari, und nen perfekt generalüberholtes New tWonder II Alt, von
    1929... Das Alt hat nen echt super Sound..., gefiel mir besser als 6M, oder auch Mk VI...

    Elementar iss, das perfekt überholen zu lassen, da die paar Eigenheiten mitbringen, iss es bestens, wenn sich jemand mit denen gut
    auskennt...

    Klar iss die Mechanik ab 6M, 10M ne wesentlich besser konstruierte, allerdings iss die vom New Wonder II auch flott unterwegs...,
    die muss man ja erstmal an seine Grenzen bekommen... So schnell spiel ich nicht...:p

    Die angesprochene Mundstückwahl, auch bezugnehmend auf ne große Kammer, kann alleine im Bereich Intonation übers komplette
    Register maßgeblich sein... Hab das Alt von Anfang an mit ner "großen" Kammer gespielt..., intoniert annähernd 1a.., und lies sich auch
    unauffälich im Saxophonensemble spielen...
     
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  17. eckse

    eckse Nicht zu schüchtern zum Reden

    Danke für dein Feedback @Witte !

    Ich hab schon Bock auf das Horn, aber es muss finanziell passen, sonst Kauf ich mir lieber eins, was in Ordnung ist - aber ich mach mich mal auf die Suche nach einem Sax-Flüsterer hier in der Nähe (Wuppertal) und schau mal, was der sagt.

    Ein Mundstück mit großer Kammer hab ich aktuell nicht, alles eher so mittlere Größen... Aber daran soll es nicht scheitern - wieso ist eine große Kammer für die Intonation wichtig?
     
  18. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

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  19. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Um schnell im allgemeinen geht es meines Erachtens nur bedingt, es geht eher um bestimmte Verbindungen. Es sind so Dinge wie Gis/Tief-B oder Tief C#, oder Läufe mit tiefen Kleinfinger Eb/Db, die einem das Leben schwer machen können und immer wieder richtig viel Arbeit erfordern - und auf nem modernen Horn spielt man es halt einfach. Zum Glück hab ich sowas nur sporadisch und die Zeit dazwischen höre ich den Sound und denke mir: genauso muss es sein! Hätte ich solche Db-Dur Sachen ständig oder würde mein Job an der Sauberkeit dieser Linien hängen - ich hätte garantiert noch ein anderes Horn dafür.

    Das Saxophon ist eigentlich konisch, nur beim Mundstück ist der Konus abgeschnitten und verdickt, sonst müsste das Mundstück lang und spitz sein. Die Abweichung vom Konus wird durch das Mundstückvolumen ausgeglichen und natürlich wurde irgendein Mundstück verwendet, um das Tonlochnetz zu entwerfen und das Sax zu “stimmen”. Auch wenn es dazu keine Herstellerinformationen gibt, erscheint es relativ offensichtlich, dass die alten Conns, insbesondere vor Artist, für Mundstücke mit größerem Volumen designt wurden als die modernen Kannen. Die Intonation stimmt mit großvolumigen Mundstücken viel besser als mit kleinen. Für den modernen Mundstückmarkt ist ein modernes Horn deutlich flexibler.

    Alte Conns sind nicht mit allen modernen Mundstücken kompatibel. Es gibt zwar immer wieder Leute, die ganz enge moderne Mundstücke auf ihnen spielen und sagen es geht (und manchmal hört man tatsächlich welche, bei denen es wirklich geht), aber meins ist es nicht. Ich möchte relativ sorgenfrei nah am Ziel sein.

    P.S.: Es ist übrigens mit etwas Geduld und Kleingeld oft möglich, das durch andere S-Bögen nahezu komplett auszugleichen und moderne kleinvolumige Mundstücke auf ganz alte Hörner zu packen. Nur ändert sich dadurch halt auch der ganze Charakter des Horns und es ist nur bedingt die alte Kiste. Wenn man vom Sound ein modernes Mundstück mit einer kleinen Kammer spielen will, dann ergibt ein modernes Horn viel mehr Sinn.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18.Juli.2025 um 22:43 Uhr
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  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das trifft es eher, zumindest für meine.
    Stark gestuft oder mir abrisskante bekomme ich nicht hin (so lakey 7*3 o.ä.). Mit dem typischen S80 komme ich auch nicht klar. Dann aber brilhart special ebolin (also die Billigausführung für Anfänger) , sieht für mich auf den ersten Blick von innen dem S80 ähnlich, läuft. ESM klassik geht, auch keine riesige Kammer.
    Große Kammer, möglichst nach vintagedefinition (heute also ultragroß) funktioniert, aber mit etwas probieren gehen auch moderne mpc mit mittelgroß.
    Aber ein Schritt nach dem anderen. Erst mal abwarten, was mit dem Instrument passiert. Vielleicht hat der saxdoc ja ne grabbelkiste an Mundstücken, und es ist was passendes dabei. Es muss ja auch zum Spieler passen.
     
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