Chris Potter und die WDR Bigband

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Tafkah, 29.Juli.2025.

  1. Tafkah

    Tafkah Ist fast schon zuhause hier

    Schöne Kompositionen, ebenso schöner Ton, und Chris Potter ist einfach unglaublich:



    Nach SBA und Otto Link Metall ist CP wieder bei Mark 6 undHard Rubber gelandet. Ich werde mal Paul Heller fragen, was genau er da spielt, aber wahrscheinlich ist es ein altes Link Tone Edge, Florida oder Early Babbitt.
    Im internationalen Forum erzählt jemand, wie Chris Potter zum Thema Hard Rubber zu einem Kollegen sagte:

    “Welcome to the black hole of mouthpieces”

    Ja, diese "schwarzen Löcher" kennen viele von uns nur allzu gut.
     
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  2. Bb7

    Bb7 Kann einfach nicht wegbleiben

    :) Die WDR Big Band ist echt klasse !! Chris Potter...? auch okay, haut mich aber nicht vom Hocker.
     
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  3. altblase

    altblase Strebt nach Höherem

    Und was ist damit konkret gemeint? Töne, die ab und zu mal wegbleiben?:cool:
     
  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    A place where money or things disappear without trace.
    z.B.:
    "That dryer is a black hole for socks!" (Dieser Trockner frisst Socken auf!)
    oder:
    "The project is turning into a black hole." (Das Projekt entwickelt sich zu einem Fass ohne Boden.)
     
  5. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Die ewig gestrigen?
     
  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wundert mich gerade nicht so wirklich…;)

    Chris Potter ist für mich heute als Tenorspieler in etwa das, was - von der technischen und musikalischen Fähigkeit - Coltrane, Henderson und Brecker zusammengenommen ausgemacht hat.
    Ob er einen vergleichbaren Einfluss auf die Entwicklung des Jazz haben wird, ist noch abzuwarten.

    Als Spieler ist CP - für mich - nicht von dieser Welt.
     
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  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Und ich dachte, Equipment sei überbewertet :rolleyes:
     
  8. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Groundhog Day halt wieder mal :)

    IMG_9415.JPG

    (Das ist nicht Punxsutawney Phil, sondern einer von hier, der mir vor's iPhone lief)
     
  9. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    … und wer z.B. haut Dich dann als Tenorsaxophonist vom Hocker?
     
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Auch wenn ich nicht gefragt wurde:





    Im Vergleich im BigBand-Kontext!

    Für mich ist CP auch "außerirdisch" und entwickelt den Weg von Coltrane über Brecker konsequent weiter.

    Aber live hatte er mich nicht im Gegensatz zu Brecker oder Neset bisher leider nicht berührt.

    Ich kenne aber genügend andere Kollegen, die dies anders empfinden.
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Geht mir genau so.
    Ich respektiere die hervorragende Technik von CP. Gefallen, naja.
     
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  12. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Das beruhigt mich ungemein. Es zeigt, wie wenig relevant das Material dann doch ist, sofern es nur gut ist. Er klingt wie CP und hat wie immer einen Mördersound, den ich sehr liebe.

    Was das berühren betrifft, geht‘s mir ähnlich. Ich fühle da nur sehr manchmal was und meist nur kurz, obwohl ich es mittlerweile relativ analytisch hören kann. Ich bin aber quasi mit der Jazzhistorie im Schnelldurchlauf aufgewachsen und erinnere mich gut, den Zugang zu Bird, Trane und Brecker immer erst im Laufe der Zeit gefunden zu haben. Das kann ich mir heute gar nicht mehr vorstellen. Also vielleicht wird es ja noch und wenn nicht, dann wird es der Chris verschmerzen.

    Aber wenn wir schon bei der unmöglichen Diskussion über Geschmack sind, so erlaube ich mir einen Gedanken zu äußern, nachdem ich jetzt mal etwas länger reingehört habe: Was mich an dieser Aufnahme nämlich wirklich nicht berührt, ist weniger der Gigant Potter, und auch nicht die ganzen anderen großartigen Musiker, sondern die Musik selbst die sie da spielen, diese Sorte von Big Band Jazz. Es ist sehr konzertant, sinfonisch, smooth, es hat den Pfad, den Stan Kenton mal eingeschlagen hat, sehr weit verfolgt, ist bei den Impressionisten nochmal vorbeigefahren und hat harmonisch und instrumental alles reingepackt, was geht. Die Musik ist großartig und komplex, für mich aber emotional viel näher an der E-Musik des 20. Jahrhunderts als am Jazz. Na klar swingen sie. Aber der Groove ist für mich erschreckend glatt und unverbindlich, der Puls nimmt mich nicht mehr mit - und das Publikum offensichtlich auch nicht, zumindest entsteht der Eindruck. Ich fühle nichts, was die Füße wackeln lässt. Ich spüre keine Beat-Displacements, die noch jemand vom Stuhl werfen könnten. Ich höre keine Riffs, ich höre kaum Zitate, ich sehe niemanden lachen oder sich über die Musik freuen. Ich höre keinen „urban grind“ in der Musik und auch keinen Sex. Wildheit ist komplett durch Tempo ersetzt. Die Musiker beäugen sich ernst und konzentriert.
    Das Ganze erinnert mich vom ganzen Setting sehr an das Abonnementkonzert A der Hinterwieselharinger Philharmoniker im Jahr 1992. Und ich frage mich (nicht ohne Augenzwinkern): Ist das Jazz? Ist das noch Jazz? Ist das schon Jazz? Ist das, wo der Jazz jetzt hingegangen ist, während ich ein paar alte Alben angehört habe? Oder hat das Subgenre einen besonderen Namen?

    Natürlich schließe ich nicht aus, dass ich da noch reinwachse. Aber ich behaupte mal, wenn das in meiner Jugend Jazz gewesen wäre, dann wäre ich kein Jazzfan und vermutlich auch kein Saxophonist geworden. Und jetzt jeder nur einen Stein! ;)
     
    Zuletzt bearbeitet: 30.Juli.2025 um 11:04 Uhr
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Könnte sein.
    Ich bewundere CP und das geht vermutlich auch den Leuten bei der WDR-BigBand so.
    Und wenn CP schon bei Snarky Puppy ein grooviges Solo hingelegt hat, musst du als Klangkörper mit öffentlich-rechtlichem Anspruch eben eine Schüppe drauflegen…

    Der Zweck der Musik ist ein anderer geworden. Die Radio BigBands in D spielen schon seit Jahrzehnten nicht mehr zum Schwoof auf…
     
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  14. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nun, dies ist tatsächlich Geschmack und vielleicht auch Nostalgie.

    Ich persönlich finde es grundsätzlich spannend, wenn die WDR- oder die hr-Bigband Musiker einladen und deren Musik als BigBand-Arrangement spielen. Nicht immer ist es gelungen, aber über diesen Weg habe ich einige Musiker kennengelernt und mich dann mit ihren eigenen Projekten auseinandergesetzt.

    Ich selber habe jetzt als Pensionär eine Kleinstadt-BigBand für mich gefunden, wo ich das 2. Alt spielen darf. Wir spielen viele Gassenhauer u.a. Perdido, Tequila, Summertime... und es macht mir sehr viel Spaß diese "einfache groovige" Musik zu spielen. Vor 40 Jahren in der Uni-BigBand (u.a. Mintzer, Quincy Jones ...) hätte ich gemeckert, wenn diese "ollen Schinken" ins Programm genommen worden wären.

    @giuseppe Könnte es sein, dass du auch alt wirst? ;)
     
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  15. Spacecat

    Spacecat Ist fast schon zuhause hier

    @Tafkah danke für den Link, mich spricht die Musik gleich schon zu Beginn an. Gefällt mir sehr gut. Die Einbindung Sopranparts finde ich auch gut, zwar keine Hauptrolle hier aber trotzdem für mich schön.
     
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  16. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    Naja, ich bewundere Chris Potter sehr für seine Art, Saxophon zu spielen - auch für seine "Inhalte", ähnlich wie Wayne Escoffery und andere auch. Da haben sich andere mehr von meinem Geschmack entfernt, wie z.B. Mark Turner, der technisch auch brillant ist, mich aber musikalisch nicht abholt.
    Ich habe Chris Potter bis dato immer in kleinerer Besetzung (oft Quartett oder Trio, wie z.B. Aziza) in Jazzclub-Umgebung gehört, wo er meiner (subjektiven) Meinung nach besser aufgehoben ist als im Bigband-Kontext - ich mag da vielleicht auch falsch liegen.

    Nichtsdestotrotz ist Chris Potter saxophontechnisch nicht von diesem Planeten und ist bei den Men In Black durchgerutscht :).
     
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  17. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Chris Potter hat hervorragend auf einer Pat Metheny CD gespielt, wo ich damals tatsächlich nachgeschaut hatte, wer der Saxofonist ist. Im Grunde sind fast alle Musiker in ihren eigenen Projekten "besser".

    Wayne Escoffery höre ich mir gerade erstmalig an... Danke für den Tip! Sehr schöner Sax-Sound!

    Mit Mark Turner habe ich ähnliche "Probleme". Ich vermute, dass ich ihn vor 40 Jahren großartig empfunden hätte.

    Mir ist es aber wichtig zu betonen, dass es viele lebendige tolle Saxofonisten und Saxofonistinnen gibt und man nicht nur die "Toten" ehren sollte.
     
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  18. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Das hatte ich auch schon mit Missfallen bemerkt, danke. ;) Sie stehen auch nur sehr manchmal auf meiner Playlist.

    Ich empfinde aber eine Zuspitzung dahingehend, dass essenzielle, (für mich) genre-definierende kommunikative und interaktionelle Elemente des Jazz zunehmend vernachlässigt werden. Und nicht durch Neues ersetzt werden, sondern durch Altes aus dem Bereich der E-Musik (und - leider - von der rhythmischen Intensität auch der verpoppten E-Musik der 80er und 90er).

    Es fühlt sich für mich zunehmend weniger an wie Jazz, sondern eher wie die fürchterliche Rache der europäischen akademischen Musikinstitutionen am Jazz (frei nach Ignacy Paderewski). So wenig ethnisch wie möglich ausgedrückt. Wenn du weißt was ich meine.

    Ja, vielleicht ist das eine der großen Richtungen, wo der Jazz hingeht. Öffentlich-rechtlicher Jazz sozusagen. ;)

    Keine Frage. Habe ich bisher weder physikalisch noch medizinisch aufhalten können.

    Ungewohnt ist vielleicht die Richtung meines Nörgelns, wenn man als alternder Mensch in der Musik die Rohheit, die Körperlichkeit und die Rebellion vermisst. Häufiger ist wohl andersrum.

    Dabei kann ich durchaus auch gut neuere Big Bands hören, was mich zum Teil sehr mitreißt (auch wenn ich vielleicht nicht immer alles verstehe): Bob Florence, Gordon Goodwin, Dave Holland (großartige Sachen mit CP), Snarky Puppy. Na gut, ein paar von denen sind schon eine Weile mit dabei. Aber da höre ich die nötige Prise Mingus, die mir bei dieser WDR-Performance so sehr abgeht.
     
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  19. khhs

    khhs Nicht zu schüchtern zum Reden

    Dazu passt auch, dass der Bandleader Mike Holober dem Publikum immer wieder meinte, sagen zu müssen, wie toll doch die CP-Kompositionen sind. Wahrscheinlich für den Fall, dass es jemand nicht selbst bemerkt... Diese gegenseitige Beweihräucherung auf der Bühne finde ich allgemein manchmal zu viel.
    CP ist ein super sympathischer und auch bescheidener Mensch - davon bin ich überzeugt. Leider schafft er es aber nicht, seine unfassbare Virtuosität weniger augen- bzw. ohrenfällig zu präsentieren. Seine früheren ECM-Alben und einige Sachen in Trio- oder Quartettbesetzung höre ich aber gern. Dieser superglatte Big-Band-Sound lässt mich kalt.
    Was den Saxophon-Sound angeht (Tenor und Sopran) fallen mir viele ein, die mir besser gefallen... Die müssen dann auch gar nicht sooo viele Töne spielen.
     
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  20. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich sag's mal ganz platt.

    Soweit ich da reingehört habe (das Ganze tue ich mir nicht an) finde ich es ungefähr genau so langweilig wie ein Konzert eines Sinfonieorchesters.

    Aber für diese Art Musik gibt es natürlich auch eine ganze Menge Anhänger und Fans, und somit ist letztlich alles in Ordnung.

    Und natürlich spielen die ALLE auf einem extrem hohen Niveau.

    Nur, meine Musik isses so gar nicht.

    Gruß,
    Otfried
     
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