Der Thomann-Thread

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Saxoryx, 9.Februar.2017.

  1. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Mein lokales Musikgeschäft mit angeschlossener musikschule ist nicht thomann oder einem anderen onlinehändler zum opfer gefallen, sondern hatte keinen Nachfolger. Der Besitzer ist mit anfang 60 verstorben, seine Familie wollte nicht weitermachen,...
    Es war die Chance des werkstattleiters einen kleinen laden zu öffnen, beschränkt auf gitarren und Blasinstrumente, der Rest ist vom markt. Leider auch die musikschule.
     
  2. ppue

    ppue Mod Experte

    Genau das habe ich im letzten Posting geschrieben (-:zumindest gemeint) und schön, dass wir uns da einig sind.
     
  3. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    Der Handelsverband (HDE) sieht das anders.
    Dieses Jahr werden voraussichtlich 4.500 Einzelhandelsgeschäfte schließen. Zwar schlossen im Coronajahr 2021 noch mehr als doppelt so viele Geschäfte (11.500), doch der Abwärtstrend setzt sich fort. Bundesweit gibt es noch gut 300.000 Geschäfte, das sind knapp 20 Prozent weniger als vor zehn Jahren.
     
  4. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Das sagt jetzt nur, dass die Anzahl der Geschäfte geringer wird. Es sagt nichts darüber, ob weniger gekauft wird, und warum eventuell. Und es sagt auch nichts darüber aus, ob ev an anderer Stelle andere "Geschäfte" entstehen.
     
  5. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    Es geht explizit um Einzelhandelsgeschäfte.
     
  6. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    Ich glaube, ich hab‘s inzwischen ausreichend erklärt. In meinem Post, der da gerade wieder in Ausschnitten zitiert wird, ging es nicht speziell um Einzelhandelsgeschäfte, noch nicht mal speziell um Handel oder Musikinstrumente. Es ging um eine übergeordnete gesamtwirtschaftliche Betrachtung und Unternehmen ganz allgemein, über alle Wirtschaftsbereiche. Es war eine Antwort auf die Behauptung, dass überall in der Wirtschaft Monopolisierung stattfindet, wie von @ppue beobachtet.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 4.August.2025 um 10:27 Uhr
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  7. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich meine, seit durch Online-Suchmaschienen und -preisvergleiche die vollkommene Markttransparenz erreicht wurde, ist es für das Herkömmliche sowieso die Sache des Preises. Und da können die Einzelhändler einfach nicht mithalten. Und dann kommen noch diese tolle zusätzliche Leistungen von den Grossen...
    Aber es gibt doch ein Segment, das für die Kleinen sehr attraktiv und quasi eine Retung sein sollte: die guten und weniger bekannten Marken, die hierzulande noch keinen Fuß gefasst haben. Z.B.: Ishimori Woodstone, neue Amati etz. PMS Hamburg hat z.B. eine riesige Auswahl an Mundstücken und produziert selbst welche. Plus Ankauf, Instandsetzung und Verkauf von Vintages - also Dinge, mit denen sich die Großen ungerne befassen.
    Aber irgendwie führen die meisten Kleinen in unsrer Gegend genau das, was auch die Großen führen. Und in einer sehr begrenzten Auswahl. Warum auch immer.
     
  8. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Wenn es 20 % weniger sind sagt es schon was aus.

    https://de.statista.com/outlook/emo/spielzeug-hobby/musikinstrumente/deutschland

    Die Prognose geht von einem leicht steigenden Markt aus.

    Wie sich das entwickelt entscheidet der Kunde, nicht der "böse Händler" mit Wachstum.

    Hier fiel der Name Nestlé.
    Es gibt Menschen die lösslichen Kaffee trinken. Vermutlich immer mehr, seit den 70er Jahren.
    Oder die Bohne bei E.. oder T.... kaufen.
    Manche haben keinen besonderen Anspruch, dann siegt der Preis.

    Ich hole meine Bohne bei einer Rösterei die ca. 20 Minuten röstet, statt Industrie Bohnen die in 90 Sekunden verbrannt werden.
    In meiner ländlichen Region haben einige Röster in den letzten zwanzig Jahren ein Unternehmen gegründet. Die laufen hervorragend.

    Ein neues Sax konnte ich mir ebenfalls in der Nähe kaufen. Es gibt sogar mehrere Geschäfte.
    Den Zuschlag hat ein Musikhaus erhalten mit gutem Sortiment, welches eine Werkstatt dabei hat die gute Arbeit leistet, und für eine Inspektion einen Termin anbietet der eingehalten wird.
    Z.B. 10 Uhr . Ich gehe einkaufen oder Kaffee trinken, um 12 Uhr kann ich das Instrument abholen. Muss nur einmal die 30 km fahren.
    Dieses Musikhaus hat auch einen Versandhandel.
    Familien Betrieb. Ungefähr 5 Mitarbeiter.

    Könnte auch Beispiele aus anderen Branchen nennen.
    Es geht. Was mir oft fehlt ist KVP und die Bereitschaft Reklamationen als Chance zu begreifen um sich zu verbessern.

    Grüße Gerrie
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ist Dir bewusst, dass Du mit einem iPhone einen anderen Preis angezeigt bekommst, als mit einem Samsung Galaxy?
    Dass zwischen Stuttgart und Calw als Standort des Computers bei Idealo 5% Differenz liegen können?
    Dass vor jedem Black Friday Preise strategisch angehoben werden, wenn sowieso jeder im Urlaub ist?

    Vollkommene Markttransparenz … sehr lustig!


    Nachsatz: Im Grundstudium BWL/VWL gibt es die sogenannte „Preiselastizität der Nachfrage“. Die gilt für einen vollkommen transparenten Markt mit genau einem Produkt. Dieses Konzept wird schon in der ersten Vorlesung im Hauptstudium gründlich zerpflückt…
     
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  10. bthebob

    bthebob Strebt nach Höherem

    @indieRunde
    Dieser Faden hat's geschafft.:)

    Ich alter Mann, ostdeutsch sozialisiert, aber noch nie eine Seite vom "Kapital" gelesen,
    werde nun einsteigen in die Materie.

    Mathias Greffrath hat zum 150. Jahrestag des Erscheinens dieser Schrift ein Buch geschrieben.

    Daraus liegt seit Jahren ein Ausschnitt bei mir im Bücherregal.

    Thema:
    "Wie die Marxsche Kategorie des Mehrwerts heute noch politische Brisanz
    entfalten kann"

    Bin gespannt.
    Hoffe, ich versteh's überhaupt.

    Gespannt umso mehr, weil 2017, als M. Greffrath das geschrieben hatte,
    KI noch keine Rolle spielte in Wirtschaft und Gesellschaft.

    Jedenfalls hatte sie noch nicht die Bedeutung, die sie heute hat.

    VG
    .
     
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  11. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Du
    Nein, es ist mir nicht bewusst. Ich suche tagtäglich nach den bestmöglichen Tagespreisen für Spirituosen und kann in diesem Bereich nichts dergleichen Bestätigen. Bzw. in Einzelfällen sind Deine Aussagen berechtigt, aber nur in Einzelfällen. Es werden während Sonderaktionen (Black Friday) Überbestände veräußert zu den Preisen, die weitaus unter Herstellkosten liegen, einfach um mengenabhängige Rückvergütungen zu erlangen - zum Beispiel. Und: ich brauche 2 Dutzend Clicks und eine halbe Dutzend Anrufe, um mir die Klarheit über die Tagespreise zu verschaffen. Und zwar Tag für Tag. Früher hätte ich dafür stundenlang telefonieren müssen, jetzt brauche ich dafür eine halbe Stunde, wenn es hoch kommt.
    Und: etwa 60 % Kunden stehen vor Weinregalen mit einem Handy in der Hand: ich kann ihnen nichts vormachen - entweder habe ich den bestmöglichen Preis für den Wein, oder der wird nicht gekauft.
    Und dabei ist es mir bewusst, dass ich mit meiner Preispolitik die lokalen Weinhändler plattwalze. Aber aus diesem Topf wird mein Gehalt und die von Kollegen gezahlt. Also muss ich leider Präferenzen ziehen(.
     
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  12. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Und....
    Wenn 4500 Geschäfte keinen nachfolger finden...
    Wenn 4500 Geschäfte in innenstadtlage ihre mieten nicht mehr bezahlen können...
    Wenn 4500 Geschäfte den wasserkopf oder die Auflagen nicht füttern (können oder wollen), der mit einem Geschäft verbunden ist..
    Wenn der Umsatz in den Bereichen aber konstant ist oder gar steigt, was sagt das wirtschaftlich aus? Doch nur, dass sich die Art des Handels verändert hat. Nicht, dass der Markt einbricht.
     
  13. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Ich habe mal in einem kl. Musikladen mitbekommen, das Thomann einen Musikartikel regulär (also nicht als Aktionspreis oä.) unter dem Einkaufspreis des Ladens anbot. -
    Vermutlich bekannt, aber nochmal artikuliert, Monopolisierung führt über die genannten Effekte hinaus zu höheren Stück- bzw Verkaufszahlen mit der Folge, das die Einkaufspreise für den Monopolisten sinken. Also höhere Margen durch geringere Einkaufspreise bei gleichzeitig erhöhten Verkaufszahlen.
     
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  14. Moritz.M

    Moritz.M Ist fast schon zuhause hier

    Niemand hat etwas anderes behauptet.
     
  15. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    OK, ich geb's auf. Ein falscher Begriff wird leider nicht dadurch besser, dass man ihn immer wieder verwendet. Wer tatsächlich wissen will, was ein Monopol und Monopolisierung sind, der findet hier: https://studyflix.de/wirtschaft/monopol-1490 eine auch für Nichtfachleute verständliche Erklärung. Alle Konkurrenten aufzuzählen, die Thomann immer noch hat, nachdem alle Einzelhändler vom Markt gegangen sind, spare ich mir, ich habe ja schon ein paar genannt. Mir tut es auch leid um jeden guten Laden, der zumacht. Monopol und Monopolisierung bedeuten trotzdem etwas anderes, als dass Einzelhändler zumachen, weil Onlinehändler wachsen. Und auch ein sehr großer Onlinehändler ist kein Monopolist, wenn er Wettbewerber hat. Aber natürlich ist "Monopol" ein hübsch negativ belegter Begriff, und deshalb verstehe ich den Hang, ihn gerne auch dann zu verwenden, wenn er eigentlich nicht passt.
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich bin nach Lektüre von Wikipedia nun ein Volkswirtschaftsexperte zum Thema Monopol. :D
    Ich würde sagen, dass Thomann in etlichen Bereichen die Definition des Teilmonopols, in anderen die eines Oligopols mit anderen erfüllt, aber noch nicht komplett. Die beschriebene Tatsache, dass wir bei jedem Kauf (noch) neu entscheiden können, ist der entscheidende Punkt, der Thomann davon abhält, wie ein echter Monopolist zu verlangen, was sie wollen. Das können sie nicht und ihr Marktvorteil existiert weiterhin nur durch den Preisvorteil des Kunden. Also noch nicht so ganz Monopol, aber durchaus einige Züge dessen. Was ich dagegen nicht gefunden habe, ist, dass für die Definition einer Monopolisierung auch eine erklärte Absicht zur selben vorliegen muss.
    Mir scheint die Diskussion aber vor allem politisch und von vielen Seiten ideologisch geprägt, weshalb ich empfehlen würde, sie gar nicht zu vertiefen. Stattdessen kann jeder mit seinem Geldbeutel entscheiden, wem er heute beim Einkauf mal “auf die Schulter klopfen” will.
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    @Onkel D: Dass Thomann Monopolist ist, hat auch niemand behauptet.

    Dass der Begriff "Monopol" negativ besetzt ist, erklärt sich von selber. Der Begriff "Monopolisierung" aber beschreibt doch nur den Weg, hin zu einem Monopol. Man kann es auch Wachstum nennen, aber das trifft es nicht, wenn größere Firmen kleinere schlucken oder es zu einem Absterben der kleinen kommt.

    Kann ja sein, dass du einen besseren Begriff dafür hast. Dann kannst du ihn gerne einbringen.

    Wir beschreiben doch nur die Schwierigkeit, die wir damit haben, entweder zum meist teureren Einzelhandel zu fahren, der immer seltener in der Nähe ist, oder schnell und bequem in einer Minute die Blättchen bei Thomann zu bestellen, was uns wiederum ein schlechtes Gewissen macht. Das ist doch der Grundkonflikt, den wir hier besprechen, nicht diese Wortklauberei.

    @Bereckis und @Gerrie stehen nun auf dem Standpunkt, dass wir Käufer selbst daran Schuld sind, dass die kleinen Läden sterben. Ich und andere stehen auf dem Standpunkt, dass die Zeichen der Zeit, bzw. die neuen Möglichkeiten des Onlinehandels diese Entwicklung herbeigeführt haben. Wahrscheinlich stimmt, wie so oft, beides. Ich behaupte allerdings, dass es nur ein Hinauszögern des Absterbens der kleinen Läden ist, wenn wir die weiterhin bevorzugen.

    Ich war in Duisburg noch nie in einem Musikalienhandel. Ich kenne noch nicht einmal einen, den ich aufsuchen könnte, um Blättchen zu kaufen, geschweige denn ein ganzes Saxophon.
     
  18. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . dann ersetze doch "Monopol" durch "Marktführerschaft". Es geht doch nicht um die beste und präziseste Definition in einer Vorlesung, sondern um Verständnis von und Annäherungen an wirtschaftliche Vorgänge. (Ich habe allerdings erst nach meinem post hier im Fred weitergelesen, und gesehen, das es zum Monopol schon etliche Diskussion gab. Insofern sorry.)
     
  19. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    Ja genau. Und auf diesem Weg befindet sich Thomann nicht (hin zu einem Monopol). Den passenderen Begriff nennst Du ja: Wachstum. In einem eher stagnierenden oder langsam wachsenden Marktumfeld geht jedes schnelle Wachstum einzelner auf Kosten der Marktanteile anderer. Marktwirtschaft ist eben kein Ponyschlecken. ;)
     
  20. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    Das verstehe ich nicht. Du meinst, mit falsch verwendeten Begriffen ließen sich Verständnis und Annäherung an wirtschaftliche Vorgänge fördern und wenn jemand etwas falsches schreibt, soll ich nichts dazu sagen, sondern es in meinem Kopf durch das richtige ersetzen? Ich sehe es eher so, dass gerade in Foren häufig Missverständnisse entstehen, weil Begriffe falsch verwendet werden.

    Und „Monopolisierung“ ist ja nicht irgendein Begriff, sondern ein negativ konnotierter. Ihn zu verwenden, wenn er nicht passt, ist also schon eher sprachliches Framing. Es ging also überhaupt nicht um die präziseste akademische Definition, sondern um eine (vielleicht) bewusste tendenziöse Aussage, die ich so nicht stehen lassen wollte. Nicht um Deine. Deine kam nur - offenbar versehentlich - zur falschen Zeit mit dem falschen Begriff. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 4.August.2025 um 13:07 Uhr
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