Umbruch und trotzdem Hoffnung

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von bluemike, 27.September.2015.

  1. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    ich dachte immer, Reggae wäre 'ne breite Nische ...[​IMG]
    Grüße
    Roland
     
  2. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    War das nicht schon immer so?
    unsere Großeltern haben den Jazz und den Rock n Roll doch auch als (darf man heute nicht mehr sagen)-musik bezeichnet..
    in den späten 90ern 2000er war's dann Rap und Techno
    heute fliegen die Kids auf DJ's - abwarten was da übrig bleibt...
    und auf DJ Veranstaltungen, da gibt's auch kreative Köpfe, bin ich mit 50 ein Oldie .. mich nimmt halt mein Sohn mit weil er weiß was dem Papa gefallen könnte...

    die Dinge ändern sich eben...
    wer hätte vor 20 Jahren gedacht das ein Bülent Ceylan und Konsorten ganze Hallen füllt?

    zum anderen sind die Eintrittspreise heutzutage auch kein Schnäppchen... 100 € Aufwärts für ein Konzert eines Topacts...
    da schau ich auch lieber Youtube...

    Also bei uns hier in Österreich im Süden von Wien unsere Stadt hat 25.000 Einwohner ist das Publikum je nach Veranstaltung bunt gemischt.
    beim Jazz überwiegen natürlich die Älteren, kommt aber auch auf die Veranstaltung an denn auch bei manchen Jazzkonzerten bin ich nicht da, weil ich die Musik nicht verstehe...

    das ist sicher ein endloses Thema...

    cu

    gue
     
  3. Isachar

    Isachar Guest

    Jep !
    Im Vergleich zum Jazz bestimmt !
    Also auf Dancehalls, Concerts, Dubevents usw findet sich ein größeres Publikum ein, als bei machem Jazzkonzert !
    Auch hier geht die Altersgrenze aber deutlich nach oben, man findet dort einen Haufen Altfreaks vor, aber nur wenig Jugendliche.

    Ein schlecht besuchtes Reggae-Konzert habe ich jedenfalls noch nicht erlebt. Aber ein Jazzevent mit nur drei Mann Publikum durchaus.

    Tanzbare Kiffermucke ist eben konsumfreundlicher als anspruchsvoller Jazz.
    Nix gegen Kiffermucke, ich spiele ja selbst in einer Dubband, aber wenn ich selbst mal auf ein Concert gehe, darf es auch gerne mal etwas Anspruchsvolleres sein und dafür zahle ich dann auch gerne mal ordentlich Eintritt !

    Gruß

    Isachar
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Danke für die Links, tmb!

    Habe da eben mal drübergeschaut und sehe, dass die beiden Läden vieles richtig machen (abgesehen davon, dass sie sich eben im dicht besiedelten, großstädtischen Herzen Nordrhein-Westfalens befinden und nicht im relativ dünn besiedelten, ländlichen Nordosten Baden-Württembergs):

    - nicht ausschließlich "reiner" Jazz, sondern auch mal mit Kleinkunst o. ä. aufgelockert, so bekommt man ein heterogeneres Publikum;
    - große Namen neben eher unbekannteren Bands verschaffen letzteren mehr Aufmerksamkeit;
    - moderate Eintrittspreise sind auch für jüngere Besucher attraktiv.

    Dass es bei uns weniger jüngere Zuschauer gibt, mag auch daran liegen, dass wir eine gewaltige Delle in der Altersgruppe 20-30 haben, denn da gehen die jungen Leute zum Studieren o. ä. fort und kommen höchstens später mit Kind und Kegel zum Wohnen und Arbeiten wieder zurück (so hat es ja meine Frau auch gemacht, die ich nach ihrem Musikstudium in der "Metropolregion Rhein-Neckar" kennen gelernt habe).
    Und mit Familie geht man erfahrungsgemäß seltener auf Konzerte usw. - bis mit 50 dann alle Kids groß und/oder fort sind und man wieder mehr Zeit für sich selbst hat... ;)

    In Heilbronn, der uns nächstgelegenen größeren Stadt, sieht es allerdings von der Besucherstruktur her ähnlich aus wie bei uns; da wird von Veranstaltern auf das verschulte Hochschulstudium geschimpft, das den Studierenden heutzutage weniger Muße fürs abendliche Ausgehen lasse. :roll:

    Hallo Ralf,

    irgendwie haben Du und @guemat natürlich Recht: wenn ich so zurückdenke, dann gab es gerade bei Jazz meistens im Publikum mehr ältere als junge Leute.
    Vielleicht muss man ja auch erst ein gewisses Lebensalter erreichen, um komplexere Musik sowie Live-Konzerte wertzuschätzen?

    So gesehen darf ich mich wohl freuen, dass meine Generation jetzt diese "Konzert-Reife" erreicht - denn wir sind die Baby-Boomer, von uns gab es schon immer am meisten, also werden künftig genügend Zuhörer zur Verfügung stehen! :-D

    Hallo Isachar,

    dass Jazz ruhig auch mal "tanzbarer" sein darf, bekommen immer mehr Jazz-Veranstalter mit, auch im von tmb verlinkten Programm der Düsseldorfer "Jazz-Schmiede" findet sich ein "Swing-Tanzabend"; bei so etwas spielt meine Big-Band öfter (zuletzt sehr erfolgreich im Juni für die "Jazz-Initiative Schwetzingen"), da steckt tatsächlich viel Potenzial!

    Und a propos Swing: Der war in den dreißiger Jahren auch schon "Kiffermucke" - ich kenne einen legendären Bericht, wo jemand damals heimlich den Auftritten von Count Basie & his Orchestra (natürlich bei Tanzveranstaltungen) auf einer Empore über dem Bandstand lauschte und von den "Abgasen" der Musiker-Rauchwaren, die zu ihm hochstiegen, ganz "high" wurde... :wacky:

    Na gut, in meiner Big-Band gab es auch in den 90ern kaum einen Auftritt, wo nicht vorher der Joint herumging, aber diese Zeiten sind längst vorbei, inzwischen haben wir nur noch seriöse Mitspieler. :cool:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.September.2015
  5. flar

    flar Guest

    Moin, moin nochmal

    Eigentlich eine sehr interessante Aussage, lag doch der Reiz des Nachkriegsjazz in Deutschland (Europa) wenn man den Aussagen vieler Beteiligter glaubt, aber auch in dem was z:B. Rick aus späteren Jahren hier von seinem Weg zum Jazz erzählt hat, darin sich von anderen abzusetzen, etwas zu machen was keiner hören will.
    Demnach wäre die jetzige Situation eigentlich die richtige Ausgangslage dem Jazz wieder Publikum zuzuführen!
    Und das ist evtl treuer als die "Fans" die auf jeden Popzug hüpfen und alle zehn Jahre bei einem runden Geburtstag die alten Sachen wieder hören aber ansonsten etwas ganz anders, poppigeres konsomieren.
    Ich bin kein Jazzfan, aber mit dem was ich so höre muß ich auch immer ein bißchen auf der Lauer liegen um mal ein gutes Konzert zu erwischen, darum maße ich mir mal an die oben gemachte Aussage machen zu dürfen.
    Eine Garantie gibt es für so etwas natürlich nicht, aber ich habe auch noch keinen Rockabilly oder Punkfan nach Subventionen rufen hören und die kriegen auch immer wieder die Kurve.
    Zwischenruf: "Das ist ja auch keine Kunst!"
    Mag sein, aber auch Musik die es eigentlich nicht mehr gibt und in der auch wenig wirklich Neues passiert. Das Stört aber keinen und wenn es keine Auftrittsorte gibt werden eben welche geschaffen.
    Zwischenruf: "Aber die müßen auch nicht davon leben!"
    Nee die meisten nicht. Aber es würden wohl schon gerne die meisten, nur wenn es nicht geht muß die Kirche eben im Dorf bleiben, die Musik geht deshalb nicht unter,
    darauf wird nach Feierabend schon aufgepaßt! Auch ohne Geschenke der Allgemeinheit, oder vielleicht gerade deswegen, weil man nicht drauf angewiesen ist etwas aus dem Fördertopf abzukriegen und sich in irgend eine Richtung verneigen muß!

    Ich möchte damit niemanden direkt provozieren oder vor den Kopf stoßen, schon gar nicht diejenigen die probieren vom Jazz zu leben (meine Hochachtung), das geschriebene soll eher zum Nachdenken anregen, die Jazzer stehen nämlich glaube ich gar nicht so alleine da mit der schwierigen Publikuns- und Auftrittssituation wie sie immer glauben!

    Viele Grüße Ralf
     
  6. Rick

    Rick Experte

    Moin Flar!

    Was keiner hören will? Sollte ich das wirklich mal ausgesagt haben?
    Mir war eigentlich immer wichtig, ein Publikum zu erreichen, ich habe mich da sogar eher als "Missionar" gesehen, schon als Jugendlicher versucht, meinen Mitschülern den Jazz näher zu bringen.
    Irgendwie war ich einfach ein Typ, der sich automatisch von anderen unterschieden hat, mir haben Rock, Pop und Co. nicht so gefallen. Das war keine Absicht, ergab sich eben.

    Da bin ich bei Dir!
    Ich finde ja, dass es unheimlich tollen, interessanten, innovativen Jazz gibt, dieser jedoch oft unterrepräsentiert bis öffentlich ignoriert bleibt.
    Deshalb bemühe ich mich auch in unserem Jazzclub um ein möglichst abwechslungsreiches Programm, in dem gerade kein 08/15-Modern-Mainstream geboten wird, sondern eher ungewöhnlichere Darbietungen Raum finden.

    Das mag daran liegen, dass Jazz eben kein "Stil" ist, sondern meiner Ansicht nach eher eine "Musizier-Philosophie". Diese erschien in den 1960ern einigen Leuten als wichtig und förderungswürdig - mit der Jazz-Subventionierung wollte man ja nicht erreichen, dass überall Dixieland gehört wird (= Stil), sondern man wollte die Ohren der Mitbürger für das Unerwartete, Überraschende, Spontane öffnen.
    Mit Verlaub: Bei Rockabilly und Punk kann es auch mal etwas Ungewöhnliches geben, doch in der Regel leben diese Musik-Stile gerade davon, dass bestimmte Hörerwartungen erfüllt werden.

    Gibt es im Jazz natürlich auch, aber das ist beispielsweise für mich eher abschreckend. Ich habe natürlich als Profi gelernt, mit Klischees zu spielen, diese bei Bedarf abrufen zu können, doch immer, wenn ich das mache, fühle ich mich unwohl.
    Vielleicht wie ein Sternekoch, der nun bitte streng nach vorgegebenen Komponenten einen Big-Mäc zubereiten soll: Man kann es machen, aber es ist völlig unbefriedigend...
    (Nein, ich bin natürlich NICHT arrogant und eingebildet und von meiner Großartigkeit überzeugt!) :D

    Das sehe ich ebenso. Die gesamte Live-Musik-Szene ist am Untergehen, nicht nur der Jazz, zumindest hier im ländlichen Raum gibt es immer weniger Auftrittsmöglichkeiten.
    So kann keine lebendige Musiker-Szene bestehen oder gar neu erstehen...


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Saxophonia gefällt das.
  7. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    @flar

    Sehr richtig Ralf! Wieviele Maler, Bildhauer oder Schauspieler haben wir denn, die von ihrer Profession auskömmlich leben können. Sich gibt es Unterschiede im Vergleich mit "gewöhnlichen" Berufen ist das Geld verdienen im Bereich schon immer ungleich schwerer gewesen.....

    In einigen Bereichen gibt es auch Großverdiener, das ist aber nur eine verschwindend kleine Gruppe.

    Auch im Sport ist es nicht viel anders. Da verzerrt das Bild der Bundesligamillionäre auch den Blick auf die Realität.

    Schon ein Hanballer hat es schwer auskömmlich von seinem Sport zu leben.....frag mal einen Speerwerfer!

    Selbst in der Weltspitze!.....Und um da mitzumischen ist das auch ein "Fulltime Job"....

    CzG

    Dreas
     
  8. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Nicht nur im ländlichen Raum, hier in London ist die Negativ-Entwicklung geradezu erschreckend:

    http://www.theguardian.com/cities/2015/sep/09/the-slow-death-of-music-venues-in-cities
    Zitat:
    "Each city is unique, but while London’s music scene is partly regrouping away from the centre – Hackney thriving while Soho fades – the headline figure is one of decline. Of the 430 music venues that traded in London between 2007 and 2015, only 245 are still open, according to the trust. National figures are currently unknown, but Davyd says he’s been contacted by more than 60 troubled venues in the last year."

    Lg Juju
     
  9. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Schöner Smiley :)
     
  10. noodles

    noodles Ist fast schon zuhause hier

    Mir fällt gerade auf, dass ich außer zu meinen eigenen Gigs sonst auch zu keinen Konzerten gehe.
    Die "20 min Solos" die zum Teil im Jazz im Affentempo heruntergebetet werden, können sogar einem Musiker manchmal ganz schön zusetzen. Was soll da erst einer denken, der mit Musik nicht so viel am Hut hat.
    Vielleicht muss der Jazz aber auch noch abgefahrener werden, damit es die Leute nur noch besoffen aushalten, dann verdient wenigstens der Kneipenbetreiber.

    Auf jeden Fall gibt es aber Wege aus dem Dilemma. Wenn es die nicht mehr gibt, stirbt eine Kulturströmung und macht Platz für etwas neues. Zum Beispiel für eine "Zweit-X-Box" für die Küche oder einen "Dritt-Social-Media-Account" für die Daumenbewegung zwischendurch. Oder man beschäftigt sich als heranwachsender Mensch einfach nur mit Betriebswirtschaftslehre, Bankenwesen und Wahrscheinlichkeitsrechnung, damit die eigene Verblödung etwas schneller vorankommt.
    Kreativität lehren? Das ist doch was für Randgruppen aber doch nicht für den lifestyle-geprägten Menschen von heute.

    Jazz? Wer braucht denn Jazz...
     
  11. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Das stimmt so nur halb, würde ich sagen. Ich habe den Jazz anfang der 60er jahre kennengelernt, und damals gab es eine ganze Szene - wie später vielleicht die Punk-Szene -, für die Jazz ein Lebensgefühl ausdrückte. Dazu gehörte, die französischen Existenzialisten zu lesen, gegen die Spießermoral der Eltern zu sein, gegen Rassismus, gegen Nationalismus usw.. Klar, die Eltern wollten den Jazz nicht hören, das war für viele "Negermusik", wie schon die Nazis gesagt hatten. Ich hörte das auch von Musiklehrern am Gymnasium. Es wäre auch z. B. undenkbar gewesen, dass ein Mädchen aus "gutem Haus" mit Zustimmung der Eltern Saxophon hätte lernen dürfen, um Jazz zu spielen. Ein solcher Wunsch wäre ungefähr so aufgenommen worden, wie wenn sie gesagt hätte, sie wolle ihren Lebensunterhalt im Puff verdienen.

    Der Jazz war in der Szene allerdings eher Beiwerk. Trotzdem hat es dazu geführt, dass viele neben dem allgegenwärtigen Dixieland die aktuelle Jazzszene entdeckt haben. (Es war, nebenbei gesagt, für mich auch die interessanteste und produktivste Periode im Jazz.)

    Was Konzerte und Auftrittsmöglichkeiten betrifft, waren die Zeiten definitiv nicht besser als heute. Ich finde auch den aktuellen Pessimismus nicht ganz angebracht. Denn es gab keine Veranstaltungen, die nur annähernd soviel Publikum angezogen haben wie z. B. Enjoy Jazz hier im Rhein-Neckar Dreieck. Die Berliner Jazztage waren die große Ausnahme.

    LG Helmut
     
    Gelöschtes Mitglied 5328 und Rick gefällt das.
  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Helmut!

    Als ich in den 1980ern nach Heidelberg kam, gab es dort noch SEHR viele Läden, wo Live-Musik (auch Jazz) geboten wurde. Gut, meistens für kein großes Geld, aber immerhin bekam man noch Gagen und musste nicht nur den Eintritt kassieren!

    Spontan fallen mir diese Altstadt-Lokale ein, wo wir damals öfter aufgetreten sind:
    Zum kleinen Mohren, Doktor Flotte, Café Journal, Bistro Le Palme, Bistro an der alten Brücke, Disco "Tangente", Maikäfer, Schnookeloch, außerdem der "Kyffhäuser" in Neuenheim, das "Litfass" in Rohrbach, natürlich der Goldene Löwe in Rohrbach, und, und und...

    Und heute? In wie vielen Kneipen wird noch regelmäßig oder zumindest gelegentlich Live-Musik geboten?

    Die Kneipen damals waren immer voll, und getrunken wurde auch ordentlich - aber natürlich gab es keine großen Publikumsmassen, außer vielleicht bei "Heidelberg jazzt" und "Neuenheim swingt".
    Hingegen mag bei "Enjoy Jazz" die Gesamtbilanz erfreuen, doch im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe habe ich auch schon mal vor ein paar Jahren mit dem Allen-Blairman-Trio in Ludwigshafen vor nur fünf Besuchern gespielt - da sind im "Jazzhaus" aber schon deutlich mehr Gäste gewesen!

    Und "Enjoy Jazz" ist eigentlich genau das, was der Szene nicht hilft, sondern diese eher erstickt:
    Große subventionierte Veranstaltung mit "Event-Charakter", super beworben, doch die Publikumsmagneten sind die bekannten Namen, die Musiker vor Ort dürfen quasi "alibi-mäßig" mitmachen. Und wenn man unter dem Jahr nach Subventionen fragt, heißt es: Wieso denn, schließlich gibt es doch "Enjoy Jazz", dafür geht leider das meiste Geld drauf...


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  13. KUS

    KUS Ist fast schon zuhause hier

    ... dies gilt aber im Gründe für alle Berufe. Selbstverwirklichung steht nunmal nicht im Zentrum des Broterwerbs sondern ergebnisorientiertes Handeln. Je besser man jedoch in seinem Beruf ist, je mehr Freiräume hat man, auch einmal etwas Außergewöhnliches zu machen. Man muss nur darauf achten, nicht die Balance zwischen Butterbrot und Haute Cuisine aus den Augen zu verlieren.

    LG Kai
     
  14. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Ich finde grade in den letzten Jahren hat Jazz auch in der populären Musik Erfolge...ja, eher "Mainstream Jazz" oder "Pop Jazz"...

    Robbie Williams mit seinen Swing Alben....Lady Gaga mit Tony Bennett...Adele...Amy Winehouse....Annie Lennox...

    Jetzt alles keine "Chartbreaker" aber doch für Jazzverhältnisse eine sehr beachtliche Distribution...

    Oder auch Diana Krall....Konzertkarten für 95,-€ (!)...die hat ihr Publikum (Konzertkarten für ihr Konzert nächsten Sonntag in Düsseldorf habe ich von meiner Liebsten zum Geburtstag bekommen....:D:D:D)

    Oder auch ganz bescheiden auf der unteren Kreisliga...unsere Gigs von PISA bei unserem Italiener hier auf'm Land haben ihm beidesmal ein volles Haus beschert...;)...die Leute hatten einfach Spass an der Livemusik...:)

    CzG

    Dreas
     
  15. rbur

    rbur Mod

    Die Erfolge von Robbie Williams nützen der kleinen lokalen Jazzband wenig, wenn sie nicht mal 5 Euro pro Zuhörer im Hut hat.
     
    Rick gefällt das.
  16. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    das kannte ich aus anderen Städten nicht so. In München gab es in 60er/70er-Jahren nur das Domicile, später noch die Unterfahrt. In Mannheim, wo ich in den 80ern und 90ern wohnte, sah es ganz mau aus. Ich erinnere mich nur an eine Kneipe im Jungbusch (den Namen weiß ich nicht mehr). Da war Heidelberg anscheinend in einer viel besseren Situation

    Im aktuellen Programm von Enjoy Jazz sind mindesten sechs Veranstaltungen mit Musikern aus der engeren und weiteren Region. Soweit ich mich erinnere, sind das mehr als in den Jahren vorher, kann mich aber täuschen. Neben den großen Magneten Shepp, Redman, Konitz und anderen gibt es eine ganze Reihe Künstler, die zwar nicht aus der Region kommen, aber eher unbekannt sind.

    Noch ein Nachtrag zur Situation in den 60er Jahren. Damals gab es in der ganzen BRD nicht mehr herausragende Jazzmusiker als heute allein hier im Rhein-Neckar-Raum.

    LG Helmut
     
  17. flar

    flar Guest

    Moin, moin Rick

    Nicht wörtlich, ich habe es vielleicht sehr allgemein geschrieben, aber im Prinzip war das gemeint...

    Da steckt ein starker Wille mit drin etwas durchzusetzen und bekannt zu machen was eben nicht jeder hört das habe ich bei Dir genauso raus gehört wie in vielen Aussagen der frühen deutschen Nachkriegsjazzer.

    Mit ebensolchen Verherbstlichwerdendemgrünzeug beim Swing, Dixieland, Bebop, Modern Jazz, Jazz Rock (von mir aus auch Rock Jazz oder Fusion) usw. gibt es auch mal etwas ungewöhnliches, doch in der Regel leben auch diese Musik-Style davon das bestimmte Hörerwartungen erfüllt werden, oder nicht?
    Und da nehme ich insbesondere die Freejazzer nicht aus, wer da versehentlich eine zu große Struktur offenbart hat die Hörereerwartungen garantiert nicht erfüllt!
    Und irgendwelche im Goßen und Ganzen interessanten Mischungen, z.B. Latin Jazz, Balkan Swing oder ähnliches gibt es auch überall, Ska Punk, Psychobilly usw.
    An "DIE" Regeln müssen sich alle innerhalb dieser Sparten alle halten wenn sie überhaupt jemanden erreichen wollen.
    Oder eben neue aufstellen, gibt es schon Cyber Jazz? Und sich in diesem Rahmen ein Publikum suchen.
    Solistisch kann man sich im Jazz bestimmt erheblich freier bewegen, aber das Dixieland Solo in der Bebop Combo wird bestimmt nicht der Renner, genauso wenig wie umgekehrt!

    Ich bewundere ja sehr was Joshua Redman so macht, er ist für meinen Geschmack stylistisch, aber auch in den verschieden Kombinationen seiner Mitmusiker sehr breit aufgestellt, äußerst kreativ und fraglos ein super Saxophonist! Aber etwas wirklich weltbewegend Neues macht er nicht!
    Mir fällt auch kein anderer ein der im Jazz seit etwa 20 bis 30 Jahren etwas wirklich veränderndes, völlig anderes gemacht hat, mit Ausnahme vielleicht einer der oben beschrieben "Stylmischungen" die aber bestehendes eigenlich nur verbinden. Den Jazz Rock in seiner Frühphase möchte ich da ganz bewußt ausklammern!
    Was ich meine ist, zeigt mir das "Kind of blue" von 1990 oder das "Bitches Brew" von 2010! Nicht wegen der Verkaufszahlen, sondern wegen der Veränderungen die darauf hören sind!

    Das hättest Du nicht zu schreiben brauchen, wer arrogant und eingebildet ist würde gewiße Beiträge gar nicht oder nur mit äußerster (lesbarer) Wut beantworten!

    Viele Grüße Ralf
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29.September.2015
  18. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Also wenn ich diese Artikel lese bin ich immer etwas zwiegespalten. Zum ein sehe ich Initiativen wie die JIG in Soest und deren Aktionen und Einsatz.
    Denk ich da an Lippstadt in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht....
    und bin froh das Soest ned so weit ist.
    Aber auch das Jammern das niemand mehr Jazz in seinen Veranstaltungsorten auführen lassen will...
    Diese Menschen leben davon. Und die Welt ändert sich.
    Ich denk die Kunst ist zubewahren ohne zu erstaren. Wandeln und sich entwickeln, das gilt für alle Musikrichtungen...
    Es wird also immer etwas wie Jazz ( wo beginnt er wo hört er auf? ) geben ....
    Und wer ihn hören will wird auch seine Wege finden ....
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Das war wahrscheinlich der "Jazzport 84" von Joe Schwarz - ein cooler Club, bloß hat sich da leider kaum ein Besucher hin verirrt.
    Ich war da manchmal zu Jam-Sessions, habe den viel zu früh verstorbenen Saxer Michael Stadtmüller kennen gelernt, außerdem Thomas Reiter und den genialen Pianisten/Arrangeur Jake Jakobson, der u. a. für die Zirkus-Roncalli-Band arrangierte. So etwas nenne ich SZENE!! :)

    In Mannheim haben wir um 1990 herum öfter im "Milljöö" gespielt, die haben uns da auch richtig schräg jazzen lassen UND anständig bezahlt - das gab's in Heidelberg zu der Zeit außerhalb vom Jazzclub e. V. sonst nur noch im "Hookemann"!
    Und dann war da noch das Lokal gegenüber der Alten Feuerwache, nein, nicht das Capitol, sondern klein und fein, mit einem arabischen Besitzer, da gab's sonntags Vormittags-Jazz, auch nett.

    Hach, da wird man richtig nostalgisch.
    Aber HEUTE? Nichts mehr übrig, nichts mehr los, warum auch immer... :-(

    Mag ja alles sein, schön und gut, aber das ganze Ding bedeutet trotzdem pro Musiker nur EINEN Auftritt im Jahr. So etwas nützt der Live-Musik-Szene nicht, sondern ist nur Konkurrenz für die kleinen Veranstalter, die da nicht mithalten können.
    Und das Publikum spart lieber auf Joshua Redman (oder eben AC/DC) beim Festival, verzichtet dafür eben auf die sonstigen kleineren Konzertbesuche...


    Schönen Gruß,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.September.2015
  20. Rick

    Rick Experte

    Hallo Helmut,

    nachdem ich mich an meiner Rhein-Neckar-Nostalgie abgearbeitet habe, möchte ich auf Deine obige Schilderung zurück kommen, denn Du hast ja völlig Recht:
    Jazz im Besonderen und Live-Musik im Allgemeinen steht ja auch für eine ganz bestimmtes Lebensgefühl, für Lokale mit Atmosphäre, und NATÜRLICH spielt diese eine wichtigere Rolle als die gespielten Nummern oder gar das halbstündige Sax-Solo.
    Oder um es mal anders zu sagen: Das Geile ist doch, dass da Musik um ihrer selbst Willen gemacht wird, gerade NICHT, um dem Publikum das zu geben, was es schon immer hören wollte, sondern um es herauszufordern.
    Dass da eben halbstündige Solos überhaupt MÖGLICH sind, dass man sich live aus der Diktatur der 2:30-Zeitvorgabe von Single-Schallplatte und Radio befreien kann!

    Dieses Lebensgefühl von Individualismus, Nonkonformismus, Toleranz und Freiheit wird für mich durch Jazz in Kneipen spürbar.
    Große Bühnen haben das nicht, geben das nicht her.

    In der Kneipe steht auch mal jemand mit dem Rücken zur Band, unterhält sich, trinkt etwas, steht auf und geht raus - oder kommt später rein, sucht sich einen Platz an einem Tisch.
    Ich kann den Leuten in die Gesichter schauen, kann sogar während eines längeren Schlagzeug-Solos von der Bühne runter und einem alten Freund die Hand schütteln, in der Pause mit Gästen an der Bar plaudern.
    DAS brauche ich, das ist für mich echte Live-Musik, eben KEINE durchgestylte Show, keine unnahbare Künstlergarderobe, womöglich noch von Security-Leuten abgeschirmt.

    Aber genau dieses Live-Erlebnis geht bei uns allmählich verloren, und das finde ich schade. Damit stirbt nicht nur eine Kulturform, sondern eben auch ein bestimmtes Lebensgefühl.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
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