Syos Mundstücke: Eure aktuellen Wahrnehmungen/Erfahrungen

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von altblase, 15.August.2025.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Vor 20 Jahren hätte Theo es uns anhand der Charaktere unterschiedlicher indischer Gottheiten erklärt … :D

    Ehrlicherweise gehe ich bei manchen unterschiedlichen Materialien (z.B. Hartgummi vs. Messing* vs. Silber) noch ein Stück weit mit.
    Bei der Oberflächenveredelung wird es mir dann aber schon ein bisschen sehr esoterisch bzw. die Unterschiede so marginal, dass man schon wirklich daran glauben muss.**


    * Alleine der Begriff Messing (Brass) und die Abgrenzung zu Bronze sind irreführend. Über welche genaue Legierung reden wir denn und wo ist der signifikante Klangunterschied zwischen einem Teil, das gerade noch Messing und einem, das gerade mal so Bronze ist? Am Ende ist es vor allem der Kupferanteil, der den Gamut zwischen kaugummizähem Gelbmessing und spröder Skulpturenbronze aufzieht. Plus Zink, Zinn, Nickel usw.

    ** Der Saxophonkorpus hat eine wesentlich größere Oberfläche und eine dramatisch geringere Wandstärke, wird also um Zehnerpotenzen stärker zum Schwingen angeregt. Da wäre die alte Diskussion um Lack (und wenn ja, welcher) oder nicht vs. Silberschicht (und wenn ja, wie stark) physikalisch viel sinnvoller, als bei einem Mundstück, das zusätzlich noch durch die Blattschraube (und deren Oberfläche in Roségold) bedämpft wird…
     
    altoSaxo gefällt das.
  2. Cazzani

    Cazzani Ist fast schon zuhause hier

    Syos schreibt: "The paper makes it clear that hard rubber was chosen primarily for practical reasons, not for any supposed "resonant" properties."

    Rose schreibt dazu (S. 268): "While these shifts in materials improved the stability and durability of the mouthpieces and also enhanced manufacturing efficiency, they probably had little effect on the sound of the instrument. Although the issue has remained controversial, many saxophone players, fabricators and scholars believe that the internal shape of the mouthpiece has a far greater influence on the instrument’s timbre than do the materials of which it is composed." Das klingt etwas weniger absolut, ist aber wahrscheinlich die Stelle, auf die sich Syos bezieht.
     
    Silver gefällt das.
  3. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich könnte mir vorstellen, dass das Gewicht einen leichten Einfluss hat. Für ein besonderes Schwingungsverhalten sind Mundstücke schon arg solide. Aber für mich ist da vor allem die Haptik im Mund entscheidend.
     
  4. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Immerhin steht das schwingende Blättchen unmittelbar in Kontakt mit dem Mundstück, während zwischen Mundstück und S-Bogen eine dämpfende Korkschicht steckt.

    Inwieweit Schwingungen vom Blättchen unmittelbar auf das Mundstück übertragen werden und inwieweit das Mundstück eine Dämpfung der Schwingung des Blättchen bewirkt und ob oder inwieweit das den Klang beeinflusst, frage ich mich gerade. Denn am Ende geht es ja um die schwingende Luftsäule.

    Die Ligatur spielt dann eine weitere Rolle, die durch schwingungsbeeinflussende Parameter wie materialabhängige Masse und Form sowie die Kontaktflächen einerseits auf den Kontakt zwischen Blättchen und Mundstück Einfluss nimmt und andererseits mehr oder weniger dämpfend auf Schwingungen vom Blättchen und Resonanz des MPC wirkt oder einfach in Resonanz mitschwingt. Aber wie stark der Einfluss von MPC-Material im Verhältnis zu anderen Komponenten und deren Material ist, ist ja gerade nicht die Frage und kann weiteren Diskussionen als Grundlage dienen. Hier geht es ja um Mundstückmaterial.

    Ich stelle mir gerade vor, wie @altblase mehrere Theo Wanne Modelle in den beiden geometrisch identischen Varianten Metall und Kautschuk bestellt und von seinen Erkenntnissen berichtet, die er idealerweise bei einem (Doppel-)Blindversuch - er spielt blind, er und ein Zweiter hören blind und ein Dritter muss die MPCs wechseln - gewonnen haben wird. :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.August.2025 um 12:48 Uhr
  5. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    @Silver : Ich bin gerade, wie gesagt, im Urlaub und habe daher keine Lust, in die Normendatenbank zu schauen, aber wenn ich mich recht erinnere, ist die Abgrenzung zwischen Messing und Bronze recht klar über das zweite Hauptlegierungselement geregelt: ist es Zink (und ist es über 5%), ist es Messing. Ist es Zinn, ist es Bronze. Ist es etwas anderes, z. B. Aluminium, spricht man auch schonmal von Aluminiumbronze.
    Nichtsdestotrotz bin ich bei Dir, dass die Klangunterschiede bei Mundstücken zwischen Bronze und Messing wohl eher vom menschlichen Ohr nicht zu erkennen sind.
     
    Joachim 1967, Silver und giuseppe gefällt das.
  6. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Da fällt mir ein, dass z. B. Stahl ein im physikalischen Sinne sehr elastisches Material ist. Die Elastizität könnte doch eine Rolle spielen, wenn das Blättchen gegen die Rails gedrückt wird und aus der Endposition zurückschwingt. Ein weniger elastisches Material absorbiert mehr Schwingungsenergie des Blättchens.
     
  7. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Ich gehe davon aus, dass die Härte-Unterschiede zwischen schwingendem Blatt und Mundstückmaterial in der Regel Songschreiber sind, dass elastische Verformung des Mundstücks eher vernachlässigbar ist. Bei Stahl ganz besonders, aber selbst bei Kautschuk.
    Obs auch stimmt? Keine Ahnung.
     
    altoSaxo gefällt das.
  8. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Mir persönlich ist es egal, welche (pseudo-) wissenschaftlichen Argumente jetzt hier gewälzt werden. (Nicht bös gemeint!)
    Fakt für mich sind meine eigenen Erfahrungen, dass mir bei meinen Syos Mundstücken immer etwas im Sound/ Gefühl fehlte. Ich habe nie die konkreten Worte dafür gefunden, aber @altblase hat es für mich passend ausgedrückt:

    „Alles in allem ein gut gehendes Mundstück. Für mich persönlich fehlte es an Tonkern und Wärme wie ich es vom Selmer gewohnt bin.“

    Wobei ich persönlich noch Link, Vandoren, BSS und Guardala ergänzen kann. Viele unterschiedliche Materialien, die aber allesamt das hatten, was mir an den Syos auf längere Sicht fehlte. Ersteindruck Syos immer hui, dann die Ernüchterung…
     
    Sax a`la carte, altblase und Onkel D gefällt das.
  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin nicht im Urlaub, habe aber ebenfalls keine Lust auf Normendatenbanken und Diskussionen über Werkstoffe, die den zentralen Gehalt einer Aussage in einem Forum für Musiker und ihre Instrumente nicht das kleinste Bisschen verändern würden.

    Sogar dann, wenn die Formulierung der betreffenden Fußnote den Ansprüchen eines Ingenieurs nicht genügt. ;)
     
    Onkel D, ilikebrecker und cwegy gefällt das.
  10. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    Naja, es geht halt immer um die Frage, wieviel der anregenden bzw. stehenden Schwingung in welchem Frequenzbereich reflektiert bzw. absorbiert wird und was die Eigenfrequenzen/Resonanzen so machen. Resonanz eher ideal-elastisch, Reflektion und Absorption hängen eher vom dissipativen Anteil ab.

    Einleuchtend scheint mir, dass die Eigenfrequenzen von Metallmundstücken eher im hohen Bereich liegen und die von Kautschuk deutlich niedriger. Der Reflektionsanteil wird bei Metall höher und der Absorptionsanteil niedriger als bei Kautschuk liegen.

    Aber da ich von der dann folgenden Akustik auch keine Ahnung habe, kann ich hier auch nicht tiefer einsteigen.
     
    giuseppe und altoSaxo gefällt das.
  11. rumigdirk

    rumigdirk Schaut öfter mal vorbei

    Ich habe ja ein Weilchen gebraucht, um zu registrieren, dass "Tonkern" keine Abwandlung von Honken ist, oder sonst eine saftige Spielweise bezeichnet. "hey, Leadalto, kannst Du bitte ab Takt 9 etwas weniger tonkern?"
    Und etwas weniger off: Am eigenen Mund habe ich gestern zu spüren bekommen, dass manchmal einfach die äusseren Bedingungen die eigentlich favorisierten Charakteristika von Mundstücken übertrumpfen. Beim Freilichtmusical in Schwäbisch Hall wollte ich gestern begeistert mein neues Metallmundstück einweihen und hab dann wegen der Temperaturen doch wieder mein bewährtes Kautschuk MPC verwendet. Das Metall hat die Kälte echt unangenehm schnell angenommen.
     
    giuseppe gefällt das.
  12. Onkel D

    Onkel D Ist fast schon zuhause hier

    Absolut d'accord. Ich fand's nur in einem Saxophonforum trotzdem wichtig, dass der Unterschied zwischen Bronze und Messing korrekt dargestellt ist. Sind ja beides relevante Materialien für unser gemeinsames Interessensgebiet.
     
    cwegy gefällt das.
  13. Cazzani

    Cazzani Ist fast schon zuhause hier

    Interessante Idee - ich habe es ausprobiert, indem ich an mein STM vom Bari-Sax an verschiedenen Stellen geklopft habe wie an eine Glocke.

    An der Spitze entsteht tatsächlich ein identifizierbarer Ton, ungefähr ein dreigestrichenes A. Wenn das wirksam wäre - wenn dieses klingende A beim Spielen in Resonanz geht, müssten die A-Obertöne wohl verstärkt werden. Das höre ich aber beim Blasen nicht.

    Wahrscheinlich auch, weil es weiter unten am Saxophon jede Menge Material gibt, dass sehr viel leichter und wirksamer zur Resonanz anzuregen ist als das schwere und starre Mundstück.

    Eigenfrequenz Jody Jazz HR Bariton-MS: Zweigestrichenes H. Das wird sich sofort ändern, wenn der aufgeklebte Gummiflecken leichter oder schwerer ist. Also - ich glaube nicht an einen nennenswerten Einfluss des Mundstück-Materials.
     
    Zuletzt bearbeitet: 23.August.2025 um 14:41 Uhr
    bluemike, giuseppe und Onkel D gefällt das.
  14. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Für später: das Zahnmaterial (natürlich, Keramik, Gold, Amalgam, etc.) der Schneidezähne stand noch nicht zur Diskussion. ;)
     
  15. Cazzani

    Cazzani Ist fast schon zuhause hier

    @altblase Zu Deiner Ausgangsfrage nach Erfahrungen mit Syos: Ich hatte gerade ein Erlebnis beim Üben für ein Bigband-Stück, wo ich auf dem Bariton dauernd im Pianissimo auf dem tiefen Bb zu tun habe. Nicht ganz einfach für mich, das in gleichbleibender Qualität jedesmal präzis, unauffällig und weich hinzukriegen. Zwei Möglichkeiten sind mir eingefallen: Entweder noch drei Jahre üben, bis es leicht geht. Oder das Syos Smokey draufschnallen, dann geht es gleich. Damit lief es jetzt deutlich besser als mit Jody Jazz custom dark, Meyer oder Yamaha (bei gleicher Bahnöffnung). Mindestens in den nächsten Wochen werde ich mich deshalb wieder auf die sehr leichte Ansprache der tiefen Töne beim Syos zurückziehen.
     
    altblase, ilikebrecker, Jaysax und 2 anderen gefällt das.
  16. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Ich freue mich mit Dir, führe das aber auf ein günstigeres MPC/Blattverhältnis zurück.
    Bzw. ist die leichte Ansprache im tiefen Register mit beträchtlichen anderen Nachteilen erkauft.

    Ist aber auch egal, Hauptsache es funzt.
     
  17. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Könnte es auch einfach Marketing sein?
     
  18. giuseppe

    giuseppe Gehört zum Inventar

    Mit einer etwas längeren Bahn vielleicht? Zumindest sind wir wahrscheinlich einig, dass es nicht das Material ist.
     
    Analysis Paralysis gefällt das.
  19. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Wenn es für den Ton egal ist.

    Dann gibt es immer noch Anforderungen die nicht für das kostengünstige Material sprechen.

    Bearbeitung, Formstabilität, Hygiene, Gesundheit, Optik.

    Grüße Gerrie
     
    giuseppe und altoSaxo gefällt das.
  20. Cazzani

    Cazzani Ist fast schon zuhause hier

    Mit Blättern werde ich noch etwas herumprobieren. Das waren aber jetzt schon die spielfreundlichsten.
    Beim vorher benutzten JJ Custom Dark ist der Klang lebendiger, mit mehr "Holz" im Sound. Das Smoky klingt (so leise gespielt) nur noch weich. Nicht schlecht, aber mit weniger Charakter. Und mit weniger Reserven, auch mal wirklich laut zu spielen. Das sind schon Nachteile.

    Ja, da sind wir uns einig.
    Bahnlänge beim JJ Custom Dark 24 Millimeter, beim Syos 23, also fast gleich. Bei Syos geht die Bahn etwas später weit auf, soweit man mit bloßen Auge sehen kann. Beim JJ ist die Facing-Kurve flacher, weniger gerundet.
    Beim JJ ist die Kammer tiefer. Die etwas kleinere Kammer beim Syos ist der auffälligste Unterschied, den ich erkennen kann. Möglicherweise liegt das leichtere Ansprechen vor allem an der kleineren Kammer und der gerundeten Facing-Kurve.

    Zumindest für eine Übergangszeit hilft mir das Syos, mich in der Band an den richtigen Stellen unauffällig zu verhalten. Aber ich trainiere weiter, damit ich das möglichst bald auch auf dem charaktervolleren JJ Mundstück hinkriege.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden