Akzente und Dialekte der Jazzmusiker

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 13399, 17.April.2023.

  1. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Den Anfang macht Buster Smith, Charlie Parkers Lehrer in KC und nach Meinung John Hammonds der beste Altist der Basie Big Band :

    Er klingt sehr rund und voll, hat aber auch ein paar schöne High notes. Buster Smith, geboren 1904 und aufgewachsen bei Dallas



    Zu Hören ab 7:21

    Auch Lester Young hat eine sehr angenehme, musikalische Art zu sprechen:



    Sein Hipster-Vokabular, seinen Slang lasse ich hier mal außen vor, das wäre ein Thema für sich.
    Lester Young wurde 1909 in Mississippi geboren, wuchs aber in New Orelans auf, wobei er als jugendlicher weite Teile der USA bereiste und seine Aussprache mehr vom mittleren Westen geprägt ist (er lebte ja auch einige Zeit in Minneapolis und KC).

    Mir selbst ist aufgefallen, dass meine Aussprache und vor allem Sprachmelodie im Englischen viel von meinen musikalischen Helden geprägt wurde, disproportional wenig von den Jazzsänger/*innen, die ich so viel gehört habe, besonders aber von Instrumentalisten, deren Stimme zu hören immer ein seltenes, besonderes Erlebnis war . Auch mit reingespielt haben mögen Freundschaften mit Amerikanern, die ich als jugendlicher hatte...

    Zelebrieren wir hier doch einmal die verschiedenen amerikanischen Dialekte und Akzente, verbunden mit Jazzmusikern und ihren biografischen Eckdaten, wie sie leider immer weniger gesprochen werden.

    Ich bin gespannt, wenn ihr noch mitbringt.
     
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  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Meine erste Band war in den 60ern eine Old Time Jazz Band. Das allerallersimpelste Stück mit zwei Akkorden war ein Volkslied aus New Orleans "Eh la bas" - am bekanntesten ist die Version von Kid Ory. Den Refrain haben wir zusammen gesungen: Eh la bas heißt in etwa "He, du da drüben", die Sprache ist creolisch (Louisiana Creole) und ist im Grunde ein sehr rudimentäres Französisch (komon sa va).

    Ich weiß aber nicht, ob oder in welchem Umfang die Sprache in New Orleans zur Entstehungszeit des Jazz überhaupt noch gesprochen wurde. Ich habe Teile des ziemlich skurril geschriebenen Textes hier mal reinkopiert, bei Interesse gibts einen Artikel bei Wikipedia wo auch etliche Aufnahmen verzeichnet sind.

    [Chorus]
    Eh la ba! (Eh la ba!)
    Eh la ba! (Eh la ba!)
    Eh la ba, chèri! (Eh la ba, chèri!)
    Komon sa va? (Komon sa va?)
    Eh la ba! (Eh la ba!)
    Eh la ba! (Eh la ba!)
    Eh la ba, chèri! (Eh la ba, chèri!)
    Komon sa va? (Komon sa va?)

    [Verse 1]
    Mo chè kouzen, mo chè kouzin
    Mo lenme la kizin!
    Mo manje plen, mo bwa diven
    E sa pa kout ariyen
    [Chorus]
    ...

    [Verse 2]
    Ye tchwe kochon, ye tchwe lapen
    E mo manje plen
    Ye fe gonmbo, mo manje tro
    E sa fe mon malad
     
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  3. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Nun gut, da waren mal die Franzosen und das hat sich deitlich in der Sprache erhalten.
     
  4. Witte

    Witte Ist fast schon zuhause hier

    @gaga Hab mich direkt an Cajun Music erinnert..., von daher der link...;)



    Denk das Ganze hat sich erstmal im Blues verwirklicht..., und dann wahrscheinlich erst später im Jazz...

    Dialekte find Ick eh generell sehr spannend, da ich mit Dialekten aufgewachsen bin... Die allerdings zu
    meinem persönlichen bedauern, in meiner Schulzeit einfach nicht unterrichtet wurden...

    Im Westerwald gab es da häufig schon große Unterschiede im Bereich Vokabular, wenn man sich 5, 10 Kilometer
    von seinem Heimatort entfernt befand...

    Meine Freundin verstand da auf der goldenen Hochzeit meiner Großeltern quasi NUR "Bahnhof"...:p

    Icke komm mit Dialekten ganz gut klar..., von Norden nach Süden, von Ost bis West..., versteh von Plattdüütsch,
    bis ins tiefe Bayern, wirklich ALLES an Dialekten...;)

    Gute Frage wie sich das musikalisch bemerkbar macht, wenn überhaupt..., und wie man das ggf. forcieren kann...
    Vll. sollte ich da mal wieder die Idee an das Akkordeon aufgreifen...

    @Paul2002 Find das gut das DU dich mit deinen Vorbildern auseinandersetzt..., gerade auch mit Lester
    Young..., großartiger Tenorsaxophonist...!

    Ich setz mich halt vorallem mit Baritonsaxophonisten auseinander..., und selbst als Saxophonist, kann man sich sicherlicht
    nicht vorstellen wieviele Stilprägende Baritonsaxophonisten da alleine unterwegs waren....

    Und gib vorallem mal deiner Stimme am Gesang etwas mehr Aufmerksamkeit..., wenn DU magst....;)

    Was ich auf jeden Fall liebe, allerdings noch NIE spielen konnte, bzw. NIE versucht hab, iss Cajun-Music...

     
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  5. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    @Paul2002
    Ich muss sagen, dass Musik, instrumental gesprochen, Jazz oder sonstiges, universell ist. Als der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche sagte, DAS LEBEN WÄRE EIN FEHLER OHNE MUSIK, stellen Sie sich vor, er visualisierte
    deutsche worte zu den ersten takten des adagios von Mahler 5. symphonie. Ich denke nicht.

     
  6. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Schönes Thema. Ich denke ja auch, dass ich viel Sprachmelodie in den regionalen Musikstilen hören kann, nicht nur im Jazz.
    Was mir zum Beispiel immer ins Auge bzw. Ohr sticht ist, ob ein dialekt eher binär oder triolisch ist. Schweizerdeutsch oder finnisch sind z.B. häufig triolisch im Sprachrhythmus, während hochdeutsch eher binär ist. Allerdings gibt es im bayrischen, allemannischen, österreichischen und vermutlich auch im hessischen :) triolisches in unterschiedlicher Ausprägung. Mein Eindruck ist auch, dass dort dann die Triolen auf dem Land stärker ausgespielt werden, während man sich in der Stadt für die lange onbeat Achtel weniger Zeit nimmt und etwas schneller spricht.

    In Amerika gibt es m.E. genauso Dialekte mit straight eights und triolic feeling. Gerade die ländlichen Regionen in den Südstaaten sprechen für mein Ohr breit und triolisch, so wie Cannonball im Blues phrasiert, während die New Yorker stolz, schnell und straight sprechen, wie im Bebop. @jimi kann bestimmt mehr dazu sagen, wobei ich nicht weiß, ob der Online-Translator mit meinem Kauderwelsch klarkommt.
    Bei Buster Smith höre ich einen triolischen Grundrhythmus. Lester weniger, hat aber schon ein paar Jährchen in NYC verbracht.

    Hab leider noch keine Zeit gefunden, nach Sprachaufnahmen zu suchen. Ich habe aber durch sein Spiel eine Vorstellung, wie Cannonball möglicherweise spricht und auch wie Brecker spricht. Vielleicht finde ich was und kann es überprüfen.
     
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  7. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Erstmal danke ich euch für eure Beteiligung (-:
    Dann möchte ich nur kurz anmerken, dass es mir gar nicht darum ging, ob die Sprechweise die Musik beeinflusst, ich merke nur gerade nicht, wo ich etwas falsch ausgedrückt habe, so dass dieser Eindruck entstanden ist.
    Die Dialekte und Aussprache sind für mich unabhängig von der Musik schön, ich wollte mich nur eben auf Musiker konzentrieren, weil wir dieser Gruppe von Menschen hier alle besonders nah stehen...

    Bei Charlie Parker fällt mir zum Beispiel weniger seine Aussprache auf, wobei seine Vokale deutlich breiter sind als bei New Yorkern, mehr aber sein Vokabular, dass fast schon altmodisch ist. Allgemein ist seine Ausdrucksweise eher etwas high brow, auf der Bühne ist das vielleicht aber auch scherzhaft gemeint.
    Für jemanden, der die Schule so früh abgebrochen hat und auch vorher nie da war, weil seine Lehrer alle "bores" (Langweiler) waren, nicht schlecht. Passt auch zu unserer Diskussion um den eigenen Anspruch bestimmter Jazzmusiker, in der Gesellschaft verortet zu werden. Anders als Lester Young spricht Bird nämlich auf den Aufnahmen, die ich kenne, kaum slang im klassischen Sinne, also Begriffe, die in den hipster-Kreisen beliebt waren.

    Auf der berühmten "Salt Peanuts"-Aufnahme heißt es etwa: "At this time we would like to play an [a, man hört auch, dass er sich versprochen hat] tune...that was composed by my whirly constituent, Mr. Dizzy Gillespie, in the year of nineteen fourty-two!
    We sincerelly hope you do enjoy: Salt Peanuts"

    Da macht sich Duke Ellington doch bemerkbar, meine ich.
     
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  8. Tröterich

    Tröterich Ist fast schon zuhause hier

    Moin, wullt blot moal seggen, dat Plattdüütsch een Sproch is un keen Dialekt. Uns Sproch is egenstaendsch as Nedderlaendsch un Daenisch un dat gift dor ok veel Dialekte in. Åwwer dat geiht ja hier üm Jazz un desdorwaegen haegn ik hier moal een Titel an.

    Bit denn Tröterich
     

    Anhänge:

  9. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Da fällt es mir sehr viel leichter, Buster Smith zu verstehen (akustisch). Das ist für mich wie Arabisch.
    Aber die Band groovt sehr und das Saxophon gefällt mir (-:
     
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  10. quax

    quax Gehört zum Inventar

    :):cool: Machen wir die Nagelprobe mit meinem Lieblingssatz
    Hä de Ridde dä?
     
  11. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    ChatGPT behauptet folgendes:

    Die Phrase "Hä de Ridde dä?" stammt aus dem kölschen Dialekt, der in Köln und Umgebung gesprochen wird. Sie bedeutet auf Hochdeutsch "Hat der Herr das gesagt?" oder "Hat der Mann das gesagt?". Die Phrase wird oft verwendet, um eine Aussage oder eine Handlung einer Person zu bestätigen oder um zu fragen, ob jemand tatsächlich etwas gesagt hat.
     
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  12. Acolonia

    Acolonia Ist fast schon zuhause hier

    Kahsch mr mol d'Latt ra tra zomd Ratt dautschla?
     
  13. quax

    quax Gehört zum Inventar

    1.Da könnte HAL nicht falscher liegen.
    2.Lass die Ratte leben.
     
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  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    1. Hätte micht auch gewundert. Was heißt das denn?
    2. Das kann ich zumindest nachvollziehen. Verstanden hätte ich es nicht.
     
  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ist der *Ridde* anwesend?

    Ob der „Ridde“ ein Ritter oder Reiter sein soll und warum es wichtig ist, dass er anwesend wäre übersteigt dann mein semantisches Verständnis…
     
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  16. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Mit dem, den du hier schreibst leider gar nicht.
    Es ist erkennbar nicht dein Heimatidiom und deshalb ungefähr so charmant wie ein Ostfriese der Wienerisch nachahmt.
     
  17. quax

    quax Gehört zum Inventar

    :D:cool: Ridde bedeutet soviel wie Hund oder Köter.
     
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  18. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Rüde?
     
    Rick gefällt das.
  19. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Köter
     
  20. Gelöschtes Mitglied 13399

    Gelöschtes Mitglied 13399 Guest

    Ich meinte, ob es sich davon ableiten lässt
     
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