Auf das Mundstück und den Spieler kommt es an!

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Zeus, 24.September.2008.

  1. Zeus

    Zeus Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich spiele ein Jupiter 789 DJ für 1.200 EUR, allerdings mit einem Selmer Soloist, das Standardmundstück habe ich gleich entsorgt. Die Kombination ergibt einen unglaublich vollen und kernigen Sound. Heute war ich mal wieder bei meinem Händler und sah im Vorführraum die ganzen Prachtstücke herumgstehen: Selmer Reference 54, Yamaha YTS 875, Yanagisawa T992. Da ich das Jupiter nur als Einstieg betrachtet hatte und mir nächstes Jahr was richtig Gutes gönnen wollte, habe ich die Schätzchen alle einmal mit meinem Mundstück durchprobiert. Als erstes natürlich das legendäre Selmer: Welch eine Enttäuschung, ich hatte einen Supersound erwartet, aber das Ding konnte kaum mit meinem Jupiter mithalten. Yamaha eher noch schlechter. Allenfalls das Yanagisawa klang ein Spur besser. Was mal wieder die These bestätigt: Der Klang hängt zu 50% vom Mundstück, zu 30% vom Spieler und zu 20% vom Instrument ab.
     
  2. Ansax

    Ansax Schaut öfter mal vorbei

    Puh das wird ne diskussion.

    Ich würde sagen vom Spieler hängen mal min. 95% ab.
     
  3. Lisa79

    Lisa79 Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo,
    ich spiele das gleiche Jupiter (Tenor) und bin seeehr zufrieden! Ich denke ein solides Sax das hält , was es vrsrpicht . Hab es auch aus dem Fachhandel, also direkt von einem Musikinstrumentenbauer, der auf Sax spezialisiert ist - vorerst als Mietkauf. Kurz zu mir, hab 3 Jahre mehr schlecht als recht ein Selmer Alt gespielt, daß ich weggegeben habe. Bin nun durch Zufall (6 Jahre später ) bei dem Jupiter Tenor gelandet und finde es absolut passend. Ich sag auch 95 % hängt von mir ab. Und wenn ich damit richtig umgehen kann, dann denk ich über was anderes nach...... Mundstück ect. - Aber erst muß der Sound mal her :)
     
  4. Gast

    Gast Guest

    nicht immer von sich aus auf andere schließen. und das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern mein voller ernst.
     
  5. Rick

    Rick Experte

    Was den Klang angeht, gebe ich Dir sofort Recht - den kann man mit Ansatz, Mundstück, Ligatur und nicht zuletzt dem S-Bogen wesentlich stärker beeinflussen als mit dem Korpus.
    Beim Korpus spielt natürlich noch das Material eine entscheidende Rolle, aber zwei Messing-Saxe vergleichbarer Legierung sollten nach allen Regeln der Physik und Ingenieurskunst auch ähnlich klingen. ;-)

    Was den Unterschied zwischen den Hörnern ausmacht, sind meiner Ansicht nach vorwiegend Mechanik, Intonation, Verarbeitung und Stabilität.
    Von einem hochwertigen Marken-Instrument erwarte ich in erster Linie, dass die Klappenmechanik absolut zuverlässig läuft (und gut eingestellt wurde!), dass ich nicht ständig an der Intonation rummachen muss (C'' zu tief, D'' zu hoch und ähnliche Scherze), dass es mir nicht nach zwei Wochen auseinander fällt und dass es vor allem auch mal einen Rempler oder Sturz aushält, ohne dass gleich etwas dramatisch verbogen ist. :roll:

    Doch prinzipiell kann man auch aus einer (besseren) China-Kanne noch einen satten Sound rausholen, der je nachdem, wie man mit seinem sonstigen Equipment klar kommt, durchaus so ein "Edel-Teil" blass wirken lässt, das ist gar nicht so außergewöhnlich! :-D

    Schönen Gruß,
    Rick
     
  6. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Grundsätzlich gebe ich Rick da recht.
    Allerdings sollte auch immer wieder erwähnt werden, daß der Sound reine Geschmacksache ist.
    Tausende von Leuten auf der ganzen Welt finden Stan Getz toll.
    Ich finde diesen Sound furchtbar.
     
  7. dereiflerinbayern

    dereiflerinbayern Ist fast schon zuhause hier

    Oh...ja...

    Sound ist sehr relativ. Ist aber auch gut so, ansonsten würden wir alle den gleichen Sound suchen.

    Stan Getz......klingt geil.
    Michael Brecker ...auch....aber anders!

    Ich habe z.B. jahrelang ein Alto gesucht und nun gefunden. Bin begeistert...
    Hierzu die Antwort von einem bekannten Saxophonisten, als ich ihn das Ding mal spielen liess: " na ja...nicht mein Fall!"

    Also...alles relativ... :cool:

    Ansonsten kann ich Rick nur beipflichten. Hatte selber mal ein Jupiter. Super Sound...aber die Mechanik war nach 1,5 Jahren schon arg am schwächeln.
     
  8. S4ndm4n

    S4ndm4n Ist fast schon zuhause hier

    Was für ein Thema ;)

    Ich finde, der Korpus tut recht wenig zum Klang (aber es ist, denke ich, hörbar). Ich habe mich mal auf einem unlackierten und einem vernickelten Cannonball aufgenommen. Meiner Meinung nach war der Unterschied da - allerdings gibts dann wieder solche Punkte wie Erwartung und persönlicher Eindruck, die man vll unbewusst anpasst. Letztlich eine endlose Diskussion.

    Ich hab in letzter Zeit viel mit Mundstücken rumprobiert. Hatte vorher ein Ria 8 Kautschuk mit Stufe und Co - das Ergebnis ist nun ein OL Tone Edge 7*. Das erstaunliche ist eben, dass es Aufnahmen aus der Ria Zeit gab, und auch Aufnahmen aus der Link Zeit und auf beiden war Soundmässig kein riesen Unterschied zu hören. Vll ein leicht anderer Soundcharakter, aber "das woran man einen Spieler erkennt", bleibt gleich.

    Letztlich gehts mir doch bei nem Mundstück darum, ein Allroundteil zu finden, mit dem ich klarkomme. ich will damit Balladen wundervoll spielen können, genauso aber auch bei Funknummern Gas geben können oder irgendwelche anderen Musikgenres machen.

    Flexibilität ist das Zauberwort und die ist leichter mit dem für den Spieler passenden Munstück zu finden.Da hat Sicherlich jeder seine eigenen Ratschläge und Tips.

    Fazit: Früher oder später wird man auf jedem Mundstück wieder zu "seinem" Sound finden - das Mundstück ändert vll ein wenig den "Grundcharakter".

    Man muss also eigentlich nur das Mundstück finden auf dem man sich wohl fühlt - was dran hängt ist mehr oder weniger zweitrangig. (Ligatur, Sax und Blätter sind sicherlich auch nicht zu unterschätzen, aber der Einfluss ist eher gering, wenn es auch im ersten Spielmoment nicht danach scheint)

    Mein Lehrer erzählte mir mal von einem Profisaxophonisten, der immer nur sein Mundstück mit auf Tour nimmt und sich vor Ort ein Sax leiht.

    Gruß
    Bernd
     
  9. michale

    michale Ist fast schon zuhause hier

    wenn ich diese Diskussion so lese, bewahrheitet sich meine Erfahrung doch - es gibt für jeden das ultimative Sax, und zum Glück von unterschiedlichen Herstellern... :-D

    Wichtig ist nur, dass das Sax, Mundstück und Blatt in Ordnung sind. Meines Erachtens nach bildet sich der eigene Sound sowieso erst wenn man einige Zeit spielt.

    Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden - wie langweilig wäre es sonst auf dieser Welt!? :-D

    Viele Grüße
    Michale
     
  10. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Es ist m.E. müßig, die Anteile mit Prozentzahlen zu beziffern.

    Generell würde ich die These aufstellen, dass der "Anteil" des Spielers umso größer ist, je besser er/sie spielt. Der Körper wird bei einem guten Saxophonisten zum Teil des Instruments, deshalb verlieren die anderen (technischen) Bestandteile relativ an Bedeutung.

    Claudius Valk hat mal bei einem Workshop auf meinem Instrument gespielt und klang wie ... Claudius Valk auf seinem eigenen Instrument.
     
  11. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Mmmh. Meinst Du den frühen Stan Getz? Den Sound finde ich nämlich auch ein bisschen dürftig. Oder meinst Du auch den Stan Getz kurz vor seinem Tod? Denn der Ton ist einfach Wahnsinn, der geht einem richtig ans Herz. People Time, Duo mit Kenny Barron. Musst Du mal reinhören, wenn Du die Platte nicht kennst. Was ganz anderes als die früheren Sachen von Stan Getz mit Oscar Peterson, Gerry Mulligan, Dizzy etc.

    Gruß,
    Benjamin
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Stan Getz spielte schon immer SEHR harte Blätter - er war gerade in seiner Jugend ein unglaublicher Techniker, der auch noch in atemraubenden Tempi fantastische Improvisationen "abdrückte" und dafür Blätter brauchte, die bei hoher Lautstärke präzise ansprachen, das geht mit leichteren Reeds, die dafür schön "bluesy" kommen, nicht so gut.

    Außerdem war er ein eigensinniger Individualist, der soundmäßig eher dem Lester-Young-Ideal als den populäreren "Honkern" nacheiferte, er strebte einen ganz klaren, praktisch "klassischen" Ton an.
    Das war aber im damaligen Cool Jazz wiederum nicht soooo selten, man denke nur an die Altisten Lee Konitz oder natürlich Paul Desmond.

    Insgesamt gebe ich Volker sowie dem Eifler Recht:
    Es gibt nun mal unterschiedliche Geschmäcker, und was dem einen gefällt, findet der andere schrecklich.
    Ich bin jedenfalls schon SEHR oft darum gebeten worden, doch mal "so wie Stan Getz" zu spielen! ;-)


    Grüße,
    Rick
     
  13. dereiflerinbayern

    dereiflerinbayern Ist fast schon zuhause hier

    Mir hat auch einmal einer gesagt..."Du klingst ja wie Stan Getz". Die Frage war nur, wusste er wie Stan Getz klingt ?
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Viele kennen Herrn Getz vorwiegend von den klassischen Bossa-Nova-Aufnahmen Anfang der 60er und haben ihn daher lediglich als "Schmuse-Saxer" im Ohr. :-o
    Wenn also jemand sagt "Du klingst wie Stan Getz" und kein ausgesprochener Musik-Kenner ist, meint er damit wohl in aller Regel, dass man angenehm und weich spielt. :)

    Für meine Ohren hat Stan Getz geschafft, was er angestrebt hat, nämlich einen sehr eigenständigen, schwer nachzuahmenden Sound zu entwickeln.
    Es gibt glaub ich einen Engländer, der seinen Ehrgeiz darein packt, komplett so zu klingen wie Getz, aber sonst fällt mir eigentlich niemand mit einem vergleichbaren Sound ein.


    Grüße,
    Rick
     
  15. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Mir hat mal jemand gesagt, dass ich wie Mulligan klinge. Ich spiele Alto :-D :-D
    Daraufhin habe ich angefangen, an meinem Ton zu arbeiten. :-?
     
  16. S4ndm4n

    S4ndm4n Ist fast schon zuhause hier

    Sicherlich nicht für jeden (Profi)saxer erstrebenswert, jemanden soundmäßig nachzuahmen
     
  17. Rick

    Rick Experte

    Gerry Mulligan hat aber gerne hoch gespielt und galt ebenfalls als angenehm klingend, auf keinen Fall trötig - war bestimmt ein Kompliment! :)

    Das gibt es häufiger, als man annehmen möchte... :roll:

    Seinen eigenen Stil zu entwickeln und sich dazu zu bekennen erfordert mehr Mut, als sich quasi hinter einer akzeptierten Persönlichkeit zu "verstecken".
    Auch hat man ja so seine Vorbilder und freut sich schon, wenn man mal darauf kommt, wie die ihren Sound gemacht haben! :-D

    Außerdem lebt man als Profi von der Akzeptanz des Publikums, das wiederum bestimmte Stars im Ohr hat und einen auch daran misst (ich erwähnte ja schon den Zuhörerwunsch: "Spiel doch bitte mal wie Stan Getz!")...

    Nicht zuletzt gibt es dann noch die lieben Mitmusiker, die rumschwärmen: "Da habe ich neulich mit einem Saxer gespielt, der klang GENAU wie Charlie Parker/Ben Webster/Dexter Gordon/Paul Desmond/John Coltrane/Dave Sanborn/Michael Brecker, das war total geil - warum spielst du nicht auch mal so?" :evil:


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  18. S4ndm4n

    S4ndm4n Ist fast schon zuhause hier

    Da is sicherlich was dran, vll hat das mit diesem Soundideal auch etwas Unbewusstes, sodass man auch wenn mans vll garnicht unbedingt will klingt wie jemand, den man gerne hört.

    Ich hätte gerne jemanden der mir zeigt wie ich klinge wie Chris Potter! ;)
     
  19. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Und wie machst Du das dann, Rick ?

    Als ich mir im Sommer Deine Soundfiles angehört hatte, war auch mindestens eine Nummer dabei, wo ich dachte "klingt ja wie Stan Getz" (und das war absolut nicht negativ gemeint !).

    Also, wie kriegt man sowas hin ?
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Och, Herr Potter hat aber keinen besonders ausgeprägten eigenen Sound, finde ich, klingt in Richtung Michael Brecker.

    Er dürfte einen klassischen Ansatz spielen mit kräftiger, aber nicht übertriebener (horizontaler) Unterlippenspannung, die er allerdings bei lauteren, schnelleren Passagen auch mal etwas lockert (weil sonst der Ton "überschlägt"), die Blätter sind relativ zum Mundstück eher mittelhart, also weder extrem weich noch besonders hart.
    Bei den High Notes neigt er gelegentlich zum Verkrampfen des Kehlkopfs (soweit ich ihn kenne, bezieht sich auf die 90er Jahre, vielleicht hat er das ja inzwischen besser im Griff).
    Hast Du vielleicht ein Soundfile, wo er Dir besonders gut gefällt, das ich mir mal anhören könnte?

    Welches Hörbeispiel meinst Du denn konkret?

    Prinzipiell geht "Stan Getz" mit sehr harten Blättern und sehr starker Unterlippenspannung, ist ein ziemlicher Kraftaufwand. :roll:

    Ich habe mal in den 90ern auf dem Tenor RR4 gespielt, da war ich dem recht nahe, inzwischen seh ich aber den sportlichen Ehrgeiz nicht mehr ein (führte auch bei mir zu Verspannungen ím Rachenraum, das muss nun wirklich nicht sein!). :lol:


    Schönen Gruß,
    Rick
     
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