Deep Schrott: nomen est omen?

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von KrischanDo, 12.März.2010.

  1. KrischanDo

    KrischanDo Ist fast schon zuhause hier

    Guten Abend!

    Bin gerade aus dem Dortmunder Domizil vom Konzert von Deep Schrott, dem "einzigen bekannten Bass-Saxophon-Quartett des Universumgs" nachhause gekommen. Geflüchtet. Nach der ersten Hälfte des Programms.
    Warum?
    Weil die Jungs mit ihren Monsterkannen im "Club" des Domizil eine derartige Lautstärke produziert haben, dass alles über mezzopiano ein undifferenziertes Brüllen war.
    Lag sicher am Raum, aber ich hatte das Gefühl, die können nur "an" oder "aus". Habe immer noch Druck auf den Ohren.
    Weil das Bass-Sax in Tiefe absolut geil eine turbogeladene Fusion aus E-Bass und gestrichenem Bass hergeben kann, in der Höhe aber klingt wie ein sehr großer Bernadiner mit Liebeskummer.
    Weil es zwar absolut irre ist, wenn die Jungs hochvirtuos knackige Bass-Linien türmen und slappen und rocken, aber ich mir nach dem dritten Stück ein Tenorsax für die Melodie herbeigesehnt habe.

    Ach ja, und die Bühnenwitze... In Dortmund ein bisschen auf Schalke und Köln ablästern und dann sagen: "Ihr seid so leicht zum Klatschen zu bringen..." Naja.

    Fazit: Ganz nett und interessant.
    Aber aus guten Grund sind 99,9999 % der Sax-Quartette anders besetzt.

    Tschöö,
    Christian
     
  2. chino

    chino Ist fast schon zuhause hier

    Wow. Also ich hab sie auch vor einer Woche gehört und fand es den absoluten Knaller. Ganz besonders die zweite Hälfte.

    Also ich hätte erwartet, dass es eventuell etwas anstrengend und ungewohnt werden würde. Wurde aber komplett eines besseren belehrt. Das war richtig geile Musik.

    Und wer an einem Abend Kylie Minogue und Slipknot spielt und auch noch so dass es mir richtig gut gefällt, der hat eh schon gewonnen.
     
  3. pth

    pth Ist fast schon zuhause hier

    Hab' sie mir letzten Mittwoch hier in Bonn angehört. Einfach fantastisch. Hätte nie gedacht das Bass-Saxophone einen so großen Bereich, zwischen kammermusikalischer Stimmung und kollektiven Wahnsinn, abdecken.
    Mir hat kein anderes Familienmitglied gefehlt...
     
  4. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Beeindruckend, 4 Basssaxophone auf der Bühne zu sehen.

    Ein Problem, was ich mit dem Konzept von Deep Schrott hatte, war unter anderem, dass es kein wirkliches Konzept war, außer dass alle Basssaxophon spielten. Die Hälfte der Stücke waren die Knaller der Kölner Saxphon Mafia arrangiert für Basssaxophonquartett. Um ehrlich zu sein, haben diese Stücke mit der Mafia wesentlich besser geklungen. Alle anderen Stücke hätten in einer anderen Besetzung auch besser geklungen. Ein paar wirklich andere Klangfarben sind immer von Vorteil, und das Basssaxophon ist auch in den Händen des besten Saxophonisten behäbiger als die kleineren Instrumente. Naja, Deep Schrott halt, der Name ist Programm...

    Trotzdem natürlich beeindruckend und für jeden Saxophonisten ein einzigartiges Erlebnis, auch wenn es die meisten bei der Einmaligkeit belassen werden.
     
  5. saxstall

    saxstall Schaut öfter mal vorbei

    Man muss es ja nicht unbedingt mögen, aber an einem Bass-Saxophonquartett zu bemängeln, dass alles auf dem Basssax gespielt ist schon bissl seltsam oder...?
     
  6. KrischanDo

    KrischanDo Ist fast schon zuhause hier

    Moin,

    die Frage ist für mich nicht, wieviele Bass-Saxophone in ein Bass-Saxophon-Quartett gehören, sondern welche Instrumente man braucht, um spannende Musik zu machen. Für mehr als 20 Minuten.
    Das größte Pfund des BSQ ist die schiere Größe, der fette Sound, die brachiale Tongewalt und der Exoten-Status.
    Das gleicht aber die Nachteile nicht aus.
    Bei den Streichern ist es nicht ganz so schlimm, die haben halt rund 2 Oktaven mehr Umfang.

    Die Deep Schrott Leute haben es drauf und spielen hervorragend. Aber wenn vier Leute mit Sopransaxophonen kämen, würde man die nach 10 Minuten aus dem Saal werfen. Und vier Alt-Spielern würde man Captain Cook und seine singenden Saxophone nahelegen...

    Grüße
    Christian
     
  7. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben

    Wer ist "man" ?

    Gruß, Christoph
     
  8. Gelöschtes Mitglied 5398

    Gelöschtes Mitglied 5398 Guest

    Ich habe mir jetzt grade so aus Neugierde von denen mal ein paar Videos in Youtube angesehen. Also die Bass-Saxe sind echt gewaltig, allerdings gefallen mir die Töne, wenn sie so dröhnen, gar nicht mehr...

    Die haben ja die Unterlippe gar nicht mehr über den Zähnen?! Gehört des so beim Bass-Sax, oder machen die des so, damit die Töne so dröhnen? :-?
     
  9. KrischanDo

    KrischanDo Ist fast schon zuhause hier

    Ich beim Alt auch nicht. Nennt sich "moderner" Ansatz, braucht ein paar Tage zur Gewöhnung, klingt aber dann viel besser.

    Grüße
    Christian
     
  10. Lisax

    Lisax Nicht zu schüchtern zum Reden

    gehören denn zum modernen Ansatz auch die aufgeblasenen Wangen? Sieht für mich recht gewöhnungsbedürftig aus.
    gruss
    Lisax
     
  11. KrischanDo

    KrischanDo Ist fast schon zuhause hier

    Nee, weder Wangen noch Backen sollten aufgeblasen sein. ;-)

    Grüße
    Christian
     
  12. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben

    Ob es dröhnt oder nicht, das hängt in diesem Fall auch sehr von technischen Randbedingungen der Audioübertragung und der Audiowiedergabekette ab; ein Basssax geht runter bis auf ca 50 Hz - und zwar mit teilweise enormem Schalldruck. Wenn dann mehrere Basssaxe gezielte Diffrerenztonbildung "betreiben", können deutlich tiefere Töne/Tonfrequenzen entstehen -> 20-25 Hz, die dann minderwertige Audioübertragungsraten/Audiowiedergabeketten restlos überfordern.

    Auf Youtube werden schon bei der Übertragungsrate der Audiosignale sicher unterhalb von ca 100Hz reichlich Qualitätsverluste des Signals eintreten.

    Das allein kann schon zum "Dröhnen" führen.

    Welche Lautsprecher hast Du verwendet?

    Um die Grundtöne/Differenztöne qualitativ hochwertig wiederzugeben benötigst du Lautsprecher allerhöchster Qualität.

    Den "wahren" Klang eines Basssax-Quartetts in der Tiefe wird man ganz sicher über youtube nicht annähernd einschätzen können.






    Theorie und Praxis.

    In der Praxis ist alles erlaubt, was zum angestrebten Ziel führt.

    Auch Froschbacken. :-D


    Gruß, Christoph
     
  13. Gelöschtes Mitglied 5398

    Gelöschtes Mitglied 5398 Guest

    @Christoph Berndt:

    Danke für die Riesenerklärung!

    Okay, meine Lautsprecher sind uralt und sch****. Und unser youtube ebenfalls. Vll hab ich aber auch den falschen Ausdruck verwendet, vll passt "röhren" besser (oder auch nicht)... Auf jeden Fall ist mir des zu tief...
    Ist des denn so ein riesen Unterschied?
     
  14. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Oh ja! Ein Grund dafür, dass ich gerne in Konzerte gehe, ist das klangliche Erlebnis. Die Stücke von Deep Schrott auf Youtube klingen wirklich nicht besonders, wie sollten sie auch. Ein halbwegs differenziertes Klangbild gibt's dort nicht. Das war auch nicht der Sinn der Sache ;-)

    Manchmal denke ich, dass die massive Verbreitung von mp3 und ähnlichen Formaten den Hörern den Sinn für gute Wiedergabequalität verdirbt. Man kann zwar weltweit alles hören, aber eben gequetscht.

    Besten Gruß
    saxfax
     
  15. Rick

    Rick Experte

    Oder sie eben in Live-Konzerte treibt - wäre ja auch mal eine mögliche Auswirkung. :-D

    Tatsächlich erlebe ich gerade in letzter Zeit häufig Reaktionen von Zuhörern, die sich ausdrücklich über Konzerte im kleineren Rahmen (Jazz-Club oder Privatparty) freuen, weil sie der mp3s, Internet-Videos und DJs wie auch der "Mega-Events" in großen Hallen, wo dann die Musik doch wieder nur aus P.A.-Boxen wummert, überdrüssig sind.
    Live is the only real thing. ;-)



    Schönen Gruß,
    Rick
     
  16. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    So isses :)
    Zumal es erfreulicherweise zunehmend Konzerte in kleineren Läden gibt, wo man auf jegliche PA verzichtet, nur dass der Bass seinen Amp mitbringt.

    Hier im Norden sind das die kleiner aber feinen Läden wie z.B. Wilhelm 13 in Oldenburg und der Kulturspeicher in Leer. In letzterem gibts am 27.3. Colin Stetson Solo auf seinem Basssaxophone :)

    Besten Gruß
    saxfax
     
  17. ChristophBM

    ChristophBM Kann einfach nicht wegbleiben

    Uralt muß kein K.O.-Kriterium sein - wenn Du mal ein Klipschorn [über 60 Jahre alte Konstruktion], eine Altec Lansing 19,eine Sentry III [beide älter als 35 Jahre], oder eine Ecouton 200 [ebenfalls mehr als 30 Jahre alt] oder ähnliche Kaliber an einer astreinen Audio-Quelle hörst, dann kannst Du das nachvollziehen.

    Ist aber ein Thema mehr für die HIFI-Ecke ;)

    Eine reine Sax-Besetzung klingt am besten ohne jegliche Verstärkung, meiner Erfahrung nach.

    Auch die beste HIFI-Anlage kommt da eben nicht ran.
    Muß sie auch nicht. Und den einzig relevanten Vergleich dazu bietet wirklich immer nur das Live-Konzert.

    Ich wünsche jedem Musiker den Mut mit möglichst kleinem "Besteck" in zur Musik "passenden" Räumen zu spielen. und manchmal muß es eben die Monster-P.A. sein - einfach weil das zur Musik gehört.

    Zur aktuellen mp3-Datenreduktion in der Musikelektronik gibt es ja auch Gegenbewegungen, etwa die AAA.

    Und die persönliche Beschäftigung mit einem Musikinstrument - und da zähle ich natürlich auch die Stimme dazu - ist immer eine gute Schule für die Fähigkeit Qualität zu hören.

    Gruß, Christoph
     
  18. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Dazu fand ich noch folgendes: Verkümmern MP3s unser Gehör?

    Sind wir jetzt vom Thema abgekommen?

    Gruß
    saxfax
     
  19. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Ich werde meine CDs bald neu rippen ;-)
     
  20. Gelöschtes Mitglied 5398

    Gelöschtes Mitglied 5398 Guest

    Ich genieße es jede Woche nur im Orchester, ohne zu spielen, sitzen zu können :-D
    Des haut so richtig rein :)
     
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