Ein scheinbar unerreichbarer Traum: Dave Sanborn's Sound

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von sanborn, 1.April.2005.

  1. sanborn

    sanborn Nicht zu schüchtern zum Reden

    Liebe Freunde,
    hallo zusammen. Ich bin Altsaxophonist und seither ein fanatischer David Sanborn-Fan. Meiner Meinung nach hat Sanborn den eindruckvollsten Saxophonsound auf dieser Erde. Sein Sound ist am besten mit den Worten "hell, schneidend, kreischend, scharf" zu charakterisieren. Ich kenne keinen Saxophonisten, welcher auch nur annähernd so spielt wie Sanborn. Wie ihr als Saxophonisten sicher nachvollziehen könnt, habe ich sehr viel ausprobiert, um einen (zumindest) ähnlichen Sound zu erzeugen. Ja, natürlich besitze ich ein Dukoff 8 Metallmundstück, und, ja, natürlich bewahre ich meine LaVoz-Blätter im "bell jar" auf.
    Wie auch immer, nach mehreren Jahren bin ich auf eine wichtige Erkenntnis gestoßen; der Faktor, welcher Sanborn's Sound zu das macht, was er ist, ist seine Spieltechnik!
    Selbstverständlich ist es etwas anderes, wenn man ein so extremes Mundstück wie das Dukoff spielt und die sehr empfindlichen LaVoz-Blätter spielt. Wie auch immer, ich glaube, dass ich gegenwärtig auf einer wichtigeren Fährte bin.
    Ist Euch schonmal aufgefallen, wie Sanborn sein Sax hält?
    Er legt seinen Kopf auffällig weit in den Nacken, um seinen Hals "frei zu machen". Der Effekt; es verändert sich der Einblaswinkel zum Mundstück. Ich habe sehr lange herumexperimentiert. Heute weis ich, dass man ein Dukoff so spielen muss wie Sanborn! Wenn Du dass Mundstück nach unten (vorne) neigst, klingen die Töne viel voller und freier.......

    Naja, ich würde gerne von Euch wissen, was Ihr für Erfahrungen (Erkenntnisse) im Bezug auf Sanborn's Sound gemacht habt.
    Weis jemand mehr über gewisse Mythen? Z.B., ob Sanborn tatsächlich ein "Dukoff Nickel Plated Brass" Super Power Chamber spielt (und kein Silverite)? Weis jemand mehr über die "Bearbeitung" dieses Mundstücks, die Sanborn auf seiner offiziellen HP andeutet? Wie ist die Seriennr. seines Mark6?
    Meint Ihr, Sanbron spielt mit einem harten Ansatz (mit viel Druck)?
    Ich freu mich auf Eure Antworten!
     
  2. Hannes

    Hannes Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich hab auch mehere Cds von Sanborn und mir gefallen seine Aufnahmen schon gut, jedoch verliert sein Sound für mich doch irgendwann an Reiz. Das ist mein persönlicher Eindruck.
    Ich glaube nicht dass du mit dem selben Material nun ausgrechnet an den Sound kommst. Es ist leider wie bei allen Sachen auf der Welt. 80% des Ergebnisses bestimmt immer noch der Mensch. Wenn du unbedingt seinen Sound haben willst, würde ich eher mit dem Ansatz arbeiten. Es gehört wirklich viel experimentieren dabei einen Sound nachzuahmen.
    Es spielen so viele Faktoren bei der Soundentwicklung eine Rolle. Allein schon dass jedes Mundstück, jedes Blatt und jedes Saxophon nicht einem anderem gleicht. Du musst für dich selber herausfinden, wie du seinen Sound erreichen kannst.
    Ich wünsch dir aber viel Erfolg.

    mfg Hannes, der erst mal seinen eigenen Sound finden muss.
     
  3. ppue

    ppue Mod Experte

    du hast ja schon einiges erwähnt, was zum Sanborn-Sond gehört, ich wollte was zum Ansatz sagen.

    Das Entscheidende ist, dass das Blatt hier sehr frei schwingen kann. Durch die erwähnte Haltung kann das forciert sein, auf jedenfall ist die Unterlippe weit vorne am Blatt, gerade noch so, dass die Intonation nicht leidet. Es muss alles schwingen, was schwingen kann. Quasi das Gegenteil der Subtones eines Ben Websters. Dazu kommt ein lockerer Ansatz, der eigentlich fälschlicher Weise so genannt wird.

    Locker heisst lediglich, dass das Blatt nicht allzu sehr an die Bahn gedrückt wird. Hat man aber nun ein mitteldickes bis dickes Blatt drauf, so ist das 'lockere' Halten der Töne mit großer Kraft verbunden. Gerade das Blatt nicht anzupressen, sondern den Ton offener, tiefer, aber stabil in der Tonhöhe zu halten, ist schwer, erfordert sehr viel Kraft in der Unterlippe und hat mit Lockerheit nicht mehr sehr viel zu tun.

    Ein Beispiel: wenn du mit lockerem Ansatz eine Stunde gespielt hast und deine Muskulatur läßt nach, dann wirst du feststellen, dass du anfängst zu pressen. Du hälst die Intonation, indem du das Blatt weiter ans Mundstück anpresst und dich somit quasi darauf ausruhst, dass Mundstück und Instrument schon die richtige Tonhöhe halten.

    Die Ausdrücke fest und locker beim Ansatz leiten oft in die falsche Richtung. Nochmal: 'locker' heisst, der Ton wird tiefer intoniert (bedeutet natürlich, das Mundstück muss weiter auf den S-Bgen geschoben werden), das Blatt weniger auf die Bahn gedrückt, aber das Halten der Tonhöhe ist ungleich schwerer als wenn sich Unterlippe drückend auf dem Mundstück ausruht.

    Zur Übung: erkunde, wie weit du einen Ton nach oben und wie weit du ihn nach unten ziehen kannst. Halte die Töne lange auf verschiedenen Mikrotonhöhen. Wenn du einen Ton mittels Ansatz nur wenig nach oben ziehen kannst, ist dein Ansatz zu fest. Einen Viertelton solltest du schon 'Platz' nach oben haben. Nach unten sind da wenig Grenzen gesetzt. Ein hohes a kann man 'locker' bis zum fis ziehen (wenn die Kraft reicht und optimaler Ansatz da ist). Irgendwo zwischen hoch und tiefer klingt dein Sax so, wie es sein soll.

    Wenn die Töne auch heruntergezogen nicht mehr eiern oder zittern, hast du einen feinen Ansatz. Zum Sanborn-Ton gehört das Metallmundstück, der oben beschriebene, ich sag mal offene Ansatz, der von dir erwähnte offene Rachen und eine offene Mundhöhle. Die Mundhöhle stelle ich mir bei Sanborn vor, als bliese er ein 'o' wie in 'Torte'.

    Dazu kommen dann Phrasierung und Vibrato, dass ist bei Sanborn, soweit ich das im Ohr habe, ein mittelschnelles aber durchgängiges, das heißt ständiges auf und ab der Tonhöhe.

    Noch ein Tipp zum Muskelaufbau in der Unterlippe. Derjenige, der nicht 2 Stunden am Tag blasen kann, kann zum Muskeltraining ein Feuerzeug in den Mund nehmen. Oben Zähne druff und dann nur mit der Unterlippe halten. Zwischendurch immer wieder entspannen. Mit der Zeit kann man auch schwereres Gerät nehme (zB. Taschenmesser).

    PS.: ich mag den Sanborn-Ton garnicht, finde ihn auf Dauer langweilig und zu schön. :)
     
  4. Gast

    Gast Guest

    Hi sanborn (heißt DU zufällig auch David ;-) ),

    Deine leidenschaftliche Beschreibung des Sanborn-Sounds
    kann ich durchaus nachvollziehen. Diese Altsax-Sanborn-
    Phase hatte ich auch mal. Ich mußte dann natürlich auch
    das Duckoff checken und siehe da, ich klang wie Sanborn.

    Zwei Dinge haben mir dann an dem Munstück nicht gefallen:
    Zum einen war es sehr pfeif-anfällig bei größeren Intervall-
    Sprüngen, zum zweiten gab es den Sanborn-Sound ja
    schon. Ich wollte keine Kopie seines Sound sein. Nun, mehr
    kann ich zu dem Mundstück nicht sagen. Ich habe mal vor
    Jahren einen ganzen Tag in einem Saxophon-Laden mit
    Mundstück-Tests verbracht, und da war das Duckoff-Teil
    eben auch dran.

    Zu seiner Körperhaltung gibt es u. A. folgendes zu sagen:
    David hatte in jungen Jahren eine Kinderlähmung, davon
    ist eine Körperhälfte heute noch betroffen. Die Ärzte rieten
    ihm damals seine Lungen zu kräftigen und er griff zum
    Altsax. Das Instrument war quasi eine Therapie für Ihn.

    Aber ungeachtet dieser Tatsache spielt er mit leidenschaftlicher
    Power, mir gefällt das. Ich mag´s, wenn´s drückt. :-D

    Ich steh´ auf seinen Sound, aber jedem das Seine.

    Grüße, Chris.

     
  5. sanborn

    sanborn Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hey leutz,

    ersteinmal vielen Dank für die schnellen und kompetenten Antworten (besonders an ppue).
    Ja, die Ansatz-Geschichte hat mir so ähnlich mal mein Lehrer erklärt.

    Es ist wahr, dass Blatt muss absolut frei schwingen. Deswegen sollte man auch keine dämpfende Blattschraube aus nicht-metallischen Materialen verwenden (der Effekt ist deutlich merkbar). Es kann auch helfen, wenn man die Rinde vom Blatt mit einem Schmirgelpapier entfernt, bzw. vorsichtig das Herz des Blattes bearbeitet (siehe: Dave Liebman "Der persönliche Saxophonsound").

    um Ansatz; wenn man in den oberen Lagen nicht zu dünn klingen möchte und generell eine gute Intonation erzielen will, muss man beim Dukoff relativ viel "arbeiten". In den oberen Lagen muss man merkbar die Unterlippe zurücknehmen (das Kinn zurückziehen). Ich habe lange gebraucht, um mich daran zu gewöhnen.....

    Was mir aber weiterhin ein Rätsel bleibt, dass ist Sanborn's Ansatz, wenn man ihn von vorn betrachtet. Tatsächlich bläst S schief von der Seite in das Mundstück!
    Mein Lehrer vermutet, dass schiefe Zähne der Grund sein könnte. Soweit ich das beurteilen kann, sind Sanborn's Zähne gerade.

    Deine Beschreibung von dem "Druck" am Ansatz war sehr präzise, ppue. Vielen Dank nochmal. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich einen lockeren Ansatz benutzte; man muss halt "aus dem Bauch" spielen, und nicht aktiv mit der Unterlippe den Druck verändern.....Leicht gesagt, schwer getan....mit etwas Übung ist das aber schaffbar!

    Mr. Sax, die Kinderlähmung von S ist mir natürlich bekannt. ie auch immer, sein Gesicht ist ja von der Krankheit nicht betroffen (glücklicher Weise!).

    Generell ist es natürlich auffällig, das S sehr selten in der unteren Lage spielt. Stattdessen erweitert er sein Tonspektrum nach oben, und das mithilfe von komplizierten "false fingering" und Obertönen in universellen Lagen....

    Mr. Sax, hattest Du wirklich einen "richtigen" Sanbornsound damals? Ich meine, nicht dass ich Dir nicht glaube, aber war Dein Ton auch so hell? Was hast Du damals für ein Altsax gespielt?
    Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Selmer Super Action Serie2 (was sehr überzeugend ist!) leider eher für einen tieferen, wärmeren Sound gebaut wurde (Gegenbehauptungen?).

    Freu mich auf Antworten, Euer D (steht nicht für David, aber für meinen echten Namen`, der arabisch ist=)
     
  6. Gast

    Gast Guest

    @ sanborn
    In wieweit mein Sound damals (ist wirklich ne ganze Weile her)
    exakt dem Sanborn-Sound glich, kann ich heute nicht mehr
    beurteilen. Bei meinem Mundstück-Test-Tag ist mir eben
    aufgefallen, daß es mit einem Dukoff sofort in Richtung
    Sanborn ging. Lassen wir das einfach mal so stehen.
    Mehr kann ich dazu nicht sagen. Aber diese Diskussion
    hat mich dazu angeregt, meine Sanborn-Platten mal wieder
    anzuhören. :-D

    Die Aufnahme-Technik spielt natürlich auch eine entscheidente
    Rolle beim Sax-Sound. Pop- und Rock-Saxophon-Soli werden
    in der Regel im Studio nachbearbeitet. Hier kommen die gleichen
    Effekte wie bei einem E-Gitarren-Solo zum Einsatz, also auch
    Distortion. Obwohl ich davon ausgehe, daß der Sanborn-Sound
    von sich aus schon sehr brilliant ist. Aber wer von uns ist schon
    direkt vor Sanborn gestanden ohne der ganzen Sound-Technik.

    Zu meinem Sax: Ich spiele ein Yamaha YAS 62 und bin damit
    zufrieden. Ein Selmer Mark VI ist auf alle Fälle modulationsfäfiger.
    Ich hatte mal eines ausgeliehen, weil mein Instrument in Reparatur
    war, und ich war begeistert. Ich hatte das Gefühl, das Instrument
    weiß vorher schon, was ich spielen möchte. Aber ich finde die
    Gebraucht-Preise für diese Instrumente entscheiden zu hoch.
    Als Mundstück spiele ich ein Guardala Super King, was MEINE
    Vorstellung eines Rock- und Pop-Sounds unterstützt.

    @ppue
    Deine Beschreibung über Ansatz ist wirklich super.
    Woher hast Du diese Erfahrungen? Bist Du als Musiklehrer
    tätig? Mich interessiert das deshalb, da ich vorhabe auch wieder
    zu unterrichten. Und da sind mir solche Erfahrungen sehr
    wilkommen.

    Und beim Sanborn-Sound hat jeder unterscheidliche
    Ansichten, wie Du schon geschrieben hast.

    Was mich beim Sound und beim Ansatz vorwärts gebracht hat,
    waren Übungen zu den Toptones, das Spielen der Obertonreihe
    ohne Oktavklappe und das Spielen nur auf dem Mundstück.

    Diese Oberton-Übungen stellen quasi eine Wechselwirkung zwischen
    Ton und Treffsicherheit dar. Je besser der Ton um so besser
    wird die Treffsicherheit und umgekehrt. Die Übungen sehen so
    einfach aus, helfen aber extrem bei der Tonfindung.
    Standard-Autoren sind hier Rousseau und Rascher.

    Grüße, Chris.
     
  7. Gast

    Gast Guest

    Ja, Ja du hast es ja schon angesprochen. Ich glaub, dass ein Sanborn ohne der ganzen Technik, nicht mehr wirklich wie ein Sanborn klingt. Klar hat er einen geilen Sound, aber der wird ganz bestimmt im Studio nachbearbeitet. Da wird ein Effekt namens "Chorus" massiv beigemischt. Das verleiht dem Sound die Wärme und Fülle.

    Lg
    Alex
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    @saxy_dj

    Ich bin seit 30 Jahren Musiker und habe viel unterrichtet. Du hast mit deinen Übungen absolut recht. Sie zielen in die gleiche Richtung wie mein 'Ansatz' :)

    Es ist eben nur die halbe Wahrheit, wenn wir meinen, dass Horn und die Klappen bringen uns die richtige Tonhöhe. Die andere Hälfte machen wir selbst. Wir müssen auf dem Mundstück exakt den Ton treffen, den wir spielen wollen. Dafür müssen wir ihn erstmal denken und dann treffen. Das Horn gibt uns nur den Resonanzkörper, in dem der Ton sich voll entwickelt.

    Und deshalb sind Toptoneübungen ideal. Sie zwingen uns, den gewollten Ton erst zu denken um ihn dann (hoffentlich) zu treffen. Ist der Ansatz auch nur ein wenig ungenau, treffen wir daneben. Der Ton im Kopf wird fast entscheidender als der Griff. Das gleiche gilt für das spielen auf dem Mundstück. Das ist die beste Kontrolle überhaupt, einfach Stücke und Etüden ohne Horn dran spielen.

    Für die Grifftechnik gilt im übrigen das gleiche. Wenn eine schwere Passage geübt werden soll, dann geht man sie immer und immer wieder im Kopf durch. Das reicht in der Regel.

    Beispiel: ich konnte nie Bebop-Phrasen improvisieren und war darob schon ärgerlich, als mir eines Abends mein Mofa kaputtging und ich 12 km zu Fuß nach Hause musste. Dabei kam mir die Idee, die Zeit zu nutzen, um solche Phrasen zu singen. Das ging die ersten Kilometer garnicht und mir wurde mit einem Mal klar, warum ich die nicht spielen kann. Die nächsten 1 1/2 Stunden Singen haben es dann gebracht. Zu Hause hatte ich das Erfolgserlebnis meines Lebens. In echt :)
     
  9. sanborn

    sanborn Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hey ppue,

    Erzähl bitte mehr! Auf der Suche nach dem Traumsound habe ich Bebop-Improvisation auch ein wenig vernachlässigt...ich meine man kann sich licks beibringen, also kleine Fragmente für Solos, z.B. kann man zum Omnibook greifen und sich eine Charlie Parker-Double-Time-Passage in die Finger ziehen....wenn es aber um spontane Improvisation bei Up-Tempo Nummern geht, ist es schwer, "in time" Geschichten zu erzeählen und logisch-klingende Solos aufzubauen. Ich bewundere bis heute Jazzer, die in atemberaubenden Geschwindigkeiten aus Skalen spannungsgeladene Improvisationen zaubern....
    also, ppue, was hat zu Deinem "breaking point" geführt? Was ist der Schlüssel zu gekonnter bebop-Impro?
    Muss man alle Skalen und chords perfekt draufhaben?
    Hat jemand von Euch schoneinmal von dem Impro-Buch von "aker" gehört? (nicht Chet Baker)?
    Ein Saxophonist, den ich bei einer Jam-Session in Maastricht kennengelernt habe, empfahl mir dieses Buch. Er habe angeblich mithilfe dieser ausgeklügelten Methode Bebop-Impro gelernt, und glaubt mir, er war einach nur beeindruckend (Solos mit Spannungsaufbau und Effekten bei 285 bpm)....
     
  10. ppue

    ppue Mod Experte

    sanborn,

    erst mal sollte ich sagen, dass ich kein Meister in der Bebop-Improvisation bin. Was ich geschildert habe, war ein beeindruckendes Lernerlebnis, nicht mein Durchbruch als Bebop-Virtuose :)

    Ich wollte erzählen, dass das Denken und Fühlen der Musik mitunter wichtiger ist als Mundstück, Blattschraube oder Blatt. Ich will ein Gegengewicht stellen, gegen all die Threads, in denen über Material und optimales Lernen debattiert wird. Die Wege zur Musik sind bei jedem unterschiedlich, deshalb kannst du nur schauen, was dich selbst anspricht und was nicht. 'Soli mit Spannungsaufbau und Effekten bei 285 bpm' sind absolut nicht meine Sache. Muss nicht schlecht sein, aber mich interessieren Pausen sehr viel mehr.

    Es mag mein persönliches Problem sein, aber mir wird viel zu viel gespielt. Ich bewundere wie du 'Jazzer, die in atemberaubenden Geschwindigkeiten aus Skalen spannungsgeladene Improvisationen zaubern....'. Aber es gibt leider nur wenige, die die Spannung halten können. Es wird gedudelt, was das Zeug hält. Und die technisch versierten Saxophonisten schaffen Erstaunliches, aber es gehört eher in den Zirkus (nichts gegen den).

    Mein persönliches Problem kann ich lösen, indem ich schlicht weg warte, bis die Töne kommen, bzw. nicht mehr zu halten sind. Nichts ist schlimmer als 'Solo! jetzt bist du dran, jetzt muss du gut sein'. Was du bis zu diesem Solo nicht gelernt hast, wirst du auch jetzt nicht spielen können. Also lass dir Zeit und spiel was für deine Freundin; Denken verboten, lass es fliessen.

    Ich sehe mich nicht als einer, der sein Instrument beherrscht oder diesen Zustand anstrebt. Ich versuche, zu ergründen, was wir gemeinsam anstellen können und freue mich über alle schönen Momente, in denen wir uns gegenseitig überraschen. Die Typen, die ihr Instrument beherrschen, finde ich meistens langweilig. *

    Das heißt jetzt nicht, dass ich alle schnellen Saxophonisten schlecht finde. Ich erzähl nur über meine eigene musikalische Haltung. Mein größtes musikalisches Vorbild wird immer Billie Holiday bleiben. Jeder Jeck is anders.


    * meine Geliebte Bassklarinette sträubt sich oft in der Duodezimlage, wohlklingende resonanzreiche Töne zu zaubern; das entspricht ihrer Art. Ich versuche, ihrer Art gerecht zu werden. Herrlich dämlich.
     
  11. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Ich tu mir recht schwer, mit dem neudeutschen Begriff Sound, der heutzutage ständig zu hören ist.
    Was ist denn Sanborns Sound?
    Sein Ton, Seine Art der Phrasierung, seine Stilistik, sein Studio-Equipment, sein Mundstück, Blatt und Horn?

    Der Ton von Sanborn geht mir immer ziemlich schnell auf den Keks, das heisst aber nicht, daß ich das, was er spielt nicht gut finde. Er kanns ja durchaus.
    Damals mit Bowie Live in Philadelphia klangs wirklich Super. Das höre ich mit heute auch noch ganz gerne an. Ansonsten, siehe oben..

    Es ist ja immer sehr förderlich, sich gute Musiker anzuhören, und zu versuchen, sich ihnen musikalisch zu nähern. Aber ich denke, das geht eher über die Stilistik und Phrasierung, als über die Frage, welches Instrument, Mundstück, Blatt.

    Und überhaupt werde ich sicher niemals ne Platte von einem Sanborn oder Coltrane oder Parker Klon kaufen, da greife ich dann lieber auf die Originale zurück
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Jedoch kann der Versuch Coltranes (oder von wem auch immer) Sound zu erreichen, das Sprungbrett für einen eigenen Sound sein.

    Lg
    Alex
     
  13. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Genau das meine ich: Aber doch eher Coltranes Stilistik und Phrasierung, wann hat er was wie gespielt ist doch entscheident, und nicht welches Sax und welches Mundstück! Und das Wort Sound ist mir einfach zu unspezifisch!
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Also, ich glaub auch, dass du wenn du nur einen einzigen Ton von Coltrane hörst, ihn dadurch nicht ausmachen könntest. Sound in meinen Augen ist wahrscheinlich auch seine Wahl der Tonleitern und wie er diese verwendet. Sound ist wahrscheinlich nicht alleine der Grundsound seines Saxophons. Und mit dem Setup, da muss ich dir absolut rechtgeben. Kapiert es endlich: Der Sound entsteht au8f viel komplexere Art und Weise als dass man sagen könnte: Gebt mir sein MPC und ich kling wie Coltrane!!!

    Lg
    Alex
     
  15. NorbertS

    NorbertS Ist fast schon zuhause hier

    Hi Freunde


    .....frei nach dem Motto: andere Spielen nur, Die aber machen Musik......


    CU

    Norbert

    Ps.:

    Tlw sehr gute Beschreibungen und Vergleiche hier
     
  16. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Nun gut, gebt mir das Sax auch noch dazu :-D
     
  17. Gast

    Gast Guest

  18. jogi_music

    jogi_music Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Leute!
    Ich habe diesen - für mich ungeheuer lehrreichen Thread - genau gelesen und möchte mich einfach kurz bedanken!

    Mein Ziel ist es, MEINE Art Umgang mit dem Saxophon zu ergründen und zu finden. Ich fand mich in den Worten ppues auch wieder. Das tat gut.
    Thanks @all, liebe Grüße, Jogi
     
  19. ppue

    ppue Mod Experte

    Sound heisst Klang und ich finde es recht einfach, diesen zu definieren. Zum Klang des Saxophones gehören:

    - Grundton und Obertonzusammensetzung
    - Geräuschanteil
    - Hüllkurve

    Natürlich kann man sich streiten, ob die benutzten Skalen zum Klang gehören. Ich sage einfach nein. Die Grenze verläuft (sicher fließend) irgendwo zwischen Vibrato, obwohl es eine Tonhöhenänderung ist und Mikrointervall oder Glissando.

    Ich definiere das einfach mal so :), irgendeiner muss es ja tun.
     
  20. Saxratte

    Saxratte Ist fast schon zuhause hier

    Hallo!

    Ich hatte vorher noch nie etwas von David Sanborn gehört. Und deshalb bin ich in den nächsten Plattenladen gestiefelt und hab' mir 'ne CD von ihm angehört: Super!

    Gibt es noch andere Musiker, die einen solchen oder ähnlichen Sound drauf haben?


    Gruß
    Saxratte :cool:
     
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