Erfahrung mit einer Vintage-Klarinette

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von daskli, 17.August.2006.

  1. daskli

    daskli Ist fast schon zuhause hier

    Meine Erfahrung mit einem Vintage-Instrument

    Ich möchte hier meine Erfahrungen mit einer Metallklarinette aufschreiben. Einen Instrument, dass ich gut zwei Jahre gerne gespielt hatte und dann wieder gerne abgestoßen hatte.

    Es handelte sich dabei um eine Holton Metall-Klarinette, aus den 30 bis 50 Jahren. Ich hatte sie über ebay ersteigert von einem namenhaften Sammler. Dieser Sammler hat mehrere Standardwerke über Klarinetten und Saxophone im Atlasformat geschrieben und aus seinem ebay-Account ging damals schon hervor, wer das ist.

    Na, was hat er geschrieben: Klarinette gut in Takt, altersbedingte Gebrauchsspuren, Erstversilberung noch recht gut, an einer Stelle etwas ab, Poster, Filze und Federn teilweise von Fachmann überholt, die Klarinette sein gereinigt worden und mir dem üblichen Zubehör.

    Ich hatte den Fehler gemacht und habe dem Namen vertraut und ihn nicht vor Auktionsende angemailt. – Was kam, war eine Klarinette, in der etliche Polster komplett fehlten, einige waren zur Hälfte abgebrochen (es sah aus als wären sie von Motten abgenagt worden) und das Instrument strotzte vor Dreck. Was er gut gemacht hatte, war die Verpackung.

    Ich war sehr zornig, denn das war klar, hier hat nicht jemand mit einem anderen Empfinden eine Ware beschrieben, sondern da sind Falschaussagen gemacht worden, es gab zwischen uns sofort einen sehr heftigen Streit, der damit endete, dass er mir eine sehr hohen Preisnachlass einräumte. Außerdem verpflichteten wir uns keine ebay-Bewertungen zu geben. Also alles lief schön verdeckt unter der Hand ab.

    Ich hatte ein spielfertiges Instrument erwartet (vom Fachmann!), was ich bekommen hatte, war eine Baustelle. Also hatte ich mich dran gemacht, das Instrument auseinander zunehmen und neu zu bepolstern. Nur jetzt gab es die ersten Probleme: ich bekam einige Achsen nicht gut, eine überhaupt nicht raus. Also wechselte ich die Polster zum Teil im noch zusammengebauten Instrument – das geht – schlecht aber es geht. – Nach und nach brach mir dann die eine oder andere Feder ab.

    An der Birne hatten sich Kupferausblühungen eingestellt. Diese wollte ich nun wirklich runter haben, denn die Kupfersalze, wie Grünspan sind sehr giftig!

    Nun gut, ich habe es hinbekommen, ich will nicht meckern, aber die alten Instrumente sind nicht identisch zu den heutigen gebaut gewesen: heute greift, der Drücker für die A1-Klappe über die Resonanzklappe für den Ton E1, es findet keine Berührung statt. So renoviert waren die Töne A1 und B1 schrecklich verstimmt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was das sein sollte, bis ich irgendwann mit dem Stimmgerät systematisch ausprobierte, wo der Fehler liegen könnte: früher hatte die Klarinette einen weiteren Kork gehabt, der - im Gegensatz zu heute - die Resonanzklappe verschlossen haben musste, denn mit dem Korken war das Instrument in sich recht stimmig – das zeigte das Stimmgerät ganz genau, ABER: obwohl ich scheinbar alle Metallteile dieser Klarinette vor mir hatte, war das ganze Instrument deutlich zu hoch gestimmt. Ich musste das Mundstück ca. 7 mm rauszuziehen um mit anderen Instrumenten mitspielen zu können. Dann war aber das Instrument in sich nicht mehr stimmig.

    Natürlich hatte ich unterschiedliche Mundstücke ausprobiert und da gab es die nächste Überraschung. Die besten Ergebnisse bekam ich mit deutschen Mundstücken auf dieser Böhmklarinette, denn die Zapfenmaße passten besser zu der Birne und die Töne waren sauberer (nicht sauber ;-)) intoniert.

    Erst als ich dann mir selber Blätter zuschnitt, wobei ich den Ausschnitt viel länger machte, als ich es bei den mir bekannten Typen, konnte ich das Mundstück bis auf 3 mm in die Birne schieben und so mit anderen Musiker zusammenspielen. Ich hatte aber immer das Gefühl, als müsste ich mit dem Ansatz die Tonhöhe korrigieren, als wäre das Instrument in sich verstimmt.

    Ich möchte gleich betonen, dass ich den Zusammenhang zwischen Mundstück-, Blattformen nicht verstehe. Ich hatte experimentiert und irgendwie habe ich mich durchgefuscht. Vielleicht haben die originalen Mundstücke und Blätter anders ausgesehen, als die mir bekannten. Ich weiß es nicht.

    Irgendwann hat mir das so angenervt, dass ich das dann doch geliebte Stück wieder abgestoßen hatte.

    Finanziell bin ich plus minus Null rausgekommen – wenn man davon absieht, dass ich etliche Stunden mit Reparaturen verbracht hatte und auch, dass ich es zwei Jahre häufig gespielt habe. Mir macht das reparieren Spaß - aber die Überholungen als Fremdleistungen eingekauft – ich wäre ziemlich übel auf die Nase gefallen. – Da wäre eine Neuinstrument für mich angemessener gewesen.

    Was mir an dem Instrument gut gefallen hatte:
    1. das geringe Gewicht, ich hatte noch keine Klarinette, die so leicht war!
    2. sie hatte einen brillanten Klang und eine gute Lautstärke.

    Trotzdem: ich wollte ein Instrument, das mir keine Probleme im Zusammenspiel bereitet, ich hatte keine Lust mir über Kupferverbindungen oder über irgendwelche Achsen Sorgen zu machen. Ich hatte eigentlich immer ein wenig Befürchtungen, dass noch einmal eine Feder bricht oder vielleicht etwas anderes, was ich dann nicht mehr alleine reparieren kann und irgendwann war ich es einfach leid.

    Gruß
    daskli
     
  2. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Hi Daskli,

    es gibt große Qualitätsunterschiede bei Metallklarinetten.

    Gute und dementsprechend auch teure Modelle sind z.B. die Silver King und die praktisch baugleiche Cleveland von H.N. White, die Metallklari von Selmer Paris, die Modelle von Conn, die Pan American Moderne und die PanAm Brilliante, die Buescher True Tone und die von Harry Pedler mit der Stimmschraube an der Birne.

    Die Holton (wahrscheinlich eine Collegiate?) gehört nicht zu den Topmodellen. Bernhard ("Mr Acker") Bilk spielt eine Conn Cavalier.

    Jeglichen Grünspan bekommst Du problemlos gelöst, indem Du die Teile in eine heiße Esssigessenzlösung einlegst. Danach läßt sich alles wunderbar abpolieren.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  3. Bobby

    Bobby Kann einfach nicht wegbleiben

    hi Daskli
    klingt wie ein Dejavu-Erlebnis
    Bei mir wars auch eine Holton Metallklarinette, über ebay, bekannter klarinettenfritze mit eigenem Studio und guten Bewertungen, frisch generalüberholt.
    Ja, aber auf Billigweise, mit billigen Fischhautpolstern, und was absolut komisch war, das b1 lag irgendwo klanglich zwischen c2 und h, dass h war definitiv tiefer. So eine Diskrepanz kann man nicht mit dem ansatz ausgleichen,mein saxdoc konnte(wollte) nix machen, der händler hat sie aber zurückgenommen.
    aber trotzdem ärgerlich und versandkosten for nothing.

    Herzlich Beileid
    Peter
     
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