Erfahrung mit Klangio bzw. Melody Scanner

Dieses Thema im Forum "Tool / Zubehör" wurde erstellt von Klavisax, 26.Januar.2025.

  1. Klavisax

    Klavisax Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo,

    hat von Euch jemand AKTUELLE Erfahrung mit Klangio (https://klang.io) bzw. einem Produkt wie Melody Scanner oder anderen Varianten dieses Anbieters?

    Mit Melody Scanner kann man ja nach deren Angaben einen Song transkribieren lassen und auch auswählen, ob man z.B. für das Saxophon das Lead Sheet generieren lassen will.
    Die nehmen da sogar YouTube-Videos als Standard-Input.

    https://klang.io/help/ms/lead-sheet/

    Ich bin ein Saxophon-Anfänger und auch kein Musiker, d.h. ich kann zwar Melodien ganz passabel singen, aber halt nicht transkribieren und schon gar nicht schnell mal mit dem Saxophon nachspielen. KEINE Chance!

    Habe also mal die Demo in der iPhone App von Sing2Notes genommen, von einem Playalong einen Teil der Begleitung nachgesungen, den ich mit dem Sax spielen will und transkribieren lassen.

    UND SIEHE DA: Die resultierenden Piano-Noten waren genau das was ich haben wollte!
    Perfekt, keine Änderung in Tönen oder Notenlängen nötig!

    In der Demo-Version kann man nur PDF exportieren, in der Bezahlversion jedoch MXML.
    Also musste ich noch dazwischen eine Notenerkennungssoftware benutzen.

    Dann aber MXML in MusiScore importiert, Instrument auf Alt Sax geändert, Transposition in die richtige Tonart ... FERTIG!

    Finde ich schon krass!

    Hat jemand weitere Erfahrung, insbesondere in komplizierteren Anwendungsfällen?

    P.S.: Die Jungs, die die Software machen, sind ein START-UP in Karlsruhe ... mehr von solchen bräuchten wir in Deutschland.
     
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  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Da sind jetzt ganz viele interessante Punkte in Deinem Beitrag und ich habe KEINE Erfahrung mit solcher Software, kann also Deine Fragen gar nicht beantworten.

    Dennoch, wenn ich darf, ein paar Gedanken:

    Ich hätte mir so eine Software früher ganz dringend gewünscht.
    Weil es aber keine (bezahlbare mit vernünftigen Ergebnissen) gab, habe ich es zähneknirschend dann eben nach alter Väter Sitte gemacht:

    Raushören!

    Das ist am Anfang schlimmer als Zähne ziehen ohne Betäubung, nach ein paar Wochen immer noch kein Spaß und bis es wirklich gut geht (und bleibt) ist ein sehr langer Weg mit großen Anforderungen an die eigene Frustrationstoleranz.

    Aber der Weg lohnt sich, meiner Meinung nach.
    Ich verstehe genau durch dieses Raushören viel besser, was da harmonisch in einem Stück passiert und was der Solist so alles spielt, oder nicht.

    Wenn ich mir früher ein Stück draufschaffen wollte, habe ich zuerst wie wild nach einem Leadsheet oder anderen Noten gesucht.
    Ich erinnere mich an ein Heft mit Transkriptionen eines Saxophonisten - ich habe nicht das geringste verstanden.
    Das hatte für mich nichts mit dem Stück oder Solo oder wasimmer zu tun.
    Und dann die Noten gespielt, wie ein Kind, das noch nicht lesen kann einen Text vorliest.

    Heute höre ich es mir mehrfach konzentriert an und singe und spiele dann Ausschnitte nach, manchmal drücke ich auch auf einem Keyboard herum wegen der Harmonien (ich bin Lichtjahre davon entfernt auf einem Klavier irgendwas zu "können").
    Wenn ich mir dann die Noten raussuche, sage ich "ach so... ja klar!" und habe einen viel besseren Zugang zum Stück und kann bei "neueren" (und tendenziell komplexeren) Stücken viel mehr auswendig spielen, als bei denen, die ich mir früher über Notenblätter raufgeschafft habe.

    Ein komplettes Charlie Parker Solo einfach so raushören und nachspielen kann ich immer noch nicht.
    Aber der Weg ist für mich das Ziel, Takt für Takt für Takt.
     
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  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Habe mal schnell einen Versuch auf deren HP gemacht mit einem mp3 mit Bassklarinette welches ich gerade liegen hatte.

    Langsame, einfache Melodie mit ein paar Umspielungen, nichts Schnelles, sauberer Ton. Da ist 2 oder 3 Takte lang in etwa das rausgekommen was gespielt wurde, dann aber nur noch Mist, bzw. jede Menge Auslassungen und nur noch Takte mit ganzen Noten.
    Ich weiss nicht...war so jedenfalls völlig unbrauchbar.

    Was @Silver schrieb kann ich nur bestätigen- so mache ich es auch. Allerdings auch nach langer Zeit nicht immer sehr erfolgreich, aber wenn's was wird hat man Freude daran :)

    antonio
     
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  4. Klavisax

    Klavisax Kann einfach nicht wegbleiben

    Danke für Euer Feedback!

    Ich habe leider kein halbes Leben mehr die Zeit, so viel Erfahrung zu sammeln, um transkribieren zu können. ;-(
    Glaube das wird nichts mehr bei mir.

    Aber Hauptsache es macht Spaß, auf welchem Niveau auch immer.

    Ich finde es schon faszinierend, dass das maschinell zumindest etwas geht und es wird weiter besser werden.
    Gleichzeitig finde ich faszinierend, wie Leute eine Melodie, die sie gerade gehört haben einfach spontan nachspielen. Da hab ICH keine Chance.

    Ich bin auf jeden Fall froh, dass mir alle möglichen Angebote und Entwicklungen im Web mit über 60 doch noch einen Zugang zur Musik erleichtert haben.
    Profimusiker sehen das vielleicht skeptischer und pessimistischer.
    Ihr seht schon, dass ich da technologieoffener bzw. -affiner bin.

    Wenn z.B. die Tonaufzeichnung nicht erfunden worden wäre, würde heute wohl noch nur ganz wenige Profimusiker in einer sogenannten "Kammer" oder Konzertsaal Live-Musik machen, die sich nur wenige Reiche leisten können.

    Schöne Grüße
     
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  5. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Selbst wenn es für ein Parkersolo nicht reichen sollte (und da haben auch viele Profis durchaus Probleme, ich kenne vom gleichen Solo 4 verschiedene Transkriptionen von 4 Musikern und jede Transkription ist deutlich anders), ist es immer möglich zu lernen Melodien nachzuspielen. Man fängt einfach an und steigert dann. Am besten mit einem Lehrer der da weiss was er macht und weiss wie er das vom Schwierigkeitsgrad anpassen muss.

    Ich habe die Erfahrung gemacht daß solche Software für mich eher unbefriedigende Resultate abliefert.
     
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  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin jetzt weder Profimusiker noch habe ich mit dem Hören, Nachsingen, Nachspielen als Jugendlicher angefangen (ich wünschte, ich hätte…) sondern im “zarten Alter“ von Mitte 50. Davor habe ich es mit Papier und Technik versucht - mit wenig Erfolg.

    Eine Bekannte hat mit Ende 60 angefangen, Klavier zu lernen. Musikalische Vorbildung: Null. Großer Fan von Bill Evans.
    Klavierlehrer ein nicht ganz unbekannter Jazzer (mit dem sie über drei Ecken verwandt ist).
    Inzwischen, mit Mitte 70, macht sie wacker bei allerlei Combos mit und wird auch regelmäßig auf Jam Sessions an den Tasten gesichtet.
    Da spielt sie das, was sie technisch kann und was in die Harmonie passt - weil sie es hört. Notenblätter? Fehlanzeige. Ein iReal Chordsheet vielleicht…

    Was will ich damit sagen?

    Aus mir wird kein Dexter Gordon mehr, kein Michael Brecker und erst recht kein Chris Potter.
    Trotzdem versuche ich - trotz meines inzwischen „hohen Alters“ (in dem ich demnächst zwar bitte noch 10 Jahre arbeiten soll, seit 10 Jahren aber keinen neuen Job mehr bekommen hätte) - so viel wie möglich zu lernen und meinen musikalischen Horizont zu erweitern.

    Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung ändern können.
    Und wenn ich irgendwann mal aufhöre, etwas Neues zu lernen, ist es - für mich - Zeit für die Kiste.

    Die beiden letzten Sätze gelten für mein gesamtes Leben, nicht nur für die Musik.
     
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  7. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Lernen zu dürfen, ist auch meine Antriebsfeder. Das Fehlen des Durchhaltevermögens und der Geduld ist leider mein Hemmnis.

    Ich hasse Routine.
     
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  8. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das eine geht nicht ohne das andere.

    Routinen helfen uns, das Chaos des Lebens zu bewältigen und überhaupt Kapazität für Neues freizubekommen.
    Und sie helfen uns, Gewohnheiten auszubilden. Geduldiges, beharrliches Lernen durch Wiederholung ist so eine Gewohnheit.

    Genau wie die Zigarette nach dem Essen, der Skatabend jeden Donnerstag bei Erwin, die Mahlzeit, die nur durch Fleisch komplett wirkt, das Feierabendbier … alles nur Gewohnheit.

    Aber auch die tägliche halbe Stunde Sport vor oder nach der Arbeit, der Salat zum Essen, das Buch auf dem Nachtschrank statt YouTube.

    Wir können frei entscheiden, welche Gewohnheiten wir annehmen wollen, und welche nicht.
    Dabei ist das Annehmen genauso aufwändig, wie das Ablegen von Gewohnheiten.
    Schließlich sind Gewohnheiten das, was wir als „nicht mehr bewusstseinspflichtig“ ausführen können.
     
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