Erfahrungsbericht Dave Guardala New Crescent Tenorsax

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Peter, 1.Februar.2008.

  1. Peter

    Peter Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo zusammen!

    Nachdem ich im Internet überall von den angeblich "phänomenalen" neuen Dave Guardala Mundstücken von PMS gelesen hatte und auch die Tests in Sonic und co. äußerst überschwänglich waren, wollte ich einmal selbst ein solches Mundstück ausprobieren.
    Da es offenbar auch kritische Stimmen, vor allem bezüglich der Authentizität der Mundstücke von PMS, gegeben hat, war ich äußerst skeptisch.
    Ich vermutete ein gehyptes Produkt.

    Ich bestellte bei Thomann ein Tenorsax-Mundstück "New Crescent", benannt nach der Platte von John Coltrane und angeblich eine Entwicklung von Dave Guardala für PMS Ende der 80er Jahre.
    Da die Bahnöffnung einer 7* Otto Link entspricht, ich aber sonst Berg Larsen 95 (=6*) spiele, bestellte ich noch gleich ein 2,5er Vandoren ZZ Blatt mit hinzu (sonst spiele ich ZZ 3).
    Nach dem Auspacken kam zunächst eine Enttäuschung: die Versilberung war an den Seiten und an der Spitzen leicht angelaufen - das darf bei einem Mundstück für 390 EUR m.E. nicht passieren.
    Sonst sah es aber absolut perfekt aus - keinerlei Ungenauigkeiten/Unebenheiten, wie man es sonst bei Berg Larsen oder Otto Link kennt.

    Mundstück mit 2,5er Blatt aufgesteckt (Selmer SA 80 II), losgespielt.

    Erster Eindruck: Das geht ja los wie die Feuerwehr! Ich habe noch nie zuvor ein derart hervorragend ansprechendes Mundstück gespielt. Das 2,5er Blatt stellte sich als zu leicht heraus, also wechselte ich auf meine angestammten 3er Blätter.
    Selbst mit diesen spricht das New Crescent in sämtlichen Bereichen (!) um drei Klassen besser an als mein 95er Berg Larsen und das bei einem viel freieren und offenerem Spielgefühl.
    Beeindruckend war, dass auch die Toptones derart gut ansprachen, wie ich es zuvor noch nicht erlebt hatte. Dies gilt aber ohne Einschränkungen für die Tiefe - auch Subtones sind kein Problem!

    Der Sound ist dunkler als mit meinem Berg Larsen, aber nicht so dunkel wie bei einem Otto Link und dabei in allen Bereichen äußerst voll. Ohne Anstrengung sind größere Lautstärken zu erreichen, ohne dass der Ton scharf wird. Für Rock/Pop dürfte es aber zu wenig laut sein.
    Mit der beigelegten Gewebeblattschraube war der Sound subjektiv noch voller und besser als mit meiner Francouis Louis Ultimate.

    Schließlich habe ich auch noch mit einem Stimmgerät die Intonation überprüft.
    Diese war durchweg (begrenzt durch meinen Ansatz :) ) sehr gut.
    Das einzig auffallende war, dass bei meinem Berg Larsen, das e'' eher leicht nach oben tendiert als das d''. Beim Guardala war es genau umgekehrt.
    Dafür war die Intonation im Palmkey-Bereich deutlich besser als beim Berg Larsen.
    Die Toptones-Intonation möchte ich nicht beruteilen, da dort etwaige Schwankungen eher auf mich als auf das Mundstück zurückzuführen sind.

    Mein Fazit ist daher sehr positiv: bis auf den optischen Mangel ist das New Crescent ohne Abstriche das mit Abstand beste Mundstück, dass ich jemals gespielt habe. Die Ansprache und das Soundvolumen sind eine absolute Offenbarung.

    Allerdings sind 390 EUR eine Menge Holz. Mangels derzeit ausreichender Haushaltskasse ;-) musste ich das Mundstück schweren Herzens wieder an Thomann zurücksenden.
     
  2. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Servus,
    weiß vielleicht einer eine Seite im Web, wo es eine übersicht über die diversen Guardala Mundstücke gibt, wie zB für Link bei Theo Wanne?

    Er hat ja seinen Namen an viele Hersteller verkauft.

    Wäre interessant zu wissen, welche wo gefertigt wurden usw...

    Viele Grüße

    Chris
     
  3. Gast

    Gast Guest

    Soweit ich weiß, hat er ihn an fünf verkauft.

    Zum Test: Erstmal Danke, tolle sache, immer gut wenn jemand sowas bringt.
    Ich habe allerdings ein paar Fragen, die vielleicht etwas direkt sind, aber fühl dich nicht angegriffen, sondern ich mein das ganz sachlich.

    Das die Palmkeys mit dem Berg nicht intonierten, muß nicht umbedingt am berg gelegen haben, das Guaradala macht es wahrscheinlich nur einfacher (klingt komisch, aber vielleicht versteht man trotzdem, was ich meine)
    Das die Guradala nen Mördersound und dass die Toptones der Hammer sind und die Ansprache genial ist ja nix neues.
    Mich interessiert die flexibilität. Kannst du damit Klassik spielen, als so das es sich gut anhört (nicht unbedingt nach Klassikermaßstäben)
    Wie ist das Volumen im oberen Register, die meisten Metall MPCs mit Stufe klingen da einfach nur dünn.
    wie geht das pp im untersten Bereich, wie klingt das pp allgemein? Laut klingt unten immer toll, aber hat es auch noch die Soundqualität im pp oder geht da etwas im Ton verloren?
     
  4. Peter

    Peter Kann einfach nicht wegbleiben

    @Leon: Danke für deine Antwort - ohne Diskussion wär's ja langweilig. Ich wollte ja hier keinen Werbethread für PMS machen. :)

    Zu den einzelnen Punkten:

    1. Palmkeys: Da hast du mit Sicherheit Recht. Richtig müsste es heißen: Mir persönlich fällt die richtige Intonation im Bereich der Palmkeys auf dem Guardala leichter als auf dem Berg Larsen.

    2. Klassik: Dazu kann ich nichts sagen. Ich habe noch nie Klassik gespielt und höre auch keine klassische Musik, bei der Saxophone beteiligt sind.
    Vom "Grundklang" her ist das Berg Larsen sicherlich brillianter und härter (poppiger?).

    3. Volumen im oberen Register: Im Vergleich zu meinem Berg Larsen ist das Volumen oben um Klassen besser. Das Berg wird da deutlich "schneidender".
    Das kann evtl. daran liegen, dass die Stufe im Guardala zum einen anders geformt, zum anderen deutlich weniger hoch ist als im Berg Larsen.

    4. PP im unteren Register / pp allgemein: deutlich wärmer und voller als beim Berg Larsen. Allerdings wage ich mich insoweit aus dem Fenster, dass ich behaupten würde, mein altes Meyer Kautschuk sei in diesem Bereich noch besser gewesen.

    Ich hoffe, meine Antworten sind halbwegs zufriedenstellend.

    Viele Grüße, Peter

    P.S.: Ich hätte Vergleichsaufnahmen machen sollen...
     
  5. Gast

    Gast Guest

    Haste eigentlich noch andere MPCs zum vergleich gehabt?
    Gibt ja ordentlich viel, und auch viel gutes zum halben Preis.
    Und warm das Cresent, warum keines der anderen Guardala MPCs?
    Bei dem Preis und und Power gibt es auch noch das JODY DV das mir persönlich mehr geviel.
    Man kauft ja kein 400€ Teil, wenn man nicht vorher den restlichen Markt etwas gründlicher getestet hat, oder?
    Ich hatte es im direkten Vergleich zu einem alten SuperKing. Das SuperKing war vielleicht ein wenig lauter als das DV, dafür war das Dv deutlich interessanter.

    Ach übrigens, das SuperKing war so hell und rein im Klang und von der schärfe variabel, dass Klassik damit echt nicht schlecht klang.
     
  6. Peter

    Peter Kann einfach nicht wegbleiben

    Meine MPC-Laufbahn auf dem Tenor sieht wie folgt aus (diese Mundstücke habe ich jeweils längere Zeit gespielt):

    - Selmer S90
    - Otto Link STM
    - Meyer Kautschuk
    - Berg Larsen Steel

    Getestet habe ich bereits: Meyer Metall, Selmer Metall Jazz, Otto Link STM NY, Selmer Soloist (die kamen alle nicht in Frage).

    Das S90 war mir auf Dauer von allem zu wenig (Power, Charakter etc.). Das Link war mir dann nach einiger Zeit zu dumpf. Das Meyer war im Top Tone bereich zu schwach und letztlich zu leise. Das Berg spielt sich prima, ist mir aber v.a. obenrum zu schneidend und insgesamt ein wenig zu brilliant im Klang.

    Das New Crescent habe ich deshalb ausgewählt, weil ich meinte, dass es von der Beschreibung am besten zu meiner Soundvorstellung passt.
    King / Super King /Studio dürften wieder zu brilliant sein. Bliebe noch Crescent und MB II, die ich noch ausprobieren könnte.
    Sicherlich ist Jody auch eine Möglichkeit, ich habe da nur irgendwie Vorbehalte, beim Saxophon-Service das zu bestellen und dann ggf. wieder zurück zu schicken. Bei Thomann (dem Riesenladen) fällt das nicht so auf...

    Grüße, Peter

    P.S.: Ich hätte einfach gerne ein Mundstück, mit dem ich dauerhaft zufrieden bin
     
  7. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Peter
    Danke für deine "Reportage" von der Mundstückfront. Ich habe gerade ein Ponzol 110, den II-V-I Typ und ein Brancher J29 (Metall) da. Das Brancher könnte ev. was für dich sein, ist deutlich billiger als das Guardala. Der Klang ist sehr sonor und eigen, im Vergleich zu Link heller aber keineswegs schneidend. Ich finde es spielt sich sehr ausgegelichen überd den ganzen Umfang. Es gehört sicherlich nicht zu den lautesten Mundstücken. Die Ansprache ist leicht und klar. Für meich ein Nachteil, das es dermasssen schlank ist, was ich mir nicht gewohnt bin. Das Ponzol ist scheon etwas teurer, aber auch ein tolles Mundstück. Hat etwas mehr Volumen und ausgesprochen schöne Tiefen.

    Welches Berg spielst du denn? Wenn dir deines zu scharf, zu hell ist - könnte es sein, dass du eins mit rel. hoher Stufe hast. Die Berg gibts ja mit verschieden hohen Stufen "0" sehr hoch, "3" fast keine mehr oder umgekehrt, weiss ich jetzt nicht ganz sicher. Vielleicht müsstest du einfach nach einem andern Berg Ausschau halten?
     
  8. Peter

    Peter Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo Antonio,

    mein Berg hat Stufe "2", also eigentlich eine nicht so hohe Stufe. Ich habe mir schon überlegt mal ein Berg "Duckbill" auszuprobieren, das angeblich einen etwas nostalgischeren Sound haben soll.
    Danke für deinen Hinweis auf das Brancher. Wäre evtl. auch eine Option.
    Sowohl Guardala als auch Jody Jazz sind schon verdammt teuer.
     
  9. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Hallo Peter
    Ja, eins mit 2er Stufe hatte ich auch mal und im Vergleich mit der 3er war der Unterschied nicht so riesig. Die DuckBill's kenne ich gar nicht.Wenn du kannst, teste das Brancher doch einmal - ich finde das ist wirklich ein spezielles Mundstück was anders klingt. ich denke aber, dass man den Sound schon mögen muss.

    Gruss
    antonio
     
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