Es swingt nicht so recht....

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von WildeHilde26, 15.Juli.2006.

  1. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Jazzfans,

    ich spiele seit langem (28 Jahren) Querflöte, bin technisch nicht schlecht, und wende mich seit einiger Zeit dem Jazz zu.

    DAzu habe ich mir die 12 Contemporary Jazz Etudes in C von Bob Mintzer gekauft. Von einem befreundeten Saxofonisten habe ich weiterhin etwas leichtere Saxophone Duetts von Lennie Niehaus bekommen.

    Rein technisch sind die Duette nicht schwierig, aber es swingt nicht!

    Wie bekomme ich den swingenden Sound hin?? Dass es auf der Flöte vielleicht nicht ganz so effektvoll ist wie beim Sax ist mir schon klar, aber ich denke, dass ich die Flöte prinzipiell ausdrucksstark spielen kann.

    Habt ihr Tipps und Anregungen für mich??
     
  2. benu

    benu Ist fast schon zuhause hier

    Mhh, ich weiss ja nocht ob du den Sound meinst, oder eher die Zählweise beim Swing, die nämlich nicht gerade ist, sondern die 1 mehr betont als die 2!
    __ __
    ___ _

    Hör dir mal Aufnahmen der Stücke an, und versuche dabei zu zählen, da wird dir sicher etwas auffallen ;)
    Viel Spass noch!
     
  3. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Benu, danke für die Antwort.

    Ja, ich weiß, dass die Rythmik nicht gerad ist, sondern lang-kurz-lang-kurz. Es klingt aber trotzdem eher statisch, nicht swingend!

    Ich habe schon eingiges zum Anhören bekommen (z.B. Stan Getz), jedoch nach 28 Jahren "Klassik" und gerader Phrasierung fällt mir das swingende einfach verd.... schwer! Das Feeling will sich einfach nicht einstellen.... :-(
     
  4. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    So richtig swingen ist eine Kunst und dafür muss man viel arbeiten! Lass dir Zeit und höre dir vor allem auch viel gute Musik an. Höre dir einzelne Phrasen raus und spiele sie zur Aufnahme nach, bis du keinen Unterschied mehr hörst. Ich selber habe an meiner Swing-Phrasierung 7 Jahre gebastelt...

    Enjoy! :)
     
  5. mjw

    mjw Schaut öfter mal vorbei

    gelöscht
     
  6. Gast

    Gast Guest

    von stück zu stück ist wohl auch das tempo entscheidend, ob´s swingt...balladen können auch bei 60bpm swingen, andere stücke brauchen´s schneller.
    auf jeden fall den schlag stur betonen, am besten jeden einzelnen, die achtel vor dem schlag zurückhaltender spielen, dann sollte der swing effekt langsam entstehen und dann kannst du auch dazu übergehen, etwas abwechslungsreicher zu spielen, d.h. nicht JEDEN schlag betonen etc.
     
  7. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    hi
    bin nicht sicher ob die ratschläge richtig sind

    betonung auf 1 und 3 ist nix - das ist swing aus asien

    bei swingen 3 dinge sind untrennbar.

    1. synkope
    2. legato
    3. frasierung

    ad 1 - betonung auf schwache teil des taktes - auf "und"

    übung zb
    tonleitr in c dur geschrieben 4/4 ,achtelnoten

    spielen:
    c D e F g A h C d E f G a H c ...

    es kling
    pa RA pa RA pa RA pa RA ......

    kanns irgenewas vom bach was in achtelnoten geschrieben ist so spielen , immer betonung auf UND ( 1 UND 2 UND 3 UND ...)


    ad 2 - legato ,die jede betonte note ist angfang der lagato über 2 noten.

    es klingt :
    tam PAra PAra PAra Para .......

    zuerst alle note geanu lang spielen , wenn es klaptt die betonnte note kanns bischen länger spielen , die schwache kürzer , so das die beide zusammen wie viertelnote lang sind

    nach ca 1 std Dein tonleiter swingt schon.

    ad 3 frasierung -peterwespi hat erzählt.
     
  8. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    *grins*

    Ihr seid klasse!

    Da ich im Moment sowieso alle Dur-Tonleitern in Halbtonschritten durcharbeite, sowie die Terzsprünge dazu ist der Vorschlag von YoYo sicher eine guuuute Übung!

    Bach habe ich jede Menge, z.B. die Cello-Suiten für Flöte transkribiert. Hab schon zu dem Saxofonisten gesagt: "Wenn ich DIE swingend spielen kann, bin ich gut!"

    Ich bin ja noch nicht lange dabei, dass ich wieder ernsthaft Musik mache. Ich höre schon viel, viel mehr als noch vor 3 oder 4 Wochen. Phrasen raushören und spielen fällt mir allerdings noch schwer. Themen gehen, bei den Soli steige ich immer aus.

    Bei uns gibt es 1x im Monat eine Jazz-Jamsession. Werde mich mal dorthin wagen und wenn ich gannnnz, gannnnz mutig bin auch die Flöte auspacken.....

    Wenn es noch mehr probate Tipps gibt: nur her damit!! Vielleicht noch Vorschläge für Playalongs??

    Den Bossa von Bob Mintzer krieg ich jetzt so langsam hin, die Jazz-Stücke sind mir allerdings noch was schnell.

    LG
    WildeHilde :-D
     
  9. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    unbedingt di e synkopen üben , noten "legieren", wenn Du diesen puls hörst , dann wirst erst bei den echten meister den swing hören.

    "jazz methode für flöte" teil 2 vom o neil
     
  10. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    So, bin jetzt schon wieder etwas weiter mit meinen Studien. Da tun sich erneut Fragen auf.

    Habe erst mal fleißig die Synkopen bei den Tonleitern und das gebundene Spiel geübt, mich dann wieder mit den Jazz-Duetten beschäftigt.

    Der Saxofonist meinte, ich solle noch viel weicher spielen, also noch mehr gebunden, und weniger akzentuiert, damit der swingende Sound entstehen kann. So weit so gut.

    Mir wird dann der Klang der Flöte zu verwaschen. Die Ausdrucksmöglichkeiten der ziehenden Töne sind ja bei weitem nicht so groß wie beim Sax. Akzentuiere ich mehr, dann bekomme ich den Fluss nicht hin.

    Es ist natürlich auch eine Frage der Übung, aber mir sträubt sich alles, so verwaschen zu spielen.

    Habt ihr da ne Idee dazu? Ist es die Begrenzung der Flöte, oder ist das ein "Übungsproblem"??

    Leider hab ich keine Möglichkeit was aufzunehmen, sonst hätte ich mal 2 Beispiele reinstellen können....

    LG
    WildeHilde
     
  11. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    die Flöte kann schon sehr ordentlich swingen. Aber wenn man vom Klassiklager kommt, ist schon klar, daß das etwas dauert (es sei denn, man ist Barockexperte und kennt die notes inégales). Vielleicht ist Dein Zugenstoß auch zu deutlich: Mal ganz weich anstoßen (da statt ta).
    Gruß
    Wolfgang
     
  12. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Danke, Wolfgang!

    Hättest du evtl. einen Hörvorschlag für ne gut swingende Flöte?? Ich kenne zwar Beispiele aus dem Jazz, aber da wird die Flöte eher für die Latin-Sachen und GERADE eingesetzt, eben nicht swingend....

    Die Swing-Sachen, die mir gefallen sind alle mit Sax gespielt. *grmpf*
     
  13. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    bei Flöte im Jazz sollte man swing nicht eng auf den gleichnamigen Stil beziehen - da ist die Flöte aus einem schlichten Grund einigermaßen selten: Sie war ohne Mikro halt zu leise. Seit den 50ern ändert sich das, und in neueren Zeiten ist sie ein ziemlich etabliertes Instrument geworden. Hörtip:
    z.B. Yusef Lateef, Live in London. Da ist eine Version von I'll Remember April drauf, die swingt wie Mist. Im Netz gibt's übrigens davon auch Hörproben davon in den entsprechenden online-Plattenläden. Da kannst Du testen, ob das Dein Ding ist, aber für Flöte (und auch sonst) lohnt sich Lateef allemal.
    Gruß
    Wolfgang
     
  14. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Meine Erfahrung zeigt, dass man sehr oft versucht, Swing "im Kopf" entstehen zu lassen. Zusätzlich können Mankos bei der Instrumental-Technik (Variation Zungenschlag usw.) weitere Hürde bilden. Das Ergebnis ist oftmals der vermurkste und missglückte Versuch, etwas zum Swingen zu bringen.
    Swing muss von innen kommen und das Einfachste, das uns dabei helfen kann, ist unsere Stimme. Meine Empfehlung heisst hier: Phonetik! Wir kennen diese rhythmischen Sprachhilfen aus der Schulzeit, aber dort wird ausschliesslich die binäre Phonetik und in den allermeisten Fällen noch falsch unterrichtet.

    Dieses Dokument

    www.wespi.com/Downloads/temporaer/Phonetik.pdf

    enthält die Instruktionen für binäre und ternäre (Swing) Phonetik.

    Ich empfehle, zu erarbeitende Passagen rhythmisch zuerst mit der Phonetik zu erarbeiten. Erst wenn diese mit der eigenen Stimme wirklich grooven und swingen ist es möglich, dieses Feeling auf das Instrument zu übertragen.
    Weiter sollte man Passagen von Tonträgern (ich verwende dafür sehr oft CD's von Frank Sinatra oder Brian Setzer...) nachsingen. Die Tonhöhe ist dabei absolut egal - rhythmisch jedoch muss es stimmen.
    Und wenn man sich die ternäre Phoneik schon gut intus hat, dann soll man damit improvisieren. Scatet, was das Zeugs hält und ihr lernt swingen, dass es dem Publikum die Schuhbändel nach oben stellt!

    Enjoy! :)
     
  15. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Zwischenstand:

    nach fleißigem Üben von Jazz-Duetten mit fließender und eingängiger Rythmusgestaltung komme ich langsam rein. Es wird immer weicher, schöner und auch eben fließender.

    Ich erkenne auch immer mehr die Patterns in komplexeren Stücken, die mich anfangs noch sehr auf die Probe gestellt haben. Langsam geübt, komme ich aber auch da rein.

    Vielen Dank nochmals für eure Tipps, sie waren außerordentlich hilfreich!
     
  16. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Zwischenstand II

    Irgendjemand (außer mir) hatte mal nach guten Übungen gefragt, um in das swingende Feeling reinzukommen.

    Nachdem ich einige Wochen die Sax-Duette von Lennie Niehaus durchgeackert habe, stellt sich schon sowas wie ein "natürliches" Swing-Gefühl ein. Also nicht mehr alles auszählen, sondern den Fluß logisch verfolgen und im Rythmus bleiben.

    Die Duette haben es rythmisch in sich (teilweise), aber sie sind eben für flüssiges Spielen super und erweitern die Musterpalette für Swingrythmen. Ich kann diese kleinen Etüden nur empfehlen. Klasse gemacht!!

    Ich wage mich jetzt sogar an die schnelleren Swing-Sachen von Mintzer, das war mir vor einigen Wochen noch deutlich zu schwer!

    Na ja, wollt mal für euch den aktuellen Stand dokumentieren und hier reinstellen, aber leider "verschluckt" sich mein Compi immer bei der Aufnahme. Dann fehlen dann Fetzen, also das Ganze nicht gerade zuhörertauglich.... :-(
     
  17. daskli

    daskli Ist fast schon zuhause hier

    Hi Du Wilde,

    ich hätte da noch eine Idee, warum man mit eine Qf nicht so gut jazzen kann, wie mit den Rohrblattinstrumenten oder Trompeten.

    Bei den Saxen oder Klarinetten kann man sehr leicht Töne wie bei einer Mundharmonika ziehen oder fallen lassen. Man öffnet oder schließt die Lippen -wie beim Kauen- etwas und der Ton sackt etwas tiefer oder hebt sich an. Bei einer Querflöte kann man das auch machen, nur muss man dazu den Kiefer nach hinten oder vorne schieben. - Saxer sollten das einmal ausprobieren! Da lernt man doch schnell, welche Grenzen selbst dem Mund gesetzt sind! Also:

    - Rohrblätter: Mund auf zu,
    - Querflöte: Kiefer vor, zurück.

    Dies ist eine extreme, für viele Menschen sehr befremdliche Bewegung. Kann man auch bei Qf-Spielern hören. Diese Bewegung braucht man, um sauber intoniert laut, leise zu spielen. Das schaffen aber viele Spieler nicht. Sie spielen alles in einer Lautstärke und wenn man ein Stimmgerät an eine Qf hält, dann bekommen diese einen Schock: kaum ein Ton richtg intoniert! Auf einer Qf eben sehr schwer.

    Flöten eignen sich besonders gut schnelle, gleichmäßige (abweichende ;-))Töne zu spielen.

    In einem Wort: die Qf ist von Ansatz her -meines Erachtens- ein deutlich schwereres Instrument als die einfachen Rohrblattinstrumente.

    Aber: ich habe schon Blockflötisten (die haben einen noch schwierigeren Ansatz! - eiine Blfl kann man nämlich auch laut leise spielen, dazu bedarf es dann aber wirklich vieler Jahre und die Töne halten die Tönhöhe dann wirkloch nicht mehr!) gehört, die selbst auf den statischen Blockflöten einen Swing hinbekommen haben, der mich umgeworfen hat.


    Also alles nur Tendenzen,
    keine dasklischen Naturgesetze

    Vom selben einen schönen Gruß
     
  18. WildeHilde26

    WildeHilde26 Ist fast schon zuhause hier

    Hi Daskli,

    hm, ja - das mit der den ziehenden Tönen ist mir schon klar. Daher haben die Jazz-Flötisten auch Instrumente mit offenen Tonlöchern, damit man schöne Glissandi spielen kann.

    Bei Karl Denson kann man das sehr schön hören, wie er die Töne mittels Glinssandi runterzieht.

    Das mit der Blockflöte ist auch sehr gut beobachtet. Den besten Blockflötenspieler den ich jemals hörte war Jiri Stivin, der eigentlich aus dem Jazz und vom Sax kommt. Der kann die Blockflöte wunderbar modulieren.
    Ich finde es durchaus eine anspruchsvolle Herausforderung die Stilmittel, die bei der Flöte ja begrenzter sind als beim Sax so zu entwickeln, bis ein überzeugender swingender Jazz dabei rauskommt. Grundsätzlich ist das allerdings ein Betonungs und Rythmusproblem.

    Um die Intonation in den Höhen besser in den Griff zu bekommen und doch die Dynamik zu entwickeln mache ich Überblasübungen also vom tiefen C ausgehend alle Obertöne so rein wie möglich spielen, dann von C# ausgehend.... Bei meiner Flöte komme ich (fast) 100%ig da an, wo auch die gegriffenen Töne der 3. Lage wären. Sehr sauber intoniertes Instrument also (Miyazawa)

    Dadurch hat sich der Ansatz sehr differenziert!
     
  19. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    über die Qualitäten von Stivin sind wir uns ja einig :-D ! Mit der Flöte kann man übrigens auch durch leichtes Drehen des Instruments die Töne wunderbar modulieren. Aber Ringklappen sind schon sehr von Vorteil.
    Gruß
    Wolfgang
     
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