Frage an die Lehrer zu Atmung/Mundstück

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Saxobear, 13.November.2024.

  1. Saxobear

    Saxobear Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,
    Seit 2019 versuche ich mich als etwas fortgeschrittener Anfänger, mit jetzt 62 Jahren, am Tenorsax. Nach dem Durchprobieren einer ganzen Reihe an verschiedenen Rubber Mundstücken, bin ich bei zweien gelandet, welche ich nun schon länger im Wechsel nutze.
    - Ein 7er Meyer mit einem 2,5 Java Blatt für den Musikverein.
    - Ein Otto Link 7* Tone Edge mit Rico Orange 2,5 (und manchmal sogar Rico V4) Blatt fürs Jazz-Ensemble.
    Obwohl beide Mundstücke eine schon relativ große Bahnöffnung haben, empfinde ich bei beiden, aber vor allem beim Otto Link dass ich meine Luft in den Lungen irgendwie nicht los werde!
    Ich atme ein, spiele einige Takte, fühle den Überschuss in der Lunge, muss Luft raus lassen und spiele erneut einige Takte, bevor ich erst wieder einatme! Und habe dann irgendwann soviel Luftüberschuss in der Lunge, dass ich erstmal tief ausatmen muss.
    Ist das normal? Liegt es an falscher Atemtechnik?
    Denn ich überlege gerade ob ich es evtl. Probeweise mit noch größerer Bahnöffnung probieren sollte und ein OL 8 oder sogar 8* bestelle?
    Danke für eure Tipps.

    Keep on groovin'
     
  2. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin jetzt zwar kein Lehrer…

    Wenn die „Luft übrig“ bleibt sind nach meiner Erfahrung (am eigenen Leib)

    - die Luftsäule („Stütze“) nicht stabil genug - das kann man trainieren mit Longtones und Overtone-Übungen
    - hat man sich die Linien und Atempunkte nicht richtig eingeteilt - das ist eine Übungssache
    - die Mundstücköffnung zu groß (!)

    Beim Mundstück geht zu viel Energie in die Kontrolle von Blatt und Öffnung. Es fühlt sich wie ein offenes Scheunentor an, die Lunge pumpt, der Ansatz leistet Schwerstarbeit - und macht so zu, dass das, was von der Lunge kommt gar nicht richtig verwertet werden kann.
     
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  3. Livia

    Livia Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde auf falsche Atemtechnik tippen. Die Herausforderung besteht darin, dass sowohl zu wenig Luft als auch zu viel Luft in der Lunge sich sehr ähnlich anfühlen. Deswegen passiert es manchmal, dass man zu häufig einatmet, weil das Gefühl vorhanden ist, man habe zu wenig Luft, aber es ist eigentlich zu viel. Nimm dir am besten deine Stücke vor und überlege, wo du atmen könntest und trage es ein - auch an vermeintlich logischen Stellen (Pausen). Und atme nicht bei jeder Möglichkeit ein, sondern nur wenn es notwendig ist. Ideal ist es, wenn du nur noch etwas Luft hast, einen tiefen Atemzug zu holen - dann kannst du nämlich den Zug des Zwerchfells nutzen, indem du es entspannst und die Luft einströmen lässt, anstatt die Luft aktiv einzusaugen.
    Probier ruhig mehrere Atemstellen aus bis du dich festlegst.
     
  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Falsche Atemtechnik - weil es keine "Technik" in dem Sinne ist.
    Das Problem ist kaum, dass zu wenig Luft vorhanden wäre - das Problem ist meist, dass man die Luft nicht loswird.

    Das kommt vielleicht auch von einer falschen Vorstellung, wie Atmung funktioniert - oder wenn man es weiß von der Ablenkung durch Rhythmus, Tonhöhe blabla...

    Der John Harle (soviel Blödsinn er in seinem Buch auch schreibt) lässt Dich zuerst mal nur durch die Nase einatmen - das ist "sicherer", dann durch die Mundwinkel. Ich verwette meinen dicken Hintern, dass Du das Problem nicht hast, wenn Du durch die Nase atmest (was natürlich dann in weiterer Folge keine Lösung ist).
    Im besten Fall passiert die Atmung von selbst, indem sich der Brustkorb weiten kann - ein "Einsaugen" von Luft, wie man es oft hört, ist absolut kontraproduktiv.
    Das kann man sich durch Krampf im Nacken oder Kiefer leicht kaputtmachen.
    Mit Bahnöffnung hat das wenig bis gar nichts zu tun - es verändert vielleicht die Offensichtlichkeit des Problems, mehr nicht.
     
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  5. Saxobear

    Saxobear Nicht zu schüchtern zum Reden

    Danke für Eure Tipps,
    liest sich alles sehr plausibel für mich!
    Und hat mich jetzt schon davor bewahrt, ein weiteres Mundstück zu bestellen/testen.
     
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  6. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Mein Lehrer sagte: Ihr atmet zu oft ein.
    Probiere es mal, komplett aus zu atmen, bevor Du wieder ein atmest
     
  7. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Genauso könnte man natürlich mit dem Argument kommen dass es leichter ist, in halbausgeatmetem Zustand einzuatmen.
    Je tiefer man ausatmet desto schwerer wird's auch die Spannung loszulassen.
     
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  8. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    @Livia und @Analysis Paralysis haben schon sehr viel Gutes gesagt. Da kann ich mich nur anschließen. Zu oft, zu viel - man muss sich nicht wie einen Luftballon aufblasen. Für vieles was man so spielen muss, benötigt man eigentlich nicht viel mehr Luft als man zum Sprechen benötigt. Ein unglaublich spannendes Thema an dem ich auch immer wieder dran bin.

    Was mich noch stutzig macht, ist dass das Problem beim Spielen mit dem eigentlich offenerem Link auftritt. Spielst du wirklich die volle Öffnung oder bildest du den Ansatz mglw eher an der Spitze des Mundstücke und beißt oder drückst die Öffnung dann zusätzlich noch zu?
     
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  9. quax

    quax Gehört zum Inventar

    Vielleicht nicht ganz. Nicht nur im Blut fällt die Sauerstoffsättigung. Der wird mit der Zeit auch im eingeatmeten Volumen knapper. (Auch bei maximaler Einatmung schleicht sich nach einiger Zeit ein Mangelgefühl ein und man mag die eigentlich reichlich vorhandene Luft nicht mehr anhalten.) Mit der "richtigen" Halbausatmen-Einatmen-Technik würde ich schließlich in einem Bereich kommen, der mich dann wie einen Karpfen nach Luft schnappen lassen würde. Für längere Passagen wäre dieses Verfahren mglw nicht jedem zu empfehlen.
     
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  10. SaxoDan

    SaxoDan Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Saxobear,
    Also, für mich hört sich das an, dass du vom Ansatz her sehr viel richtig machst wenn du zuviel Luft übrig hast. Ich predige meinen SchülerInnen immer, dass sie gar nicht so viel Luft brauchen wenn sie diese ökonomisch mit einem guten Ansatz einsetzen.
    Lösungsansatz für dich: weniger Luft holen! Ich arbeite da mit einem Bild: Hol soviel Luft, dass du das Gefühl hast, dass der Bauch gefüllt wird. Wenn du darüber hinaus Luft holst, sammelt sie sich immer weiter oben bis der Brustkorb sich anfängt zu heben. Damit heben sich die Schultern auch und wenn du das alles wieder rauspusten möchtest, dann sackt dein ganzer Oberkörper in sich zusammen und tatsächliuch leidet die Tonqualität hörbar darunter. => Deswegen nur den Bauch "füllen".

    Was mich jetzt interessieren würde ist, wie sich dein Ton anhört. Lassen sich die die ganz tiefen Töne von dir gut und leicht anspielen? WIe ist der Klang in der oberen Oktave? Eher dünn und flach? Musst du viel vom Ansatz her arbeiten damit der Ton in der richtigen Höhe bleibt? Wenn das der Fall ist, dann spricht das tendenziell für ein zu leichtes Blatt bei der Bahnöffnung. => weitere Analysen müssten noch erfolgen...
    Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen,
    Schöne Grüße,
    Daniel
     
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  11. ppue

    ppue Mod Experte

    All die Tipps setzen eine gute Stütze voraus, will heißen, eine gute Atmung in den Bauch (-;oder Arsch). Ist eine solche nicht vorhanden, sollte man anders an das Problem ansetzen.
    Atmen ist ein Automatismus und es ist schwer, in diesen Automatismus einzugreifen, denn dann ist es kein Automatismus mehr, sondern bewusste Atmung. Die muss dann so gut erlernt sein, dass sie wieder zum Automatismus wird. Ich schlage da einen guten Lehrer vor.
     
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  12. Saxobear

    Saxobear Nicht zu schüchtern zum Reden

    Erstmal vielen Dank für all Eure Tipps. Hätte nicht gedacht dass ich so viel Feedback auf meine Frage bekomme. Ich versuche mal eins nach dem anderen zu beantworten:
    @The Z
    Ich denke nicht dass ich den Ansatz nur vorne an der Spitze bilde. Andererseits...
    @SaxoDan @The Z
    muss ich für die tieferen Töne ab dem unteren D abwärts tatsächlich das Mundstück etwas tiefer in die Mundhöhle schieben.
    Und ja, ich umschließe wohl viel zu fest mit den Lippen und gebe dem Blatt womöglich nicht die nötige Freiheit um locker zu schwingen? Was evtl. dann auch das Scheunentor-Phänomen erklären dürfte?

    In der oberen Oktave spiele ich nicht so viel. Aber wenn, ja dann muss ich relativ viel mit dem Ansatz arbeiten um den Ton zu halten, ja.

    Muss dazu sagen dass mir oft zum täglichen üben die Zeit fehlt. Dass ich mich bisher auch noch nicht intensiv mit der Bauchatmung und der Stütze beschäftigt habe.
    Ich nehme zwar öfters ein Mundstück mit Blatt in meinen Wagen mit und puste mir lange Töne um die Ohren, auf dem Weg zur Arbeit...und zurück.:confused:

    Nehme ich aber ein etwas härteres Blatt, z.B. ein Rico 3 oder Java 3 oder Classic Blue 2,5 dann kommt kaum mehr ein Ton raus. Nur noch Luft. Oder unter höchster Anstrengung.

    Dank Thomann konnte ich vor einem Jahr etliche Mundstücke mit kleineren Bahnöffnungen testen.
    Ergebnisse waren aber eher schlechter.
    Bin dann am Ende doch bei meinen beiden 7ern geblieben.

    Ich muss wohl etwas mehr an der Bauchatmung bzw. "in den Hintern atmen", ;) arbeiten.
    Und an der Stütze. Und die V's genauer auf dem Notenblatt platzieren.

    :danke:
     
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  13. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

  14. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Mich würde (als alten Nicht-Profi wohlgemerkt) interessieren, was passiert, wenn du die ganze Luft, die zu viel ist, mit ins Horn packst. Bekommst du sie rein und kannst dann richtig brüllen?
     
  15. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Du hast ja das Gefühl, dass Du eben keine Luft in‘s Horn bringst, dass Du an Deiner eigenen Luft erstickst.
     
  16. cwegy

    cwegy Ist fast schon zuhause hier

    Das hatte ich eine Zeit, als ich noch Alto gespielt hab und viel zu starr am Ansatz war. Da stand ich so unter Spannung, dass ich die Luft eher „runtergeschluckt“ statt geatmet hab, weil ich stets Angst hatte zu wenig „Stütze“ zu haben. Das trat immer gerne bei Etuden auf, die zu schnell für mich waren und ich versuchte quasi hinterherzurennen.
     
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  17. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nix für ungut… aber Du selbst postest unmittelbar danach einen Scan mit (unter anderem) diesem Inhalt:
    IMG_0492.jpeg
     
  18. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Vor allem an deinem Luftstrom und allem was vor dem Mundstück und den Ansatz geschieht. Zunge, Mundraum, Rachen... Da geht's nicht primär darum bis in den Hintern zu atmen. Atmen kannst du, du atmest mglw ja zu viel. Gewissermaßen soll die Kontrolle und Energie weg vom Ansatz hin zum Luftstrom.
     
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  19. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Nix für ungut, das beschriebene "Erstickungsproblem" - also zuerst Ausatmen müssen bevor wieder eingeatmet werden kann - lese ich da nicht raus.
    Sehe ich auch nicht ganz so (aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung). Es kommt daraufan, "wohin" Du atmest.
    Das macht das Ganze kompliziert und aus der Ferne, nein eigentlich auch aus der Nähe, so schwer zu "behandeln". Herauszufinden, wo unnötige Spannung, Verengung ist, die Verhindert, dass tief geatmet wird. Und die Vorstellung zu vermitteln, wie undramatisch (eigentlich fast unmerklich) das abläuft.
    Einfach mal ausprobieren, wie sich der Unterschied anfühlt, wenn man mit absichtlich verkrampftem Kiefer vs. leicht abgesenktem Unterkiefer durch den Mund einatmet. Da kriegt man schon ein Gefühl für den Unterschied.
    Das Problem fängt oft schon bei der Frage an, wie beim Saxophon eingeatmet wird, wie ich das mit dem Ansatz koordiniere.
    Ich denke, dass das Atmen durch die Mundwinkel (Zähne, Lippe oben und unten drauf) bei minimal abgesenktem Unterkiefer (ohne den Ansatz zu verlieren natürlich) die beste Lösung ist. Da sieht man manchmal lustige Dinge.
     
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  20. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Ja, ich verstehe was du meinst. Mein Kommentar zielte darauf ab, dass Saxobear meinte, noch mehr und noch tiefer nach unten zu atmen. Wenn man zu tief einatmet, verkrampft sich weiter oben auch wieder alles.

    Ich kenn die Problematik auch aus meiner Unterrichtstätigkeit. Natürlich hängt das alles zusammen: Haltung, Atmung, Luftstrom(Resonanzräume), Ansatz...

    Und manchmal ists eine Schraube, an die man nicht gedacht hat, oder die man gar nicht in Verdacht hatte, an der man dreht und plötzlich wird es besser.
     
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