GEMA verliert Augenmaß

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von tbeck, 11.April.2012.

  1. tbeck

    tbeck Strebt nach Höherem

  2. rbur

    rbur Mod

    Interessant sind ja die Formulierungen. Das was früher "Tarifdschungel" hieß, heißt jetzt auf einmal "Einzelfallgerechtigkeit" und ist eine positive Sache.

    Die alten Tarifstrukturen waren in der Tat überholungswürdig.

    21.553 Euro pro Jahr für die Diskos sind 60 Euro pro Tag. Und das dafür, dass der Hauptzweck ein Diskothek ja das Spielen von Musik ist. Und Eintritt verlangt wird.
    Mit meinem gemeinnützigen Verein hatte ich kürzlich ein kleines Fest. Kein Eintritt, Hauptaktionen Kaffee und Kuchen, Kinderbelustigung und Bewirtung. Musik lediglich als Hintergrundgedudel plus der Kurzauftritt einer Guggemusik. GEMA Gebühr 70 Euro. Das sind mehr als 10% des Gewinns. Fand ich ungerecht.

     
  3. tbeck

    tbeck Strebt nach Höherem

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit nur zwei Tarifen alle Arten von Veranstaltungen korrekt bewerten kann.
    Wenn man sich die Beispielrechnungen so anschaut, können da dann einige zu machen oder die Eintrittspreise werden drastisch höher!
    Möglicherweise finden dann einige Veranstaltungen gar nicht mehr statt :-(

    lg
    Thomas
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Hallo Rainer,

    Du hast absolut Recht, die GEMA bedarf nicht neuer Tarife, sondern einer grundlegenden Reform (natürlich mit Augenmaß).

    In einem Punkt liegen deshalb die Initiatoren der Petition auf jeden Fall richtig:
    Die GEMA darf nicht zum größten Musikaufführungs-Verhinderer werden!

    Natürlich soll in einer Disco keine Gratismusik gespielt werden.
    Andererseits ist diese sog. "Club-Musik" aber billig zusammengeschnippselter Elektro-Lärm, so etwas bringt auch ein mäßig talentierter 16-Jähriger mit einem günstigen Musikprogramm (z. B. Magix Music Maker) auf seinem Laptop zuwege.

    Wieso soll dafür so viel GEMA-Gebühr bezahlt werden?
    DAS ist aber zugleich das Zeug, was meines Wissens am meisten im Internet illegal runtergeladen wird.
    Von den wertvollen und in der Herstellung ungleich teureren Deutsche-Grammophon-Einspielungen werden die Nerds wohl eher die Finger lassen. ;-)

    Deshalb schlage ich vor, den billigen "Club-Trash" gleich komplett von der GEMA zu befreien (wo ist denn da bitte die schützenswerte künstlerische Leistung???) und auch im Internet prinzipiell zum kostenlosen Download zur Verfügung zu stellen, ansonsten eher danach zu gehen, wie viel Arbeit der Urheber in sein "Werk" gesteckt" hat - wie es bei der GEMA ja schon von Anfang an war.

    Die unverhältnismäßige "Auswertung" kindischer Drei-Ton-Melodien ist absolut lächerlich!


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  5. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Und um das Ganze zu vereinfachen, wird eine Kommission ins Leben gerufen, die jedes Werk nach "künstlerischer Leistung" bewertet. :-D

    Was bleibt dann eigentlich übrig von U-Musik??
     
  6. flar

    flar Guest

    Achtung nur ein eine Vorausschau.
    Ironie an:
    In Deutschland hat das große Jazzmusiker sterben begonnen. Auf Grund der Tatsache das immer mehr junge Leute den immer beliebter gewordenen Jazz in großen Gruppen in den früher zum Tanzen benutzten Discotheken bei sogenannten Monsterjazzsitzungen hören, sehen sich immer mehr Jazzmusiker gezwungen mit dem Jazz aufzuhören. Die meisten stellen jetzt Trashmusic am Computer her die sie vor wenigen Tänzern und Zuschauern präsentieren und da durch von der GEMA voll bezahlt kriegen! Billiger Jazz, manche CD`s werden innerhalb von zwei Tagen produziert, wird nach dem seit 2012 geltenden Abrechnungssystem GEMA nicht mehr bezahlt!
    Ironie aus:

    Viele humorvolle Grüße Flar
     
  7. Rick

    Rick Experte

    Hallo Chris,

    die "künstlerische Leistung" halte ich für schlicht nicht bewertbar, deshalb habe ich ja den Arbeitsaufwand vorgeschlagen.

    Opern und Sinfonien erfordern nun mal mehr Arbeit als die erwähnte Drei-Ton-Melodie mit unterlegten Loops.
    Auch ein Blues-Thema für Jazz-Improvisation erfinde ich Dir in Echtzeit auf der Bühne, kein Problem. :-D

    Aber ich habe schon (harmonisch gebundene, nicht "experimentelle") Orchesterwerke komponiert und weiß daher um die Arbeit, die das bedeutet. Die kann einem wirklich kein Auftraggeber adäquat bezahlen, deshalb finde ich hier die Verwertung über die GEMA absolut gerechtfertigt.

    Doch so eine Drei-Ton-Melodie sollte meiner Ansicht nach wirklich freigegeben werden. Deren "Hook Lines" MÜSSEN ja gerade "wie schon mal gehört" klingen (was der psychologische Effekt der "Eingängigkeit" im Endeffekt ist), das bedeutet für mich hingegen das krasse Gegenteil von künstlerischer Schöpfung.

    Bei diesem Thema "Kinderlieder" groß abkassieren zu wollen - egal, ob das nun die Songwriter, Produzenten oder doch wohl eher die Verlage und Plattenfirmen tun - halte ich irgendwie für falsch, unmoralisch.

    Denn sonst sind wir womöglich bald so weit, dass auch schon für das fröhliche Pfeifen eines Ohrwurms auf der Straße GEMA-Gebühren fällig werden. :evil:


    Viele Grüße,
    Rick
     
  8. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    man liest immer " die gema" ...

    das sind einige hundert geschickt organisierte musiker/komponisten, die da das sagen haben, und einige tausend weitere ferner-liefen mitglieder, die einen eingetragenen verein am start halten, der die rechte treuhänderisch verwertet.

    also keine behörde, sondern geschäftstüchtige leute. es reicht sogar für etliche angestellte juristen etc.

    was mal interessant wäre, wäre eine konkurrenz zur gema, damit so sachen wie die gema - vermutung wegkommen und es dann schon "allgemeine nichtvermutung des beigetreten- seins zu einer verwertunsgessellschaft" hieße...

    die lust darauf scheint allerdings begrenzt zu sein ...

    da wird sich wohl am monopol ncihts ändern, außer man machts halt gemafrei.

    dafür allerdings sind die ausschüttungen für die rechteinhaber ( was keineswegs immer die komponisten sind ) viel zu lukrativ, auch wenn sie schwer zu organisieren sind.

    in der tat hat jemand die rechte für happy birthday in australien - wer das lied da öffentlich pfeift und erwischt wird, hat post.

    wäre hier alles schwieriger, aber in der tat gehts in die richtung.

    scherzaktion bei facebook: ein kompositionswetbewerb für leute, deren e- musik zu unernst eingestuft wurde und als u- musik gilt. es sind aber nur harmonische werke erlaubt ...

    :-D
     
  9. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Läuft halt wieder auf eine Kunst-Kommerz-Diskussion hinaus.

    Ein Komponist ist in erster Linie Selbständiger. Wenn er ein Nischenprodukt anbietet, dass wenig gefragt ist, hat er eben einen schlechteren Stundenlohn.

    Unterm Strich bleibt die Frage: Marktwirtschaft oder Subventionspolitik.
     
  10. Schnuckelchen

    Schnuckelchen Ist fast schon zuhause hier

    Sowas gibts doch ned! Beweise? :-o Es gibt tatsächlich findige Köpfe, die sich Pflanzen und Tiere "patentieren" lassen oder irgendwelche Gene, die darin enthalten sind. Das ist schon mehr als fragwürdig. Aber jetzt schon ein Lied, das als Allgemeingut bezeichnet werden muss? Wohin gehen wir eigentlich? Naja... Geld regiert halt allerorten die Welt.

    Natürlich müssen Künstler für ihre Arbeit und ihr geistiges Eigentum belohnt werden. Die Frage ist nur, wie das gerecht und für alle Beteiligten (Produzierende und Konsumierende) organsiert werden kann. Der GEMA traue ich diesbezüglich ned viel zu.

    Grüße
    Claudia
     
  11. Rene

    Rene Ist fast schon zuhause hier

    Läuft halt wieder auf eine Kunst-Kommerz-Diskussion hinaus.

    so ist es wohl...

    Rick, Wenn der Trash so einfach ist, mach doch eben einen Hit und verdien viel Geld damit. Danach haste dann genug Mittel, um den Jazz in Deutschland mit ner Riesen Werbekampagne wieder groß zu machen :)

    Späßchen !!


     
  12. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Hallo Rick,

    tatsächlich werden von GEMA-Seite aus Opern, Sinfonien etc. zur E-Musik gezählt und somit höher vergütet als Pop-, Rock- & Jazz-Songs...also U-Musik.
    Nach Deinem Dafürhalten müsste Miles Davis' "Kind of Blue" dann GEMA-frei sein. Denn der Legende nach hat er ja ca. 5 Minuten vor Aufnahmebeginn nur ein paar Melodieschnipsel aufgeschrieben Und viel mehr als drei Töne hat ja beispielsweise "Freddie Freeloader" auch nicht....oh #OOPS#....Blasphemie!!!!

    Grüße,
    Andy
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Hallo Rene,

    eben gerade nicht!

    Man kann durchaus auch für Pop-Musik großen Aufwand betreiben, andererseits war ich schon an Projekten der "Neuen Musik" beteiligt, wo der "Komponist" lediglich ein Wort aufs "Notenpapier" schrieb, der Rest war Improvisation von uns "Interpreten" - trotzdem bekam er für seine "Arbeit" die GEMA-Vergütung als E-Musik.
    Das finde ich genauso bescheuert wie die erwähnten Drei-Ton-Melodien!

    Was meinst Du, was ich alles schon gemacht habe? :-D

    Für einen Hit benötigt man leider mehr als drei Töne, nämlich vor allem einen guten Draht zu den Medien, optimale Markt-Platzierung des "Produkts".

    Ein Freund von mir hat eine Pop-Produktion von einer der größten Plattenfirmen übernommen bekommen, für nicht mal sooooo viel Geld (den Reibach machen sowieso die Firmen und Verlage, nicht die Urheber).
    Das Werbebudget der Firma für die Produktion betrug hingegen eine Million Euro! :-o
    Soviel bringt ein kleiner Selbstständiger nicht mal eben auf...

    ------------------------------------------------------------

    Hallo Andy,

    ich stimme Dir völlig zu.
    Die Grundidee für die Unterscheidung von E- und U-Musik war ja vor hundert Jahren mal ganz gut, ist aber heutzutage, im Zeitalter von Sample-Loops und "Experimenten", meiner Ansicht nach obsolet.

    Da haut einer mit 'nem Hammer auf eine Blechtonne = E-Musik.
    Da arrangiert sich einer für eine abgefahrene Big-Band-Nummer die Finger wund = U-Musik.

    Verkehrte Welt!

    Eben, genau das meine ich.
    "Kind of Blue" ist genial wegen den beteiligten Musikern und ihrenen interessanten Improvisationen, wegen der tollen Stimmung, die sie erzeugen - aber nicht wegen der "Kompositionen".
    "Freddie The Freeloader" ist ein super Beispiel für meinen Kritikpunkt.


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  14. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    wie sagte Ludwig?

    ta-ta-ta-taaaaaaaaaa
     
  15. Mini

    Mini Ist fast schon zuhause hier

    Ahh, Bach!
     
  16. flar

    flar Guest

    Moin,moin Rick
    mit allem was Du schreibst hast Du meiner Meinung nach vollkommen Recht! Aber davon die Verantwortlichen der GEMA zu überzeugen dürfte genauso schwer sein wie hinterher, wenn man es denn geschaft hätte, eine vernünftige Abrechnungsgrundlage zuschaffen. Das was jetzt geplant ist halte ich für alle Beteiligten (mit Außnahme der GEMA selber) für äußerst unbefriedigend.

    Viele Grüße Flar
     
  17. rbur

    rbur Mod

    Das was ihr hier schreibt, ist zwar alles korrekt, aber doch relativ unabhängig von dieser Änderung der Tarifstruktur.

    Von daher nochmal mein Punkt: Es war für mich immer völlig unverständlich, warum ich für ein Vereinshock mit Hintergrundgedudel mehr zahlen soll (70 Euro), als der Betreiber einer Diskothek mit zwei Floors (60 Euro).

    Genau das scheint sich aber jetzt zu ändern. Von daher finde ich die neuen Tarife besser und gerechter als die alten. Vorausgesetzt, ich habe das auch richtig verstanden ...
     
  18. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hallo rbur,

    die Diskoberechnung geht nicht von täglicher Öffnung aus, deshalb sind es pro "Veranstaltungstag" nicht 60€, sondern 180€.

    Liebe Grüße

    Chris
     
  19. volkerkaufmann

    volkerkaufmann Ist fast schon zuhause hier

    Rick. Deine Argumentation verstehe ich nicht so ganz.
    Aus welchem Grund sollte man denn Discotheken von der Gema befreien?
    Die verdienen wirklich genug und sollten auch entsprechend zur Kasse gebeten werden, damit eben die E-Musik Komponisten mehr Geld bekommen.
    Natürlich seh ich das auch so, dass der Unterschied zwischen E und U Musik mittlerweile reformiert werden muß.

    Irgendwie sollte schon der Aufwand der Komposition bewertet werden. Egal in welcher musikalischen Richtung sie sich bewegt.
    Was einfach nicht Ok ist, kleine Veranstalter so stark zur Kasse gebeten zu werden. Dafür aber eben die ganzen Großraumdiscos.
    So eine Disco macht riesen Gewinne. Wenn die dann mehr zur Kasse gebeten werden nennt man das Solidargemeinschaft
     
  20. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Ja, und alle Selbständigen haben eine Villa in der Toskana.
     
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