Gibt es den verbotenen Sound?

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Gast, 17.Februar.2005.

  1. Gast

    Gast Guest

    Hallo Leute,

    ich habe mir vor geraumer Zeit ein mörder Mundstück von Otto Link gekauft. New York mit der Bahnöffnung 9*. Das Teil erzeugt einen voluminösen und echt lauten Sound. Allerdings meint mein Saxlehrer, so könne man nicht spielen. Die Töne seien nicht richtig getroffen und ungenau. Ausserdem sei die Intonation miserabel. Ich spiele Jazz und lerne improvisieren und entegene ihm, das sei im Jazz egal. Es gibt da kein soll. Was meint ihr?
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallöle!

    Ich sehe es so:
    Es macht einen Unterschied, ob Du so spielst wie Du spielst, weil Du es *genau so* willst und nicht anders, oder ob Du so spielst, weil Du es nicht anders kannst!

    Beim ersten hast Du Kontrolle über das, was Du tust, beim zweiten nicht.

    Ich denke, Kontrolle über das, was man tut, ist wichtig, auch im Jazz! Es gibt genug Leute, die pentatonische Skalen rauf- und runterdudeln, weil die auch nichts anderes können. (OK, da gibt's den berühmten Sopransaxophonisten, der's auch macht, obwohl er auch anders könnte, aber so verkauft er Millionen CDs...)

    Beim Jazz willst Du Dich aber auch weiterentwickeln, und das kannst Du nur, wenn Du auch Kontrolle hast über das, was Du tust! Das gilt für Sound, Phrasierung und Artikulation, Tonmaterial, ....

    Nur mal so 'ne Idee von mir....

    Grüsse
    Roland
     
  3. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Wenn du dem Vorurteil Nahrung geben willst, daß Jazzer nicht besser können, dann mach ruhig weiter so. Wo hast du denn die Weisheit her; daß Intonation etc. beim Jazz keine Rolle spielen? Erstmal musst du die Töne gerade treffen. Jazz als Schwäche, ich fass es nicht.
     
  4. rbur

    rbur Mod

    Beim offenen Mundstück sind Intonation und Kontrolle schwieriger.
    Beherrschen musst du es trotzdem, bevor du dich damit an die Öffentlichkeit traust. Es gibt sicher auch Leute, die mit schlechter Technik weit kommen, würde ich aber nicht als erstrebenswert ansehen.
    Den tollen Sound als Ausrede für mangelnde Technik zu nehmen is nich!
     
  5. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Du solltest auf deinem Mundstück spielen,

    und nicht dein Mundstück auf dir. Alles, was vorne rauskommt, sollte so rauskommen, weil du es so bestimmst, nicht, weil du unfähig bist es besser zu machen. Wenn du nicht sauber intonieren und die Töne nicht gezielt genau anspielen kannst, dann hat das nichts mit künstlerischem Ausdruck, sondern ausschließlich mit persönlichem Unvermögen zu tun, sorry.
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Interessante Antwort Roland. Ich denke, durch die Vorgabe, die das Mundstück und das Saxophon macht, bleibt nur noch wenig Spielraum zur Kontrolle. Ich kann nur noch durch den Ansatz und vieleicht die Atmung die letzen zehn Prozent beeinflussen aber das, was meinen Lehrer immer wieder den Kopf schütteln lässt, bleibt. Schlecht intonierte tiefe Töne, undeutlich abgegrenzte Töne und eine brutale Lautstärke. Neulich habe ich bei meinen Schwestern eine CD von Monk abgespielt und die meinten, es höre sich an, als ob einer neu angefangen hat Klavier zu spielen. Und andere halten Monk für genial. Ist alles nur ein Lehrnprozess bis hin, dass man auch den schrägsten Sound gut findet? Ist der Sound, der jetzt aus meinem Sax kommt nun daneben oder eben nur Hörgewohnheit? Gibt es im Jazz einen spielbaren Bereich oder ist alles möglich?
     
  7. TanteSax

    TanteSax Ist fast schon zuhause hier

    Da bleibt mir glatt die Spuke weg. :-o :evil: :-o
    IST DAS DEIN ERNST??? :-o :-o :-o :-x
    Wie sagt schon Heinz Becker: "Jetzt kann ich nicht mehr schwätzen!"
     
  8. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Ich glaub du leidest unter Größenwahn wenn du dich ernsthaft mit Theolonius Monk vergleichst.
     
  9. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    Huh, also Monk als Klavieranfänger. Der mag vielleicht ungewohnt zu hören sein, weil er ungewöhnliche Akkorde spielte. Aber die Töne traf er schon. Er "konnte" sein Instrument. Das war ein richtiger Musiker.

    Ein Killer-Mundstück... Was es killt, scheint klar:
    Was du beschreibst ist typisch für fehlende Kontrolle des Mundstückes: Tiefe Töne kommen nicht, falsch oder laut, brutale Lautstärke.

    Du spielst nicht Jazz, du spielst laut und falsch, wenn ich die Aussage deines Lehrers in "brutaler" Kürze zusammenfassen darf. Jazz hat mit falscher Intonation und übergroßer Lautstärke nun überhaupt nichts zu tun, ebenso ist das bei anderen Musikrichtungen.

    Eine große Bahnöffnung, harte Blätter und maximale Lautstärke bedeuten nicht, dass du ein guter Jazzer oder Saxophonspieler bis. Die grundlegenden Dinge sollte man schon beherrschen.
     
  10. rbur

    rbur Mod

    wenn von dir mal genauso viele CDs im Umlauf sind wie von Monk, können wir nochmal darüber reden. Aber das ist dann OBWOHL du technisch schlecht bis, nicht WEIL.
    Und du verwechselt Sound mit Technik!

    Ich nehme an, dein Lehrer hat nicht besonders viele Schüler und ist auf das Geld angewiesen?
     
  11. saxpeter

    saxpeter Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ich glaube jeder der Musik machen möchte, muss sein Instrument beherrschen, ansonsten können ja Laute, die aus Plastik( Spielzeug ) Saxophonen, Trompeten usw. kommen auch als Musik bezeichnet werden. Die Tonerzeuger müßten nur selbstbewußt genug sein.
    Darum spiele ich ja noch nicht Saxophon, sondern lerne es.

    Gruß Peter
     
  12. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Naja, ich spiel ne Nummer kleiner: OL STM 8* mit 3er Hemke auf meinem Bari.

    Trotzdem kann ich dort auch leise und sanft (bis zum tiefen A) spielen ... oder bei Bedarf so laut, dass in der Ensemble-Probe der Lehrer sagt: "Isch glaube, isch nehm dem das wieder wesch" (hab's von ihm gekauft). Soll heissen: Es ist ganz klar lauter und kräftiger als mein voriges (das Serienmundstück, geschlossene Bahn), aber ich kann es halbwechs kontrollieren, sowohl Intonation, als auch Lautstärke.

    Und ich glaube, Du steuerst mehr, als nur die letzten 10 Prozent, weit mehr! Und überhaubt, dass sind nicht die letzten Prozent, sonderen die ersten! Das Horn dahinter ist der Resonator. Aber enstehen tut der Sound in Deinem Kopf, mit Deinem Mund, Deiner Zunge, Atmung, Stütze, Blatt, Blaswinkel, Blasstärke, Blasgeschwindikeit, Mundraumforumung ... genug Parameter zum "dran drehen"!

    Zu Monk: Gerade der spielte so, wie er es wollte, genau so. Der wusste *genau*, was er macht. Ob man's gut findet oder nicht, ist was anderes. Aber er hatte die Kontrolle über das, was er machte!

    Ansonsten: schräger Sound, Hörgewohnheit!? Jasicherdat. Es gibt Leute, die mögen Mozart, können Dur und Moll nicht auseinanderhalten. Andere können Mozart nicht ab und hören lieber Louis Sclavis oder Eric Dolphy (meiner einer). Jeder hat so seine Grenze dessen, was er - gefühls- und/oder verstandesmässig - verarbeiten kann oder will. Aber Leute wie Sclavis und Dolphy *wiederhol* wussten, was sie taten ... wie auch Monk!

    Also: Im Prinzip ist im Jazz alles möglich! Du musst es nur können! Ob's Dir gefällt, was andere spielen ... Geschmackssache. Zwischen Dixieland und Free Jazz ist genug Variationsbreite.


    Also schön brav lange Töne üben .... :-D

    Grüsse
    Roland
     
  13. jumabu

    jumabu Kann einfach nicht wegbleiben

    Sorry Peter, aber da muss ich Dir wiedersprechen :-D . In Anbetracht der Tatsache, dass weißt, was Du übst und warum Du übst, betrachte ich Dich eindeutig als SaxophonSPIELER.

    Und lernen tun wir (hoffentlich) doch auch alle noch unser Leben lang, oder?

    Jutta
     
  14. Gast

    Gast Guest

    Also ich muss da schon noch mal was klar stellen. Ich könnte, wenn ich wollte. Ich habe bevor ich mir das Mörderteil gekauft habe, ein Otto Link 5* gespielt und da war alles im grünen Bereich. Saubere Töne und so wie es jeder Lehrer mag. Aber dann habe ich eben gedacht, es ist im Jazz schon möglich, verboten zu spielen. Also so, das viele Leute, wie auch in diesem Forum, sagen würden: Nee, so gehts ja nicht. Jetzt mache ich mir garnicht die Mühe sauber zu spielen und so wie es "sein sollte". Ich denke der Jazz gibt Raum für Verbotenes. Und ich vergleiche mich keineswegs mit Monk. Ich habe das als Beispiel für etwas genommen, wo viele sagten: "Das geht so nicht...."
     
  15. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Also so geht das? Mit nem engen Mundstück ist es normal, Klassik? oder konventionell, mit nem weiten wird das gleiche Gedudel dann lauter und schräger, da ungenau intoniert, dann ist es Jazz!

    Nimm mal auf, was Du spielst und hörs Dir an. Mit unsauberer Intonation und zufälligem Töne Treffen wird der Sound garantiert völlig stumpf, farblos und langweilig klingen.
    Gerade im modernen Jazz, mit den freieren Harmonien, wo sich Töne aneinander reiben, bei z. B. Septimen, Nonen, oder Tritonus müssen die Töne exakt intoniert sein, damit die damit gewollte Spannung auch entsprechend rüberkommt. Alles andere ist Diletantismus!

    Gruß michat
     
  16. rbur

    rbur Mod

    Mit meinem Fiat bin ich locker klargekommen, aber beim Umstieg auf den Ferrari habe ich ihn dann an die Wand gesetzt. Es gibt aber auch Profirennfahrer, die ihren Ferrari an die Wand setzen. Ist das im Profirennsport egal? Was meint Ihr dazu? :-D
     
  17. toreador

    toreador Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das ist meiner Meinung nach definitiv kein Argument. Kannst du die Toene auch mit dem neuen sauber spielen? Sprich beherrschst du das neue Mundstueck? Und kannst du auf deinem alten Mundstueck auch "verboten" spielen? Wenn ja, ist ja gut, aber wenn nicht, dann ist es einfach nur deine Unfaehigkeit.

    Du bestimmst wie sich der Ton anhoert, wenn du es kannst, das ist im uebrigen bei allen Instrumenten so, auch beim Klavier und da werden ja "nur" die Tasten gedrueckt. Waere es anders, koennten wir ja alle kleine Coltranes sein indem wir mit demselben Setup spielen. Das wage ich zu bezweifeln.


    my 2 cents.
    /dirk
     
  18. Maverick

    Maverick Nicht zu schüchtern zum Reden

    Brüll....ich schmeiss mich weg... :-D :-D :-D

    So long
    Maverick
     
  19. jogi_music

    jogi_music Ist fast schon zuhause hier

    Hallo!
    Ich denke, dass es nichts "verbotenes" in der Musik gibt! Es gibt nur "richtig" oder "falsch".

    Und wir suchen ja nach mehreren musikalischen Paramern: Sound, Dynamik, Artikulation, Intonation, etc.
    DIE würde ich in dieser Diskussion SCHARF getrennt haben wollen!!!

    Was aus meiner Sicht überhaupt nicht geht: INTONATION vernachlässigen, woran das auch immer liegen mag, das ist die Basis, denn sonst bleibt man ALLEINE und ist "musikalisches Schmuddelkind, mit dem keine/r spielen mag"... und dies aus gutem Grund!

    Der Rest ist frei, das ist doch das Schöne, hm?

    Musst Dir mal vielleicht grdunsätzlich überlegen, was DU MIT DEINEM Sax-Spiel erreichen willst.

    UND: Lass es uns doch mal hören, hier gibt es auch eine "PRAXIS-Abteilung", dann lass' es uns nochmals diskutieren. Sonst wird und ist dieser Thread nämlich eine Hülle ohne Inhalt.
    Liebe Grüße, Jogi
     
  20. rinaldo

    rinaldo Ist fast schon zuhause hier

    Das ist m.E. das entscheidende Argument.
    Wenn Dein ich sag mal "unkontrollierter Zufallssound" Dir gefällt: Prima. Wenn Du Mitstreiter findest, die das genauso sehen: super. Und wenn dann noch Leute euch gerne zuhören: spitzenmäßig.

    Es gibt genug Dilettanten auf dieser Welt, die ihr Instrument nicht beherrschen und es dennoch zu was gebracht haben.

    Allerdings ist es schon etwas vermessen zu glauben, nur weil Jazz manchmal (für das ungeübte Ohr) etwas schräg klingt, dass die Jungs ihr Handwerk nicht beherrschen.
     
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