Holzblätter leichter machen - Herz oder nicht?

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Addie, 29.März.2020.

  1. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Mal eine schnelle Frage an alle Experten für Holzblätter Bearbeitung:

    Manche Blätter aus der Packung sind mir einfach zu schwer und ich möchte sie leichter machen.

    Mit dem Reedgeek bearbeite wie aus den Videos bekannt die Spitze/Seiten/Kanten etc. Und natürlich die Unterseite. Verbessert Klang und Ansprache erheblich für meinen Geschmack, aber gerade tiefste Töne gehen dann immer noch fast genauso schwer. Auch, wenn ich von dem hinteren Drittel etwas wegnehme.

    Frage ist also: wenn das Blatt "in sich" dann immer noch zu schwer ist, nehmt ihr dann auch etwas vom Herz weg? Also z.b. mit einem Schmirgelpapier oder dem Reedgeek ein paar Mal wirklich mitten drüber, so dass es insgesamt leichter wird? Ich trau mich das nicht so recht, weil ich immer wieder lese, dass man das Herz des Blattes von der Bearbeitung aussparen soll...
     
  2. vmaxmgn

    vmaxmgn Ist fast schon zuhause hier

    Leichter machen geht meiner Erfahrung nach nur mit einer Glasplatte auf dem 1000 er Schleifpapier liegt und dann allgemein die Unterseite runtergeschliffen wird. Am Herz würde ich nicht reinschleifen. Da muss man sich schon auskennen. So habe ich mal drei 3er Selmer Blätter die bei meinem Sax dabei waren und für mich nicht spielbar waren auf circa 2,5 runter geschliffen.
     
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  3. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Okay, guter Tipp. Wobei man die Unterseite ja auch mit dem Reedgeek immer weiter runterschleifen kann. Allerdings vermutlich nicht so fein wie mit einem Tausender Papier.

    Warum sollte man das Herz eigentlich in Ruhe lassen? Geht sonst der Klang in die Binsen?
     
  4. RomBl

    RomBl Guest

    Ich habe das nie in Frage gestellt und am Herz nie etwas verändert.
    Probiere es doch einfach mal an einem Blatt aus.
     
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  5. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Stimmt, werde ich einmal probieren. Aber nicht an einem Blatt, das super ist. Ich ärgere mich, wenn das dann im Eimer ist...;-)
     
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  6. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Und warum sollte das Schleifpapier feiner sein als der RG? Wenn ich es richtig verstanden habe, sollte der RG schneiden und nicht schleifen. Immer vorausgesetzt, dass er nicht stumpf oder schartig ist.

    keep swingin´


    Euer Saxax
     
  7. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Lernen wirst Du das nur mit üben... was denkst Du wie viel Klarinettenblättter ich schon gen Himmel geschickt habe weil meine Bearbeitungsversuche in die Hose gegangen sind. Ich hab zum leichtermachen je nach Symptom den einen oder anderen Standardtrick mal klappt , mal nicht, schwerer machen klappt bei mir fast nie ( rauscht wie sau oder ist viel zu schwer, Grobmotoriker halt. Ich empfinde es so, dass wenn Du am Herz ( zu arg) rumhantierst, das Blatt ratzfatz quäkig klingt bzw zu macht , also Spannung verliert.... das heisst: ab in die Tonne :)
    LG
    Thomas
     
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  8. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Also ich habe zumindest den Eindruck, wenn man den an der Unterseite ansetzt, da kommt da ganz schnell ganz ordentlich was runter. Und bilde mir ein, dass Tausender Schmirgelpapier das zumindest weniger schnell macht. Aber da mag ich mich auch irren.
     
  9. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Ah, verstehe. Das ist mir auch schon passiert, als ich es einfach mal ZU leicht gemacht hatte. Dann fangen sie auch an zu quietschen in den Höhen. Ist also tatsächlich auch eine Sache, die mit viel Üben zu tun hat.
     
  10. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Wenn man an der Unterseite nehmen will, hat man m.E. mit dem RG wesentlich mehr Kontrolle wo man nimmt. Mit Schleifpapier auf Glasplatte kommt es sehr darauf an, wo man den Druck hinschickt. Mit dem RG kann man schön schaben und sieht was man macht. Man kann auch gut sehen, ob das Blatt in Querrichtung wirklich plan ist. Da staunt man dann oft. Wichtig: Den RG mittig fassen und auch mit den Fingern mittig über dem Blatt aufsetzen, sonst läuft man auch da Gefahr, dass man zu wenig Kontrolle hat.
    Wenn das Blatt in den Tiefen zu streng ist, hab ich auch schon um den Ausstich rum etwas weggeschabt, ebenfalls mit dem RG. Das hilft fast immer. Aber man muss halt auch da zuerst ein Gefühl für die Sache entwickeln.

    Gruss
    antonio
     
  11. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Ich empfinde den/das Reedgeek auch als gutes Werkzeug, gehe aber sehr sparsam oder auch gar nicht damit an die Blätter. Wenn überhaupt, ist es meistens ein Glätten der Unterseite. Ich würde ein neues Blatt nicht gleich zu sehr bearbeiten, sondern es erst etwas einspielen, paar Std. sollten schon drin sein. Wenn man mit dem ReedGeek beim nagelneuen Blatt gleich so loslegt, dass es sofort super spielbar ist, ist es auch schneller dahin....so jedenfalls meine bescheidene Beobachtung von Bearbeiteten bei neuen Blättern. Weniger ist da oft mehr.
     
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  12. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Es ist recht einfach mit dem RG ein neues Blatt zu einem einspielten Blatt umzuarbeiten, nur wird es dann schnell zu leicht. Somit habe ich meine Aktivitäten damit vorerst zurück geschraubt und verwende das Teil im Moment nur noch um wirklich schlechte Blätter zu verbessern.
     
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  13. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    Ans Herz nie dran gehen.

    Um gezielt die Tiefenansprache zu verbessern, kann man z. B. aus einem unfiled Blatt ein filed Blatt machen.

    Ich verwende aber meisten das von mir modifizierte „Reed Drilling“ nach Bootman, das früher mal irgendwo auf sotw empfohlen wurde.
    Dazu nehme ich nicht aufwendig eine Standbohrmaschine, sondern einen ausgemusterten (und sterilisierten) Implantatbohrer, die wir in der Praxis maximal 10x benutzen sollten, bohre das Blatt am Schaft in der Hand vor und glätte auch in der Hand mit einem runden Schleifsteinchen aus dem Baumarkt die Ränder nach.
    Ein 4mm Holzbohrer für die Bohrmaschine geht auch, nur Vorsicht mit dem Dorn in der Mitte. Nicht durchbohren natürlich :D

    Geht ratzfatz und sieht dann so aus:

    3E128F5B-0615-4DA9-ACD8-154766BBDFD6.jpeg
     
    Zuletzt bearbeitet: 29.März.2020
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  14. RomBl

    RomBl Guest

    :D:DZahlt denn die Krankenkasse die Bohrungen an den Blättern? Bin leider nur Kassenpatient.
     
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  15. Addie

    Addie Ist fast schon zuhause hier

    Okay, den Verdacht, dass ich zu früh zu viel weggenommen hatte, hatte ich auch schon. Scheint sich ein bisschen durch Eure Schilderung zu bestätigen. Also erstmal etwas vorsichtiger einspielen und gegebenenfalls nach ein paar Stunden nacharbeiten. Werde ich mir hinter die Ohren schreiben!

    Das mit das mit dem Anbohren hinten klingt auch sehr interessant. Weggeschabt hatte ich schon öfters etwas, sogar recht viel, aber hatte da keinen großen Unterschied ausmachen können. Vielleicht war es zu wenig.
     
  16. Atkins

    Atkins Strebt nach Höherem

    Ja...oder besser gar nicht nacharbeiten. Das ist ja nun wirklich nicht bei jedem Blatt notwendig und die meisten Saxspieler machen das gar nicht. Eben nur manchmal und das mit Vorsicht. Denke ich jedenfalls so.
     
  17. vmaxmgn

    vmaxmgn Ist fast schon zuhause hier

    Den Reedgeek habe ich auch. Aber es soll mir mal jemand zeigen wie er das Blatt so hält, das er mit dem RG von vorne bis hinten plan durchziehen kann, wie mit einem Hobel zB. Es ging ja ums leichter machen....Da finde ich die Methode mit dem Schleifpapier und der Glasplatte besser. Auch noch eine Methode ist, das Blatt auf einem 80 g Papierblatt mit drehenden Bewegungen glatt zu schleifen, natürlich muss man das Blatt mit allen Fingern gleichmäßig auf die Unterseite drücken. Mein Saxophon Lehrer hat mir gesagt, dass er es immer mit einer Feile macht er legt die Feile hin und schiebt das Blatt auf der Feile in eine Richtung. Natürlich nicht mit der Blattspitze nach vorne.
    Mein Ablauf ist folgender. Blatt aus der Packung nehmen und begutachten. Gegen das Licht halten und schauen ob das Holz an einer der Seiten dicker ist. Blatt anständig einweichen, danach mit dem RG die Auflagefläche glätten. Dann ausprobieren. Wenn es nicht richtig spielt, drehe ich das Mpc am Sax um 45° und probiere jede Seite einzeln aus. ( so dass das Mundstück schief im Mund ist) Lichttest und der Mundstückstest mit 45° zeigen mir auf welcher Seite ich etwas Material wegnehmen muss. Aber ganz vorsichtig. Ich habe bis jetzt fast jedes Blatt zum spielen gebracht. Natürlich ist die Brilliance der Blätter unterschiedlich. Übrigens, seit dem ich auf Queens gewechselt habe, habe ich kein Blatt mehr entsorgen müssen. Das war ein sehr guter Tipp aus dem Forum. Diese sind handverlesen und teilweise günstiger wie die ganzen anderen Blätter die man so in Deutschland zu kaufen bekommt. Da bezahle ich für zehn Stück 30 €. (Queens)
     
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  18. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Es führen natürlich mehrere Wege nach Rom...
    Aber es geht hier nicht darum, nach Schreiner-Methode eine Fläche zu hobeln, das Blatt ist ja schon recht plan (sollte es wenigstens sein :)) Da werden nur kleinste Mengen weggeschabt. Blatt hinten halten, von unten etwas abstützen und mit leichtem Druck stückchenweise schaben. Vorne am Blatt aufpassen, dort nehme ich meist gar nicht mehr gross. Geht bestens und die Kontrolle ist einfach besser als mit der Platte. Es ist eine Illusion zu glauben, dass man auf der Platte gleichmässig nimmt, zudem sieht man ja nichts.
    Den RG habe ich ja sowieso schon in der Hand, also geht das ruckzuck mit dem gleichen Werkzeug.

    Aber jede(r) soll das so machen, wie er es am Besten findet...

    antonio
     
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  19. Sandsax

    Sandsax Gehört zum Inventar

    So wie @antonio sehe ich das auch.

    Letztlich benutze ich den RG dazu die Quellung im Tischbereich auszugleichen, um dort bei feuchtem Blatt eine gute Planlage zu gewährleisten.

    An der Blattunterseite hat er im vorderen Bereich nichts zu suchen.
    Daher sollte es, wenn man sich darauf beschränken kann, auch zu keiner verkürzten Lebensdauer des Blattes kommen.

    Hat auch nichts mit leichter machen, dafür aber sehr viel mit leichter spielbar machen zu tun.
     
    Zuletzt bearbeitet: 30.März.2020
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Wenn ein Blatt nicht will, nehm ich das nächste. Sind dann alle Nächsten aus und ich habe es verpasst, neue zu bestellen, dann knöpfe ich mir die Unwilligen vor, lege sie auf eine plane Platte und schabe mit dem Taschenmesser in den vorderen seitlichen Bereichen und an der Blattspitze etwas runter. Dann schaue ich durchs Blatt durch (was in der Regel null Erkenntnis bringt), presse das Blatt mit der rechten Hand ans Mundstück und blase das Blatt mit den Tönen der linken Hand an. Es entfällt so die blöde Prozedur mit der Ligatur.
    Das ganze wiederhole ich, bis das Blatt so gerade gängig wird. Ich spiele die Blätter nicht ein und deshalb müssen sie nach dem Schaben noch einen guten Wiederstand aufweisen.

    Blätter auf der Unterseite zu glätten, macht kurzfristig einen feineren Klang, ist aber nach einer Viertelstunde für mich nicht mehr von Bedeutung. Lasse ich also. Dann habe ich eine zeitlang mit dem Messerrücken das Blatt glatt gestrichen und dabei ganz leicht geplättet. Machte das Blatt auf Anhieb spielbar, aber dafür hielt es nicht lange durch. Ist eine gute Alternative, wenn ich während des Gigs mal unverhofft das Blatt wechseln muss.

    So wenig als möglich zu machen ist für mich die beste Blattbehandlung.

    Und: natürlich nie am Herz! Warum, das weiß ich nicht. Sagen aber alle und an irgend etwas muss man auch glauben.
     
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