Im Ausland billig kaufen oder lieber heimisch aber teurer?

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von bebob99, 10.April.2009.

  1. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ich habe in diesem Beitrag meine Entscheidung gepostet, ein China-Sax zu kaufen.

    Da dabei unweigerlich die Diskussion über Sinn und Unsinn der globalen Wirtschaft aufkommt, möchte das gerne in eine eigene Diskussion auslagern und das andere Thema nur dem Instrument und der Erfahrung damit widmen.

    Mir ist schon klar woher der Preisunterschied kommt und welche Argumente dafür und dagegen sprechen. Aber war das nicht ohnehin die Idee des weltweiten, uneingeschränkten Handels - dass die ärmeren Regionen aufgrund ihrer niedrigeren Eigenkosten vom Wohlstand der reicheren Regionen profitieren und so ihren eigenen Wohlstand vermehren, bis alle reich und glücklich sind?

    Oder war das die Idee, durch Billiglöhne in armen Ländern die Gewinnmarge zu steigern und auf diese Weise den Mehrwert im eigenen Land zum Wohle der eigenen Bevölkerung (und Brieftasche) zu lassen?

    Ich bringe das immer durcheinander, da habe ich in Wirtschaft nicht genug aufgepasst.

    Auf jeden Fall ist die internationale Wirtschaft komplizierter als es auf den ersten Blick aussieht. Verbessert man die Situation im eigenen Land, gerade in Zeiten einer Wirtschaftsflaute, wenn durch billigere Produkte die eigene Kaufkraft gestärkt wird, auch wenn dabei letztendlich Vermögen ins Ausland fließt? Oder ist es sinnvoller gezielt mehr für lokale Produkte zu bezahlen, auch auf die Gefahr hin, dass dadurch in Summe wahrscheinlich weniger gekauft wird - was ja genau wieder das Problem verschlimmert?

    Bei mir war die Entscheidung im Verhältnis einfach. Das oder keins. So gebe ich Geld aus und ein vermutlich erheblicher Teil davon bleibt in Europa. Meinem lokalen Händler oder dem Hersteller einer nobleren und möglicherweise ebenfalls asiatischen Marke entgeht auch kein Geschäft, weil ich als Alternative eben keins gekauft hätte - mit für ihn identischem Ergenis.

    Wenn stimmt was der Importeur behauptet:
    Dann hat's möglicherweise für die dortige Bevölkerung noch einen positiven Zusatznutzen.

    Ein schlechtes Gewissen bekomme ich deshalb nicht. Mein Auto habe ich jedenfalls bewusst aus einer deutschen Produktion genommen.
     
  2. Rick

    Rick Experte

    Hallo Bebop99,

    es ist doch eigentlich egal, wer welche Intentionen hat, so lange der EFFEKT positiv ist.
    Ausnutzen kann man Menschen (und ihre Arbeitskraft) nur, wenn sie sich auch ausnutzen LASSEN - nach aller Erfahrung geschieht in den Billigländern nach einer Weile eine allmähliche Lohnanpassung, allerdings natürlich nicht freiwillig durch die Unternehmer, sondern meistens erkämpft durch die Arbeiter. ;-)

    Und gerade im Kommunikations-Zeitalter braucht es nicht mehr lange, bis auch der letzte Dorfbewohner in Hinterasien mitbekommen hat, wie die reichen Geldsäcke im Westen leben, und das dann auch gerne will bzw. zumindest seine Armut nicht mehr so ganz einsieht... :roll:

    Meines Wissens werden die Einzelteile aller Produkte (auch Autos) inzwischen sehr häufig im Ausland hergestellt und hier dann nur noch zusammengesetzt - bei mehr als 60 % Arbeitsanteil kann man dann "made in Germany" draufschreiben...

    Mein aktuelles Auto ist ein (neuer) VW Käfer, und wo wurde der gebaut?
    In Mexico! :lol:


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  3. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ja, zum Teil auch auch in Österreich. :-D Da dürfen wir beispielsweise Motoren und Getriebe herstellen.

    Leider sind die Großkopferten GM-Manager lieber bereit ein funktionierendes und profitables Werk in Österreich "aus Kostengründen" zu schließen, als das Europäische KnowHow zum Bau von effizienten und sparsamen Autos in die amerikanische Produktion einfließen zu lassen. :evil:

    Aber vielleicht rettet der unerwartete Boom durch die Verschrottungsprämie in Deutschland das Werk noch. Die würde ich übrigens davon abhängig machen, ob ein "heimisches" Auto damit angeschafft wird. Es kann ja nicht der Sinn der Sache sein, die asiatische Auto und Zulieferindustrie mit Europäischen Subventionen zu fördern. das müssen die schon selber machen. Das sollte schließlich den heimischen Arbeitsplätzen zugute kommen.

    Aber soweit denkt der Durchschnittspolitiker ja nicht.
     
  4. Rick

    Rick Experte

    Stellt Ihr denn die Motoren und Getriebe wirklich KOMPLETT selbst her?

    Bei uns in der Gegend gibt es eine große Getriebe-Fabrik (u. a. für Porsche und VW), wo man dafür wieder nur Einzelteile zusammensetzt, doch die kleinsten Teile (Schrauben, Gehäuse etc.) kommen wieder von anderen Firmen - u. a. aus China... :roll:

    Ja, das Problem kenne ich gut. :-(

    Mein Cousin arbeitet als Informatiker für eine große Software-Firma, die vor allem Video-Bearbeitungs-Programme herstellt.
    Die gesamte Entwicklungsabteilung wurde vor einiger Zeit von Braunschweig nach Ungarn "ausgelagert", die deutschen Fachleute wurden teilweise entlassen, mein Cousin macht nun nur noch Endkontrolle - und schimpft ständig über die zahllosen Programmier-Fehler aus Ungarn. :evil:

    Ich habe mir aus Neugier mal ein Exemplar dieser Software gekauft und versucht, damit zu arbeiten, musste jedoch nach etlichen Versuchen mit Hängern, Abstürzen etc. frustriert aufgeben; im Internet habe ich Berichte von ähnlichen Erlebnissen gefunden.
    Die Kundendienst-Abteilung riet mir, das Programm komplett und vollständig zu deinstallieren und anschließend wieder neu aufzuspielen - Teil 1 des Tipps habe ich sofort befolgt, dann aber ein neues Programm (der Konkurrenz) besorgt, das vom ersten Moment an einwandfrei funktioniert. :-D

    So viel zum Thema, Knowhow "einzusparen", um Kosten zu reduzieren. :lol:


    Schöne Grüße nach Österreich,
    frohe Ostern!
    Rick
     
  5. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Jo mei.. Also das weiß ich jetzt auch nicht. Ich geh mal davon aus, dass sie dort die Motorblöcke nicht selber gießen und auch keine Schrauben drehen.
    Aber was auch immer die dort genau machen, es beschäftigt (noch) 1800 Personen.
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden