Jedem das Seine - darf man das sagen?

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Silver, 27.Juli.2020.

  1. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Das mit der „LIEBE“, liebe @Saxfreundin , ist so ein riesengroßes Wort. Und so emotional aufgeladen. Und so furchtbar schlecht zu messen.

    Deshalb sind mir Sachkunde, wie von mir erwähnt, und Sorgfalt, also das, was @Rick beim Horn seines Schülers vermisst hat und letztlich Zeit, also das was @Gaivota einfordert, wichtiger als jede emotional verbrämte Wunderkraft.
    Und Erfahrung, auch beim Bedienen des Instruments, kann nicht schaden.

    Bitte erlaube mir eine Off-Topic Anmerkung weil wir gerade bei Sorgfalt sind - und bitte nimm mir das nicht persönlich:

    Das ist ein dermaßen vorbelasteter Ausspruch, dass man ihn als Deutscher auf Deutsch weitere 1000 Jahre vermeiden sollte. Das lateinische „suum cuique“ mit Ursprung in der Antike ist im philosophischen Diskurs nicht völlig harmlos, hat aber wenigstens keinen so zwingenden Bezug zu den „1000 Jahren“ zwischen 1932 und 1945.

    LJS
     

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  2. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Auch off topic:
    Suum cuique ist für mich als Lateiner ein völlig normaler und unbelasteter Spruch.
    Nur, weil der irgendwann mal auch von Nazis missbraucht wurde (was ich bis eben nicht wusste) ist das für mich kein Grund, ihn nicht mehr zu verwenden.

    Anders sieht es natürlich mit Sprüchen wie „Arbeit macht frei“ aus.
    Grenzwertig finde ich auch „Kraft durch Freude“.
    Aber wir sollten aufpassen, dass wir nicht wegen „political correctness“ irgendwann aufhören zu kommunizieren aus Angst, unser Gegenüber könnte etwas hineininterpretieren, was so nicht gedacht war.
     
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  3. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Lies doch bitte noch einmal was ich genau geschrieben habe.

    Dann fällt Dir bestimmt auf, dass ich - in kurzen, einfachen Sätzen ausgedrückt - schrieb:

    „Jedem das Seine“ doof weil am Tor von Buchenwald und damit genauso zynisch wie „Arbeit macht frei“
    „Suum cuique“ dagegen OK (den philosophischen Diskurs dazu lassen wir der Einfachheit halber jetzt mal weg.)

    Aber jetzt gerne wieder :topic:
    Einverstanden?
    LJS
     
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  4. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ich habe gelesen und verstanden, was Du geschrieben hattest. Und „Jedem das Seine“, als wörtliche Übersetzung von „suum cuique“, was über viele Jahrhunderte völlig normal und unbelastet war, wird für mich nicht deswegen zu einen „no go“, nur weil Nazis ihn auch benutzt haben.
    Aber jetzt wirklich: :topic:
     
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  5. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Autsch.

    „Arbeit macht frei“ war als ein Motto der Reformation genau so „unbelastet“ - auch wenn die Formulierung laut Wiki aus dem 19. Jahrhundert kommt...

    Aber mach‘ Du mal. KZ Spruch ist halt nicht gleich KZ Spruch, weil einem die „political correctness“ missfällt.

    Nur zu den Sackschraubern und Wunderheilern bzw. zu „Glaube, Liebe, Hoffnung“ haben wir jetzt endgültig den Bezug verloren.

    Back to topic.

    LJS
     
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  6. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Möchtet Ihr, dass ich das woanders hin verschiebe, wo Ihr das in Ruhe ausdiskutieren könnt?
     
  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Für mich gibt es zu diesem Thema nichts weiter zu diskutieren.

    Back to Topic war mein Vorschlag schon nach meinem ersten wohlwollend gemeinten Kommentar.
     
  8. ppue

    ppue Mod Experte

    Kunststück, haha.

    Ja, @Claus, schieb das doch bitte in einen "Political Correctness"-Thread.
     
  9. Claus

    Claus Mod Emeritus

    So, jetzt dürft ihr nach Herzenslust....
     
    Rick gefällt das.
  10. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    @Claus - Danke.
    Das hatte bei den Sacdocs tatsächlich nichts mehr zu suchen.
    Danke auch, dass Du den Absprung kenntlich gemacht hast.

    LJS
     
    Claus gefällt das.
  11. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ihr könnt gerne weiter diskutieren. Werde es jedoch die nächsten Tage mangels WLAN oder 4G nicht weiter verfolgen. Außerdem habe ich bereits detailliert geschildert, was ich davon halte. Wiederholung überflüssig. Oder wie Goethe schrieb: „Getretner Quark wird breit, nicht stark.“
    (Hoffentlich haben sich die Nazis diesen Spruch nicht auch zu eigen gemacht)
    LG Bernd D6681192-F95A-4C7F-A974-8FCC9703D321.jpeg 33CE8E4B-6F04-419B-A402-FA3CECCD660F.jpeg
     
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  12. ppue

    ppue Mod Experte

    Hatten wir ja gerade die Diskussion bei den Straßen-Namen. Darf es noch die Mohrenstraße geben?

    Natürlich darf es das. Ich halte die "political correctness" für ein Verdrängungsgebahren. Überall, wo sie auftaucht, soll die schwierige Geschichte ausgelöscht werden.

    Indem wir bestimmte Wörter oder Sätze nicht mehr aussprechen, machen wir die Sache nicht besser, sondern schlimmer.
    Ich lasse mir doch von den Faschisten nicht Sätze verbieten! Der Satz "Arbeit macht frei", der natürlich eine perfide Dreistigkeit als Spruch an einem Konzentrationslager ist, gehört so zu meinem Sprachrepertoir.
    Und natürlich macht Arbeit frei, das wissen spätestens die, die aus der Arbeitslosigkeit kommen und endlich wieder Geld verdienen.

    Mir ist klar, dass es schwer ist, solch belastetes Sprachmaterial umzudeuten, dennoch sollte man das versuchen.
     
  13. Claus

    Claus Mod Emeritus

    Ich finde, man muss diese Fragen differenziert betrachten.

    Es gibt bestimmte Begriffe, die bereits für sich genommen - ohne dass es einer Würdigung des Kontextes bedarf - verfassungsfeindliches Gedankengut enthalten und daher nichts in unserer Sprache verloren haben.

    Beispielsweise "Untermensch".

    Und dann gibt es andere, "Alttags-" Begriffe und Redewendungen, die an für sich völlig harmlos sind und erst durch den Kontext problematisch werden.

    Beispiel: Wenn ein Mitglied der Hobby-Bergsteigertruppe sagt: "Wir brauchen einen Führer!", dann wird das kaum jemand als problematisch empfinden.

    Wenn der gleiche Satz in einer Parteiversammlung fällt, sieht das möglicherweise etwas anders aus.

    Ich habe irgendwo in einem Interview über das KZ Buchenwald und den Begriff "Jedem das Seine" gelesen, dieser sei zynisch. Ist er natürlich nicht. Was zynisch ist, war seine konkrete Verwendung in einem Kontext des Massenmordes an der jüdischen Bevölkerung und anderer Opfer des Regimes.

    "Jedem das Seine" ist ohne diesen Kontext ein uraltes philosophisches Konstrukt (wie oben schon beschrieben), das eigentlich sehr menschlich und mir deshalb auch sympathisch ist.

    Und deshalb werde ich es auch weiter verwenden.
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    Ja, man sollte nicht über das Ziel hinausschießen und keinen "Tugendterror" (W. Kretschmann) betreiben, wie schon im Thread über die "Gendergerechte Sprache" angeführt.
    Wer kennt schließlich in der heutigen Generation noch alle Begriffe und Ausdrücke, die irgendwann in der Geschichte mal problematisch gewesen sind?
    "Jedem das seine, mir das meiste" war ein Witz in meiner Schulzeit, da hat keiner daran gedacht, dass ein ähnlicher Spruch mal an einem KZ-Eingang gestanden haben könnte.

    Deshalb denke ich, dass es immer um den Zusammenhang und die Absicht des Absenders gehen sollte. Man kann jede harmlose Redewendung ideologisch aufladen, aber ist das wirklich ein Problem der jeweiligen Worte?

    Ich finde es gut und richtig, sich seine Worte zu überlegen und darüber nachzudenken, was man wie ausdrücken kann, ohne andere Personen zu verletzen, aber das gilt in erster Linie für mich selbst. Denn als ständiger Zensor der Wortwahl anderer durch die Gegend zu laufen kann auch verletzend wirken. ;)
     
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