Ich spiele ein Bariton Saxophon Yanagisawa 991 und am S-Bogen ist mir aufgefallen, dass die Hülse, welche zur Aufnahme des S-Bogens in dem Saxophon dient, einen kleineren Innendurchmesser hat als der Bogen selbst. So entsteht ein Kante bzw. einenAbsatz, welche direkt im Fluss der zur Schwingung gebrachten Luft liegt. Da der S-Bogen ja nun einen erheblichen Einfluss auf die Soundentwicklung hat, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass sich diese Kante besonders gut auf den Sound auswirkt. Wie sehen das die Experten?
Die Kante ist erst mal ein Teil der Mensur deines Instruments. Für mich ein deutlich sichtbares Detail ist an älteren Sopran-Saxophonen der Marke Weltklang zu sehen, jedoch erweiternd. siehe Bild Genauso die Kante vom Mundstück zum S-Bogen. Ob diese den Klang beeinflusst? Mit Sicherheit. Positiv oder negativ hängt vom jeweiligen Standpunkt ab. Claus
Solche Kanten hast Du überall im Saxophon. Das fängt schon bei der Oktavlochhülse im S - Bogen an, am Übergang Mundstück zu S - Bogen, dann kann es an der S - Bogen - Hülse auftreten wenn nicht genau genug gearbeitet wird, und dann beginnt es bein ersten Tonloch und endet beim letzten. Überall Kanten. Und die an diesen Kanten auftretenden Brechungen, Reflektionen und Interferenzen machen einen Teil des Oberwellenspektrums des Instruments und damit des Klanges aus. SlowJoe
Ja, soweit kenne ich das auch. Allerdings war ich über die Kante im S-Bogen etwas verwundert. Man liest ja viel über den Einfluss des S-Bogens auf den Sound, manche bieten ein Tuning des S-Bogens an, wo an der Einlassbohrung eine breite Fase angearbeitet wird, damit dort eben keine Kante vorhanden ist. Manche entlacken ihn, damit er freier schwingen kann usw. Aber vielleicht wird dem auch etwas zuviel Bedeutung zu gesprochen. Oder? Saxbaer
Entschärfte Kanten am Neck oder polierte Innenflächen am MPC und Neck beinflussen recht stark den Ton. Nicht umsonnst sind viele Mundstücke uns Bügen innen nicht blank poliert, sondern werden extra mit Riefen und Kratzern versehen, die das Klangspektrum "lebendiger" gestallten sollen. Auch das Brechen der Kante der Neckhülse führt zur Klangveränderung, und das nicht immer zum Vorteil. Manchmal wird ev. zwar die Ansprache verbessert, aber der Ton verliert an "Dreidimensionalität". Die gleiche Bearbeitung kann an einem Horn zur Verbesserung führen, am anderen aber eher zur Verschlechterung. kokisax
Okay, danke. Ja, da ist sicher etwas dran. Letztendlich wird die Frage nicht einfach zu beantworten sein. Es war auch nur ein Gedanke, welcher mich umtrieb. Saxbaer
Schon Adolphe Sax hat vor 150 Jahren ähnliche Kanten eingebaut: Adolphe Sax Sopran Saxophon ca. 1865 erstellt von saxfax, 24.März.2020 um 08:39 Uhr
Okay, interessant. Aber, wenn ich das richtig sehe, liegen diese in der Strömungsrichtung (kleiner zu größer) der Luft und bilden somit erstmal keinen Widerstand. Die Kanten in meinem S-Bogen liegen dagegen umgekehrt, sprich ein Rohr mit einem größeren Durchmesser trifft auf ein Rohr mit einem kleineren Durchmesser. Dadurch entsteht ein Engpass, wodurch sich die Strömungsgeschwindigkeit der Luft erhöht und an der Kante des kleineren Rohres kann es zu Verwirbelungen kommen, welche nicht unbedingt zur Verbesserung des Tons beitragen müssen.
@Saxbaer , im Saxophon herrscht keine sonderlich große Strömung, die optimiert werden muss, imho*. *imho = in my humble opinion, meiner bescheidenen Meinung nach
Bist Du sicher, dass es da zu Verwirbelungen kommt? Wie ich sehe ist bei Dir ein Übergangsradius vorhanden, der zu sehr wenigen Verwirbelungen führt. Es ist keine Abrisskante vorhanden. Die Erbauer des Horns haben sich sicher etwas dabei gedacht, als sie eben diese Engstelle konstruiert hatten. Für sie wäre es sicher einfacher gewesen den dickeren Durchmesser einfach konisch weiter zu führen, zumal das obere Oktavloch noch genau in diesem Übergang plaziert ist. Bin sicher, dass es konstruktive, bzw. tontechnische Gründe für diese Engstelle so wie sie gestalltet ist gibt. kokisax
Ganz so ist das nicht. Dar Gerücht von den "Verwirbelungen" ist uralt. Das geht auf die irrige Annahme zurück dass die Luft mit hoher Geschwindigkeit durch das Saxophon zischt und an Ecken und Kanten verwirbelt. Dem ist nicht so. Die Luft bewegt sich im Saxophon sehr langsam. Da verwirbelt praktisch nichts. Nimm mal den S - Bogen Deines Alto - oder Tenosaxes, stecke das Mundstück mit Blatt aufgespannt darauf und spiele einen Ton. Und halte Deinen Handrücken etwa 4 - 5 cm hinter das Ende des S - Bogens. Du wirst spüren, dass da kaum mehr als ein Hauch rauskommt. Und je weiter sich die Mensur erweitert desto langsamer wird die Luft. Am Trichter bewegt sich da fast nix mehr. Was aber mit Schallgeschwindigkeit durch das Instrument rast sind die Druckwellen (Druckschwankungen) die durch das Flattern des Blattes angeregt werden. Und die sausen vom Mundstück zum Becher oder zum ersten offenen Tonloch, werden dort reflektiert und sausen die Röhre wieder zurück zum Mundstück. (Resonanz). Und an jeder Stufe, aber auch an jeder Biegung wie z.B. im S - Bogen oder dem unteren Bogen) "stolpern" diese Druckwelllen, es entstehen Überlagerungen, Überhöhungen und Auslöschungen (Interferenzen) die letztlich einen Teil des Oberwellenspektrums ausmachen das das Instrument produziert. Oder volkstümlich ausgedrückt einen Teil der klanglichen Eigenschaften des Instruments. SlowJoe
Okay, danke für eure Ideen. Letztendlich wird man dies wohl nicht ganz klären können. Und ob sich der Sound wesentlich ändert oder gar verbessert wenn die Kante weg ist, liegt sich auch eher im subjektiven Auge des Betrachters. Saxbaer
@slowjoe Naja, wenn du Druckschwankungen hast, dann hast du auch Bewegung. Grundsätzlich will die Natur immer ein Gleichgewicht, also bewegen sich Moleküle aus bereichen mit hohem Druck immer in bereiche mit niedrigem druck. Dabei nimmt ihre kinetische Energie zu.