Kind of Blue

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von ppue, 19.August.2022.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Heute vor 63 Jahren erschien "Kind of Blue". Die Platte ist nicht nur ein künstlerisches Highlight für Miles Davis, es ist ein Album, das seine Kollegen überragt, eine Platte, die allgemein als das definitive Jazzalbum gilt, ein allgemein anerkannter Standard für Exzellenz. Warum besitzt Kind of Blue eine solche Mystik?

    Eine Rezension von Stephen Thomas Erlewine, AllMusic Sorry for Google-Translation, Ich habe korrigiert, wo ging.

    Vielleicht, weil diese Musik niemals ihr Genie zur Schau stellt. Sie lockt die Zuhörer mit der langsamen, luxuriösen Basslinie und den sanften Klavierakkorden von „So What.“ Von diesem Moment an ändert die Platte nie wirklich das Tempo – jede Melodie hat ein ähnlich entspanntes Gefühl, da die Musik leicht fließt. Doch Kind of Blue ist mehr als nur einfaches Hören. Es ist der Höhepunkt des modalen Jazz - Tonalität und Soli bauen auf der Gesamttonart auf, nicht auf Akkordwechseln, was der Musik eine subtil wechselnde Qualität verleiht. All dies tut es.

    Das erklärt nicht ganz, warum erfahrene Jazzfans zu dieser Platte zurückkehren, selbst wenn sie sich jede Nuance eingeprägt haben.
    Sie kehren zurück, weil dies eine außergewöhnliche Band ist – Miles, Coltrane, Bill Evans, Cannonball Adderley, Paul Chambers, Jimmy Cobb – eine der größten der Geschichte, die auf dem Höhepunkt ihres Schaffens spielt. Wie Evans in den ursprünglichen Liner Notes für die Platte sagte, spielte die Band keines dieser Stücke vor der Aufnahme durch. Davis legte die Themen fest, bevor das Band lief, und dann improvisierte die Band. Die Endergebnisse waren wundersam und knistern immer noch vor Vitalität. Kind of Blue arbeitet auf vielen verschiedenen Ebenen. Es kann als Hintergrundmusik abgespielt werden, belohnt aber reichlich aufmerksames Zuhören. Es ist fortgeschrittene Musik, die außerordentlich viel Spaß macht. Es mag übertrieben sein zu sagen, dass Sie keinen Jazz mögen, wenn Sie Kind of Blue nicht mögen – aber es ist schwer, sich etwas anderes als einen Eckpfeiler einer Jazz-Sammlung vorzustellen.
     
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  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Meine Lieblingsplatte. Geniale Stücke!

    Vieles davon spielen wir sehr gerne in der Band.

    Ein epochales Meisterwerk, ohne Frage.

    CzG

    Dreas
     
  3. monaco

    monaco Ist fast schon zuhause hier

    Es ist für mich das kongeniale Zusammenspiel aller Musiker. Und Bill Evans hält das mit seinem großartigen, oft dezenten Klavierspiel zusammen.
     
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  4. tango61

    tango61 Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt zu dem Album einen interessanten Artikel bei Wiki
     
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  5. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich liebe dieses Album auch. Stilistisch empfinde ich es weniger als Eckpfeiler der Jazz-Plattensammlung und mehr als geliebter Fremdkörper, vor allem im Kontext seiner Epoche. Sie haben mit dem gewohnten Soundrepertoire dann doch was völlig anderes gemacht. Und es ist auch nicht so, dass es danach alle so gemacht hätten, nur manche ein bisschen. Wie bei der Mondlandung.

    Zeitlich sehe ich es auch im Kontext mit einem anderen Album von 1959 mit einem gleichen Protagonisten aber einer musikalisch diametral gegensätzlichen Auslotung dessen, wohin die Reise gehen kann: Giant Steps.
     
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  6. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Vor vielen Jahren bin ich von meinem ersten Sax-Workshop (damals von SAXWELT) zurückgefahren. Die Sonne schien, alle Fenster auf - und Kind of Blue im CD-Player.
    Und da "wusste" ich: So - genau so will ich mal Musik machen.
    (Nun ja. Der Weg ist das Ziel. Und der Weg ist lang, wenn nicht unendlich :) )

    Cheerio
    tmb
     
  7. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Wenn man „Giant Steps“ mit unerhörtem akkordischem Spiel 180 Grad entgegengesetzt zu „Kind Of Blue“ als Meilenstein der subtilen Modalität empfindet, würde ich das zeitgleich entstehende New Thing nicht auslassen.

    „The Shape Of Jazz To Come“ 1959 und das sogar namensgebende „Free Jazz: A Collective Improvisation“ 1960 haben den Raum dann noch mal quer geöffnet.

    Das wesentliche Verdienst von „Kind Of Blue“ ist wohl, dass die ganze Virtuosität in einen fein gewebten Klangteppich einfließt und man das Album tatsächlich als Hintergrund plätschern lassen kann (was einen Teil des kommerziellen Erfolgs erklärt) es aber mehr als genug Gelegenheit zum aktiven Hören, um nicht zu sagen „Eintauchen“, gibt.

    Meine erste „Kind Of Blue“ war eine billige Nachpressung und irgendwann ausgenudelt.
    Leider kam auf Vinyl und CD nicht viel besseres nach - digitale Remaster bei denen die Instrumente irgendwo im Ping-Pong-Stereo stehen…
    Eine sehr gut erhaltene Originalpressung mit Columbia Six-Eye Label kann ich mir finanziell nicht erlauben, selbst, wenn eine auf den Markt käme.

    Danke @ppue für die Erinnerung. Da weiß sich doch schon, was sich heute Abend bei mir auf dem Plattenteller dreht.
     
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  8. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Ich fand diese Video sehr interessant:


    Grüße
    Roland
     
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  9. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Sehr treffend beschrieben, so empfinde ich es auch.
    Herbie Hancock meinte lachend in einem Interview zum soundsovielten Jubiläum von "Kind Of Blue" - sinngemäß -, dass das Album "das Liebe machen" entweder fördere oder zumindest nicht störe.

    Herrje, was man sich so merken kann, aber die wirklich wichtigen Dinge ...
     
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  10. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Dann lagen "Die angefahrenen Schulkinder" mit ihrer CD 2001 wohl nicht so uneingeschränkt richtig. :)

    Grüße
    Roland
     
  11. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Nachdem ich gerade recherchiert habe: Ja - wenn Du es so ausdrücken möchtest. :)
     
  12. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Herrje, und ich Jazz Banause kenne das Album nicht mal :(

    Gruß,
    Otfried
     
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  13. Tröto

    Tröto Ist fast schon zuhause hier

    Nicht Dein Ernst ...
     
  14. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Wenn ich fragen würde, wie tief Du recherchiert hast, könnte das u.U. falsch verstanden werden. :)

    Ich habe erst vergleichsweise spät zu "Kind of Blue" (war noch die prä-WWW-Ära) gefunden, aber war auch direkt begeistert.

    Grüße
    Roland
     
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  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Wohl war. Und da, wie ich in den ersten 20 Sekunden des von @Roland verlinkten Videos lernen konnte, "Time Out" und "Mingus Ah Um" auch von 1959 sind, drängt sich der Gedanke auf "It was a very good year".
    Meine Fresse, ob das denen klar war, was sie da in Bewegung setzen? Oder merkt man das immer erst hinterher?
     
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  16. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Vielleicht hatten Sie ja Dave Pike's "Jazz for the Jet Set" noch nicht gehört und dachten deshalb, dass Marvin Gaye am besten geeignet wäre...
     
  17. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    ja
     
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  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Aber zurück zum Thema: was ist eure Lieblingsnummer auf Kind of Blue und warum?
     
  19. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    All Blues! So wenig Töne, soviel Musik.
    Und das wiegende dreiton Riff der Saxophone….hat was Meditatives.

    Der 6/8 Takt.

    Mein Lieblingsstück auch in der Band.

    CzG

    Dreas
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 19.August.2022
  20. Rick

    Rick Experte

    So What.
    Wegen der ganz besonderen Atmosphäre, außerdem das konsequent modalste Stück der Produktion, ein Meilenstein mit dem Bass-Thema (ich wüsste keine gängige frühere Jazz-Nummer, wo der Bass die Hauptrolle spielt, mal abgesehen vom selten gespielten "One Bass Hit #2" des Dizzy Gillespie Orchestra).
     
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