Landesjugendjazzorchester NRW

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von hammel, 21.September.2005.

  1. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hi
    Spielt da rein zufällig einer mit und kann mir einer eventuell von seinen Erfahrungen berichten? Spiele seit ich 10 bin, also seit 6 Jahren Saxophon. Nun hab ich dieses Jahr eine Einladung zum Vorspiel dort bekommen(hab oft an Wettbewerben und ähnlichem Zeugs teilgenommen) und mir wird gesagt ich hätte Chancen als Tenorsaxophonist reinzukommen. Werde mich da auch definitv reinhängen/immer wenn ich Zeit hab fleißig üben.

    Also gibt es hier eventuell schon jemanden, der dort mitspielt? Oder jemanden, der ebenfalls das Vorspiel besuchen wird, das nächstes Jahr im Februar stattfinden wird? Das Musikalische Niveau dieser Bigband ist ja bekanntlich verdammt hoch. So freu ich mich einerseits evtl. da mitzuspielen, andererseits hab ich Angst bei der "Audition" zu scheitern und enttäuscht zu werden. Grr...
    Also macht mir Mut und berichtet von euren Erfahrungen!
    Hier die Homepage der Band:
    http://www.jjonrw.de/
     
  2. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Hallo;

    ich bin zwar nicht beim Landesjugendjazzorchester NRW, aber beim Landesjugendjazzorchester Bayern. In Bayern gibt es dort 2 Bestzungen was ich als großen Vorteil interpretieren würde, denn in der 1. Band spielen fast ausschließlich Musikstudenten und in der 2. Bestzung spielen Amateure wie ich, die die Musik einfach als ernsthaftes Hobby sehen. Wenn es in NRW also nur eine Besetzung gibt könnte es schwerer sein da reinzukommen.

    Wegen dem Vorspiel brauchst du dir überhaupt keine Gedanken zu machen. Diese Leute sehen das ganze sehr locker und wollen dich einfach nur mal grob einschätzen können. Falls du wirklich extrem weit von ihrem Niveau entfernt bist ist es sowieso besser wenn du erstmal noch nicht dort anfängst weil du eh überhaupt nicht mitkommen würdest. Wenn du vom Niveau her einigermaßen passt werden sie dich auch nehmen wenn deine Tagesform beim Vospiel nicht besonders ist; die sehen das schon. Also aufgeregt brauchst du nicht sein.
    Ein Landesjugendjazzorchester ist eine super Einrichtung, die ich nur jedem empfehlen kann! Also versuch mal reinzukommen und viel Glück dabei.
     
  3. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Danke für die Antwort. Macht mir Mut. Hab noch massig Zeit und denke wenn ich mich wirklich ins Zeug lege schaff ichs. Habe schon massig Band/Bigband Erfahrung.

    Ob es in NRW eine Erst und eine Zweitbesetzung gibt weiß ich nicht. Ich denke aber schon. Was macht eigentlich die Zweitbesetzung so? Ich nehme an Konzerte und Tourneen macht doch im Allgemeinen die Erstbesetzung, oder?

    Ich denke schon, dass die beim Vorspiel hart selektieren. Schließlich ist das nur der "sekundäre" Weg in die Bigband. Primär werden Gewinner von Jugend Jazzt aufgenommen. Das letzte mal hab ich vor 3 Jahren an diesem Wettbewerb teilgenommen, und da bin ich nur 3. geworden.(hab mich seit dem natürlich sehr stark verbessert).
     
  4. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Konzertreisen macht normal nur die 1. Bestzung, aber während den Arbeitsphasen darf bei den kleineren Konzerten auch immer die 2. Besetzung was spielen.

    Also das Landesjugendjazzorchester Bayern hat über 100 Mitglieder und es kann auch nicht jeder zu jeder Arbeitsphase kommen (was mir nichts ausmacht weil ich wegen der Uni eh nicht immer Zeit habe). Das sehr harte Selektieren habe ich da nicht mitbekommen. Man muss einfach ein gewisses Niveau erreicht haben, ansonsten sind die dort sehr human.
     
  5. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich werd einfach schlicht und ergreifend alles geben. Wo ich dann reinkomme/ob ich überhaupt reinkomme wird sich dann ergeben. Warte schon jetzt sehnlichst drauf dass der Musikkeller frei wird, damit ich weitertröten kann.

    Mein Sax Lehrer wird mich dabei voll und ganz unterstützen, was ich sehr schätze. Mir wird gesagt ich hätte gute Chancen weil ich sehr gut spielen kann. Ob das kompletter Schwachsinn ist oder nicht wird sich ja spätestens beim Vorspiel herrausstellen.

    In welchem Alter bist du reingekommen? Spielt das Alter da überhaupt eine Rolle? Bin nämlich erst 16.
     
  6. mirko

    mirko Kann einfach nicht wegbleiben

    wie genau es in nrw läuft kann ich dir auch nicht sagen -
    soweit ich mitbekommen hab' gibt es auf jeden fall eine besetzung und einzelne stellen sind doppelt (also mit einer zweitbesetzung) ausgestattet.

    ich habe zwei jahre lang im ljazzo rlp mitgespielt - bei uns lief es ähnlich...die rhythmusgruppe war komplett gedoubled und in jedem satz gab es eine zweitbesetzung - so dass je nachdem wer mal von der erstbesetzung ausfiel, die sätze so umformatiert werden konnten, dass die immer vollständig sind, ohne dass ein ersatzmann "eingekauft" wurde.

    grundsätzlich haben bei uns alle bei den arbeitsphasen und bei den konzerttourneen mitgemacht - auch bei allen sonstigen auftritten.
    die auftritte hatten meistens zwei sets - so dass bei einem set immer die erstbesetzung gespielt hat und im zweiten set immer die erstbesetzung, wobei dann hier die doppelten stellen durch die zweitbesetzung ausgetauscht wurden.

    eine saxophonkollegin, die mit mir im ljazzo rlp war spielt jetzt auch in nrw mit. dass level in nrw scheint wahrscheinlich etwas höher zu sein, weil noch mehr musikstudenten mitspielen.
    im ljazzo rlp spielen meistens leute mit, die am ende ihrer schullaufbahn stehen und noch bis zur aufnahmeprüfung an hochschulen noch ein bisschen gefördert werden - deswegen haben wir mit ca. 17-18 jahren auch mit den niedrigstens altersdurchschnitt.

    mit dem beginn an einer uni oder musikhochschule steigen dann die leute auch meistens aus...
    ich finde es so eigentlich ganz sinnvoll - so haben leute die an eine musikhochschule wollen noch gelegenheit, ihr solistisches und ensemblespiel zu verbessern und bei den jeweiligen dozenten auch privatunterricht zu nehmen.
    ljazzos, in denen nur musikstudenten mitspielen bieten diesen vorteil selten...und insofern ist eben auch die frage, inweiweit sie die "jugend" eigentlich fördern - natürlich wird man auch besser und erlebt viel, aber man ist in der regel ja schon untergebracht an einer hochschule...wo will man dann noch fördertechnisch hin (für solche leute bietet sich dann eher das bujazzo an, würde ich sagen...aber das ist eben geschmackssache der einzelnen leiter...)
     
  7. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Also denkst du eher, dass sie in NRW nur ungern junge Leute nehmen?
    Würd mich nicht überraschen, leider. Egal, no risk no fun. Dann werd ich eventuell halt enttäuscht. Letzendlich kann ich nichts bei verlieren, nur gewinnen, selbst wenn ich nicht aufgenommen werde.
    In welchem Alter bist du dazugestoßen?
    Ich habe die Einladung (von alleine, hab mich da nicht beworben) mit 15 bekommen. Doch da hatte ich zum angegeben Termin keine Zeit(zumal dieser verdammt kurzfristig war). Jetzt hab ich massig Zeit bis zum Februar und werde 2 komplett neue Stücke erarbeiten.
    Hmm...evtl. "Giant Steps" und was selbst komponiertes.

    Mir wurde gesagt, dass die Audition aus 2 Teilen besteht. Einmal muss man seine 2 erarbeiteten Stücke vortragen und dann etwasl vom Blatt spielen. DIESER Part macht mir im Moment noch am meisten Sorgen, da ich bei komplexen schnellen Rythmen oft beim ersten Mal nicht direkt mitkomme.
     
  8. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    Ich habe wie ich 19 Jahre alt war beim LJJB vorgespielt. 16 Jahre ist dort glaub ich da absolute Untergrenze, aber versuchen kann mans in dem Alter bestimmt auch schon mal.

    Giant steps würde ich dort nicht vorspielen. Die wollen hören, dass du phrasieren kannst, timing hast, ein gewisses Grundverständnis für Changes hast usw. aber jemand der giant steps runternudeln kann ist nichts das was sie in einer Big Band primär suchen. Ehrlichgesagt habe ich auch noch nie einen 16-jährigen richtig gut giant steps spielen gehört...
    Spiel lieber was ganz schlichtes und das dafür ausgearbeitet.
     
  9. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich werd mal schaun was geeignet ist. Mit Giant Steps hast du recht. Das Stück wäre für mich geeignet weil meine Stärke besonders in der Technik liegt/ich sehr schnell spielen kann auch über was komplexere Akkordfolgen.

    Aber ich werd lieber was nehmen, wo die Melodik im Mittelpunkt steht und man schön drüber improvisieren kann.......
    Sehe meinen Saxlehrer am Freitag
    Bis dahin...Vorschläge?^^
     
  10. mirko

    mirko Kann einfach nicht wegbleiben

    nein - ich will dir auf keinen fall abraten oder sagen, dass du alterstechnisch schlechte chancen hast.
    letztlich kommt es auf die struktur des jeweiligen ljazzo's an und auf dein können.

    ich selbst bin mit 18 zu den rheinland-pfälzern gestoßen.
    bei uns bestand die aufnahmeprüfung auch aus mehreren teilen. hauptteil waren bei uns auch zwei stücke vorzubereiten - allerdings habe ich bigbandcharts vorbereitet. also mit meiner saxophonstimme (in dem fall hab' ich aus den noten vom 1.Tenor vorgespielt).

    das ist dann zwar nicht die melodiestimme - aber ich konnte anhand von den satzstimmen einfach meine phrasierung und artikulation zeigen (und timing) und dass ich all' diese dinge beherrsche und anwenden kann, auch wenn es nicht die melodie ist.
    ich hab' also einfach gezeigt, dass ich bigband spielen kann.

    dann hab' ich mir noch ein stück zum improvisieren ausgesucht (in dem fall einfach einen mollblues - equinox), den hab' ich auf dem sopran gespielt um zu zeigen, dass ich eben auch mit mehreren saxophonen dienen kann.

    die vomblatt - spiel-stücke waren auch bigbandstimmen aus dem damaligen aktuellen repertoire.


    das ist es ja - es ist weniger wichtig, dass du solistisch der absolute megaburner bist. das gibt bestenfalls pluspunkte. du musst einfach zeigen, dass phrasierung, dynamik und timing stimmen. das ist viel wichtiger in einer bigband.
    du musst gut im satz spielen können....

    also stell' dich einfach dem vorspiel...wie du sagst - es kann ja nichts passieren...
    was dir vielleicht helfen würde, wäre, zu jemandem in der band kontakt aufzunehmen und versuchen in erfahrung zu bringen, wie so ein vorspiel abläuft und vielleicht kann dir ja jemand tips geben.
    und dann würde ich dir raten - schau' dass du dir ein konzert von denen anhörst. dann siehst du ja, wo der level ungefähr hängt, was du jetzt schon könntest und wo du noch dran arbeiten müsstest...
     
  11. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    @ mirko: Ja, genau.
     
  12. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Werde mir jetzt ein Album bestellen.

    @mikro

    Das könnte zum Problem werden. Ich spiele zwar schon seit 4 Jahren in einer Bigband, erst Alt, dann Tenor. Aber selbst heute kann ich neue Stücke nicht einfach beim ersten Mal vom Blatt spielen. Komplexe Rythmen muss ich mir vorher genau anschauen/einmal hören. Solistisch hab ich keine Probleme, (spiele in unserer Bigband 90 Prozent aller Solostellen).

    Ich hoffe diese Blattleseschwäche noch hinbiegen zu können. Werde gezielt meinem Saxlehrer sagen, dass er mich auf vom Blatt lesen trimmt. Ich denke wenn ich gezielt dran arbeite krieg ichs hin.

    Am meisten Angst hab ich halt davor, dass mein spielerisches Niveau im Allgemeinen einfach nicht ausreicht. Werde mich zwar richtig ins Zeug legen, aber wenn das dort wirklich alles halbprofessionelle Musikstudenten sind, dann Gott steh mir bei

     
  13. mirko

    mirko Kann einfach nicht wegbleiben

    naja - jetzt mal ganz cool down...

    halbprofessionelle musikstudenten sind auch keine götter...in der regel lernst du ja vor allem improvisieren, wenn du studierst. natürlich werden auch dinge wie timing und phrasierung besprochen (wobei phrasierung ja auch was mit stilkunde zu tun hat - sprich: wenn du zwei basiestücke richtig phrasieren kannst, kannst du theoretisch alle richtig phrasieren etc.....)

    nur timing und phrasierung sind dinge, die du mit 16 eventuell schon genausogut kannst wie ein musikstudent mit 26.
    geh' diese dinge grundlegend mit deinem lehrer durch und dann hast du's drauf. es gibt ja gerade bei phrasierungen eigentlich nicht so viele möglichkeiten der auslegung (anders als beim improvisieren).

    was das blattlesen angeht: kopier dir doch vielleicht mal alle sax. stimmen aller bigbandstücke aus deiner bigband (oder zumindest die, wo die saxophone ein bisschen was zu tun haben). vorteil: du kennst die ungefähren rhythmen hast aber bei satzstellen andere melodieverläufe. nimm' dir mal verschiedene stimmen und spiel sie von blatt (da du alleine spielst ist es ja wurscht ob du mit dem tenor die alt oder bari-stimme spielst).
    und dann würde ich dir empfehlen rhythmustraining zu machen. die meisten rhythmen in einer bigband sind ja ein- bis max. zweitaktige rhythmische bausteine, die nach belieben zusammengesetzt werden.
    schreib' dir solche bausteine auf (vielleicht gemeinsam mit deinem lehrer) und setz' sie nach belieben aneinander. so gewöhnst du deine augen ziemlich schnell automatisch daran, die verschiedenen rhythmen automatisch zu erkennen, so dass du dich nach einiger zeit nur noch auf die töne konzentrieren musst, da die rhythmen einfach so durchlaufen.

    um solche bausteine zu erkennen schnapp dir deine bigband-mappe und sortier mal aus...
    dabei kommen dann so sachen raus wie

    achtelpause - viertel - achtel - achtel - achtel - achtel - achtel

    oder so...und denk' immer dran - im großen und ganzen gibt es nur zwei vollkommen voneinander unterschiedliche rhythmen. welche auf dem schlag oder zwischen dem schlag (synkopische rhythmen)....
    oder schau' dir standards an und schreib' dir da die kennzeichnenden rhythmen auf...(z.B. oben genannter rhythmus --> don't get around much anymore...)

    du kannst diese rhythmischen übungen auch mit tonleiterübungen verbinden (auf jedem ton einer tonleiter denselben oder unterschiedlichen rhythmus) - so sicherst du ganz flott nebenbei tonarten...

    also - don't panic - für jedes problem gibt es mind. eine lösung....und sieh's positiv: sollte es wirklich jetzt nicht klappen: du bist noch saujung - da kommen noch viele chancen...

    ps: was immer gilt: hör dir ganz viel bigbandmucke an und versuche "nachzufühlen" und zu verstehen, wie die saxophone in den einzelnen bigbands spielen...saxsätze sind meist sehr charakteristisch für eine ganze bigband - deswegen hören, hören, hören !!!
     
  14. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Werde parallel zu den 2 Stücken eine Etüde nach der anderen und die ganzen einzelnen Stimmen unsrer Bigbandstücke spielen.
    Danke für die super Ratschläge!

     
  15. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    War beim LJJO Berlin als ich 17 oder 18 war, bis 21. (Danach war ich ausser Landes.) Nach dem ersten Probespiel wurde ich nicht genommen, ich war ganz schoen aufgeregt und bestimmt nicht richtig vorbereitet. War aber ganz gut mal zu sehen, auf was wert gelegt wird. Ich hatte auch nur 1 Jahr richtig Jazz gespielt, und niemand hat mich getrimmt. Von "Jugend Jazzt" wusste ich gar nichts, gab's das dann schon? Ich hatte nur bei Jugend Musiziert mitgemacht. In jedem Fall war das Probespiel ne gute Erfahrung. Danach konnte ich mich besser vorbereiten. Nach mehr als 10 Jahren habe ich das Prozedere schon wieder fast vergessen, und es hat sich vielleicht auch veraendert.

    Was das Alter angeht: Ich hatte urspruenglich gedacht, dass man in das LJJO nur als Schueler reinkommt. Mit meinen damals 17 oder 18 Jahren war ich ja schon ziemlich "alt". Bei den Arbeitsphasen stellte ich dann fest, dass mehr als die Haelfte Studenten waren. Obergrenze ist wohl 25 Jahre, aber Ausnahmen werden gemacht. Weiss nicht, ob sich das nur danach richtet, ob es genug "vernuenftige" Kandidaten gibt. 16 ist denke ich Untergrenze.

    Das Vom-Blatt-Spielen wird man nie perfektionieren koennen. Es kann immer besser sein als es gerade ist. Ich habe (spaeter) vor Probespielen alles vom Blatt gespielt was ich in die Haende kriegen konnte (und zwar mit Metronom!), das hat sehr geholfen, Big Band charts, Solo-Transkriptionen, Etueden, "Real Book" Stuecke. Und das verlernt man leider auch, wenn man es nicht weiter tun muss. Beim Vom-Blatt-Spielen zaehlt am Ende aber nicht, dass man alle Noten spielt, sondern dass man das "wesentliche" an Artikulation, Noten und Dynamik spielt. Dass man eben nicht den Ueberblick verliert, nicht raus kommt, und alles in Time spielen kann. Die Hits muessen richtig kommen, aber ob ein Lauf nu ein paar falsche Toene hat ist nicht so gravierend. Wenn man mal rauskommt, wird es sehr positiv gesehen, wenn man an der richtigen Stelle wieder reinkommt. Da wird Dir Dein Lehrer sicherlich mehr sagen koennen. Deine Big Band Erfahrung hilft sicherlich. Die Rhythmen wiederholen sich ja doch haeufig. So wie Big Band Stuecke aufgeschrieben sind, kann man sich mit Erfahrung sehr schnell zurecht finden.

    Eine Sache, die haeufig bei Big Bands nicht so betont wird, aber extrem wichtig ist: Noten den genauen Wert geben. Das hoert sich ziemlich dumm an, aber wenn man darauf achtet, ist es sehr positiv. In manchen Big Bands werden die Toene mit der Zunge beendet, damit alles "clean" klingt. Das wuerde den Zuhoerern beim Probespiel bestimmt positiv auffallen (aber nur bei Big Band Charts!).

    Bei der Stueckeauswahl kann man mit "Giant Steps" auf die Nase fallen. Du wirst bestimmt aufgeregt sein. Aber abraten will ich Dir davon auch nicht, wenn Du Dir Deiner Sache sicher bist und wirklich eine gute Improvisation hinlegen wirst. Du musst halt das machen, was Deine Staerken rausbringt. Wenn Du sagst, dass schnell und konsequent ueber Akkorde zu improvisieren Deine Staerke ist, dann mach das. Das Problem ist nur, wenn's dann doch nicht so gut klappt wie Du wolltest, denken die Zuhoerer, dass Du Dich uebernommen hast. Das ist schlimmer, als wenn man ein "einfaches" Stueck gut spielt. Mein eigenes Problem mit Giant Steps waere, dass ich ein Improvisation bei einem Probespiel nicht interessant genug gestalten koennte. Nur "richtig" drueber improvisieren zu koennen, mag einige beeindrucken (selbst Studenten koennen das haeufig nicht), aber wenn die Improvisation nicht interessant ist, ist das nicht gut. Uebrigens ist Giant Steps eher das Gegenteil von komplex. Alles nur II-V-I. Wenn Du ueber komplexe Akkordfolgen gut improvisieren kannst, koennte ich Dir Fee-Fi-Fo-Fum. Superschoenes Stuecke, sehr undurchsichtige und schwierige Akkordfolgen zum Improvisieren. Ist schwierig es zum Klingen zu bringen, muss man lange ueben und auf sich einwirken lassen. Die Akkordfolgen im (illegalen) Real Book sind uebrigens manchmal nicht ganz richtig (meins war ein Bb). Wenn Du willst, kann ich Dir sagen wo's falsch sein kann, oder was die richtigen Akkorde sind.

    Ich habe mich immer fuer ruhigere Stuecke entschieden, wo Klang und Ideenreichtum wichtig ist. Fee-Fi-Fo-Fum, Days of Wine and Roses, There will never be another you. Aber Fingerfertigkeit wollte ich auch mal zeigen. Eine Improvisation ueber Giant Steps haette ich nicht gerne gemacht. Aber als Etuede hatte ich bei einem Probespiel fuer eine US Uni Big Band Coltrane's Countdown Solo im Originaltempo komplett durchgespielt. Das wuerde ich jetzt nicht mehr machen, hatte ich viel zu viel ueben muessen fuer. Aber es lief ganz gut.

    Mirko's Tips sind sehr gut und aktuell!

    Viel Erfolg bei der Audition. Hoffentlich klappt's! Gruesse aus dem schoenen Bonn...
     
  16. mirko

    mirko Kann einfach nicht wegbleiben

    es ist schon witzig (und auch ein bisschen erschreckend) wie schnell man doch einiges, was wichtig ist übersieht...

    der tip, die noten genau so lang zu spielen wie sie wirklich sind und sie dann sauber mit der zunge zu beenden ist sehr, sehr wichtig!!!
    gut, dass das jetzt noch genannt wurde. damit werden unsauberheiten im satz vermieden.
    das ist auch wichtig bei balladen mit vielen langen tönen. die noten immer so lange aushalten, wie sie wirklich sind. nicht mittendrin verhungern lassen und keine löcher bauen.
    wenn du das beachtest, machst du direkt ein gutes bild.

    was mir dabei noch gerade einfällt, was auch wichtig ist:

    phrasen spielen.

    das heißt, mach dir genau klar von wo bis wo eine phrase geht. und dann zieh sie mit einem luftstrom durch.
    das ist besonders wichtig bei phrasen, die einige achtel oder viertelpausen enthalten. viele bläser sehen einfach nur die pause, holen luft und setzen neu an. damit unterbrechen sie die phrase, der spannungsbogen und der groove werden total vernichtet und der einsatz kommt meist etwas verzögert, weil die pause letztlich doch nicht solange war, wie eingeschätzt. die pausen innerhalb von phrasen werden nur durch das kurze abstoppen des ausatmens durch die zunge gestoppt, ehe der luftstrom weiterfließt. es ist kein ausatmen und neueinsetzen !!!!!!

    das ist eine sache, die selbst vielgeübten bläsern noch passiert. wenn du das draufkriegst und im vorspiel direkt zeigen kannst, macht das auch schon eindruck!
     
  17. bhimpel

    bhimpel Ist fast schon zuhause hier

    Ja stimmt. Den langen Bogen beim Spielen ziehen ist sehr wichtig.

    Lange Toene hat Mirko genannt: auch ein wichtiges Thema fuer sich. Jedem langen Ton muss ein bisschen Leben eingehaucht werden. Das "Normale" ist ein kleiner Akzent (vom Zwerchfell) am Anfang und ein kleines Crescendo (aber nicht "pressen") ueber die gesamte Tonlaenge. Einfach aushalten oder einfach ein Vibrato reicht meist nicht aus und klingt unprofessionell. Ausser wenn es ausdruecklich vom Komponisten oder Dirigenten gewollt wird, sollte man auch Toene nicht leiser werden lassen.

    Vielleicht weisst Du das alles schon. Aber es gibt so einige wichtige Regeln fuers Big Band Spielen, die bei Musikschulbigbands oder anderen semiprofessionellen Bigbands nicht unbedingt betont werden. Selbst beim LJJO wird das einem manchmal nicht unbedingt explizit gesagt. Viele Musiker machen das so automatisch, dass sie gar nicht mehr daran denken.
     
  18. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Vielen Dank für die Tips


    Ich habe so nie wirklich drauf geachtet (Das Niveau unserer Schulbigand ist sehr sehr niedrig. Habs ne Zeitlang als Messlatte benutzt, aber dann gemerkt dass ich weitaus mehr "könnte")

    Hab grad versucht die Tenorstimme von "Chameleon" von Herbie Hancock vom Blatt zu spielen. Bin ziemlich gescheitert...mist.
    Wie gesagt ist das vom Blatt lesen meine Hauptschwäche. Wenn dann, wie bei Chameleon noch sehr schnelle Tonabfolgen kommen flieg ich raus.

    Morgen hab ich Unterricht bei meinem Saxlehrer, welchem ich klar machen werde wie ernst ich die ganze Sache nehme. Der wird mir dann einen Plan erstellen.
    (vllt. kennt ihn ja jemand, Thorsten Lehmen, Bandleader von Timeless und spielt in vieelen Bigbands das Leadalt)

    Also nochmals vielen Dank für die Hilfe. Ich denke ich werde jeden einzelnen Tip mit meinem Saxlehrer durchsprechen.
    Und jetzt wird weitergeübt :-D
    Erst wird Chemeleon perfektioniert, dann mach ich weiter mit "All the things you are"
     
  19. Stephan

    Stephan Ist fast schon zuhause hier

    kurz zusammengefasst:

    du musst primär zeigen, dass du Big Band Literatur spielen kannst und Dinge wie Giant Steps sind nur sekundär.
     
  20. hammel

    hammel Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hab gestern mit meinem Saxlehrer gesprochen.
    Er hat mir "Song for my father" empfohlen. Von Spain hat er mir abgeraten, da die Band das dort womöglich nicht auf Anhieb hinkriegt :roll:
    Aber besonders Spain zeugt von Genauigkeit, Phrasierung und guter Artikulation und das bei nem wahnisinnigem Tempo
    Mit Song for my father fühl ich mich irgendwie leicht unterfordert, was das Thema angeht.
    Was für Stücke könntet ihr mir vielleicht noch empfehlen? :-D
     
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