Leiser spielen mit Klarinette?

Dieses Thema im Forum "Sonstige Instrumente" wurde erstellt von Wanze, 21.März.2025.

  1. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Anlässlich des Nachbarthreads von @antonio (Setup für leiseres Spiel) frage ich mich gerade:

    Wäre eine 'normale' Klarinette (also eine Sopranklarinett in Bb) leiser als ein Saxophon (sagen wir mal Altsax mit kontrolliertem Ton)? Oder wäre die Klarinette sogar durchdringender?

    Und wie wäre es mit einer Bassklarinette? oder eine Alt-Klarinette? Immer verglichen mit einem Saxophon.

    Wer hat Erfahrung, spielt beides und kann es vergleichen?

    Grüße,

    Wanze
     
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  2. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Die Sopranklarinette kann grundsätzlich sehr leise gespielt werden, leiser als die restlichen Blasinstrumente…..
     
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  3. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Dem muss man eigentlich nicht viel hinzufügen.
    Sowohl bei Sopran- als auch Bassklarinette ist der untere Dynamikbereich "gedehnt". In dem Sinne, dass ich auf dem Sax zwar auch sehr leise spielen kann, es aber sehr viel Kraft und Kontrolle erfordert. Erst ab einer gewissen Lautstärke-Schwelle lässt sich das Sax müheloser leise spielen lässt, deshalb spielt man standardmäßig eher über dieser Schwelle. Man merkt das, wenn man Hausmusik mit Gesang oder schüchternen Kindern mit Gitarren oder Blockflöten macht - da ist man ruckzuck drüber, wenn man nicht permanent auf die Bremse drückt.
    Auf der Klarinette ist zwischen dieser Schwelle und "lautlos" noch mal ein ganzes Spektrum, dass sich gut steuern lässt. Dafür kommt lautstärkemäßig nach oben hin irgendwo die Decke, an die man stößt.
     
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  4. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Also ich kann mit dem Saxophon leiser als mit der Klari spielen - was z.B. auf der Klari die 2. und 3. Oktave betrifft.
    Sagen wir mal ein gegriffenes e''' geht am Saxophon leiser als auf der Klari.
     
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  5. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Die Klari ist oben rum schon recht laut- unten rum kann man aber unschlagbar leise spielen. Sowohl auf der Sopran wie auf der Bass. Flüsterleise ist da kein Problem und ist auch nicht besonders anstrengend.
    Wenn man aber etwas Gas gibt, werden beide doch auch recht laut, die Mundstücköffnung spielt aber dabei keine so grosse Rolle wie beim Sax, finde ich.
     
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  6. ppue

    ppue Mod Experte

    Meine Bassklarinette und auch die normale Bb-Klarinette kann ich einfacher leise spielen als mein Saxophon mit gewohntem SetUp, das allerdings für unverstärktes Spiel auf der Bühne eingerichtet ist. Letzteres ist auch leise zu spielen, aber das ist etwas anstrengend.
     
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  7. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Sax neigt imho zur größeren Lautstärke in der Tiefe, Klari in der Höhe.
     
  8. Analysis Paralysis

    Analysis Paralysis Ist fast schon zuhause hier

    Eben. Die spielbare Dynamik ist beim Saxophon generell höher - bei der Klarinette unterscheidet sie sich in den Registern mehr. Unten auf der Klari wirklich laut und oben wirklich leise spielen zu können - da muss man IMHO schon brav geübt haben.
     
  9. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Bei mir nicht unbedingt, glaub ich. Aber vielleicht ist mein gesamtes Klarinettensetup einfach besser kontrollierbar und mein Saxophonansatz weniger gut.
     
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  10. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Mit der leiseren Bassklarinette kann ich auch sehr gut zu Hause spielen. Oberhalb von C''' bin ich dabei vorsichtig. Wenn ich Altsaxophon in zurückhaltender bis mittlerer Dynamik spiele, macht einer der Nachbarn Alarm. Dabei war ich im Bandkontext eher zu leise. Das Sopransax habe ich zuhause noch nicht angerührt...

    Als ich die BKL zum ersten mal im Sax-Unterricht dabei hatte und mein Lehrer dazu mit seiner Sopranklarinette in 1. und 2. Oktave spielte, war die auch viel leiser als er sonst mit Altsaxophon spielt und er meinte, man brauche da mehr Anstrengung um laut zu spielen. In der Fußgängerzone ist mir aber auch mal ein Klarinettist (Sopran) aufgefallen, der sehr laut spielte.
     
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  11. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Jetzt frage ich als Techniker mal, was ist denn laut?
    Messtechnisch liefert eine klarinette lange nicht die Schallleistung (watt) eines Saxophons. Weder im oberen noch unteren Bereichs.
    Wenn man sich die Pegel ansieht, verändert sich das Bild etwas. In dB kann die Klari leiser (logisch) aber auch fast so laut als das Saxophon. Sie hat aber einen engeren Abstrahlwinkel. Der Bereich, in dem sie laut gehört werden kann, ist kleiner.
    Extrem ist das bei kirchenorgeln. Die sind etwas lauter als ein Saxophon (in dB) , haben aber einen riesigen Bereich um sich herum, in dem sie lauter sind. Da werden schalleistungen umgesetzt, da kommt kein symphonisches orchester ran. Wenn das dann noch durch wandnahe Aufstellung geschickt reflektiert wird, donnert die Hütte.
    Letztlich kommt dann noch die subjektive Wahrnehmung. Der Klang einer klarinette ist markanter als der des Saxophons. Ohne Messung scheint die klarinette mehr oberwellen zu erzeugen in Frequenzen, die der Mensch gut wahrnimmt. Damit "erscheint" die Klarinette lauter, als sie von der erzeugten Schalleistung bzw Pegel eigentlich ist. Ist ein sopransax lauter als ein Bari? Von den Werten nicht, von der Wahrnehmung schon.
    Ich wollte damit nur sagen, so einfach die Frage, die Antwort ist es nicht.
     
  12. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Soweit ich das noch erinnere, ist ja das Hörempfinden des menschlichen Ohrs frequenzabhängig- höherfrequente Töne, Sopransax, Klarientte 3. Register, werden als lauter empfunden, als die Tiefen der Bassklarinette oder des Barisax. Somit scheinen allein die verschiedenen Insrumente wohl lagenbedingt nicht alle gleich laut.
    Vergleiche bringen da wohl nicht allzuviel...
    Rein gefühlsmässig habe ich aber mit den Klarinetten weniger Schall in der Hütte als mit dem Tenorsax.
     
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  13. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wäre ich vor ca. 2 Jahren gefragt worden, hätte ich Bb-Klarinette immer als leiser als ein Saxofon empfunden.

    Im Klarinettenunterricht wurde ich anfangs aufgefordert, die korrekten Lautstärken zu spielen. Ich war tendenziell immer zu leise.

    Am Ende ging es nicht um Lautstärke sondern eher um Volumen und Präsenz. Also bessere Stütze und mehr dynamisches Spiel. Meine Blätter sind deutlich stärker geworden.
     
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  14. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Die Schalleistung der Klarinette beträgt auch nur etwa 50% des Tenorsaxophons. Da du nicht im sweetspot der Klarinette stehst, hörst du nur den Raumanteil (plus das, was über Zähne, Knochen etc. als körperschall übertragen wird).
    Aber, wenn du jetzt in einem Konzertsaal sitzt, das Orchester spielt und dir geht der Klang bspw einer bestimmten Flöte so richtig auf die Nerven.... glaub mir, die hörst du immer raus. Pegel (A-bewertet oder nicht) und Leistung sind nicht alles.

    In der Industrie haben wir einen 3-4 stufenplan, wenn es um Arbeitsschutz geht.
    1. kann ich die Ursache abstellen? Ja, also kein Instrument mehr spielen. Will man nicht.
    2. Kann ich den Pegel an der Quelle senken? Ja, durch ein setup, welches leiser spielt bzw mir erlaubt leiser zu spielen. Ob das erfolgreich ist, hängt von m.E. 3 Faktoren ab
    A. Gibt es so ein setup?
    B. Schränkt mich so ein setup, sofern es das gibt, in einer nicht-akzeptablen Weise ein?
    C. Ist die Maßnahme, sofern existent und akzeptabel, ausreichend? Wenn ja, kann man aufhören.
    3. Wenn das bis 2C nicht funktioniert (ich bekomme die Schallquelle nicht akzeptabel leise), dann verbleibt, dass ich den Pegel am Empfänger (Ohr) reduziere. Wieder 2 Möglichkeiten
    A. Man reduziert die Schallenergie bzw Ausbreitung im Raum (Dämpfung => wandelt Schallenergie bspw. in Wärme um; antischall; reduzieren von direkter reflexion zurück an das Ohr).
    B. Man schützt den Empfänger
    Beide Varianten sind deutlich effektiver als 2C, aber haben ggf. Einfluss auf "wie die Musik als verbleibender Restschall" wahrgenommen wird. Einfache, billige Maßnahmen dämpfen Frequenzen nicht gleichmäßig entsprechend unserem Hörvermögen. Das klingt dann verfremded. In der Industrie meistens egal, bei musik nicht, weil es zu Kompensationsverhalten führt, welches dann bei anderer Gelegenheit unerwünscht ist.
    Bsp. dein Hörstöpsel ist für den Bereich 1-5 kHz besonders ausgelegt (typ. Arbeitsschutz). Damit hörst du deine musik dumpfer. Dann wird man sich ein Mundstück/Blatt suchen, welches in dem Bereich heller klingt. Gehe ich dann damit auf die Bühne oder spiele mal ohne Gehörschutz, habe ich des Guten bei den Frequenzen zu viel. Ich muss von meinem gewohnten setup weg.
    Dämpfung muss daher sehr gut auf den Einsatzzweck angepasst sein. Dafür gibt es Raumakustiker bzw auch Hörgeräteakustiker (ja, die verkaufen auch Gehörschutz.... für Musiker).
     
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  15. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Gute Analyse, @JES :) Bringst du das bitte auch noch als Flussdiagramm :) :)
     
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  16. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Gerade Dynamik hinzubekommen fällt mir auf der Klarinette (beide Bauformen) deutlich leichter als auf dem Sax. Hängt eben wohl damit zusammen, das einem leises Spiel auf der Klari fast geschenkt wird.

    Kannst du noch was dazu sagen, wohin du deine Blattstärke gesteigert hast? Welches Mundstück?

    Ich fühlte mich mit einem BD7 (Vandoren) anfänglich sehr wohl, ein 2.5 Blatt erfüllte den Dienst.
    Nun habe plötzlich das BD4, doch deutlich geschlossener, lieber. Dafür ein 3er Blatt.
    Bei der Blattstärke muss man aufpassen, dass man, ähnlich wie beim Sax, mit einem harten Blatt unten rum den fetten Sound nicht allzustark opfert. Dafür ist dann das 3. Register deutlich besser, auch in der Intonation.
     
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  17. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Wie schon geschrieben: viel Stütze und Körperhaltung. Blattstärke von 2 auf 3 (Legere French Cut)
    Vandoren BD5 spiele ich schon länger.
     
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  18. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Ich würde vermuten, dass Artie Shaw gut mit Paul Desmond verschmelzen würde, aber Schwierigkeiten haben würde, Sonny Stitt für die Lautstärke des Klangs in jedem Register zu erreichen. Aber Paul würde Eddie Daniels überwältigen.:)
     
  19. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Hab zwei Aufnahmen gemacht - laut vs. leise . Zwei Mundstücke (Vandoren B 40 & BD5) Evette Plastik Klarinette.
    Bei forte: übliche Griffe ab c3, bei piano wie bei den kurzen Tönen (fis'-b'), daher nur bis e3.
    Gleicher Abstand zum Aufnahmegerät (Zoom H2)
     

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  20. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Die Zeiten liegen glücklicherweise hinter mir.

    Ich stelle mal eine Behauptung in den Raum: die Lautstärke der Klarinette lässt sich bzw muss sogar durch ein entsprechendes setup anpassen bzw angepasst werden, viel stärker als beim Saxophon.
     
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