mein privater Härtetest für Fibracellblätter

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von daskli, 6.Juli.2006.

  1. daskli

    daskli Ist fast schon zuhause hier

    Meine Erfahrungen mit Fibracell Blättern

    Mich interessiert einfach, was es gibt und da habe ich mir einen Satz Fibracell-Blätter gekauft.

    Als erstes hatte ich mich deutlich in der Stärke vertan. Ich bin es gewöhnt auf Blätter der Stärke 3,5 Vandoren Klassik für Sopran-Sax oder eben selbst geschitzen Blättern zu spielen. Als hatte ich mit Fibracell-Blätter Medium-Hart gekauft, was um Längen zu hart war! Ich komme bei neuen Blättern ehr mit der Stärke Medium-Soft zurecht.

    Mein erster Versuch war es, ein solches Blatt nachzubearbeiten. Das ging eigentlich ganz gut. Ich hatte mit einem sehr scharfen Messer den Ausstich – von der Schulter zur Spitze - abgeschabt und dann mit einem feinen Abziehstein geglättet – gleiche Richtung, sonst reißen die Faser auf und das Blatt ist völlig verdorben! Ebenso hatte ich die sehr scharfen Seitenkanten gebrochen, d.h. eine ganz schwache Rundung angeschliffen. Auch mit einem Abziehstein.

    Ich war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Oft wird berichtet, dass die Dynamik in PPP-Bereich nachlässt oder die Blätter zu hart erscheinen. Dies kannte ich bei dem so bearbeiteten Blatt nicht erkennen. Ich fand die Ansprache gleichmäßig gut über den gesamten Tonbereich. Mein Eindruck war es, dass es vielleicht einen Spur zu gleichmäßig klang, vielleicht eine Spur zu homogen. Holzblätter sind alle etwas anders, sie sprechen in unterschiedlichen Tonbereichen etwas anders an und vielleicht klingen sie alle bei dem gleichen Ton ein bisschen anders. – Holz eben: inhomogen.

    Das hatte das Blatt nicht: ganz gleichmäßig. Meine Frau konnte übrigens keinen Unterschied zwischen den Blättern hören. Sie ist auch eine Musikerin, für sie klang alles gleich.

    Ich finde es gut, wenn Blätter gibt, die trocken wie nass sofort und ohne Veränderung durch die Feuchtigkeit spielbar sind. Ich brauche dies immer wieder mal, weil ich in Stücken gerne das Instrument wechsele und dann keine Möglichkeit habe noch einmal etwas anzufeuchten. Hier sind mit solche Blätter willkommen.

    Ich habe dann einen Versuch gestartet: wie lange kann ich auf dem Blatt spielen ohne, dass ich es mit einem Werkzeug nacharbeiten muss. – Klar: ich könnte die Spitze kappen, die Schulter nachschneiden und das Blatt wäre sozusagen „rundumerneuert“ ;-) – Nein, der Versuch geht in eine andere Richtung: wie lange kann ich auf einem Kunststoffblatt spielen.

    Ich habe den Versuch Anfang Januar begonnen und seit dem jeden Werktag ca. 1,5 Stunden – ehr mehr darauf ohne Unterlass gespielt., das heißt das Blatt hat jetzt mindestens 180 Stunden auf dem Buckel! Und ich erkenne deutlich eine Tendenz.

    Ausgang war: ich hatte mir das Blatt für meine Spielgewohnheiten eingerichtet.
    Nach ca. einem Monat hatte ich das Gefühl, dass ich mich an diesen Typen von Blatt gewöhnt hatte. Zu Beginn war mir das Blatt etwas fremdartig vorgekommen: die Oberfläche fühlt sich ein wenig anders an, außerdem haben Holzblätter etwas, was dieses Blatt nicht hat: je länger man auf einem Blatt spielt, um so weicher wird dies. D.h., wenn man lange auf einem Holzblatt spielt, wird es weicher. Dies läuft ja parallel zu der Ermüdung der Lippen, die ja auch nach langen Spiel auch etwas an Spannung verlieren. Also: bei Holzblatt ermüden Blatt und Lippen bei langen Spiel parallel zueinander und bei beiden läst die Spannung nach, d.h. ich erlebe keine große Veränderung.

    Bei einem Kunststoffblatt lässt nur meine Lippenspannung nach und dann wird es nach so 2 bis 2,5 Stunden für mich immer schwerer einen konstant guten Ton rauszubekommen: ich bin fertig

    Daran musste ich mich erst gewöhnen. Das dauerte bei mir ungefähr einen Monat.

    Nach ca. zwei bis drei Monaten (nach ca 80 bis 100 Spielstunden) hatte ich das Gefühl, dass das Blatt in der Dynamik nachlässt und dass es mir schwerer fällt als sonst die obersten Töne der dritten Lage zu spielen. Ich hatte dennoch weiter gemacht, weil es mich einfach interessierte, was jetzt geschieht.

    Nach ca. 5 Monaten merkte ich, dass mir das Blatt nicht mehr so gleichmäßig wie am Anfang vorkommt. Ich habe das Gefühl, dass es Tonbereiche gibt, die wesentlich harmonischer rauskommen, andere nicht. Mich erinnert die Spielweise des Blattes zunehmend an die der Holzblätter. – Vielleicht habe ich mich auch nur ganz ausgeprägt an dieses Blatt gewöhnt!? – Wie gesagt, ich spiele es jetzt seit knapp 200 Stunden.

    Mir fällt aber etwas auf: wenn ich so 1, 2 Stunden gespielt habe, dann habe ich ein anhaltende Anspannung in den Lippen, es fühlt sich so ähnlich an, wie zu der Zeit als ich mit den Rohrblattinstrumenten angefangen habe. – Ich spiele gerne in den höchsten Tönen und ich deute diese Anspannung dahin, dass ich mit dem Ansatz die immer geringere Blattspannung ausgleiche.

    Auch heute mag ich noch dieses Blatt! Ich kann noch immer alles spielen, die Klangeigenschaften gefallen mir, einen großen Unterschied zu Holzblättern merke ich eigentlich nicht mehr, aber das kann ich auch nicht mehr gut beurteilen, ich bin dieses Blatt sehr gewöhnt.

    Die ganzen Veränderungen gehen außerordentlich langsam ab und ich möchte den Erfinder solcher Blätter einfach Mal mein Kompliment aussprechen. Ich werde nie alles auf einem Typ von Blatt spielen, bin halt zu neugierig dafür, aber diese Blätter sind einfach eine schöne Ergänzung: 200 Stunden auf einem Blatt und ich spiele es weiter: 200!
     
  2. Blofeld

    Blofeld Ist fast schon zuhause hier

    Gratuliere zu deiner Ausdauer. Bei mir hat das Fibracell nicht mal 20 Stunden Spielzeit gekriegt - irgendwie mochte ich den Klang nicht. Da kann mir einer erzählen was er will: Fibracell hat eben doch nicht dieses gewisse Timbre eines echten Holzblatts.
     
  3. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Ich bin mit meinen Legere Kunststoffblättern auch sehr zufrieden und hab ganz ähnliche Erfahrungen gemacht wie daskli, wobei die Nacharbeitung bei den Legeres etwas schwieriger ist. Aber Toi Toi Toi, bis jetzt ist mir noch kein besseres Blatt auf den Tisch gekommen.

    Eins wird aber immer deutlich, eingefleischte Holz-Fanatiker werden sich nicht überzeugen lassen, selbst wenn die Vorteile noch so offensichtlich sein sollten. Wäre ja auch schlimm wenn es irgendwann keine Holzblätter mehr gäbe, dann könnte man ja nicht mehr vergleichen. Also jedem was ihm am Herzen liegt...
     
  4. daskli

    daskli Ist fast schon zuhause hier

    Hi Baribrummer,

    mein Ziel ist es nicht jemanden zu überzeugen. Holz oder Kunststoff - beides ist möglich.

    Ich möchte anregen. - Einfach erzählen, wie ich es erlebt habe und dann freue ich mich, wenn es bei dir ähnlich war.

    Auch ich fändes es schade, wenn man nur noch eine Alternative hätte: aber die wesentliche Info von unseren Beiträgen ist doch: jetzt sind es schon zwei, die ihre Kunststoffblätter nachschneiden können! Da zeigen sich doch Möglichkeiten für andere ab!

    Was meinst du - ob es viele sind, die sich mit einem Werkzeug an ihr Blatt trauen?

    Warum denn nicht?

    ... ob man nicht doch mal könnte - so ganz vorsichtig?

    ;-)
     
  5. Fbuckert

    Fbuckert Ist fast schon zuhause hier

    ...und außerdem ist das Saxophon ein Holzblasinstrument und kein 'Plastikblasinstrument' :-D .

    Auch wenn es ein etwas anderes Spielgefühl ist, komme ich mit den Fibracell gut klar.

    Gruß
    Friedrich
     
  6. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    In den 70ern kannte ich Saxophonisten, die angeblich Metallblättchen spielten. (????)
     
  7. rbur

    rbur Mod

    Titanblättchen solls gegeben haben, habe aber nie was näheres drüber gefunden.
    Für den harten, aber trotzdem leichten Sound.
     
  8. Dr_sax

    Dr_sax Ist fast schon zuhause hier

    Nach 3 Tagen je für ca. 1 Stunde spielen auf den Bari habe ich eine total entzündete Zunge. Ging mir vor Jahren schon einmal mit einem Tenorfiberglasblatt (Bundy fibercane med) schon einmal so. Tut so weh das ich ca. 4 Tage nicht mehr Sax spielen kann. Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht? Vom Sound her bin ich begeistert aber selbst leichtes Schleifen der Oberfläche bringt nichts.
     
  9. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    EIgentlich OT, aber da rbur nachfragte: der Artikel hier bei uns ist irgendwie verlorengegangen, ich poste was wir darübe rhaben einfach nochmal hier:

    Angeblich kann man das System noch bei Herrn Cusack persönlich bestellen, es soll aber auch Probleme gegeben haben mit Musikern die sich daran die Lippe/Zunge aufschlitzten und den Hersteller deswegen verklagten. Zumindest stand etwas in der Art mal bei SOTW.
     
  10. rbur

    rbur Mod

    @schorsch
    danke für den Artikel, aber dann lass ich das lieber Mal, ich brauche die Zunge noch für's Staccato

    @dr_sax
    mit den Fibracells hatte ich noch nie solche Probleme. Aber grundsätzlich kann man ja gegen jeden Stoff allergisch sein, vielleicht ist da irgendwas drin, was du nicht verträgst.
     
  11. rbur

    rbur Mod

    he, schaut mal, was ich gefunden habe
    http://www.sell.com/222J3X
     
  12. Gast

    Gast Guest

    Schöner Thread,
    hmm, ich habe dem Holz fast sogar abgeschworen. Ich hatte es einfach satt mich drüber zu ärgern und deshalb habe ich angefangen auszuprobieren.
    Lange Zeit hab ich Fibracell gespielt. Später habe ich mir aus spaß ein Legere zugelegt (hauptsächlich weil es so cool aussah) und fand es noch besser als das Fibracell.
    Die glatte Oberfläche finde ich sehr angenehm, was gerade bei längerem Spiel sehr angenehm ist (gerade wenn man am morgen zu faul zum rasieren war).
    Mit den Fibracell hatte ich ab und zu ein zwei schlechtere Blätter erwischt. Ich hab das gefühl, dass die qualität von denen variiert (was kunstoff eigentlich nicht sollte).
    Aus dem selben Grund wie beim Legere (aussehn) habe ich mir das Fiberreed Carbone Toptone von Hartmann bestellt.
    Das erste anblasen war ein graus. Schrecklich, aber ich dachte mir, da haste jetzt über 20€ gezahlt, jetzt spielste das auch (meine Mitbewohner fanden dass nicht ganz so toll...) und nach ein zwei stunden klangs ganz passabel und jetzt wo ich mich dran gewöhnt hatte, eine Wucht.
    Durch seine spezielle eigenschaften, produziert es mehr Obertöne und ist deutlich lauter. Für den klassiker ist es wahrscheinlich nichts, aber für Funkspieler eine Offenbarung. Eine musikalische Waffe.

    Interessant sind ja auch die Verschiedenen Ansätze der Kunstoffblätter. Fibracell versucht durch teflonfasern, die strukur der Holzblätter zu kopieren. Harry Hartmann verwendet ein Kunstoff, der die selben Hohlfasern wie Bambus hat. Am schlüßigsten finde ich jedoch den Ansatz von Legere. die einfach (eher wahnsinnig kompliziert) einen Polymere verwenden, dass die selben physikalischen eigenschaften hat, wie das rohrblatt. Dichte, Festigkeit (steifigkeit, oder wie immer sich das schimpft)..
    Ob das alles ist, was den klang beinflußt weiß ich nicht, (und waage es sogar fast es zu bezweifeln, es gibt ja sogar Leute, die glauben dass die Mondphasen den Klang beeinflussen..).
    Kennt da jemand ne bessere oder wissenschaftliche Abhandlung zu dem Thema.

    Desweiteren finde ich, dass die entwicklung von Kunstoffblätern noch in den Kinerschuhen steckt. Die zeit der modernen Polymeren und weitern Carbonmaterialien bricht ja gerade erst an. Und ich bin gespannt was alles noch passieren wird, wenn die Hersteller mal den schritt wagen, Holz nicht immer nur zu kopieren, sondern die Blätter weiter zu entwickeln. Das Carbone Toptone ist da ein guter schritt in die richtige Richtung gewesen ist. Hier mal ein großes Lob an Harry.

    Ich kann eigentlich nur jedem emphelen einmal einem Kunstoffblatt ne richtige Chance zu geben. Oft tauschen die Hersteller das Blatt aus, wenn man sich ne Falsche stärke zugelgt hat. Legere hat da ne garantie und Herr hartmann hat meins auch sofort per Post umgetauscht.

    Schönen Gruss
    Tobias
     
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