Moin moin, ich habe nach einer längeren Weihnachtspause (ja, das gibt es!) gestern mein Instrument mal wieder in die Hand genommen, Meyer New York MP drauf und losgespielt. Longtones, Tonleitern, dann fiel mir zufällig Bd. 1 der Lacour-Etüden in die Finger. Habe dann munter einige meiner Lieblingsetüdchen runtergespielt, bei einigen die Lust bekommen, einzelne Stellen intensiver zu üben (mal wieder) und dann gemerkt, dass ich das Meyer-MP draufhatte. Runter damit, das Selmer S 90 drauf und weiter gespielt. Für Klassik bevorzuge ich irgendwie den Selmer-Klang. Und dann fiel mir auf, dass es einer enormen Umstellung bedarf, einfach so zwischen den Mundstücken zu wechseln. Musste dann auch erst 3, 4 Blätter testen, bis ich zufrieden war. Jetzt meine Frage: Wie machen die anderen „Allrounder“ das? Ein MP für alle Stilrichtungen? Oder jedes Mal das MP wechseln? Sollte man beide MPs gleichermaßen trainieren (vom Zeiteinsatz gesehen)? Oder einfach doch nur das Meyer verwenden? Gruß Saxolina
Unabhängig vom Stil: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich große Probleme bekomme, wenn ich auf einem Sax verschiedene Mundstücke verwende. Allein die Mundöffnung ist so unterschiedlich , dass schon deshalb eine Ansatzumstellung erforderlich ist, ganz zu schweigen von der Intonation und ggf. anderen Blattstärken. Ich habe deshalb auf meinem Tenor nur noch das von HWP umgearbeitete Vintage Brilhart (jetzt Steamer Point Blue) und auf meinem C-Melody ein ebenfalls von Hans aus einem Brilhart Rohling hergestelltes Mundstück (C 11). Das Florida-Link für mein Bariton hat ähnliche Abmessungen, so dass mir alle Mundstücke gleichermaßen gut munden. Von der sehr guten Spielbarkeit mal abgesehen. Fazit: Ein Mundstück und kräftig trainieren... Jaja, wenn ich mich an den letzten Satzteil mal hielte
Hallo Saskia! Also ich spiele auf dem Alt nur das Meyer 7m MPC. Aus den von Guido bereits erwähnten Gründen (Ansatz- und Intonationsprobleme) finde ich es nicht so gut die Mundstücke zu wechseln. Aber das ist halt meine Erfahrung und das muß jeder letztlich selber wissen oder für sich herausfinden. Lieben Gruß Tina
Früher hat Branford Marsalis auch alles auf einem Mundstück gespielt. Heute nimmt er für verschiedene Richtungen verschiedene Mundstücke. Ich denke mal bei den Profis werden die meisten so verfahren.
Ich fühle mich mit dem Wechseln auch wohler, wie gesagt, klassische Stücke klingen auf dem Selmer einfach authentischer. Und das, obwohl ich mich nicht zu den Profis zähle Saxolina
Hallo Saxolina, hast Du schon mal mit dem Stimmgerät verglichen, ob die Intonation bei beiden Mundstücken im hohen Bereich identisch ist? Bei mir gibt es das zwischen Meyer und Selmer ganz schöne Unterschiede, an die man sich erst gewöhnen muss. LG
Hallo fridolin, nein, mit dem Stimmgerät habe ich die Intonation in den hohen Lagen noch nicht überprüft. Ich verlasse mich da immer auf mein Gehör und die Fähigkeit, Unstimmigkeiten während des Spiels auszugleichen. Beklagt hat sich jedenfalls noch niemand über meine Intonation Gruß Saxolina
...oder anders gefragt: hast Du den Eindruck, dass das eine oder andere der beiden Mundstücke in der hohen Lage stärker nach oben driftet, also stärker nach unten korrigiert werden muss? LG
...nee, hab ich nicht. Aber ich werde mal verstärkt darauf achten in nächster Zeit. Gravierend sind die Unterschiede in der "Spielweise", wenn ich zuerst das Meyer gespielt habe und dann gleich wechsle, muss ich 1. härtere Blätter nehmen und 2. gut aufpassen, dass ich den Luftstrom nicht "abklemme" beim Spielen. Nach ein paar Minuten geht es dann. Das Selmer ist komfortabler zu spielen, das Meyer hat einen fetteren Sound. Das Selmer klingt alles in allem weicher und runder. Gruß Saxolina
Ich spiele ein Meyer M6 und ein Selmer S80 C* auf meinem Alt. Zwei Mundstücke, weil ich persönlich viel jazziges Spiele, im Quartett aber einiges klassisches gespielt wird. Es wird nie ein Mundstück geben, mit dem sich beides spielen lässt, und wenn, wird ein spezifisches im jeweiligen Bereich noch besser klingen. Man kann nicht erwarten, dass beide Mundstücke ein ähnliches Spielgefühl bieten. Auf dem Selmer muss ich viel kontrollierter, zurückhaltender spielen. Deswegen auf härtere Blätter zu wechseln, ist ein Fehler (den ich zu Beginn auch gemacht habe). Damit gehen die Vorteile für den klassischeren Ton verloren. Die weicheren Blätter zwingen einen, viel bewusster und noch mit viel weniger Kraft zu spielen. Ich habe mich damit auch erstmal einige Monate gequält, aber es hat mein gesamtes Spiel verbessert. Wenn ich dann auf mein Meyer oder mein Tenor (mit Meyer M7) wechsle, brauche ich einige Minuten/Übungen und bin wieder drin (aber während einer Übungssession die Mundstücke wechseln, das würde ich vermeiden). Das liegt aber auch daran, dass ich diese Mundstücke schon sehr lange auf meinen Instrumenten spiele. Ich bin an die Eigenheiten in Sachen Intonation, Ansatz etc. gewöhnt. Vielleicht ein Grund, warum es heißt, dass die Leute mit den meisten Mundstücken oft am schlechtesten klingen. Man neigt dazu, Fehler und Probleme auf das Mundstück zu schieben und wählt sich immer das gerade passende aus, ohne wirklich an sich selbst zu arbeiten. Grüße freejazzer
@saxolina Wenn Du Klassik spielst, hast Du wahrscheinlich eine engere Bahn bei dem Selmer - C* oder so und ein Meyer 5 oder so ähnlich. Was Du über die härteren Blätter beim Selmer sagst, erscheint mir plausibel. Engere Bahnen - härtere Blätter und umgekehrt. Ich spiele zur Zeit mit Soloist F und manchmal Meyer 7, da habe ich bei der Umstellung bei den hohen Tönen Intonationsprobleme. Das Selmer intoniert jetzt sehr gut, das Meyer weniger Aber das ist wahrscheinlich bei jedem unterschiedlich. Jedenfalls Danke für Deine Antwort und LG
Der Witz ist aber, dass man neben den anders ausgerichteten Mundstücken mit engerer Öffnung eben auch nicht gleich härtere Blätter nimmt. Das gibt eine ganz andere Klangästhetik. Das hab ich anfangs auch gemacht, einfach weil ichs anders nicht gewohnt war. Das neue Setup kommt einem halt viel zu lasch vor, wenn man sich aber drauf einstellt, gibt einem das viele neue Möglichkeiten.
Joa das ist eine nette Diskussion, und es gibt nichts was man als ganze Wahrheit hinstellen könnte. Das ist eine weitere der vielen Dinge die jeder für sich selbst experimentieren muss. Ich bin Allrounder durch und durch, spiele am liebsten Jazz, dabei u.a. auch von mit Klavier zum Dinner bis Lead-Alto in der Bigband. Außerdem spiele ich klassisch im Sinfonieorchester und mehreren Sax-Quartetten - habe mit einem Quartett vor 2 Jahren den Bundeswettbewerb Jumu mit erstem Platz abgeschlossen, so schlecht wirds also nicht sein. Nun aber zur Essenz: ich spiele ALLES auf meinem geliebten Meyer M6M NY Ed. Habe so einfach sehr gute Kontrolle über mein Instrument. Leider ist das nichts was man mal eben testen kann, weil die Vorteile des 1-Mundstück-spielens eben darauf beruhen jahrelang sich auf dieses eine MPC einzustudieren. Ich bin sehr zufrieden damit. Gruß Chino
Ich liebe das Gefühl, sagen zu können:"Das ist mein Mundstück!" Darum spiele ich auf dem Sopran wie auf dem Alt nur je ein Mundstück, bei beiden Instrumenten ist es ein Selmer S80 E. Und in beiden Fällen ist für mich auch klar, dass ich klassisch geprägter Musiker bin, der gerne auch mal Jazz oder Pop spielt, aber immer als klassisch geprägter Musiker. Die etwas weitere Bahn kommt mir auf jeden Fall sehr entgegen, ich fände es lächerlich, mich zu einer C* Bahn zu zwingen, nur weil es im klassischen Bereich normal zu sein scheint. Also, im Prinzip stimme ich chino voll zu: ein nettes Thema, bei dem man viele individuelle Erfahrungen austauschen kann. Alles Liebe Toffi
Hallo Toffi, auch ich habe einige Zeit lang "alles" mit dem Selmer MP gespielt. Allerdings bin ich damit in der Bigband untergegangen. Deshalb machte ich mich erst auf die Suche nach einem anderen Mundstück. Tja, und jetzt habe ich die beiden und werde nach Lust und Laune bzw. Musikrichtung wechseln. Vielleicht sollte ich mal ein Selmer mit einer etwas weiteren Bahn ausprobieren?! Lieben Gruß Saxolina
Also, ich spiel auf Alt fast nur mein Selmer Soloist D, ein Allrounder, eher für Klassik, aber auch gut für Jazz. Ich hab zwischen dem und einem Meyer 6 oder 7 wenig Unterschied gemerkt, wenn ich meinen Sound auf dem Soloist ein wenig angepasst hab. Dann hab ich noch ein Guardala Studio und ein Otto Link 8 zur Verfügung, wobei mir hier das Guardala auf'm Alt ein wenig zu scharf ist. Das Otto Link ist für Jazz schon irgendwie gut, einfach ein fetterer, jazzigerer Sound, aber als Allrounder kämpf ich immer noch, ob ich die MPC's je nach Musikrichtung wechsel ...