Müssen es teure (und nachbearbeitete) Blätter sein? Oder tun’s auch günstige, unbearbeitete?

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Onkel D, 25.Mai.2025.

  1. Onkel D

    Onkel D Nicht zu schüchtern zum Reden

    Hallo zusammen,

    mich beschäftigt gerade die Frage, wie viel man eigentlich wirklich in Blätter investieren muss – sowohl was den Preis als auch den Aufwand der Nachbearbeitung betrifft.

    Ein guter Bekannter von mir, der Saxophon studiert hat und als professioneller Saxophonist mit Live-Auftritten und Studio-Arbeit für durchaus bekannte Künstler seinen Lebensunterhalt verdient, verwendet weder besonders teure Blätter, noch bearbeitet er sie nach. Er nimmt die Blätter direkt aus der Packung, spielt sie ein – und fertig.

    Das steht natürlich im Kontrast zu dem, was man oft liest oder hört: Dass man sich durch ganze Schachteln arbeiten muss, dass nur Vandoren V16 / Rigotti Gold / D’Addario Select Jazz etc. in Frage kommen, dass man mit Reed Geek, Dutch Rush, Feuerzeug und Schleifpapier ran muss, damit ein Blatt wirklich funktioniert…

    Daher meine Fragen an euch:
    • Welche Erfahrungen habt ihr mit günstigen Blättern gemacht?
    • Spielt ihr unbearbeitete Blätter oder bearbeitet ihr immer (und warum)?
    • Ist der Unterschied zwischen teuren und günstigen Blättern für euch spürbar – oder eher ein Mythos?
    • Gibt es unter euch auch Spieler*innen (gerne auch Profis), die bewusst mit günstigen und unbearbeiteten Blättern arbeiten?
    Ich würde mich über eure Einschätzungen und Meinungen freuen – gerne auch mit konkreten Blatt-Typen, auf die ihr schwört (egal ob billig oder teuer).

    Mir geht es bei der Frage übrigens ausschließlich um Holzblätter, nicht um Kunststoff. :-D

    Viele Grüße
    Onkel_D
     
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  2. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Preisunabhängig bearbeite ich Blätter nie, ich nutze die Zeit lieber zum üben. Das ist für mich effektiver. Das mache ich seit 40 Jahren so und für mich funktioniert es
     
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  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Ich über nicht gern, deshalb bearbeite ich Blätter :)
    Spass beiseite, vielleicht so: Ich bearbeite Blätter immer wieder mal, vielleicht zu 20-25% aller Blätter welche ich in die Finger nehme. Spielt eins aus der Packung gut mache ich gar nichts. Wird es schlechter versuche ich es zu retten durch etwas Nacharbeit.
    Kommt eins aus der Packung und spielt ganz schlecht oder mässig, versuche ich es mit der Rettungsaktion. Aber nicht tierisch, gelingt das nicht mit wenigen Handgriffen wandert es in den Ofen.
    Billig-, oder Billigstprodukte verwende ich eh nicht, das sind immer Marken welche man kennt. Extra teure bzw. möglicherweise vorgetestete Blätter habe ich noch nie verwendet und habe das auch nicht im Sinn.

    antonio
     
  4. Gerrie

    Gerrie Strebt nach Höherem

    Ich nehme eher die etwas härteren Blätter. Zu leicht mag ich nicht.
    Dann arbeite ich gelegentlich etwas nach (Schmirgelleine ).
    Die Kosten für Blätter halte ich für überschaubar. Daher interessiert mich der Preis nicht besonders.

    Für Fahrten zur Probe und Auftritt verblase ich deutlich mehr.

    Grüße Gerrie
     
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  5. altoSaxo

    altoSaxo Strebt nach Höherem

    Ich fragte mich gerade, ob es so große Unterschiede im Preis von Holzblättern überhaupt gibt, weil ich bislang nur die Preise sehr gängiger Alto-Blätter im mittleren Preisbereich angeschaut und gekauft habe. Zu meiner Überraschung stieß ich bei den günstigsten auf Thomann mit 2 Euro pro Blatt in der 10er Packung und bei den teuersten auf Woodstone mit 7,30 Euro/Blatt in der 5er Packung. Das ist doch ein bemerkenswerter Unterschied.

    Mein ehemaliger Lehrer und ich bearbeiten nie. Vielleicht mangels Erfahrung und Kompetenz.

    Ich bitte, eine Ergänzungsfrage zu gestatten: Lässt jemand hier Bätter vom Experten nachbearbeiten? Ich habe mal eine Doku über eine Star-Klarinettistin gesehen, die aus meiner Erinnerung heraus bei Konzerten fremd-nachbearbeitete Blätter verwendet. Sie vergab an die Blätter auch Namen wie in etwa "Mozart-Blatt".
     
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  6. Moritz.M

    Moritz.M Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich habe „meine“ Blattmarke und Blattstärke schon vor langer Zeit gefunden. Die Blätter einer Packung sind erstaunlich konstant gut und ich musste noch nie ein neues Blatt bearbeiten. Abgenudelte Blätter versuche ich manchmal mit dem Cordier zu retten. Die Ergebnisse dabei sind jedoch meistens ernüchternd. Klingt meist recht bescheiden. So ein Blatt hat eben keine ausreichende Spannung mehr und taugt nur noch als Kaminanzünder.
     
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  7. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Ich habe mich seit einigen Jahren auf Vandoren blau eingeschossen. Jetzt probiere ich grade mal Steuer, weil mir die für Klarinette so gut gefallen.
    Bearbeiten tue ich nichts, da fehlt mir auch das Know-How. Früher habe ich mal Unterseiten flachgeschliffen oder so.
    Es sind übrigens viel mehr spielbare Blätter in einer Packung als vor 20 Jahren, als ich mit Saxophon angefangen habe.
     
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  8. rbur

    rbur Gehört zum Inventar

    Anekdote gefällig?

    Ein mir bekannter ehemaliger Saxophonprofessor spielt nur Vandoden blau. Die alten, bevor sie in diesen komischen Tütchen waren. Seine Schüler schicken ihm die aus aller Welt zu wenn sie welche finden. Auf die Frage "was machst du wenn es die nicht mehr gibt?" - "dann gehe ich in Rente". Seither hoffe ich, dass es weltweit noch einen großen Vorrat dafür gibt. Ich war gestern wieder in einem seiner Konzerte.
    Wie er sie bearbeitet weiß ich nicht, aber er hat wohl ein sehr ausgefeiltes System zum Einspielen

    Kenneth Coon, leider verstorben, hat so weit ich noch weiß 5er Blätter gekauft und die dann passend gemacht. Aber die waren dann immer noch über 4.
     
  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Die Haltbarkeit ist bei mir geringer.

    Ich glätte neue Blätter grundsätzlich beidseitig.

    Mir reichen einfache bis mittelpreisige Blätter. Unterschied s.o.

    bin kein Profi. Der Rest s.o.
     
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  10. Hubert

    Hubert Kann einfach nicht wegbleiben

    Ich bearbeite minimal. Ist das Blatt bockig oder zu schwer ziehe ich die Rückseite über einen planen Schleifstein.
    Ist es zu leicht nehme ich mit dem Blattschneider einen Hauch von der Spitze weg.
    Meine Lieblingsblätter waren LaVoz, ich glaube die gibt es nicht mehr.
    Ansonsten wird gespielt was noch da ist, habe von einem Kollegen 2 Schachteln Rico Royal bekommen als er aufgehört hat zu spielen.
    Dann habe ich noch 2 Sorten Marca Blätter, die habe ich mal auf der Musikmesse günstig bekommen, und Restbestände Guardala und Francois Luis.
    Letztere durften auch mal 3er sein, die waren eher auf der leichten Seite.
    Mein Versuch mit teuren Alexander Superial war eher ernüchternd, die waren nichts für mich, fühlten sich deutlich härter an als angegeben. Die Baritonblätter waren für mich unspielbar. Am besten gehen da noch die Sopranblätter.
    Ich habe 2 Reedguards, in eines kommen die guten Blätter für Konzerte, die eher zu hellen oder dumpfen kommen ins andere, zum üben und für Proben.
    Sopranblätter halten ewig, Baritonblätter sterben relativ schnell, da reißt das Blatt auch schon mal ein.
     
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  11. ilikestitt

    ilikestitt Strebt nach Höherem

    Ich kann nichts zu den besonders billigen Chinablättern sagen aber bei den normal verfügbaren Blättern erlebe ich da bei Haltbarkeit und Qualität keine Unterschiede. Relevant ist da eher die Ernte, die Härteeinteilung (die oft nicht so perfekt gelingt) und der Schnitt. Ich hatte auch teure Blätter, die schnell hinüber oder schlecht geschnitten waren. Bei einer Premiummarke hatte z.B. ich bei jedem Blatt, daß es in den ersten Tagen beim Einspielen (5-10 Minuten am Tag über 3-5 Tage) schon hinüber war.
    Ich habe mich früher reingehanden und zig Möglichkeiten der Blattbearbeitung ausprobiert und geübt. Die Resultate waren für mich nicht den Zeitaufwand wert. Heute bearbeite ich Blätter nicht mehr, dafür ist mir die Zeit zu schade.
    Es ist ein Mythos. Das Blatt muss zu dir passen (Schnitt und Stärke). Teurer heisst nicht besser oder haltbarer. Allerdings meide ich auch die chinesischen Blätter, die es manchmal ganz besonders günstig gibt, da die teilweise auch gar nicht so verfügbar sind, als daß es für mich Sinn macht (wenn ich sie nicht nachbestellen kann, hilft es mir nicht, wenn ich ein Blatt toll finde)
    Die Frage ist was du unter einem billigen Blatt verstehst. Mich interessiert erstmal der Preis sekundär, sondern erstmal was das Blatt für mich macht. Gefällt mir das Blatt ist die Haltbarkeit ausschlaggebend, da sonst das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt und ich es mir auch nicht leisten kann, daß Blätter dauern beim Konzert sich verabschieden.
    Das macht überhaupt gar keinen Sinn. Anderer Spieler, anderer Ansatz, anderes Soundkonzept, anderes Set Up, andere präferierte Blattstärke, das alles hat Einfluss darauf was du bevorzugst. Ich nutze bei Unterschiedlichen Saxgrössen unterschiedliche Blattmarken und -sorten und bei unterschiedlichen Mundstücken beim gleichen Horn auch andere Blätter. Man muss wirklich für sich selber das richtige Blatt finden, alles andere funktioniert nicht.
     
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  12. Onkel D

    Onkel D Nicht zu schüchtern zum Reden

    Also erst mal vielen Dank. Sind doch schon mal interessante Antworten. Vielleicht probiere ich ja mal die billigen Thomann oder so…

    Mir ging es bei diesem Teilaspekt nicht so sehr darum, hier jetzt die ultimativen Blätter für mich zu finden. Aber es kann ja sein, dass manche billigen Blätter von relativ vielen mit guten Erfahrungen genutzt werden, oder eben gerade auch nicht.

    Interessant finde ich, dass das Thema „nacharbeiten“ doch so unterschiedlich gehandhabt wird.
     
    Zuletzt bearbeitet: 25.Mai.2025
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  13. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    'Einspielen' ist das wesentliche - wenn man die Blätter ordentlich einspielt, funktionieren erst mal alle aus einer Packung! (Natürlich nicht alle gleich, aber alle so, dass man sie nutzen kann.)
    Bearbeitung kommt bei mir später: Meist nur Unterseite gerade machen, wenn das Blatt sich verwöbt hat. M.E. eine der Hauptursachen für schlecht spielbare Blätter.

    Interessehalber habe ich gerade mal geschaut: Bei dem grossen Versandhandel...
    .. Ishimori Woodstone, 5 Stück 46,50€ = 9,30€/Blatt
    ... Francois Lous 10 Stück 67,00€ = 6,70€/Blatt
    ... Vandoren, 4,80€/Blatt (als einzige einzeln erhältlich)
    ... Thomann, 10 Stück 39€ = 3,90€/Blatt
    ... Gonzalez, 5 Stück 18€ = 3,00€/Blatt
    ... Startone, 5 Stück 8,90 = 1,78/Blatt (Stärke 3,5. Andere Stärken 2,98/Blatt)
    Alles Tenor-Blätter

    Gibt es tatsächlich einen einsehbaren Grund Blätter für fast 10€/Blatt zu kaufen? Oder was spricht gegen 3€ Blätter? (Die ganz billigen aus China würde ich nicht nutzen, Gesundheit geht vor!)

    Grüße,

    Wanze
     
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  14. Rick

    Rick Experte

    So mache ich das auch, seit bald einem halben Jahrhundert. Alle Mythen, denen ich bezüglich Blättern früher auf den Leim gegangen bin, haben sich für mich als substanzlos erwiesen.
    Ich spiele übrigens Woodstone - weil ich sie günstiger bekomme. Und sie halten bei mir überdurchschnittlich lange. Früher D'Addario (Rico) Royal, aber die hielten kürzer, sodass ich im Endeffekt auf die gleichen Kosten komme.

    Ich habe mich vor Jahren mal damit gut eingedeckt, speziell für Schüler, die sich noch nicht auf eine Stärke festgelegt haben. Aber viele Schüler lieben sie und spielen sie ausschließlich.

    Bis jetzt ist in meiner Umgebung noch niemand davon krank geworden.
     
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  15. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Naja, wenn man sich das an der wertvollen Übezeit absparen muss ist es natürlich ein schlechter Deal. Aber mal ehrlich, mit ein paar Strichen, evt ein wenig rechts-links Abgleich, vielleicht klemmt auch an der Spitze oder ist die Ansprache schlecht hat weil ganz unten ein wenig was weg muss: mit minimalem Zeitaufwand bekommt man oftmals ein vielversprechendes Blatt „gerettet“ ohne aufs Üben verzichten zu müssen… Kostet auch nix, ein einfacher Schachtelhalm tuts auch…
    Fagottisten haben da eher ein Problem mit der Übezeit wenn sie ihre Rohre selbst machen …
    LG
    Thomas
     
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  16. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Tatsächlich spiele ich auf allen Baugrößen Kunststoff,da brauch ich nichts nachzuarbeiten. Die funktionieren bei mir ab dem ersten Ton
     
  17. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Na, dann ist Dein obiger Post zumindest misleading, hier geht es explizit nur um Holzblätter…
     
  18. ilikebrecker

    ilikebrecker Ist fast schon zuhause hier

    Bei einem Workshop, bei dem ich Ostern war, erzählte Tony Lakatos von seinem Besuch im Werk von Vandoren.
    Er stellte auch die Frage, warum die Blätter in einer Packung so unterschiedlich sind. Das hat wohl folgenden Grund:
    Die Rohre am Rand der Plantage sind dem Wind deutlich mehr ausgesetzt als die in der Mitte und werden im Wachstum daher viel stärker bewegt. Das macht das Rohr flexibler, so dass daraus ein „besseres“ Blatt wird. Um nicht nur „gute“ und nur „schlechte“ Blätter in einer Packung zu haben, werden die Blätter von Rand und Innenzone gezielt vermischt, woraus sich die schwankende Blattqualität einer Schachtel begründet.
    Heißt ja dann im Umkehrschluß: die „windigste“ Plantage liefert die besten Blätter :D

    Für mich erst einmal schlüssig … :cool:
     
  19. Alex_Usarov

    Alex_Usarov Ist fast schon zuhause hier

    Ich fand mal Gefallen an Java Red für Tenor mit OL NY. Ich habe sie immer am 6 000 Japaner plan gezogen und die obere Seite mit Kosmetiktüchern poliert - damit die Zunge sich freut. Ich habe tatsächlich bei Java Red kein einziges Blatt Ausschuss - ob durchs Abziehen, weiß ich jetzt genau nicht. Allerdings meine Anforderungen so wie die Beanspruchung der Blätter sind bescheiden, ein Musiker hätte möglicherweise welche weggeschmissen.
    Jetzt spiele ich Rigottis Jazz Gold und bin überglücklich. Allerdings hatte ich von insgesamt 15 Blätter 3 zu leichte noch vorm Einspielen. Und ich meine, sie werden schneller leichter als Java Red.
    Gerechtigkeittshalber muss ich erwähnen, dass ein sehr gute und viel spielende Musiker hier im Forum konnte meine Erfahrung mit Rigottis nicht bestätigen, daher möchte ich sie keinesfalls schlecht reden: vielleicht hatte ich einfach Pech.
    Die teuren Francois Luis und Ishimori Woodstone und auch so ziemlich alle anderen habe ich gründlich eingespielt und mich für Rigottis entschieden: wegen Sound und Ansprache.
    Soweit von mir:)
    P.S.: nach dem Bearbeiten lasse ich die frischen Blätter für fünf Minuten im Wasser plantschen, weil ich den Geschmack von den Holzspännen nicht ausstehen kann. Deswegen hasse ich auch günstige kalifornische Weine wei die Pest:)
     
  20. slowjoe

    slowjoe Strebt nach Höherem

    schmecken die nach Holzspänen?
    Die reifen doch in Edelstahltanks....

    SlowJoe
     
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