Ich spiele sehr gerne die Holzblasinstrumente, weil mir die Klangerzeugung gut von den Lippen geht und ich das Konzept (jedem Ton wird eine Fingerhaltung zugeordnet) einfach finde. Ein bisschen beneide ich jene Spieler, die nach einer Suche ihr Instrument, ihr Mundstück oder ihre Blättersorte gefunden haben. Ich habe mich eigentlich nur zeitweilig mal hierfür oder hierfür entschieden. Immer wieder werde ich von Neuigkeiten in den Bahn gezogen und weil ich selbst heute nach ca. 25 Jahren Spiel noch Neues entdecke, möchte ich davon berichten. - Zur Zeit habe ich mehrere Klarinetten zuhause, die unterschiedlicher nicht sein können: eine hölzerne, eine aus Kunststoff und eine historische aus Metall. Wenn mich jemand nach meinem Liebling fragt, komme ich ins Schleudern: selbst die billige aus Kunststoff ist mir sehr ans Herz gewachsen – und niemand soll mir sagen, dass man aus solchen Dingern nicht die feinsten Töne bekommt! - Ebenso sammeln sich verschiedene Mundstücke an: sehr enge, mäßig weite und auch so richtig amerikanische, offene Scheunentore. - 1996 habe ich mir die ersten Blätter für Klarinetten geschnitzt, seitdem komme ich immer wieder auf zwei unterschiedliche Typen von Blattformen zurück: eine Sorte mit einer hohen Schulter und einer Facon, die sich ehr spitz zum Ende verjüngt, eine Sorte mit einer ganz flachen Schulter und ehr einem parallelen Schnitt. Beide Sorten schneide ich mir in unterschiedlichen Dicken. Mein Schreibtisch zuhause ist dementsprechend voll mit lauter Materialien zur Veränderung vom Klang. – Wenn ich Blätter kaufe, dann je nach momentanem Interesse in den Härten zwischen 1,5 bis 4. – Für mich ist die Suche nach dem unterschiedlichen Klang zum eigenen Zweck geworden. Ich bin immer wieder etwas erstaunt über die vielen Beiträge, die dem einen oder anderen Instrument, Mundstück oder Blatt so tolle Klangeigenschaften zuschreiben. Meine Erfahrung gehen in eine andere Richtung: Instrument, Mundstück und Blätter bilden eine Einheit. Es gibt Mundstücke, die mit passenden Blättern bestimmten Klarinetten so sehr zum Schwingen bringen, dass man das Gefühl hat, die Schrauben fliegen gleich raus! Genau diese Kombination gibt bei einer anderen Klarinette einen wenig auffälligen Klang. Wenn ich ein Mundstück suche oder ein Blatt, dann für eine spezielle Klarinette und vielleicht sogar für einen speziellen Musiktyp. Ich glaube, dass die Instrumentbauer ihre Klarinetten für bestimmte musikalische Aufgaben herstellen. Ein Instrument vorwiegend für Klassik ist irgendwie anders dimensioniert, als ein solches für Marschmusik, für Kinder-, für Amerikaner oder Östereicher. Ich kann darüber nur einwenig vermuten, aber ich kann nicht mit jeder Mundstück-Blatt-Kombination, von der nun einmal weiß, dass ich sie gut spielen kann, jedes beliebige Instrument so zum klingen bringen, wie ich es gerne wünschte. Wenn ich mich dann aber auf diese spezielle Klarinette einlasse, dann findet sich meist etwas, was mich überrascht, beeindruckt, was ich auf anderen Instrumenten so nicht finde. Ich habe Klarinetten aus drei unterschiedlichen Materialien Holz, Kunststoff und Metall. Dadurch bekommen die Instrumente unterschiedliche Eigenschaften. Die Extreme sind Holz und Metall. Mich erinnert der unterschiedliche Klang solcher Klarinetten an den unterschiedlichen Klang von Block- und Querflöten. Barocke Blockflöten haben einen sehr süßlich-fruchtigen Klang, obwohl der Klang sehr fein ist, schwingt da viel mit. Querflöten haben erst einmal einen mehr sachlichen Klang, geübte Spieler geben dann noch ein cremig-beige Kolorit in der tiefen Lagen, in der mittleren Lage wird der Klang wie Luftblasen in frischen Wasser. Für mich sind die Querflöten klanglich das ehr ausdrucksschwächere Instrument! Ihren großen Vorteil der umfangreicheren Dynamik büßen die Metallflöten gegen einen für mich ausdrucksschwächeren Ton ein – hölzerne Flauto Traversi sind da schon etwas anderes. Der Klang wird sonor! Breit und trotz seiner geringen Lautstärke tragend. Bei den Klarinetten verhält es sich ebenso: hölzerne Klarinetten, geben einen voluminösen Ton - obertonreich. Metallinstrumente, den ehr nüchternen Klang, den ich mit Acrylglas vergleichen möchte. Die Kunststoffinstrumente liegen für mich zwischen diesen beiden Extremen, ehr bei dem reichen Sound der Holzinstrumenten. Mit einem Mundstück, das diese Eigenschaften der Instrumente unterstreicht, werden solche Eigenheiten noch deutlicher und unverwechselbar: Zu einer Metallklarinette passen besonders gut – für meinen Geschmack – so wohl die besonders offen Mundstücke, wie auch die besonders geschlossenen. Mit den offenen Mundstücken und weichen Blättern (flacherer Anschnitt und mehr parallele Seitenflächen) werden, die Instrumente so laut wie jedes Saxofon – ein unschlagbarer Vorteil, wenn man mit Trompeten spielt. (Ich habe eine Three-Star-Klarinette ca. 1940 mit einem recht offenen Mundstück kombiniert und einen rauchigen Ton bekommen, so als sänge Joe Cocker oder Sting in seinen Dowland Einspielungen. Beachtenswert für den Jazz.) Metallklarinetten mit einem sehr geschlossenen Mundstück mit harten Blättern, die vielleicht noch eine hohe Schulter und ehr von der Spitze sich verjüngende Facon haben, geben einen gläsernen Klang, sachlich-rein, vielleicht etwas anonym. Holzklarinetten, mit einem mitteloffenen Mundstück, und ehr weicheren Blättern, geben bei mir die schönsten gezogenen Töne, damit diese nicht zu verwaschen rauskommen, bevorzuge ich einen ehr hochgewölbte Schultern. Eigentlich hört hier meine Sprache auf, denn die Schönheit, die Ausdruckstärke von Instrumenten lässt sich nicht anders als durch das Spiel verdeutlichen. Ach ja, ich halte die Suche nach einer klanglichen Schönheit für wesendlich angebrachter als die Instrumente partout in die höchsten Lagen zu jagen und einen Wettkampf mit sich und der Welt zu veranstalten, dass ich noch höhere Töne erreiche – und wenn sie sich noch so unrein anhören. Mein Ziel ist Musikalität und das will etwas erreichen: ich möchte mich auf etwas einlassen. Auf eine Musik, ein Instrument, Mundstück, Blatt, Spieler, vielleicht Tänzer und Zuhörer. Ich möchte ein Teil von etwas Größerem sein und dazu gehört für mich, dass man den Versuch macht, sich einzufühlen, anzupassen. So gut mir das gelingt, so schlecht mir das gelingt.
Wow, ein schöner und interessanter Thread. Sehr ausführlich, sehr detailiert. Teilweise klingst du wie ein Weinkenner, der über seine Lieblingsweine schwämt. Ich gebs zu, bei mir gilt noch die maxime: höher, schneller, weiter. Musikalisch kann ich immer noch werden, wenn ich erwachsen(um nicht zu sagen älter) bin
Tobias, da muss ich dir voll und ganz zustimmen. Fragt sich nun, wie die Forumsmitglieder darauf reagieren!? Der Beitrag regt auf jeden Fall zum nachdenken und zurückblicken an Die Materialfrage müsste danach neu gestellt werden... Liebe Grüße Mitor Ist das schon der Sommer???
Hi Leute, es freut mich natürlich, wenn ihr damit etwas anfangen könnt! Ich möchte jetzt noch eine Skizze nachreichen über die beiden unterschiedlichen Blattformen, die ich inzwischen bevörzuge. Ihr könnt sie unter: http://freenet-homepage.de/daskli/Blattformen.jpg ansehen. - Ich hoffe, Leute, die schon einmal ein Blatt selber geschitten haben, wissen sofort, was ich da meine. Nun gut, Euch alles Gute daskli PS.: Eigentlich könnte ich hier noch einen Tipp geben. Für mich war es immer ganz selbstredend, dass ich ein zu hartes Blatt immer von obenher, von der Schulter, von Ausstich her nachbearbeite. Ich wäre nie auf die Idee gekommen ein solches Blatt an den Seitenflächen nach hinten, zum Schafft, in der Breite zu verjüngen. Wenn es Leute gibt, die gerne experimentieren, dann holt euch doch einmal eine Metallfeile und verändert den Winkel der Seitenkanten von einem zu harten Blatt. Viel wird das erst einmal nicht bringen, aber man könnte dann ja vorsichtig die Blätter die rechte und linke Kanten des Ausstichs nachfeilen, so dass da Blatt eine deutlichere Wölbung bekommt. Solche Blätter muss man mal in der hohen Lage ausprobieren... Oder gerade ungekehrt: macht breite Blätter ganz flach und spielt die in der tiefen Lage. Wie klingt ein schönes Instrument, welchen Klang braucht man für welche Musik? Dies Mal sage ich SCHÖNE TÖNE!