Habe angefangen, den Innenraum von meinem Vandoren V16 Kautschuk-Mundstück zu bearbeiten in der Absicht, dem Ton etwas mehr Tiefe zu geben und eine (für mich) erstaunliche Entdeckung gemacht: Obwohl ich das Volumen des Innenraumes geringfügig vergrößert habe, musste ich das Mundstück weiter vom Korken abziehen, d.h. es intoniert höher. Ich hätte aber erwartet, dass Volumen und Intonation genau umgekehrt zusammenhängt. Je größer die Kammer, um so tiefer intoniert das Mundstück. Oder gibt es noch andere Faktoren, z.B. die Oberfläche des Innenraums, die bei der Aktion auch etwas glatter geworden ist. Jedenfalls bin ich nicht ganz glücklich mit dem Ergebnis. Ansprache, Klang und Blaswiderstand haben sich verbessert, aber es gefällt mir nicht, dass das Mundstück jetzt recht weit vorne auf dem Kork sitz. Hat jemand eine Idee, wie man das ändern kann? Grüße von Lloyd
Moin! Das hatte ich schon mal an anderer Stelle geschrieben, dass enge Kammern die Grundstimmung vertiefen, weil die Schwingung `indirekt` in den Bogen geleitet wird. Diese Mundstücke haben einen engen Kammerdurchlass welcher mit Rückreflektionen arbeitet. Wird dies erweitert auch zu Gunsten des Blaswiderstandes, d.h. die Schwingung wird direkter und offener in den Bogen geleitet, hebt sich die Stimmung. Nun müsste man den Einlauf/Gegendwand und evtl. auch die Kammer anpassen, um nun die direktere Schwingung, welche nun nicht mehr mit Rückreflektion arbeitet, zu harmonisieren. Grüße the Steamer
Hallo, wenn das Kammervolumen zu groß oder zu klein ist, dann ist es keineswegs so, dass die Intonation über den gesamten Tonbereich des Saxophons zu hoch respektive zu tief ist. Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen dazu, die zB zeigen, daß bei zu kleinem Volumen die Intonation im hohen Bereich zunehmend zu hoch wird, im tiefen Bereich aber zunachst zu tief ist. Gruß, Dirk
Vielen Dank Euch beiden für die fundierten Antworten! Anpassen des Einlaufs/ der Gegenwand wird mir zu riskant. Meine (vorsichtige) Schleifaktion orientierte sich bis jetzt an anderen, ähnlichen Mundstücken, die ich mal in der Hand hatte, z.B. am Aizen LS, das bei scheinbar gleicher Kammerform kürzer gebaut ist. Wie das geht, ist mir ein Rätsel. Wäre es ein Weg, um den Ton wieder dunkler zu machen, den Luftstrom durch eine Störung (Erhebung/ Vertiefung) zu verwirbeln? Letztlich bewirkt doch auch ein Stufe, dass ein kleinkammeriges Mundstück dunkel klingt. Grüße von Lloyd
Ich bin zwar nicht so ein Mundstückbau-Experte, aber meiner Meinung nach bewirkt eine Stufe das Gegenteil (klingt heller / obertonreicher). Zur Intonation mit grossen Kammern: Mein Rascher-Mundstück hat eine sehr grosse Kammer. Damit ist die Intonation erhöht, vor allem bei den ganz hohen Tönen. Aber es ist dazu auch ein sehr kurzes Mundstück, und daher kann das mit der Intonation auch oder vorwiegend kommen.
Vieles hängt auch von der Kombi Mundstück und Sax ab. Manche Mundstücke funktionieren auf bestimmten Hörnern besser, auch in punkto Intonation. Wenn es bei dem einen zu hoch ist, kann es auf dem anderen zu tief oder natürlich auch genau richtig sein. Und auch der Spieler und das Blatt haben da auch noch mal Einfluss. Deswegen bin ich immer wieder überrascht wenn mit einem Mundstück ich ganz anders klinge als mich der Mundstückaufbau hätte erwarten lassen.
Korpus und Mundstück sollten ja so zusammenpassen, dass das Mundstückvolumen der fehlenden Konusspitze des Korpus entspricht, (am besten an der Position, die eine Stimmung von 440Hz ermöglicht). Eine zu große Kammer würde also das Instrument akustisch verlängern und die Stimmung vertiefen, eine Korrektur durch weiteres Aufschieben wirkt sich aber auf die oberen Töne stärker aus als auf die unteren.
Moin chrisdos, dieser immer wieder angegebene Richtwert ist beileibe kein Naturgesetz, und gilt überhaupt nur so ungefähr. In der Tat ergeben die Messungen, aus denen sich dieser Wert ursprünglich ableitet, dass die Kammer durchaus größer sein kann als es dem fehlenden Volumen des Konus entspricht. Aber über die Stimmung entscheiden mehrere Aspekte, das Volumen als einzige Bezugsgröße zu nehmen ist m.E. etwas zu kurz gegriffen. Gruß, xcielo