Neue Band, was nun?

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Gast, 21.Januar.2007.

  1. Gast

    Gast Guest

    Hallo liebe gemeinde,

    ich bin gerade dabei eine jazzband zu gruenden und habe mal eine frage an diejenigen die erfahrung mit bands und auftritten haben. Wir wollen musik machen aus dem bereich jazz, latin, funk und rock und suchen nach stuecken, die leichtverdaulich sind, also beim publikum leicht ankommen. Wir denken, dass stuecke wie giant steps von coltrane zwar ihren kulturellen stellenwert haben, dass sich solche stuecke aber nicht leicht an den mann bringen lassen. Also bitte um hinweise was man spielen kann, um publikum leicht zu unterhalten. merci im voraus,

    Egon
     
  2. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    Hi
    vor kurzem habe folgende erfahrung gemacht:

    in einem lokal sollte am sonntag am abend eine jazzgruppe spielen - quartet. junge leute gut ausgebildet , alle nach konservatrium , proffi.
    ich war der einziger besucher , es war peinlich,
    honorar für die musiker für den eintritt ( von mir ) beträgte 8 euro , habe natürlich gelassen.

    woche später habe in einem grösserem band gespielt.
    filmmusik - 100% noten , keine improvisation.
    80% amateure , 20 proff.

    ca 800 besucher !
    ich habe den verdacht - je grössere schei... spielt man desto leute gerner hören.
     
  3. Gast

    Gast Guest

    genau das denke ich ebend auch. Hast du ein paar tips welchen schei.... bzw welche stuecke todsicher ankommen?
     
  4. Saxophonman

    Saxophonman Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    es wäre nicht schlecht, wenn du schreibst, was ihr für eine Besetzung habt. Aber Take Five z.B. kommt als Jazzstück immer ganz gut an.

    Viele Grüße,
    Saxophoneman
     
  5. YoYo

    YoYo Ist fast schon zuhause hier

    2 tippst hätte ich aber keinen gewähr:

    1. wenn um das geld gespielt wird und keine bekannte namen mitspielen - eintritt freie spende ( kommt mehr rein )

    2. Die musik aus jugendzeiten der besucher.

    zb altersheim - die musik um ca 50 - 70 jahre alt
    zb ein jugendheim - gegenwärtige musik , ein DJ ist immer ein vorteil.
     
  6. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Soul auch noch? Dann könnte man sich zum Beispiel an WIlson Pickett orientieren:
    <ul>
    <li>Mustang Sally</li>
    <li>Midnight Hour</li>
    <li>Funky Broadway</li>
    <li>Fire and Water</li>
    <li>etc.</li>
    </ul>

    Es kommt immer drauf an, vor welchem Publikum man spielt.
     
  7. the_Martin

    the_Martin Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Egon, es gibt doch einige Jazzstücke die jeder schon mal gehört hat (mag) und die auch nicht so schwer verdaulich sind.
    Sponatan fallen mir da so Nummern ein wie:

    Cantaloupe
    Watermelon Man
    St. Thomas
    Take Five (hatten wir ja schon)
    Sunny Side Of The Street
    Angel Eyes
    Stolen Moments
    Round Midnite
    Moanin
    Mercy Mercy Mercy

    und viele mehr...

    Viel Spass und Gruss, Martin
     
  8. Gast

    Gast Guest

    merci erstmal fuer die tipps.

    wir sind tenorsax, posaune, gitarre, e-bass und schlagzeug.

    Publikum ist natuerlich ein wichtiger hinweis, da sollten wir uns mal gedanken machen, wo und vor wem wir eigentlich spielen wollen.

    YoYo@ dein tip ist prima, klar mag jeder was er mal gehoert hat und erinnerungen daran hat.
     
  9. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Die allermeisten Leute kennen Jazz nicht und haben auch keinen Zugang dazu, er schreckt sie vielleicht sogar ab. Ausser ihr könnt ein spezielleres Publikum ansprechen (Universitätsstadt, ältere Herrschaften mit etwas weiterem Horizont).

    Wenn man kommerziellen Erfolg haben will, muss man etwas spielen, was die Leute erkennen. Das ist wichtiger als die tollsten Improvisationen und Soli.

    Ganz viele sind auch nicht gewohnt, Instrumentalmusik zu hören. Sehr gut wäre es also, wenn ihr auch einen Sänger (noch besser: Sängerin !) hättet.

    Was bei uns normalerweise gut ankommt (Big Band):
    Pink Panther
    The Lady is a Tramp
    They Can't Take That Away from Me
    All of Me
    Satin Doll
    Something Stupid
    My Way
    Summertime
    April in Paris
    Blue Moon
    Body and Soul
    Caravan
    C'est si bon
    I got Rhythm
    Night and Day
    I'm getting Sentimental over you (Posaune !!)
    I've got you under my skin
    Killing me softly
    Lady be good
    Little Brown Jug
    Lullaby of Birdland
    Moonglow

    Ja, ich weiss, geht schon sehr ins Schnulzige, sind aber gute Lieder und können's durchaus bringen.

    Fragt doch mal Leute aus Eurer "Zielgruppe", welche Stücke sie kennen.
     
  10. Gast

    Gast Guest

    merci nochmals fuer die tips.
    Heute spielen wir das erste mal in einer verlassenen bar, es werden wohl nicht mehr als 8 leute da sein, die band mitgezaehlt. Wir spielen einfach mal 5 blues stuecke, die wir geuebt haben und wenn es dem besitzer gefaellt, spielen wir in der bar einmal die woche.

    @Florentin: Ja so ist es, die meisten leute haben (leider) keinen zugang zu jazz. Kann ich auch irgendwie verstehen, jazz ist eigentlich nur zu erfassen, wenn man viel darueber weiss und ich sitze auch manchmal vor einer profieband und frage mich, was machen die da eigentlich. Leider hat sich der jazz in eine richtung entwickelt, die die meisten leute nicht mehr nachvollziehen koennen und damit ist er auch unpopulaer geworden. Ich glaube sogar Miles und Kollegen wollten das als sie den jazz veraenderten.

    keep swingin
     
  11. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    Einspruch! Ein Satz offener Ohren reicht; aber eben daran mangelt es. Den ganzen Tag werden die mit Dünnsinnsgedudel vollgeschwallt und einigermaßen authentische Musik ins Spätprogramm verschoben, wenn sie überhaupt gesendet wird. Und die Strategie, sich mit smooth-, light- und sonstwas-Jazz an die Schlichtheit der Hörgewohnheiten anzupassen, ist mE auch der falsche Weg.
    Gruß
    Wolfgang
     
  12. Dietzie

    Dietzie Schaut nur mal vorbei

    Nö,
    also Dünnsülzmusik kommt nun wirklich nicht auf allen Sendern. Pop hat auch durchaus seine Berechtigung. Da wird sauber arrangiert und instrumentalisiert, da kann man sich schon was abgucken. Finde ich nicht gut, das in Bausch und Bogen zu verurteilen.
    Was das Zielpublikum für die Jazzmusik anbelangt, die in früheren Beiträgen angesprochen wird (Cantaloupe, All of Me, ...), so habe ich die Erfahrung gemacht, daß man sehr wohl sogar richtige Laufkundschaft erreichen kann, zB bei einem Frühschoppen auf einem Straßenfest in irgendeinem Zelt (bei uns war es der Obst- und Gartenbauverein, also wirklich nicht die Jazz-Zielgruppe "per se").
    Was die Stücke anbelangt, so sollte man die Latin-Jazz Stücke der frühen 60er nicht vergessen: The Girl Of Ipemena, Desafinado, One Note Samba, Three Note Samba etc. Sachen von Jobim halt. Hört Euch mal Bebel Gilberto an, wer das nicht hören mag, soll sich ne 100er Packung Ohropax kaufen...
     
  13. Gast

    Gast Guest

    und was sollen wir machen? Oder besser was sollen die leute machen, denen das gehoer fehlt. Man kann es niemandem das vorwerfen, was die natur nicht gegeben hat.
     
  14. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    mit Natur hat das wenig zu tun, aber viel mit "Kultur". Was man dagegen machen kann? Jedenfalls dies, daß man beim allgemeinen Ohrenverstopfen nicht mitmacht, sondern einen eigenen musikalischen Weg geht. Reich und berühmt wird man damit aber sicher nicht. Unerläßliche Tugenden dabei sind Geduld und Beharrlichkeit.
    Gruß
    Wolfgang
     
  15. clnet

    clnet Schaut nur mal vorbei

    Hallo,

    Ich denke, dass das eine Frage von Gewöhnung ist. So manchen Standard habe ich erst "verstanden", nachdem ich ihn in einer relativ "naturbelassenen" Interpretation, z.B. von Ella Fitzgerald gehört habe. Ich denke wenn man "leichtere" Stücke spielt, und ein paar "sperrigere" Nummern darunter mischt, tut man mehr für den Musikgeschmack, als wenn man arme nichts ahnenende Musikhörer mit 20 minütigen Impro-Orgien, und endlosen Sechzehntel-Läufen aus dem Lokal jagt.

    Also: Sie zu, dass ihr, wie auch die Zuhörer ihren Spaß haben, und lass dir keinen Erziehungsauftrag aufschwatzen.

    Was denke ich auch ganz ankommt sind jazzige Arrangements von Beatlesstücken, Gospel oder eben auch Pop. Ich finde, viele Popstücke, z.B. von Stevie Wonder oder Billy Joel, haben durchaus musikalische Substanz, sind aber im Original einfach nur grauenhaft arrangiert und überladen instrumentiert.

    viel Erfolg auf jeden Fall
    clnet
     
  16. saxclamus

    saxclamus Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    Florentin schrieb nach Aufzählung der Titel, die er in´ner Big Band spielt:

    Warum dies entschuldigende "Ja, ich weiss..."?

    Sind doch wirklich gute Titel, die auf vielen Veranstaltungen gut ankommen, über die sich "verständlich" improvisieren lässt.

    Kann doch nicht sein, dass es sich nur dann um "wirklichen und wahren Jazz" handelt, wenn nur noch Insider verstehen und zu würdigen wissen, welche Leistung da gerade auf der Bühne vollbracht wurde.

    Es gibt derart viele "Veranstaltungen mit Musik", dass "über einen Kamm scheren" m.E. vollkommen falsch ist.

    Musiker, die öffentlich spielen wollen, müssen sich immer der Frage stellen, ob die Adressaten ihre Musik hören wollen.

    Das sieht auf einer Party, Tanzveranstaltung usw. vollkommen anders aus als auf einem Jazzkonzert vor Insidern, in dem ein klasse Titel wie "Lady be good" wahrscheinlich als Verrat am "wahren Jazz" betrachtet würde.

    Ich habe mich gerade auf der Seite von Wolfgang umgesehen und umgehört. Das hat mir gefallen - weil ich Neues gehört habe. Auf einer "0815 Veranstaltung" möchte ich Wolfgangs Musik nicht hören.

    Auch glaube ich nicht, dass allein "ein Satz guter Ohren" den Weg zu Neuem ebnet und dann automatisch die musikalische Erleuchtung kommt.
    Bei Musik. die sich mir nicht ziemlich schnell "über Herz, Gefühl und Gefallen" erschließt frage ich mich natürlich:"Was machen die da?".
    Und ohne einige Kenntnisse dessen, was Anliegen von Jazz ist, sein könnte, komme ich da nur schwer weiter.

    War´s und ist´s nicht ähnlich bei "Neuer Musik", die sich in vielen Fällen nicht leicht erschließen lässt und ganz andere Beurteilungskriterien als die gewohnten verlangt?

    Fragen über Fragen.... und ´ne Band, die spielen und wieder engagiert werden will steht ohne Publikum ziemlich allein da.

    Liebe Grüße

    saxclamus
     
  17. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Danke für den Hinweis, dadurch bin ich erst drauf gekommen, in Wolfgangs Profil nachzusehen!

    [quote}
    Musiker, die öffentlich spielen wollen, müssen sich immer der Frage stellen, ob die Adressaten ihre Musik hören wollen.
    [/quote]

    Ich würde es ist eine Frage der Herangehensweise!

    Richte ich meine Musik nach den Veranstaltungen aus ( warum auch immer !) oder meine Veranstaltungen nach der Musik?

    Der Begriff "Kommerz" als eigene Musikrichtung setzt sich ja immer mehr durch( Auch in rennommierten Lehrbüchern!), leider hat er einen ziemlich abwertenden Touch. Aber hey, warum nicht? Der eine macht so genannten Kommerz weil er die Musik gut findet, der andere, weil er seine Miete bezahlen muss. Imho beides absolut legitim!

    Ich halte ja die Dixie-Frühschoppen die es in jedem Bierzelt gibt ehrlich gesagt für Seniorenvera********, aber hey, wenn es Musikern und Zuhörern Spaß macht? Macht ja nichts dass das Publikum den Swing Beat geschlossen auf 1 und 3 mitklatscht.

    Dito, nicht jeder wird als Charlie Parker geboren! Ich würde ja gerne Anthropology bei Tempo 250 spielen können und dann noch fette 10 Chorusse Solo hinknallen, aber dafür reichts halt einfach (noch :cool: ) nicht. So gehts denke ich den meisten hier. Dann fängt man halt mit einem 3-Akkord Blues oder einem einfachen Standard an. Ist auch schön und hören viele sogar lieber.

    Viele Grüße

    Chris
     
  18. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    eyeyeyeyey, da hab' ich ja wieder was losgetreten ... Eigentlich wollte ich ja nur Mut zur eigenen Musik machen. Darum hab' ich ja nur ganz vorsichtig von "authentischer" Musik gesprochen, um das gar nicht einmal auf einen Stil oder so festzulegen. So unbarmherzig bin ich ja gar nicht, mit roher musikalischer Gewalt auf das Publikum losgehen zu wollen; aber ich denke schon, daß man als Musiker geradezu verpflichtet ist, den Leuten etwas mehr zuzumuten als sie von sich aus verlangen würden. Das braucht Geduld und manchmal List (etwa wenn man mit einem Saxophon [!] in einer oberfränkischen Kirchengemeinde [!!] Jazziges und frei Improvisiertes [!!!] spielt); lohnt sich aber.
    Zweiter Punkt der mir wichtig ist: Daß Jazz Kopfmusik sei, halte ich für ein Vorurteil. "Verstehen" ist da erst einmal eine Sache von Kopf und Herz und Gefühl; für uns Musiker im Begriff "offene Ohren" zusammengefaßt, übrigens zB auch bei komponierter Moderne. Aber das wiederum setzt Neugier voraus und die Bereitschaft, sich auf solche Klänge einzulassen. Dann aber, ich bestehe darauf, ist Jazz und gerade FreeJazz eine äußerst emotionale Sache.
    Gruß
    Wolfgang
     
  19. Gast

    Gast Guest

    @Wolfgang: das ist alles schön und gut und auch richtig was du schreibst. Aber du vergisst halt, das nicht jeder von der natur so reich bedacht wurde, das er das gleiche hört wie du. Ich kenne sehr viele leute, die wissen nicht was akkorde sind, die hören nicht, das der bass akkorde abwechselt und die hören schon nach dem zweiten takt einer jazzimprovisation nicht mehr hin, weil sie nicht folgen können, die betonung liegt auf können. Und was sollen wir als band da machen, wenn wir trotzdem für diese leute spielen wollen? Wir können doch nur stuecke auswählen, die, wie es hier mal jemand im forum gesagt hat, über rythmus und melodie, schnell eingängig und gefällig sind. Es nützt uns und dem publikum nichts wenn wir deine meinung vertreten würden: is mir egal obs die leute kapiern, ich mach mein ding.

    Ich habe jetzt ne menge noten und playalongs gekauft, die so wie ich meine leicht verdaulich sind und ich hoffe wir werden damit gefallen. Denn wir wollen jetzt musik für leute machen und wieder angagiert werden. Da richtet sich halt alles nach dem publikum und weniger um sogenannte gute musik.

    keep swingin

    Egon
     
  20. wolfgang

    wolfgang Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Egon,
    von "ist mir egal, was die Leute ..." kann keine Rede sein (übrigens: war da nicht mal was mit "verbotenen Tönen" :-D ?). Worum es mir geht: Wenn Du eine Band gegründet hast, ist imho das Wichtigste, das zu spielen, was ihr spielen wollt - dazu wollte und will ich Mut machen. Und dafür findet sich auch ein Publikum, wenn auch vielleicht kein großes.
    Sicher, auf Feten spiele ich auch bekannte "eingängige" Themen (und das mit Vergnügen), freilich nehme ich die auch nach meiner Art. Ich finde auch, daß das für die Leute spannender ist als Sicherheitsspiel. Auch im Jazzbereich gibt es zu viel Routine und zu wenig Abenteuer; das erzeugt Langeweile (auch und gerade technisch perfekte uptempo-Sechzentel).
    Aber ich bleibe dabei: Es ist nicht das intellektuelle Verstehen, um das es geht. Ich kenne genug Leute, die die Akkordwechsel nicht nachvollziehen können (konnte ich am Anfang auch nicht), und doch fasziniert sind von der Energie und dem Rhytmusgefühl des leidenschaftlichen Jazz.
    Gruß
    Wolfgang
     
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