Liebe Leute, nach vielem stillen Mitlesen, Lernen und Amüsieren bräuchte ich heute mal den Rat von Euch Profis und öffne diesen Thread. Es geht um ein feuchtes Blatt, das leider so feucht wird, dass man die Feuchtigkeit am Sound hört, sprich: nach einer Viertelstunde intensiven Spielens ein leicht schmatzendes Geräusch mitzuschwingen beginnt, der Ton einfach nicht mehr sauber kommt. Aber von Anfang an: Ich spiele unter anderem ein 7* Metallmundstück von Kai Siebold mit einem Harry-Hartmann-Blatt: leichte Absprache, toller Sound vom tiefen bb bis hoch zum fis. Phantastisch. Sicher ist der Tisch des Mundstück – Siebold ist ja ein gefragter Refacer – nach deutscher Maschinenbauer-Tradition ultra-exakt gebaut, aber das scheint das Problem zu sein: Der eine oder andere in der Luft enthaltene Tropfen schlägt sich auf dem Blatt – genauer: zwischen Mundstück-Tisch und Blatt – nieder und verhunzt den Sound. Zwischen Tisch und Blatt – ja – passt kein Blatt Papier, wie man so sagt. Der Tisch-Rand schließt offenbar exakt und undurchlässig ab. Teutsche – genauer: Hamburger – Wertarbeit eben. Ernsthaft: Ich weiß nicht, was ich da machen kann. Den Absatz lockerer einüben? Freiblasen? Ansatz mehr von vorne? Mit den Lippen mehr umschließen? Möglichst wenig Lippenspannung? Oder doch viel? Ich weiß es nicht. Vielleicht hat jemand von Euch einen Tipp. Vielen Dank im voraus.
Immer wieder mal die Feuchtigkeit mit einem scharfen Einsaugen vom Blatt ziehen. Das Schmatzen kommt sicher nicht von einer vertikalen Bewegung zwischen Blatt und Tisch. Die Bahn ist viel kürzer als das Fenster oder der Ausstich ab Blatt. Mit einem Daumenbreit bist Du schon gut dabei. Jenseits davon sollte sich das Blatt gar nicht mehr vom Mundstück abheben, schon gar nicht am Tisch. Wenn es das doch täte, hast Du die Blattschraube viel zu locker und/oder das Blatt ist viel zu weich. Feuchtigkeit ist da immer dazwischen, so fein kann der Spalt gar nicht sein. Eher im Gegenteil. Je feiner der Spalt, desto höher die Kapilarwirkung. Kunststoffblätter nehmen aber anders als Holzblätter gar keine Feuchtigkeit auf. Jeder Tropfen in der Atemluft bleibt also an der Oberfläche des Blattes, wo er geschüttelt und verblasen wird. Das führt zum "Britzeln" des Tons. Wasser in einer Viertelpause (leise) absaugen und gut is'.
Und mehr spielen. Dein mund erkennt das Mundstück noch als Fremdkörper und reagiert u. U. mit hohem speichelfluss. Je öfter du spielst, um so mehr gewöhnt man sich daran, und um so weniger Abstoßung in Form von Speichel gibt es. Möglichst vorher nichts Süßes essen oder trinken. Mir hilf zwischendurch ein glas Wasser trinken.
Soweit ich weiß, ist Kay kein Maschinenbauer… ich frag‘ ihn aber vorsichtshalber mal, bei nächster Gelegenheit. Der exakt plane Tisch (da gibt es unterschiedliche „Schulen“ bei den Refacern. Man könnte auch Glaubensrichtungen sagen…) ist gerade bei Plasteblättern (der nächste Glaubenskrieg) nicht ursächlich für das Spratzeln. Das kann man bei organischen Blättern auf einem Mundstück mit absichtlich nicht-planem Tisch genauso haben. Das hat mit dem Mundstück und dem Blatt nichts oder nur sehr wenig zu tun. Das Spratzeln kommt von einem nicht ausgeglichenem Verhältnis von Stütze, Mund/Kehlformung (Voicing), Zungeneinsatz und Lippenkraft. Immer, wenn dieses System nicht gut aufeinander abgestimmt ist, wird mehr Speichel produziert; die ausgeblasene Luft ist feuchter. Nach ein paar Minuten spratzelt es am Mundstück, nach ein paar weiteren Minuten hat man nasse Finger an der linken Hand. Dazu kommt ggf. der Faktor Umgebungstemperatur und Luftfeuchte - die Atemfeuchte kondensiert an einer anderen Stelle im Instrument. Ich kann das ganz leicht reproduzieren: wenn ich nicht fit bin oder eine Weile nicht gespielt habe, spratzelt es. Wenn ich fit bin, spiele ich ohne Spratzeln, bis der Ansatz irgendwann ermüdet. Ähnliches gilt für das Kondensat: Nicht fit oder Fehler im System - nasse Finger. Alles im Lot - Kondensat sammelt sich im Knie und kann hin und wieder über den Trichter ausgekippt werden. Was hilft? Ansatzübungen mit dem Mundstück, Longtones, gymnastische Übungen für die Stütze, viel spielen - und insgesamt die intensive Beschäftigung mit dem eigenen Ton mit Hilfe geeigneter Lehrer und/oder Literatur (auch da gibt es Glaubensrichtungen).
Hallo, ich habe keinen Rat für Dich, aber ich spiele auch ein Fiberreed Carbon M, nachdem ich einige Zeit getestet habe und deshalb möchte ich meine Erfahrung schildern. Bin Anfänger mit 1,5 Jahren Praxis. Ich spiele ein Jody Jazz JET 6er Mundstück. Dass es was mit dem Kunststoffblatt zu tun hat, glaube ich nicht, weil das Holzblatt ja auch irgendwann voll gesaugt ist und nicht dauerhaft Flüssigkeit wegschaffen kann. Das Fiberreed ist minimal schmaler als z.B. das Holz von Daddario Jazz Select und das Blatt ist eben nicht ganz so breit wie die Bahn des Mundstücks. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass sich in dieser Lücke Flüssigkeit sammelt, die ich dann an der Lippe spüre. Ich habe aber keinen Effekt auf den Klang. Wenn ich nun Luft hole, wird das automatisch immer wieder "weggesaugt". Dahingehend meine Idee bzw. Frage: Wenn Du nur über die Nase Luft holst (was ich nicht mache, weil mir das zu anstrengend ist), dann kann die Flüssigkeit nur über das Mundstück weg und muss quasi über die Bahnöffnung abfliessen können. Wenn der ganze Speichel nun da durch muss, kann das den Klang beeinflussen. Nur eine Idee! Nochwas: Am Anfang meines Saxophon-Spiels habe ich auch wesentlich mehr Flüssigkeit produziert, so dass ich das Saxophon nach einiger Zeit regelrecht auskippen konnte. Nun nach 1,5 Jahren ist es viel, viel weniger. Hat ja auch ein anderer Antworter geschrieben, dass das mit der Gewöhnung an das Mundstück und das Spielen zu tun haben kann. Schöne Grüsse
Es kann manchmal auch an einem nicht optimal geformten Baffle liegen gerade in Relation zur Mundstücköffnung. Manchmal sind auch bei bestimmten Spielern bestimmte Blattsorten dafür besonders anfällig. Manche Spieler neigen stärker dazu als andere. Häufig hilft nur Spucke vom Blatt saugen zwischendurch.
Das ist kein besonders stichhaltiges Argument. Nur weil jemand seinen Lebensunterhalt damit verdient, heißt es noch lange nicht, dass das Ansatz/Stütze-System optimal funktioniert. Natürlich gibt es Mundstücke (genauer: Bahnkurven, Baffleformen, Kammerformen und -grössen usw.) und Blätter, die für den individuellen Spieler mehr oder weniger anfällig für Spratzeln sind. Der Tisch dürfte meiner Meinung nach dabei die geringste bzw. eigentlich keine Rolle spielen. Ursächlich ist der Überschuss an Flüssigkeit, der durch Speichelproduktion und Atemfeuchte entsteht und nicht durch den Luftstrom vom Blatt abtransportiert wird. Und da ist mehr einfach mehr. Der Körper ist so programmiert, dass mehr Speichel produziert wird, je mehr man kauen muss. Das ist die einfachste und mir einleuchtendste Erklärung.
Zu Beginn meiner "steilen"Saxophonkarriere, so ohne Ansatz und Stütze, hatte ich das sabberige Problem nicht. Das kam viel später dazu, tritt jetzt noch gelegentlich auf und ich habe eher den Eindruck, dass es situativ vom Befinden des Vagus abhängig ist.
Ja sorry mein Fehler, hätte es genauer ausformulieren sollen: es tritt auch bei Leuten auf bei denen Ansatz und Stütze gut funktionieren.