Liebe Saxergemeinde, wer kann mir etwas zu quadratischen Kammern berichten? Mich interessiert, welchen Ton sie erzeugen, welche Hersteller quadratische Kammern produzier(t)en und welche Erfahrungen ihr mit diesen Kammern gemacht habt. Freue mich auf eure Antworten ! Saxhenry
Hallo Saxhenry Mehr als hundert Leser und keine Antwort... Tja, ich denke, dasss das damit zusammenhängt, dass deine Frage so kaum zu beantworten ist. Es gibt kaum "Erfahrung mit der quadratischen Kammer" - diese kommt ja nicht isoliert, quasi als Gattung, sondern immer nur als komplettes Mundstück vor. Die Kammerform ist ja nur ein einzelnes Merkmal eines Konzeptes, daneben gibt es noch einige weitere klangbestimmende Merkmale wie Ausgestaltung des Einlaufs, Grösse der Kammer, Verlauf der Gegenwand bis zum Beginn der Bohrung usw. Dann stellt sich natürlich die Frage, wann eine Kammer eine quadratische ist... bereits wenn die Seitenwände nicht mehr ausgebuchtet sind, also senkrecht verlaufen, bildet sich ja mehr oder weniger eine rechteckige Kammer. Bei Selmer ist dann von innen betrachtet, der Boden auch noch gerade, dadurch ergibt sich dann das Bild der quadratischen Kammer, weil sich diese deutlich von der runden Bohrung abhebt. Neben Selmer gibt es aber auch eine ganze Reihe anderer Hersteller, welche sich dieses Prinzips bedienen, z.B. Ponzol, JoddyJazz bei einigen Modellen -auch bei Berg Larson könnte man noch von quadrtischer Kammer sprechen. Trotz dieser Gemeinsamkeiten handelt es sich aber dabei um ziemlich unterschiedliche Mundstücke, welche sich auch klanglich entsprechend unterscheiden. Selmer nimmt da eine besondere Stellung ein, weil bei deren Mundstücken die Gegenwand nach ausssen gewölbt ist und dadurch die Kammer noch vergrössert wird. Daher wohl auch der eher "klassische" Ton. Mehr fällt mir im Moment nicht ein Schöne Fest- und Feiertage..! Gruss antonio
Die quadratische Kammer hat neben vielen anderen Dingen einen Einfluss auf den Ton und die Stabilität. Bei dieser Kammerform wird der Ton rund, weich, warm usw. es ist also die klassische Variante. Gleichzeitig wird der Ton weniger saxophonistisch (weniger rauh und jazzig, mehr gerade, homogen usw.) Diese Kammerform hat einen ganz großen Vorteil: Sie stabilisiert die Luftsäule und sorgt für wenig Verwirbelungen. Dadurch spricht das Mundstück gut an. Der Ton ist leichter zu kontrollieren, vor allem im pp und es sind große dynamische Bereiche möglich. Also sehr laut und sehr leise und das alles mit großer Tonkontrolle. Klanglich ist das nichts für Jazz! Der bekannteste Hersteller für quadratische Kammern ist SELMER mit den Modellen S 80 und S 90. Das S 90 ist weltweit im klassischen Saxophon deutlicher Marktführer bei Profis. Die Blattstärke bei diesen Kammern ist eher schwerer zu wählen, da meist eine recht enge Bahn aufgezogen ist und die Ergebnisse dann besser sind. LG
Hallo Ich benutze zumeist ein Selmer 80 c* auf meinem cavalier Alto! Für mich ist es das Mundstück, mit dem ich am meisten anfangen kann. Es ist gutmütig, verzeiht einen mit der Zeit schlapperen Ansatz, spricht leicht an, die Intonation ist (für mich) beherrschbar, der grundklang ist tatsächlich eher weich und rund, also vielleicht klassisch, andererseits läßt es Soundvariationen jeglicher Art zu. Na ja ich mag es eben, habe etliche andere getestet und bin immer wieder zu diesem zurückgekehrt, mag auch an meinem Anfängerstatus liegen..... Lg Edo
Ich spiele auf dem Tenor ein Selmer S80 G, also relativ offene Bahn. Das MPC klingt absolut nicht klassisch, eher recht kernig und knackig. Den Vergleich zu einem gestuften MPC muss es nicht scheuen. Keine Ahnung, warum das so ist. Offensichtlich spielt die Bahnöffnung da auch noch eine große Rolle.
Mmmhhhh das deckt sich nun gar nicht mit meinen Erfahrungen. Also alle Mundstücke, die ich micht rechteckiger Kammer habe, liegen in der Ecke, weil der Klang eher hart und rauh ist. Weniger saxophonistisch (wenn ich mir das Wort borgen darf) stimmt. Umgekehrt spiele ich lieber Mundstücke mit möglichst runden Kammern, weil diese einen eher weichen Klang erzeugen. Stabilisierend wirken Ecken auf eine Strömung in den seltensten Fällen. Natur ist rund nicht eckig. Lautstärke hat nix mit Kammerform zu tun sondern mit Amplitude des Blattes und des Kammervolumens dahinter. Kontrolle ist auch eher Bahnbestimmt als Kammerbestimmt. Aber wie immer, 5 Saxophonisten ergeben 7 Meinungen. JEs
fruitbat schrieb: Zustimmung. Das ist auch meine Erfahrung (vor allem beim Bari) offene Selmer klangen da deutlich "jazziger" sprich weniger definiert/kontolliert, obertonreicher. noodles schrieb: So kann man das einfach nicht sagen. Joe Henderson spielte genau ein solches Mundstück und er spielte Jazz Wie du selber anmerkst, gibt es viele Dinge an einem Mundstück, welche den Klang definieren. Die Kammer f o r m ist nur ein Faktor dabei. Es gibt ja auch eine ganze Reihe klassisch ausgerichteter Mundstücke mit runder Kammer. Es ist immer das Gesamtkonzept, welches den Charakter eines Mundstückes bestimmen. Eigene Erfahrungen bestätigen dies immer wieder - nur die Abtragung weniger 1/00 mm am Baffle haben z.B. ein Link Tone Edge schon ziemlich verändert und ausgeglichener gemacht. Geht jetzt aber bereits an der Ausgangsfrage vorbei. antonio
Ich schließe mich der Meinung von JES an. Habe einmal ein Mundstück mit eckiger Kammer ausprobiert und das Teil gleich wieder auf die Seite gelegt. Der Klang war hart und grell. Auf meinem Conn NW1 Tenor spiele ich ein altes Martin-Mundstück mit runder Kammer und erzeuge damit einen dunklen und warmen Klang. Aber auch Mundstücke mit ovaler Kammer spiele ich gerne. Mit dem Meyer G oder dem Expression 7* bekomme ich einen schönen Jazz-Sound. Gruß Hans
saxhans schrieb: Was war es denn für eins? Mit Sicherhei war da nicht einfach die quadratische Kammer verantwortlich, sondern wahrscheinlich die insgesamt k l e i n e Kammer, oder die vielleicht vorhandene Stufe. Ich könnte jedenfalls nicht behaupten, dass die Selmer (klassik) Mundstücke hart und grell klingen. Wie gesagt, es kommt auf das Gesamkonzept an. antonio
Beim Alto kann ich die oben genannte Tendenz bestätigen, aber beim Tenor schlägt mein S 80 klanglich die bisher probierten MPCs mit runder Kammer. Keine Ahnung, warum, jedenfalls sollte man auch Mundstücke testen, die dem Vorurteil zufolge "gar nichts sein können". Gruß Joachim
Hallo Saxhenry, die Unterschiede zwischen der Kammerform (ob rund oder quadratisch) sind wahrscheinlich kleiner als die Unterschiede die von anderen Merkmalen hervorgerufen werden. Es müßte schon das gleiche Mundstück einmal mit quadratischer und einmal mit runder Kammerform geben sonst ist es fast unmöglich da eine Aussage zu treffen. Du sieht an den vorherigen Antworten wie unterschiedlich und auch gegensätzlich die Meinungen sind. Ich habe zwar kein Mundstück mit quadratischer Kammer für das Tenorsax wohl aber für Bariton-, Alt- und Sopransax. Vielleicht schaffen wir es ja mal demnächst uns wieder zu treffen, dann kannst du sie gerne alle mal ausprobieren und vergleichen. Frohe Feiertage Werner
Bin im Moment gerade dabei dieses Problem für mich zu lösen und habe über die Feiertage Mundstücke zum testen vom Saxhändler meines Vertauens mit hause nehmen dürfen. Ich spiele seit vier Jahren ein Jupiter JAS 769 mit einem M6M (runde Kammer); bin aber mit "dem Klang nicht mehr so recht zufrieden". Mein Saxlehrer meinte ich sollte mich NICHT nach einem offeneren MPC umsehen, sondern einfach andere Bauformen testen. Von den vielen (LINK6, VandorenA6M, Selmer S80E) favorisiere ich von SelmerE "Soloist" mit eckiger Kammer... Hat jemand mit diesem Mundstück Erfahrung? Als Blatt spiele ich weiter La Voz med. Bin für jeden Hinweis dankbar und Frohes Fest an die Saxgemeinde hier im Forum...
Hi ja, ich habe längere Zeit auf dem Alto ein Selmer Soloist gespielt. Sehr gutes Mundstück, runder warmer Klang. In meiner Einnnerung etwas "dunkler", weniger obertonreich als das Meyer was ich jetzt schon lange spiele. Sooo, anders ist es aber nicht. antonio
Hallo Antonio, herzlichen Dank für Deine Antwort. Ich empfinde das SelmerESoloist wärmer und "charkteristischer" vom Klangbild her gegenüber dem M6M; hat aber sicher auch mit den 4 Jahren zu tun, was ich das Meyer schon spiele (subjektiv betrachtet). Vielleicht haben auch andere User noch eine Einschätzung? Vielen Dank schon mal... Sachsin
Und auf die Blätter, nicht zuletzt freilich den Spieler - auf seinen Ansatz, seine Anatomie, seine Spielweise, seine Klangvorstellungen... Schöne Grüße, Rick