Saxophon für Klassik/Jazz/Funk/Rock gleichermaßen geeignet ?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Otfried, 28.Januar.2013.

  1. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Moin,

    anlässlich der Diskussion um das neue Buffet Senzo Saxophon stelle ich mal die Frage in den Raum:

    Gibt es Unterschiede in der Bauart, die ein Saxophon besonders geeignet für klassische Musik, oder Jazz oder Rockmusik oder Funk machen ?

    Hintergrund:
    Ich spiele ein Buffet S1, welches gemeinhin(?) als eher für Klassik geeignet gilt. So jedenfalls der vielsagend und mitleidig lächelnde Blick, den ich auf einigen Jazz Workshops (früher) mal erhalten habe.

    Selbst hatte und habe ich diesen Eindruck nie gehabt, für mich gibt es gute und weniger gute, für mich passende und weniger passende Instrumente. Die Eigenschaften, die ein gutes Instrument ausmachen (Ansprache, Intonation, Dynamik) sollte es für alle Musikrichtungen tauglich machen.

    Klanglich gibt es aber natürlich gewisse, mehr oder weniger feine Unterschiede. Auch wenn Mundstück und Blatt m.E. einen bei weitem höheren Einfluss auf den Klang haben, und der Spieler ja auch noch reichlich Variabilität mitbringt (oder jedenfalls mitbringen sollte), so sind doch auch Unterschiede zwischen verschiedenen Saxophonen merkbar.

    Verkürzt könnte man auch fragen: Würde Raaf Hekkema ein Inderbinen spielen wollen, und wie würde sich wohl Maceo Parker mit einem Buffet Prestige fühlen ?

    Gruß,
    Otfried
     
  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Früher hat man für Klassik selbstverständliich ein Selmer Mk VI genommen. Die Tendenz für Jazz dagegen ging mehr zum Selmer Mk VI. Motown und Soul-Geschichten wiederum bevorzugten Selmer Mk VI. Funk ... hm, gute Frage, Maceo Parker spielt Selmer Mk VI, glaube ich.

    Also, will sagen, Mundstück, Blatt und SPieler entscheiden's eher als der der Resonator hinterm Mundstück, IMHO

    Grüße
    Roland
     
  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Ich hab mal wo gelesen, dass man heute mit einem Mk VI zu keinem Meisterkurs (oder wie die heissen) mehr zugelassen wird.

    Gruß,
    Otfried
     
  4. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,
    unter http://www.saxpics.com/infonmisc/whatshouldibuy/main.htm gibt es eine Auflistung, welche Saxophone für welche Art von Musik besonders geeignet sein sollen. Aber ob das wirklich so zu verallgemeinern ist?

    Viele Grüße, Dirk
     
  5. rbur

    rbur Mod

    Die Hauptaussage lässt sich schon verallgmeinern:
     
  6. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hallo rbur,
    dieser Aussage würde ich ja auch sofort zustimmen. Aber steht diese Hauptaussage (der Spieler macht den Sound) nicht in gewissem Wiederspruch zu der Zuordnung einzelner Saxophonmodelle zu bestimmten Stilistiken (S20 = Jazzhorn, Truetone = Klassikhorn, etc) ???

    Viele Grüße, Dirk

     
  7. Rick

    Rick Experte

    Hallo Dirk,

    Verallgemeinerungen sind meiner Ansicht nach oft irreführend, weil sie meistens wichtige Faktoren außer Acht lassen, hier beispielsweise das Zusammenwirken von Instrument und Spieler.

    Und dann geht es ja damit weiter, was man unter DEM Jazz oder DER Klassik versteht.
    Wenn Pete Hales etwa das "King Super 20" als "THE jazz horn" bezeichnet, weil es einen "beautiful, bright sound" hat, dann sollte man sich schon fragen, ob man diesen angepriesenen grellen Klang wirklich für Swing oder Bossa Nova brauchen kann. :roll:

    Und DIE Klassik ist in Wirklichkeit ebenfalls ein riesiges Feld, das von Barock-Umsetzungen über spätromantische und klassizistische Originalkompositionen bis hin zu expressiver Avantgarde reicht.

    Ein Kollege von mir betont immer wieder gerne, dass es keineswegs DEN klassischen Sound oder DIE klassische Spielweise gäbe, das gilt natürlich umso mehr für Jazz mit seinen schier unzähligen unterschiedlichen Stilistiken.
    Selbst Rock und Pop sind wesentlich weniger festgelegt, als man oberflächlich besehen glauben möchte.

    Also stellt sich meiner Meinung nach in erster Linie die Frage, ob nicht das Instrument, sondern vielmehr der jeweilige SAXOFONIST für Klassik/Jazz/Funk/Rock gleichermaßen geeignet ist. :-D


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  8. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    Richtig ist sicher, dass es DEN Jazz-sound, DEN Klassik-sound, DEN Pop-sound, DEN R&B-sound nicht gibt.


    Dennoch ist Mensch ja so gestrickt, dass er/sie gern klassifiziert.

    Und sind wir mal ehrlich:

    Wenn jeamd sagt: "Das ist aber ein jazziger sound" oder "Der/die klingt aber klassisch".

    dann hat doch jeder von uns eine Soundvorstellung im Ohr, oder?
    Die wird sehr unterschiedlich sein und auch nicht unbedingt dem "tatsächlichem" sound entsprechen. Aber sie ist da!


    Cheerio
    tmb

     
  9. rbur

    rbur Mod

    Jein, denn das bezieht sich ja nur auf die 5-15%. Da ich aber bei den ersten 80% noch gewaltiges Verbesserungspotenzial habe, ignoriere ich das erstmal.

    Die meisten klassischen Saxophonisten scheinen übrigens diese (absolut korrekte) Aussage hier gar nicht zu kennen
    und spielen Selmer S80 mit Selmer Mundstücken.


    Außerdem spiele ich Yamaha. Diese haben ja bekanntlich weder Seele noch Charakter und machen deshalb keinerlei Vorgaben bezüglich eines bestimmten Stils. Man kann deshalb alles damit spielen.
     
  10. DirkThomsen

    DirkThomsen Ist fast schon zuhause hier

    Hi Rick,
    meine Frage war ja auch eher rhetorisch zu verstehen gewesen.

    Ups, habe den Seitenhieb verstanden:) Also heute Abend kein Bossa, da es nicht zu meinem S20 paßt, was ich dabei habe:cry:

    Viele Grüße, Dirk
     
  11. horrorsax

    horrorsax Kann einfach nicht wegbleiben

    Hallo,

    also ich glaube nicht, daß es irgendein Sax gibt, welches sich besonders für irgendeine Musikrichtung eignet. Dies konnte ich bei meinem Buescher Aristokrat "Big B" kürzlich erst feststellen.
    Anfangs hatte ich es mit einem Yamaha C7 Cusom MPC gespielt, hörte sich schön weich, rund und dunkel an (und das Sax lässt sich super damit spielen). Dann kaufte ich ein JodyJazz CHI 7* (hab´s natürlich im Saxladen angetestet) und damit klingt das Sax total "modern" rockig,funkig, dreckig (und vieeeel lauter :-D ); weshalb ich das mit den 10 - 15% MPC-Einfluss, was da geschrieben stand, anzweifeln muss.
    Auch der Verkäufer im Saxladen (auch Instrumentenbauer und Saxspieler) meinte, daß das MPC bis zu 30% Sound ausmachen KANN (muss natürlich nicht so sein; da ja auch das Blatt usw. Einfluss hat).
    Also, am besten Sax im Laden mit div. MPC´s antesten, und dann kaufen... ;-)

    LG

    Thomas
     
  12. Rick

    Rick Experte

    Hi Dirk,

    so habe ich sie auch verstanden - und nur als Aufhänger für meine Betrachtungen des Themas benutzt. ;-)

    Mooooment - Herr Hales hat etwas von einem "bright sound" geschrieben, ich empfinde aber Dein Tenor gar nicht als "bright", jedenfalls wenn Du es spielst.
    Wahrscheinlich hat nur Herr Hales damit einen grellen Klang! :-D


    Viele Grüße,
    bis gleich im Proberaum,
    Rick
     
  13. TheSteamer

    TheSteamer Guest

    Moin !

    Saxophone sind nun mal in gewissen Zeitaltern der Musikgeschichte gebaut!

    Man muss schon verstehen….wenigstens chronologisch, das ein Saxophon von 1925
    ja nicht als Funk-Rock Horn gebaut wurde, weil es Funk oder Rock nicht gab.

    Ein Insider Frontline Horn wie Martin Commitee für Klassik?
    Hörner die einen `Ground-Edge ` haben wie eben The Martin oder auch das Conn 10M aus den 50/60er sind eher nicht für Klassik gebaut.

    Nur das Martin Stencil was von Sorkin gebaut wurde aka Dick Stabile Modell wurde in der Klassik benutzt, weil eben auch bedeutend genauer in der Stimmung.

    Ein King Super 20 ist für die damalige populäre Musik gebaut und wurde in der Klassik eher nicht benutzt, es liegt auch an der Klangkultur aus der es hervorgeht.

    Buescher und Conn sind die einzigen die gehäuft in der Klassik benutzt wurden, das hängt mit dem „ Full - True – Charakter“ zusammen. (alte Mensur/Tonlochanordnung)

    Ältere Saxophone aus französischer Fertigung z.B. Thibouville, Pellison, Dubois, Cabart, Couesnon, Guenot, u.a. wurden sicherlich mal im Salonorchester gespielt, sehr selten im Jazz!

    Wer so wirklich Ohren für ältere Saxophone hat und ihre Vorzüge raus holen kann, der wird sie kaum im Rock, Funk oder Hip Hop/ Rap einsetzen.

    Nicht das es nicht geht, aber ihre klangliche Reaktion ist eher nicht so ganz passend.

    `All Round` das modern gebaute Saxophon das ist nun mal Mark VI., gleichwohl es da auch einige französische Musik Professoren gab und gibt, die es mit einem Klassik MPC immer noch für zu aggressiv halten, aber auch hier gilt, …nicht unbedingt jedes!

    Wenn es z.B. um tanzbaren Soul- Disco- Latin –Smooth -Jazz im Uptempo handelt, dann lege ich mein `Chu Berry` bei Seite, denn egal mit welchem MPC, das geht besser auf einem Selmer oder anderen moderneren Saxophon, der Ziehbereich wie der Grundton ist passender.

    Ich habe z.B. einen alten Conn `Chu Berry ` Bogen mit einer moderneren Kurve versehen,
    das machte oben Probleme, wiederum auf einem späteren 10M nicht, macht es richtig offen.
    *Ältere Mensuren reagieren mit modernen Bögen/Kurven sehr zickig!

    Weiterhin habe ich einige Mark VII. und S80 mit einem BA und SBA Bogen ausgestattet, und das kam sehr gut, kaum Unterschied zum original Korpus.
    Umgekehrt machte es wieder oben Probleme.

    In den Bögen ist viel verborgen!

    Letztendlich kann man natürlich für Revival oder Neo alles benutzen, da die vermischende Variationen überall stöbern!

    Grüße the Steamer
     
  14. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich meine auch, dass es in erster Linie auf mich als Spieler ankommt.

    Ich komme seit vielen Jahren in allen Genres prima zurecht. Ich benutze immer die gleichen Mundstücke. Nur bei den Blättern wechsle ich hin und wieder.

    Bisher haben sich nur ein Bruchteil der Mitspieler - das waren dann nur Klassiker - beschwert. Wobei sich die Beschwerden mehr auf die Lautstärke bezogen denn auf den Klang selbst. Und bei den Klassikern gibt es halt immer noch welche, die eine Antipathie haben gegen ein Saxophon. Sie haben noch immer nicht verstanden, dass es das beste Instrument der Welt ist. ;-)

    Mein King S20 nutze ich als Allroundhorn, also für Klassik, Jazz oder Pop. Komme damit wunderbar klar.
    Ebenso klappt es vorzüglich mit meinem Mauriat Influence Tenor, meinem Pan Am Tenor oder meinem Yani Sopran.

    Das einzige, bei dem ich noch kein Ausflug in die Klassik gemacht habe, ist mein Martin HC Imperial Alto. Das liegt aber mehr an der etwas heikleren Intonation denn am Klang. Letzterer wäre wegen der Fülle hochinteressant, vor allem im Zusammanspiel mit einer Kirchenorgel. Das werde ich demnächst ausprobieren.

    Lg
    Mike
     
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