Sexism in Jazz?

Dieses Thema im Forum "Off Topic - für Philosophen, Esoteriker etc" wurde erstellt von Juju, 17.Juni.2014.

  1. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich habe jetzt nicht gesucht, ob schon ein Thread dazu existiert, aber nehme meine eigene Erfahrung zum Anlass, einen aufzumachen.
    Letzte Woche habe ich das zweite Set bei einem Gig in einem Jazz Club in Soho auf dem Bariton mitgespielt, und nach dem Gig kam ein Punter auf mich zu und sagte, sie hätten an seinem Tisch Wetten abgegeben, wie schlecht ich spielen würde, weil ich ja schon rein optisch nicht so aussehen würde, als würde ich auch nur einen Ton aus dem Bari rauskriegen, aber sämtliche Wetten seien nach hinten losgegangen, was für ein fetter Sound etc...
    Mir blieb ehrlich gesagt der Mund offen stehen, ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte! Es sollte ja offenbar ein Kompliment sein, aber ich habe es als ziemlich sexistisch empfunden.
    Wenn da jetzt ein kleiner schlanker Mann aufgetreten wäre, hätten derartige Wetten bestimmt nicht stattgefunden...
    Mich würde mal interessieren, ob andere weibliche Forumsmitglieder ähnliche Dinge erlebt haben.
    Leider haben die wenigen weiblichen Profi-Kolleginnen, die ich so kenne, fast alle ziemlich heftige Geschichten zu dem Thema zu berichten, das geht sogar soweit, dass einer Saxophonistin eine Tour gecancelt wurde, weil der Promoter keine Frau in der Band akzeptierte (höchstens eine Sängerin...).
    Zu dem Thema passt auch das hier San Francisco Musicians protest Gender Discrimination by Jazz at Lincoln Center Orchestra
    Es geht um die Forderung nach "blind auditions for jazz musicians". Im Bereich der klassischen Musik konnte nach Einführung von Blind Auditions der Anteil von Frauen stark angehoben werden. Wobei ich sagen muss, Frauen hin oder her, das Orchester ist der Hammer, Wynton hat schon die richtigen Musiker in der Band. Da frage ich mich dann eher, an welcher Stelle passiert es, dass so wenig Frauen überhaupt die Entscheidung treffen, professionelle Jazzmusikerin zu werden. Sie sind unter den Profis eine absolute Minderheit. Liegt es an mangelnden "female role models"?

    LG Juju
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hi Juju,

    ein berechtigtes Thema wie ich finde.

    Wenn man Frauen Combos auf dem Sax googelt, präsentieren die sich überwiegend ausgesprochen sexy.

    Bei Männern kenne ich nur den "Grazy Sax Man" (careless whisper)

    Selbst Candy Dulfer setzt ihre Reize bewusst ein.

    Insofern....Muss das sein?

    Ist es beim Gesang nicht ähnlich? Cocker vs. Lana del Ray?

    Dann kommt "Adele" und Karl Lagerfeld lästert....

    CzG

    Dreas
     
  3. saxoson

    saxoson Ist fast schon zuhause hier

    Da haben Männer immer noch nix gelernt. Die Wertschätzung und der Respekt öffnen doch ganz andere Wege.Ansonsten bleibts nur bei Klischees stehen.


    Ernst
     
  4. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Muss nicht immer sein, Angelika Niescier zb gibt sich völlig normal und spielt einfach hammergeil.
    Ich geh allerdings auch nicht in ein Konzert um mir Frauen anzugucken ,sondern weil mir die Musik gefällt ;-)
    Um ehrlich zu sein schreckt mich Hinterngewackle und ähnliches eher ab ,weil da automatisch der Verdacht aufkommt das da etwas kaschiert werden muss...
     
  5. straightontheoffbeat

    straightontheoffbeat Ist fast schon zuhause hier

    Auch wenn ich keine Profimusikerin bin, in unserem Jazzquintett sind wir immerhin drei Frauen und damit auch eher eine Ausnahme. Auf den Sessions, wo wir spielen, haben die Frauen oft die Rolle der Sängerin. Meine Bandkolleginnen spielen Piano, Altsax/Posaune und ich Tenorsax. Ansonsten haben wir noch einen Bassisten und einen Drummer. Wir fühlen uns auch teilweise als Ausnahme. Es gibt sicher zuwenig ''female role models', oder sie sind einfach zu wenig bekannt. Sehr schade!
    @nightwatchman: Dass du sprachlos warst, kann ich gut verstehen. Ich finde diese Reaktion schlicht respektlos. Auch wenn es als Kompliment gemeint sein könnte... Manche Kerle benehmen sich leider wie Bauklötze...
    Schönen Gruss
    Straight
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Hallo Juju,

    habe erst vor ein paar Wochen genau diesen Protest mit Steve Goodson und Co. diskutiert.

    Erstmal, dass Dir sowas gesagt wird ist höchst unverschämt. Das habe ich ebenfalls schon erlebt und es wird mir sicher und leider weiterhin passieren.

    Was diesen Protest und die Band Besetzung angeht: Ich bin der überzeugung, (wenn man es sich aussuchen darf) dass man als Musiker nicht nur jemanden nimmt der es KANN, sondern auch jemanden, mit dem man sich zwischenmenschlich gut versteht und dessen Stil man als passend für den Anlass empfindet (egal ob Mann oder Frau). Diesen Protest fand ich von der Grundidee gut (als Frau und weil ich selber selten auf Frauen im Jazz stoße), von der Umsetzung aber unpassend. Für mich ist jeder Musiker ein Künstler und jeder einzelne hat seinen eigenen Stil oder Art, Musik zu interpretieren.
    Es geht hier um Musik und nicht um einen Studiengang. Es geht primär um Emotion als um Rationalität. Ein Gallerie macht auch keine Job-Interviews für bildende Künstler, um zu sehen wer besser malt ;)

    Natürlich darf man hierbei dennoch nicht vergessen, dass Sexismus ein Thema im Jazz ist. Natürlich gibt es zuwenige Frauen im Jazz und natürlich werden Sie zuwenig annerkannt. Ich habe das Gefühl, dass Frauen unglaublich gut an Ihrem Instrument sein müssen, um erst wahrgenommen werden zu können (wohingegen Männer mit einer normalen, guten Leistung genausoweit kommen) - (was ist Eure Erfahrung/Meinung hierzu?)
    Das Aussehen ist auch ein Problem. Wenn Frau sich als z.B. Jazz Saxophonistin verkauft, sich dennoch wie eine Pop-Sängerin kleidet, dann stößt Sie oft auf Widerstand - entweder wird Sie als Sexobjekt gesehen (und hat Erfolg) oder nicht ernst genommen, oder beides. Die Frau wird generell sexualisiert und Ihr Talent wird oft übersehen.

    Ich würde mir wünschen, dass mehr Frauen im Jazz Erfolg haben und sich trauen auf die Bühne zu gehen. Trozdem werde ich immer die/den nehmen, die/der mir am besten gefällt und keine "Frauenquote" oder "Männerquote" in meine Band einführen. Für mich sind alle gleichberechtigt und es wäre schön, wenn unsere Gesellschaft das auch so sehen würde.

    Liebe Grüße!
     
  7. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Hi Sara, Du hast absolut recht, idealerweise spielt das Bandmitglied nicht nur ausgezeichnet, man versteht sich auch bestens. Dave's Band sind natürlich auch seine Buddies. Bei dem Protest wurde ja kritisiert, dass das Lincoln Center Orchestra eine Institution ist, die heftigst subventioniert wird, und daher wird Transparenz beim Auswahlverfahren gefordert. Auditions oder ähnliches haben ja für das Orchester noch nie stattgefunden, sondern das ist komplett in Wynton's Hand. Aber ich denke auch, dass das Orchester, so wie es ist, genial ist, durfte es vor einigen Wochen noch live bewundern... Das Grundproblem liegt m.E. woanders.
    Ich bin selbst gerade dabei, eine Big Band zusammenzustellen für ein größeres Projekt, und ratet mal, wieviele Frauen da mitspielen werden...? Außer mir bis jetzt gar keine, und ein Chair ist noch offen, den wird höchstwahrscheinlich eine Frau bekommen. Tja, der Rest der Band wird männlich sein, und das nicht, weil ich frauenfeindlich bin, mir wäre das so egal, ob männlich oder weiblich, aber ich habe die besten für den Job ausgesucht, und das ist dabei rausgekommen.
    Also meine Erfahrung, was die Profi-Saxophonistinnen hier in UK angeht, die sind eher pit musicians und Multiinstrumantalistinnen. Die, die tatsächlich im Jazzbereich einen Namen haben, kann man an einer Hand abzählen. Unheimlich gut müssen eigentlich alle sein, geschlechtsunabhängig, die Konkurrenz ist hier einfach riesig.
    Was das Aussehen angeht, ist es hier eigentlich recht "diverse", das kann jede machen, wie sie will, die meisten kümmern sich aber eher darum, das sie Klamotten anhaben, die sie nicht beim Spielen stören, also eher "smart casual" als "rock star".
    Ich habe auch das Gefühl, dass Frauen eher zurückhaltend auf den berüchtigten Jam Sessions sind und lieber einfach Musik machen wollen und nicht so kompetitiv sind, während die Jam Sessions ja oft extrem testosterongesteuertes Platzhirschgehabe sind :-D
    Leider finden sich gerade da aber auch Cliquen zusammen, oder andere Musiker checken die New Cats in der Szene aus.

    LG Juju
     
  8. bebob99

    bebob99 Strebt nach Höherem

    Ja, was soll ich sagen? Ein paar tausend Jahre "Zivilisation", wobei man eigentlich nur die letzten paar Jahrzehnte rechnen darf, machen aus Affen keine Engel. Ein vernünftiger Bildungsstandard mag eine Weile darüber hinweg täuschen, aber stecke ein paar Männer zusammen, gieße ein paar Bier drüber und wir sind wieder in der Vor-Steinzeit.

    Das muss man jetzt nicht mögen, ist aber leider so. Zahlreiche gefinkelte Untersuchungen von Psychologen an zivilisierten Männern und Frauen zeigen ein eindeutiges Bild. Innerhalb der ersten paar Millisekunden nach Gewahrwerdung einer fremden Person werden die essentiellen Merkmale erfasst und die Person kategorisiert in:

    1) Potentieller Geschlechtspartner
    2) Potentieller Gegner
    3) unwichtig

    Und zwar von Männern UND Frauen. Erst danach schalten sich höhere Gehirnzentren zu und man beginnt höflichen Smalltalk. Natürlich Gender optimiert und unverbindlich, man ist ja kein wildes Tier.

    Trotzdem werden mehr oder weniger alle Handlungen unbewusst nach einem einfachen Prinzip gesetzt: Steigert es meine Chancen auf Fortpflanzung und erfolgreiche Aufzucht meiner Jungen?

    Potentiellen Geschlechtspartner erblickt, aber durch die Gruppe und Situation behindert? Also fleißig stänkern und das potentielle Ziel in den Augen der Konkurrenten unattraktiv machen. Wenn alle Konkurrenten abgelenkt sind ein Vorstoß wagen und Interesse und Bewunderung zeigen. Auch wenn die Chance noch so klein ist...

    Was genau war gerade das, was Dich verwundert hat? Menschen SIND Tiere, nur dass die Zivilisation das ein wenig zugepinselt hat, damit es bei der hohen Bevölkerungsdichte nicht zu einer Katastrophe kommt.

    War das sexistisch? Ja, war es! Leider lässt sich das nicht einfach durch Verordnungen ändern. Man kann durch Erziehung (Konditionierung) das Verhalten in gewissem Rahmen beeinflussen. Man kann durch Gesetze eine gewisse Abschreckung bewirken, aber gib dem Tier eine Chance und es wird wieder erkennbar werden. Allen Bemühungen nach Gleichbehandlung zum Trotz.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    @ Juju

    Ich spiele hier mal den Advocatus Diaboli und oute mich spasseshalber mal als Sexist.

    Das hat folgenden Background : Mir sind in der Vergangenheit SEHR viele eher kleine und schmächtige Damen aufgefallen, die sich ausgerechnet ein Bari um den Hals hängen müssen.
    Da gibt es in der Tat irgendwie einen Trend dazu....schon seit langem !!

    Diese kleinen Damen rocken das Bari aber oft wie kein anderer - und DAS ist erstaunlich !!
    ICH ... mit ein paar Kumpels am Start, hätte also genauso eine Wette eingehen können...ob die Deern das Ding wohl spielen kann.
    >>> Ich hätte allerdings darauf gewettet, DASS sie es kann.


    Ansonsten > Sexismus und Musik waren und werden IMMER verbunden sein....und beide Geschlechter tun das Ihre, um diesen Status zu erhalten. Ich habe einen faszinierenden Liveauftritt der Frauenband " Katzenjammer" auf DVD....die sind echt genial !! >>> ABER ZU knapp angezogen. Immerhin wirken sie sehr motiviert und natürlich ...nich wie so manche ""Disco -Queen"" - die man ebensogut an der Stripstange erwarten könnte.
    Bei den Männlichen Kollegen sieht das ähnlich aus...die haben auch alle so ihre Balzrituale .........
    Tja...und wenn sich da nun was überkreuzt ... Frauen plötzlich Jazz spielen oder Männer mit dem Hintern wackeln - dann sind solche Geschichten eigentlich irgendwie vorprogrammiert....das IST bei den Menschen nunmal so - wenn ihn was verunsichert, geht er in die Trieboffensive....Männlein wie Weiblein.

    Ich bin auch schonmal zusätzlich zu meinem Tenor mit nem Sopran in die Bandprobe gekommen.... und bekam den Kommentar : Hamse Dich kastriert ??
    Des ist doch ein Mädchenschwarminstrument...damit kannste Dich gleich wieder verpissen !
    ( Habe ich auch gemacht ) >>>> Aber auch DAS ist Sexismus....ob im Jazz, im Ska, im Reggae GANZ besonders , ob in der Disco oder im berühmten Bolero, der sogar schon für dubiose Filmaufnahmen missbraucht wurde.

    Man KANN dem nicht entgehen !!.....Die Klassiker im Anzug - die KÖNNTEN da eher wenig von mitbekommen ( weiss ich nicht ) ---- aber ansonsten ist das Thema omnipräsent....da kann man hinsehen, wo man will.... so meine bescheidenen Sozialstudien....

    LG

    CBP
     
  10. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    . . . also zum Bereich des "ernsthaften" Jazz, Jazz als wirkliche Kunstform, da weiss ich nicht, ob Frauen bessere oder schlechtere Karten haben. Bei Musik jedenfalls, inklusive entsprechenden Jazzvarianten, die überwiegend zur Unterhaltung gespielt wird, haben sie meiner Erfahrung nach eindeutig bessere, deutlich bessere.
    Deswegen laufen ja zB Frauenbands recht gut. Und meine Erfahrung auf Sessions, wenn eine Frau einigermassen was hinkriegt, kriegt sie mehr Applaus als ein Mann mit entsprechender Leistung.
    Bei Bandanfragen werden wir öfters gefragt, ob wir (eine) Frau(-en) dabei haben.
    Ich vermute generell, das es für eine Frau leichter ist, eine musikalische Karriere im Pop, Rock- bis Jazzbereich zu machen.

    Ansonsten, in der "E"-Musik, von Oper bis Kammermusik, da kommen die MusikerINNEN ja auch nicht in der Jogging Hose. Sich so zu kleiden, das Hinschauen angenehm ist, ev durchaus mit Sexappeal, finde ich eine gute Basis von Kunst und Kultur, gilt entsprechend sicher auch für KünstlerINNEN, die zB ihre Ausstellung eröffnen usw.

    Soweit ein paar nächtliche Assoziationen meinerseits

    Cheers!



    [size=x-small]
    http://swing-jazz-berlin.de/#acapella[/size]

     
  11. ReneSax

    ReneSax Ist fast schon zuhause hier

    Hallo!

    Zum Thema "Frauen und Jazz" möchte ich nebenbei auf eine Veranstaltung bei mir in der Nähe aufmerksam machen:

    Woman in Jazz heißt sie. Hier treten solistisch ausnahmslos Frauen auf und die Männer spielen in der Begleitband.

    Wobei ich meinen Vorredner Recht gebe: Es gibt noch sehr viele Vorrurteile und das wird sich leider nicht so schnell legen. In der nächsten Generation sieht das dann schon anders aus.

    Viele Grüße

    René
     
  12. edosaxt

    edosaxt Strebt nach Höherem

    Ach ...
    Solche unvorstellbar dummen Bemerkungen, wie die der Herren, bringen mich immer wieder dazu, an der Denkfähigkeit einiger meiner Geschlechtsgenossen zu zweifeln.
    Man stelle sich den umgekehrten Fall vor, eine Dame kommt nach dem Konzert auf den männlichen, gut aussehenden Solisten zu und...
    Lächerlich und albern. ..

    Ob dies am Jazz Publikum liegt, bezweifel ich stark; ähnliches hätte dir, vielleicht mit Ausnahme der Klassik, in jeder Musikrichtung passieren können.

    Stellt sich die frage, warum die U-musik so männlich dominiert ist, dass Frauenbands immer noch die Ausnahme sind, oder weibliche Bassistinnen...

     
  13. HanZZ

    HanZZ Ist fast schon zuhause hier

    Hallo zusammen,

    mein Eindruck ist, dass Nicht-Musiker die physische Anstrengung, die das Saxophonspiel kostet, deutlich überschätzen.

    Die häufig beobachtete Auffassung ist, daß ein Baritonsaxophon doppelt so anstrengend zu spielen sein müsste, wie ein Alto, weil es etwa doppelt so groß ist.

    Insofern könnte in der (richtigerweise) als sexistisch aufgefassten Bemerkung, die tatsächlich nicht von guter Kinderstube zeugt, auch ein Kern ernst gemeinter Bewunderung (kleine Frau - großes, anstrengend zu sopielendes Horn) stecken.

    just my .02€
    HanZZ
     
  14. Claus

    Claus Mod Emeritus

    @Juju

    Die von Dir geschilderten Bemerkungen sind einfach nur dumm - ich kann verstehen, wenn Dich das ärgert. Aber wert sind die Herren es nicht, dass Du Dir einen schönen Abend verleiden läßt. Kennst Du den schönen Spruch "Was schert es eine deutsche Eiche, wenn ein Schwein sich an Ihr kratzt"? Denk Dir Deinen Teil und laß sie einfach stehen.

    Kritisch wird es m.E., wenn solches Denken zu tatsächlichen Diskrimierungen führt, wie z.B. bei der Jobvergabe. Da ist es mit "stehen lassen" nicht mehr getan.

    @ Gallitz

    Das ist richtig, aber leider nur die halbe Wahrheit. Manche Frauen scheinen nur allzu bereit, typisch männliche Erwartungen (siehe Beitrag von Bebob99) zu erfüllen und setzen ihr gutes Aussehen gezielt ein, um sich "Wettbewerbsvorteile" zu verschaffen. Ich will das nicht verurteilen, aber zumindest darauf hinweisen, dass sich die betreffenden Frauen damit z.T. auch selbst "sexualisieren".

    Dass insbesondere Männer empfänglich sind für Botschaften unterhalb der Gürtellinie, ist eine Erfahrung, die sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht. Ich bezweifle, dass sich das vollständig wegzivilisieren läßt.

     
  15. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    @Claus:Korrektur! "was stört es die deutsche eiche, wenn sich das borstenvieh daran wetzet"-klingt poetischer..


    Grüsse

    Mixo
     
    Gelöschte 11056 gefällt das.
  16. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Womit wir wieder bei Candy Dulfer wären...trotzdem ist mir Maceo Parker 10x lieber. Aber wie ist dann die Show von James Brown zu beurteilen? Oder Prince?

    Zumindest im Amateurbereich (in den Bands in denen ich war/bin) ist das Geschlechterverhältnis halbswegs ausgeglichen.

    Gruß
    Saxfax
     
  17. hjh

    hjh Nicht zu schüchtern zum Reden

    Das Thema lohnt eine nähere Beschäftigung. Für die Interessengemeinschaft Jazz in Frankenthal gestalte ich gelegentlich sogenannte „Plattenabende zu bestimmten Themen. Als ich einiger Zeit das Thema „Frauenpower – Jazzladies vorschlug, wusste ich zwar bereits, ich genug Beispiele finden würde. Als ich dann durch meinen Plattenschrank stöberte, war ich doch selbst überrascht, auf wie viele erstklassige Musikerinnen ich bei der weiteren Recherche stieß. Viel mehr, als an einem Abend vorgestellt werden könnten.
    Seit den frühen Tagen des Jazz ließen einflussreiche Instrumentalistinnen aufhorchen und heute gibt es kaum ein Instrument, das nicht auch von wegweisenden Frauen gespielt wird. Fast zu jedem im Jazz eingesetzten Instrument fand Hans-Jörg Hussong genügend Material für abendfüllende Programme.
    Allein, wenn ich mich auf deutsche Altsaxofonistinnen beschränkt hätte, wäre mehr als genug Musik für einen Abend zusammen gekommen.
    Deshalb kamen bei dieser Veranstaltung mit Beispielen aus über 100 Jahren Jazzgeschichte keine Sängerinnen zu Wort und es wurden auch nur wenige Platten von Klavierspielerinnen aufgelegt. Der Schwerpunkt lag auf Musikerinnen, die sich mit vermeintlich für Frauen untypischen Instrumenten hervorgetan haben: Trompete, Posaune, Saxophon, Orgel, Kontrabass und Schlagzeug. Wen’s interessiert, die Playlist gibt's im Anhang.

     
  18. Gelöschtes Mitglied 7743

    Gelöschtes Mitglied 7743 Guest

    Beim Thema Frauenpower - Jazzladies fällt mir als erstes Lauren Sevian ein, die wirklich sensationell gut Baritonsaxophon spielt und die meisten ihrer männlichen Kollegen locker in den Schatten stellt.

    http://laurensevian.com/

    Soviel zu "Ladies können kein Baritonsaxophon spielen". Derartige Sprüche, wie Du sie gehört hast, sind einfach nur grober Unfug und zeigen, wie wenig so mancher von Jazz versteht. Gräme Dich also nicht allzusehr Juju; ich wäre gern bei deinem Konzert als Zuhörer dabei gewesen.

    Also "keep swinging"

    Gruß, Bernd
     
  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Moin!

    Ich bin liberal(?) 'erzogen'. Bei mir zählt immer 'Hat die Person es drauf oder nicht?', unabhängig davon, was diese Person zwischen den Beinen hat.

    Fällt mir noch die traurige Geschichtre ein, wo dann die Posaunisten klagen musste:
    "...
    Monate nach ihrem bestandenen Probe­jahr geriet Abbie Conant im September 1982 plötzlich und ohne Vorwarnung ins Visier von »Silberlocke«. Jemand, der die Geigerin Anne Sophie Mutter nach einem geplatzten Konzert als »Geigende Henne« brüskierte, verputzt eine Soloposaunistin zum Früh­stück ? sollte man meinen. Aber Mrs. Conant erwies sich als überraschend zähe Gegnerin. Mit Celibidaches schwammigen Erklärungen, sie habe nicht genügend Luft und könne die Gruppe nicht führen, gab sie sich schon gar nicht zufrieden. »Sie kennen das Pro­blem. Wir brauchen einen Mann für die Solo­posaune.« Nach Celis raunziger Bemerkung stieg Abbie Conant mit dem Maestro in den Ring. Runde 1: Rückstufung zur 2. Posaunis­tin. Runde 2: Klage vor dem Arbeitsgericht. Runde 3: Das Gericht sucht jahrelang einen Gutachter, um Abbies Spielfähigkeit zu tes­ten. Runde 4: Acht Jahre nach ihrem Eintritt in das Orchester gewinnt sie das Berufungs­verfahren und erhält ihre Solostelle zurück. Der 79?jährige »Marlon Brando der Dirigen­ten« hingegen zeigte Nerven und wurde in der Münchner Abendzeitung ausfällig: »Die­se Leute, die täglich alles vergiften, sollten einmal pausieren oder über Gynäkologie schreiben. Auf dem Gebiet hat doch jeder ein bisschen Erfahrung. Aber in der Musik sind sie Jungfrauen. So bleiben sie, so gehen sie auch in eine andere Welt hinüber, nie von ei­nem wirklich erlebten Klang befruchtet.«


    Der Schlagabtausch geht weiter. Abbie Conant möchte nun auch das gleiche Gehalt wie ihre männlichen Kollegen ? nach weite­ren fünf Jahren Gezerre vor Gericht gibt sich die Stadt München geschlagen und stimmt der finanziellen Anpassung zu. All die Jahre hat Abbie Conant trotz größter nervlicher Anspannung ihren Orchesterdienst ver­sehen. »Ja, ich habe ständig Angst gehabt zu versagen« und sich mit Alexandertechnit und Yoga gewappnet. Aber darüber verlierl sie eigentlich nur wenige Worte, vielmehr habe ihr das Verhalten der Kollegen zu schaf­fen gemacht, niemand habe ihr beigestan­den. Mal auf dem Flur ein verdrücktes »Halt durch«, das sei alles gewesen, sonst seien alle eingeknickt wie Klappmesser. Das sei bei allem Trouble aber auch eine existenzielle Er­fahrung gewesen: »Ich wusste bis zu dem Moment nicht, was in mir steckt an Power.«
    ..."
    http://www.osborne-conant.org/clarino.htm

    Die Geschichte mit Frau am Lead-Alt und den Problemen, akzeptiert zu werden, habe ich gerade nicht parat.

    BTW: Wir haben in der Big Band eine kleine zarte Japanerin (im Vergleich zu meinen Proportionen) an der Bassposaune. Mit einem superfetten Hammersound. Das ausnotierte Baritonsax-Solo war mir zu schwer, sie hat's auf der Baspoaune gespielt. Uff! Sie hat's halt drauf.

    Naja, es gibt noch viel zu tun.

    Grüße
    Roland
     
  20. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    Also Sexismus ist doch auch nichts ungewöhnliches. Sicher wäre ich an Juhus Stelle gewesen, wäre meine Reaktion etwas rustikaler ausgefallen.

    Klar gibt es solche und solche Männer. Allerdings bekenne ich mich auch dazu das mir besser gefällt, wenn Frau nicht nur gut spielt, sondern auch optisch ansprechend ist ( was aber natürlich subjektiv ist)
    Auch kann man nicht leugnen das manche Frau auch mehr durch Äusserlichkeit als durch Können voran kommt.

    Und Gleichberechtigung erreicht man gewiss nicht mit Zwangsabgaben und Quotenvorgaben.

    Wieso soll in Musik Buisiness anders sein als im Rest der Welt?




     
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