Wauh , was für ein Konzert gestern in HH. Sonny wirkte augenscheinlich wie ein alter Mann. Beim Sax - spielen war es, wie eine Verwandlung. Sein Spiel war rauh, expressiv und hatte sowas rotziges Unbedarftes. Das langanhaltende Klatschen der Zuhörer nach dem Konzert - verschaffte mit eine Gänsehaut - Sonny Rollins spielte darauf hin noch mal auf. Es gibt kein Alter in der Musik - mit geschlossenen Augen stand da jedenfalls kein 78 jähriger Mann. Ich habe das Konzert genossen und werde es nachhaltig in Erinnerung behalten....also üben, üben, üben...
Ich kann mich Nitram und Morello nur anschließen: Ein Ereignis! Es war in den ersten Momenten des Konzerts rührend und bewegend zu sehen, dass dieser Gigant mittlerweile ein krummer, alter Mann geworden ist, der nicht mehr ganz sicher auf den Beinen ist. Aber spielen tat er wie eh und je: Kraftvoll, unermüdlich, voller improvisatorischer Fantasie, mit langem Atem, einer nuancierten Tonbildung zwischen fragilem Hauchen und kraftvollem Geschrei, glutvoll und expressiv. Es heißt ja oft, dass Sonny Rollins eine Egomane sei, der seinen Mitspielern keine Raum gebe und sie nur als Tapete für seine Improvisationstornados missbrauche. Das mag so sein. Ich habe noch nie vorher ein ganzes Konzert von ihm gesehen. Aber gestern jedenfalls: Nichts von dem. Er ließ seine Mitstreiter ausgiebig solieren (auch der exzellente Percussionist hatte zwei ausgedehnte Beiträge, die anderen sowieso), kommunizierte mit ihnen und lieferte für mich ein Musterbeispiel an Interplay und Gruppendynamik. Es wurden ohnehin nur - wenn ich's richtig im Kopf habe - 6 Stücke gespielt plus eine Zugabe. Die aber lang und ausführlich, aber ohne Längen. Das erste Stück kannte ich nicht (hat es überhaupt einen Namen?). Sonny Rollins stimmte ein Motiv aus drei Tönen an, das die Band aufgriff und immer wieder variierte. Dieses Motiv bildete das Grundmuster einer fast 20-minütigen Improvisation, in der Sonny mit seiner harschen Tonbildung und dem spielerischen Gestus Reminiszenzen an John Coltrane oder Pharoah Sanders anklingen ließ. Danach zwei Balladen (u. a. In a Sentimental Mood), ein Calypso, ein Klassiker (Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt), noch ein Calypso und dann war Schluss. Man merkte ihm an, dass es körperlich für ihn anstrengend war. Man merkte ihm aber auch die Rührung und die Freude über den Zuspruch des Publikums an - ich habe selten erlebt, dass sich ein kompletter Saal mit Verklingen des Schlusstones zu einer langanhaltenden Standig Ovation erhob. Ich glaube, alle hätten Verständnis gehabt, wenn Schluss gewesen wäre. Aber nachdem die Saalbeleuchtung schon wieder an war, kamen er und seine Band noch einmal auf die Bühne für die Zugabe. Dieses Konzert werde ich noch lange in Erinnerung behalten. Zum einen, weil es fantastisch war, zum anderen, weil den Abend auch etwas Melancholisches umwehte. Nicht nur viele Besucher, sondern auch Sonny Rollins selber wird sich vermutlich die Frage gestellt haben, wie oft er wohl noch zu sehen sein wird ("I hope we see us again someday here in Hamburg. And if not: Auf Wiedersehen!"). Wer die Möglichkeit hat, ihn noch bei seinen weiteren Konzerten dieser Tour zu sehen, sollte das unbedingt tun: Es lohnt sich. Wirklich. Viele Grüße diko
Hallo, danke für die Infos über das Konzert. Freue mich schon seit einiger Zeit auf Sonnys Auftritt im Gasteig in München.
Ja, schön Diko hat es sehr gut beschrieben. Auf der Bühne war wirklich eine funktionierende Band zu sehen, auch wenn schon klar wurde, wer der Leader ist. Die begeisterten Reaktionen des Publikums zeigten jedenfalls Wirkung bei ihm; wenn bei den Calypsos die anderen solierten, tanzte Sonny Rollins dazu quer über die Bühne, am Schluss legte er noch eine Extrashow ein und spendierte am Bühnenrand, zum Publikum gebeugt, eine rhythmisches Ostinato auf dem tiefen Bb, die geballte Faust stieß er danach nach oben (Yeah! Ich kann's noch!). Es hat Spaß gemacht. Erfrischend unterhaltsame Musik, die sich wohltuend von dem sonst oft zu hörendem Mainstream abhob. Besten Gruß saxfax