Tex Beneke - eine vergessene Legende

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von kingconn, 14.Oktober.2006.

  1. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Tex Beneke war Solosaxophonist und Sänger ("Chattanooga Choo Choo") im Glenn Miller Orchester. 1946 wurde er Leader der Band.

    Beneke hat ein Martin Committee Tenor gespielt.

    Hier eine schöne Aufnahme. Beneke ist der Mann mit dem bunten Hemd.

    Viel Spaß beim Anschauen und schöne Grüße

    kingconn
     
  2. the_Martin

    the_Martin Ist fast schon zuhause hier

    Als "Martin Fan" freut es mich natürlich persönlich sehr wenn ich mal ein Martin Sax spielen sehe und höre.

    Aber mal ehrlich, eine amerikanische Jatzkapelle in der nicht ein einziger schwarzer Musiker mitspielt??? :-? :-? :-?

    Sowas läuft bei mir eher unter "Hollywood-Pop Propaganda" und sollte eigentlich wegen offensichtlichem Rassismus garnicht beachtet werden?!

    Musikalisch ist es schon ok, aber aus genannten Gründen habe ich da meine (persönlichen) Bedenken...

    gruss, Martin
     
  3. kryz

    kryz Ist fast schon zuhause hier

    Hi,
    also imho sieht man das doch recht oft, oder nicht?
    Auch die Buddy Rich Bigband, hatte wohl (fast) nie schwarze Mitglieder.

    Ich habe mr sagen lassen, dass sich diese Muskrichtung "Kommerz" nennt :)

    Viele Grüße

    Chris
     
  4. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    @the_Martin

    Wenn du da nicht absolut stichhaltige Beweise hast, fände ich es nicht fair, diese Band in solch eine Ecke zu stellen.
     
  5. the_Martin

    the_Martin Ist fast schon zuhause hier

    Jazz und Rassismus ist ja keine Erfindung und Behauptung von mir. Literatur zu dem Thema füllt Regale und irgendwie ist der Jazz ja auch daraus gewachsen. Daß die Popularität des (schwarzen) Jazz in der weißen Bevölkerung vielen "anders Denkenden" ein Dorn im Auge war ist Tatsache. Daß Glenn Miller seine Seele an Uncle Sam und die (weiße) amerikanische Propaganda verkauft hat ist Geschichte. Trotzdem würde ich nie behaupten, daß er oder seine Bandmitglieder aktiv rassistisch waren, passiv aber wohl doch (druck von "oben"?). Ich glaube einfach nicht an den Zufall einer rein weißen Besetztung in einer amerikanischen Big Band dieser Zeit. Deshalb vermute ich, daß die Bandmitglieder vorrangig nach ihrer Hautfarbe ausgewählt wurden. Diesen persönlichen "Verdacht" habe ich zur Diskussion in den Raum gestellt, in einer Beweispflicht sehe ich mich da nicht.

    Einige schwarze Musiker haben in den 50er und 60er und später ihre Heimat verlassen, sie fühlten sich in Europa, sogar in Deutschland wohler (sicherer?)...zum Teil ist das heute noch so.
    Natürlich gab und gibt es auch viele hervorragende "helle" Jazzmusiker und einige haben in Bands mit vorwiegend "dunkler" Besetzung gespielt, waren und sind akzeptiert (Mulligan, Konitz, Brubeck, Baker, sogar Österreicher: Joe Zawinul :-D und viele mehr...) aus gutem Grund und unabhängig ihrer Hautfarbe.

    Beim Anblick einer Bigband wie dieser hier fühle ich mich einfach wohler...nicht nur musikalisch.

    Ist auch Hollywood aber wirkt auf mich irgendwie "natürlicher"... ;-)

    Gruss, Martin
     
  6. Gast

    Gast Guest

    Schon klar, dass wir Saxophonisten und keine Sänger sind.
    Aber habt ihr schon mal auf den Text geachtet???
    Man sollte es...und sich dann nochmal überlegen, was man davon hält...denn nicht nur die Musik und die Aufmachung (wie die Posaunen "in den Himmel" spielen) ist militaristisch.

    nur ein Zitat:

    "Hey take a load of those guys, up in the skies,
    winging to victory,
    just to make the future bright
    for people like you and me

    hey take a bunch of those gubs (?kenne das wort nicht?)
    doing their jobs
    keeping the sealanes free
    just to make the future bright
    for people like you and me."

    ich muss zugeben, musikalisch stehe ich eh schon nicht auf diesen song (ist mir zu pompös/aufdringlich/...), aber selbst wenn man den stil mag...sollte einem doch spätestens bei diesen textzeilen das letzte essen hochkommen, oder nicht???

    und tschüss!
     
  7. HolgerFfm

    HolgerFfm Ist fast schon zuhause hier

    Ein guter Tipp, Holger!

    Möglicherweise erklärt sich einiges "Propagandistische" aus der Tatsache, dass es sich hier um einen Ausschnitt aus einem Film handelt, aus "Orchestra Wives" aus dem Jahre 1942, dem Jahr nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. Von "Seele verkaufen" würde ich angesichts der damaligen "Lage der Nation" allerdings nicht im entferntesten reden wollen :-o.

    Die vollständigen Lyrics gibt's hier.

    Um das alles besser zu verstehen, müsste man sich den Film ansehen - ich kenne ihn auch nicht. Die Chancen sind aber nicht schlecht, es gibt ihn nämlich (mindestens) bei amazon.com und jpc auf DVD.


    @the_martin

    Ist das wirklich so einfach? Zumindest ich würde versuchen, die Situation aus der jeweiligen Zeit zu sehen und zu beurteilen. Nicht, dass es da etwas zu beschönigen oder zu verharmlosen gäbe, und schließlich gab es schon damals genug Gegner der unseligen Rassentrennung in den Vereinigten Staaten.

    Zwischen den beiden Filmaufnahmen liegen 5 Jahre, die zwar nicht das Ende der Rassentrennung, aber - nicht zuletzt kriegsbedingt durch die Aufnahme Farbiger in die Armee - gewisse Fortschritte gebracht haben.

    Es wäre spannend, wenn Du da mehr herausfinden könntest (in Verantwortung für Dein Argument ;-)). Was sagen da die einschlägigen Glenn-Miller-Biographien?

    Herzliche Grüße aus Frankfurt am Main
    Holger
     
  8. spike

    spike Ist fast schon zuhause hier

    "Gob" is slang für sailor,

    wie Holger gesagt hat, vergiss nicht - es war WWII und der Miller band war ein propaganda band, war erst gegrundet in 1939 ? mit Tex damals dabei, Glenn ging zur armee als kapitän in '42 und ist verschwunden in '44. Wer weiss wie es damals war? - gruss - spike.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    schön und gut, man kann das ganze aus der damaligen zeit sehen. aber gibt es dann auf einmal einen grund für mich, das zu hören???

    musikalisch schon einmal gar keinen, finde ich...zusammen mit dem text kriege ich eine gänsehaut, aber keine schöne.

    nur mal so zum vergleich, man könnte mit der gleichen berechtigung deutsche lieder aus dem dritten reich hören. zumindest als amerikaner.
    und es gibt ZUM GLÜCK auch amerikaner, die diese art von propaganda verabscheuen.

    zur erklärung: ich habe nichts übrig für zackig-militärisches gehabe im namen von der "nation", ehrlich gesagt wird mir dabei schlecht.
    wenn das bei anderen leuten nicht so ist, so respektiere ich das, auch wenn es natürlich schade ist...
     
  10. kingconn

    kingconn Ist fast schon zuhause hier

    Ich denke, daß es unmöglich ist, den damaligen Zeitgeist mit heutigen Kriterien zu ergründen oder zu beurteilen.

    Hätte es allerdings diesen Zeitgeist in der Vereinigten Staaten damals nicht gegeben, würden wir möglicherweise jetzt noch in irgendeiner Form des tausenjährigen Reichs leben - und das wahrscheinlich ohne Saxophone.

    Schöne Grüße

    kingconn
     
  11. Gast

    Gast Guest

    ein guter punkt, da kann ich nichts gegen sagen.
    aber das resultat der damaligen US-Politik bedeutet für mich in keiner weise, dass ich die gesamte damalige kultur bzw. propaganda "mögen" muss, um mal beim thema zu bleiben.

    also: auch wenn ich dieses video isoliert betrachte, und sogar wenn ich den text nicht beachte, so hat es für mich immer noch viele aspekte, auch musikalische, die mir einfach nicht gefallen wollen. obwohl ich sax spiele. oder gerade deswegen :>. auch wenn zB der trompeter anscheinend ein virtuose ist...zumindest sein instrument sehr gut beherrscht - in meinen ohren hat diese musik einfach einen schlechten beigeschmack.

    alles gute,
    ismail
     
  12. tom

    tom Ist fast schon zuhause hier

    Martin, Ismail,
    ich hoffe, ihr engagiert euch im Hier und Jetzt mit ebensolcher Vehemenz gegen den hierzulande stattfindenden Rassismus/Nationalismus wie mit der in diesem Thread aufgebrachten, mit der ihr auf toten Musikern, deren Motive ihr nicht kennt, und ihrer Musik herumhackt, verschanzt hinter vermeintlich politischer Korrektheit. Dies wäre ein echter Beitrag zum Wohle aller.

    Möge dieser Thread zum Thema zurückfinden.

    Tom
     
  13. LamaGeli

    LamaGeli Ist fast schon zuhause hier

    Was meinstn damit??
     
  14. Gast

    Gast Guest

    ich kann nur sagen was ich denke und wenn meine meinungen manchmal etwas provokant klingen tut mir das leid aber ich versuche freundlich zu sein, ohne meine meinung so zu verfälschen, dass sie für jeden leicht verdaulich ist...
    wenn jemand eine erläuterung oder rechtfertigung von mir haben will, muss er oder sie nur nett fragen.
    aber worauf du (tom) hinauswolltest, verstehe ich auch nicht so gnaz...

    gute nacht!
     
  15. the_Martin

    the_Martin Ist fast schon zuhause hier

    @Tom: Ich komme aus einer multinationalen Familie, lebe seit mehr als 10 Jahren in einer sogenannten "Mischehe", den "neuen Nationalismus" erleben unsere Kinder, meine Frau und ich fast täglich sozusagen "hautnah". Vielleicht reagiere ich auf dieses Thema deshalb auch etwas sensibler. Bei Bedarf aber bestimmt mit angebrachter Vehemenz.

    Mit dem toten Musiker und seiner Musik habe ich kein direktes Problem, sein Motiv ist auch zu erklären. Ein Down Beat Zitat aus dieser Zeit: "Während Glenn Miller 20.000$ in der woche verdient täten schwarze Bandleader besser daran einen Würstchenstand zu eröffnen." Anzumerken wäre dazu noch, daß die Miller Band viele Stücke schwarzer Komponisten und Arrangeure spielte.

    Dieser Fortschritt war allerdings sehr fragwürdig, da zu dieser Zeit auch eine strikte Rassentrennung innerhalb der Armee herrschte. Dieser Patriotismus der da nach Kriegseintritt plötzlich von der schwarzen Bevölkerung erwartet wurde wird auch in einigen Biografien schwarzer Musiker in frage gestellt.

    Aber wieder zurück zur Musik: Die Propagandabands sollten im Rahmen der Truppenbetreuung nur vor dem jeweiligen Zielpublikum auftreten: Weiße Bands vor weißem Publikum/Soldaten, schwarze Band vor schwarzen.

    Eine der wenigen Ausnahmen in der Truppenbetreuung war die gemischte Band von Dave Brubeck (Wolf Pack Band). Nicht nur die Band war gemischt, Brubeck verweigerte angeblich auch Auftritte vor "einfarbigem" Publikum. Es ging also auch anders, wenn man Courage zeigte, Respect an Herrn Brubeck!

    Das steht natürlich ausser Frage!

    Aber deshalb muss mir noch lange nicht die Musik der amerikanischen Propaganda gefallen, genauso wenig wie die der damaligen deutschen und auch der neuen deutschen (oi) Propaganda.

    Gruss, Martin
     
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