Tipp für Anfänger: Lampenfieber

Dieses Thema im Forum "Hinweise und Anregungen" wurde erstellt von JTM, 28.Mai.2025.

  1. JTM

    JTM Ist fast schon zuhause hier

    Wenn ihr vor einem Live Auftritt nervös seid und Lampenfieber oder gar Angst habt , nehmt euch zwei Minuten Zeit.
    Atmet tief durch, richtet euch dabei auf, streckt euch .
    Und dann sagt euch selbst: keiner erwartet von mir Perfektion, die Leute wollen Spaß und den bekommen sie von mir. Die meisten können gar nicht beurteilen wie gut ich das kann.
    Und dann geht raus, genießt das Gefühl, wandelt das Lampenfueber in Wollen und Kraft um . Und dann spielt so gut ihr es könnt
     
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  2. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Bei einigen hilft: Der Körper ist in Modus "Kampf oder Flucht". Den Körper eine kleine Runde kämpfen lassen, z.B. 10 Liegestütz. Dann gibt der Mandelkern vielleicht Ruge.

    Grüße
    Roland
     
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  3. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Vermutlich nicht zeitgemäß, aber hat immer geholfen:
    1 kleines Glas Sekt (0,1) halbe Stunde vor dem Auftritt :rolleyes:

    Gruß,
    Otfried
     
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  4. Onkel D

    Onkel D Kann einfach nicht wegbleiben

    Wenn ich Sekt trinke, habe ich schon ohne Lampenfieber eine rote Birne. Für mich also leider nicht geeignet. :)

    Ich rede beruflich viel vor Menschen. Mein Lieblingseinstieg ist, mich erst mal mitten vor das Publikum zu stellen und alle etwa eine halbe bis eine Minute einfach anzulächeln. Dabei denke ich mir: So, jetzt werde ich Euch gleich schön einen vom Pferd erzählen. Das schafft eine innere Freude, eine Verbindung zum Publikum und nimmt für mich der Situation Ihre gefühlte Wichtigkeit, die einen belasten kann. Bei musikalischen Auftritten ist das manchmal übertragbar, oft aber auch nicht…
     
  5. Iwivera*

    Iwivera* Ist fast schon zuhause hier

    Lampenfieber kommt bei mir stärker, wenn ich spüre, dass die Stimmung im Pubĺikum nicht gut ist. Das merke ich schon mit einem Blick ins Publikum. Ich versuche dann, das Publikum auszublenden und schließe dabei auch die Augen (natürlich nicht die ganze Zeit), versuche bei mir und der Musik zu sein und mir zu sagen, dass wir gute Musik machen, Publikum hin oder her.
    Und es stimmt: Perfektion erwartet keiner, kann auch bis auf wenige Ausnahmen niemand beurteilen.
     
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  6. Calymne

    Calymne Kann einfach nicht wegbleiben

    danke, das kommt grad richtig. Da ich keinen Alkohol trinke, halte ich mich mal direkt an Tipp 1.
     
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  7. Sax-o-K

    Sax-o-K Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab mal in einer Gruppe ein Gesangscoaching mitgemacht. In einer Einheit ging es darum: Was macht ihr, wenn das Publikum z.B. auf einer Party, auf der ihr auftretet, nicht zuhört, quatscht, euch ignoriert oder provoziert? Die anderen spielten Partypublikum, jemand einzelnes sollte performen. Solo, a cappella. Ich war auch dran, zum Glück zuerst, danach kam das "Publikum" erst richtig in Fahrt. Ich sag euch, es war wirklich hart. Und man sah unterschiedliche Herangehensweisen: leiser werden, lauter werden, dichter ans Publikum heran gehen, gar nichts ändern und Augen zu und durch, bei sich bleiben und weiter machen, abbrechen.
    Bei mir war es ein Mix aus bei mir bleiben und dichter rangehen, dabei Augenkontakt halten (und weitersingen).

    Weil ich da erlebt habe, dass man immer eine Wahl hat, egal wie schlimm es kommt, bin ich nicht mehr ganz so nervös.
     
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  8. khayman

    khayman Ist fast schon zuhause hier

    Ich meine mich zu erinnern, dass wir (vor 45 Jahren) in der Musikschule vor einem Vorspiel zwei Runden durchs Zimmer gerannt sind.

    Solange ich im Ensemble spiele oder im Chor singe, habe ich kaum Lampenfieber. Es überfällt mich gelegentlich während dem Spielen, da merke ich, dass ich plötzlich nervös werde.
    Als nur kleine Gruppen den Gottesdienst mit Gesang begleiten durften, ist mir auch erst während dem Singen aufgefallen... "huch, die volle Kirche hört und sieht mich jetzt" und plötzlich wurde ich kurzatmig (ziemlich blöd beim Singen), konzentrieren, zusammenreissen und dann geht das auch wieder.
    Wir haben eine dankbare Gemeinde, es gab nur positives Feedback :)
     
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  9. JES

    JES Gehört zum Inventar

    Ich habe es bei Auftritten, Vorträgen oder Presentationen auch wie @JTM gemacht.
    Letztlich sorgt das Adrenalin für zusätzliche Konzentration....was zu einem verkrampften Klang führte. Dagegen half mir ein paar Leute im Publikum im Auge zu behalten. Wenn die Spaß hatten war alles gut.... (und die hatten Spaß :). )
     
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  10. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Mir hat vor über 40 Jahren mal ein Tasten-Lehrer empfohlen: Stell Dir vor, im Publikum sind lauter Kohlköpfe.

    Aber das hilft mir überhaupt nicht. Für mich liegt die Lösung genau in der entgegengesetzten Richtung: Ich habe eine tolle Musik, die mich selbst begeistert. Die will ich mit den Anwesenden teilen. So entsteht eine von mir gewollte Kommunikation. Keine Prüfungssituation, sondern ein gutes Gespräch. Kein Grund für Lampenfieber. Ich arbeite daran...

    Und mir hilft das Mannschaftsspiel. Band, Chor oder Orchester geht leichter als ein Solo-Vortrag.
     
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  11. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ob bei Vorträgen vor ein paar Hundert erbosten Mitarbeitern oder bei einem kleinen Gig mit 10 Zuschauern - ich frage mich immer: „Was ist der Punkt, den die Leute mitnehmen sollen, wenn ich fertig bin?“

    Bei den erbosten Mitarbeitern war es meistens ein ausgeräumtes Missverständnis hinsichtlich der bisherigen Vorgesetzten.
    Bei den 10 Piepl kann das zwischen entspannter Unterhaltung im Hintergrund und intensivem Zuhören liegen.

    Wenn mir das erstmal klar ist, weiß ich, was ich kann (und versuche gar nicht erst was anderes) und wie ich es einsetze.

    Dazu gehört, dass ich die Leute genau dort abhole, wo sie gerade sind.
    Bei einer Cocktailmucke heißt das, ohne Gewese mit z.B. Ipanema anfangen und dann dezent die Setlist für Hintergrundmusik abspulen.
    Bei einem Konzert hilft es, die Aufmerksamkeit mit einem kleinen Scherz auf die Bühne zu lenken, bevor man brachial loslegt.

    Solche Sachen. Dann ist bei mir das Lampenfieber in Grenzen. Konzentrieren muss ich mich trotzdem (und kann deshalb kein Gelaber vor dem Auftritt ab. Helis sind mir deshalb auch viel zu laut…:p )
     
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  12. OnkelSax

    OnkelSax Ist fast schon zuhause hier

    Bei mir zwar kein Sekt dafür 1 Schöppchen, aber nicht um das Lampenfieber zu beseitigen (höchstens im Unterbewusstsein) sondern mehr aus über 40 jähriger Tradition.
     
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  13. Hubert

    Hubert Kann einfach nicht wegbleiben

    Lampenfieber war am Anfang ein Riesenproblem für mich. Geholfen hat sich der Situation öfters auszusetzen. Mit zunehmender Routine tritt das Lampenfieber in den Hintergrund.
    Ein kleiner Rest Adrenalin ist gut, ich will ja kein gelangweilter Musikbeamter werden.
     
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  14. Cazzani

    Cazzani Kann einfach nicht wegbleiben

    Das passt für mich nicht so gut. Ich habe früher in einer Folk-Jazz-Band Kontrabass gespielt. Wenn die Pause im Club eine halbe Stunde dauert, kann man schon mal ein Gläschen Rotwein haben. Der Kontrabass ist bei der Genauigkeit des Greifens natürlich toleranter als eine Geige. Aber beim zweiten Set habe ich schon gemerkt, dass die Treffsicherheit etwas beeinträchtigt ist (um das nicht mitzukriegen, hätte ich sehr viel mehr trinken müssen), und bin wieder auf Selters gewechselt. Deshalb wäre Alkohol für mich auch keine Option, um das Lampenfieber zu bekämpfen. Von anderen Gründen mal abgesehen, die früher hier in einem anderen Thread ausführlich diskutiert wurden.
     
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  15. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Ich bin auf gar keinen Fall ein abstinenter Asket … als Mittel gegen Lampenfieber ist Alkohol aber nicht so geeignet.
    Man wird einerseits blöd im Kopf, andererseits stinkt die Hupe anschließend drei Tage nach Eckkneipe.
    (Seit ich meine Blätter nicht mehr in Rum oder Gin lagere, wird das nicht mehr übertönt … BÄH!)

    Mir fällt da immer Heinz Erhardt ein.
    Bei dem war es der obligatorische „DoDo“ vor jedem Auftritt - ein doppelter Doornkat (oder Dornkaat? Nicht mein Zeug…), der letztlich zu seinem eher frühen Tod beigetragen haben soll.

    Dabei ist Heinz Erhardt ein Paradebeispiel zur Vorbereitung eines öffentlichen Auftritts:
    Was da so spontan wirkt, war auf die hundertstel Sekunde Pause und den unauffälligsten Versprecher ausgearbeitet und bis zum Erbrechen geprobt.
     
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  16. Hubert

    Hubert Kann einfach nicht wegbleiben

    Volle Zustimmung.
    Meiner Meinung nach sind Alkohol und andere Drogen zur Bekämpfung von Lampenfieber völlig ungeeignet. Ich kenne einen Fall wo das versucht wurde, und es ging irgendwann gar nicht mehr ohne.
    Die Kollegen die sich zugedröhnt haben dachten immer sie hätten ganz toll und kreativ gespielt, dem war aber nicht so.
    Wenn ich auf eine Bühne gehe dann nur in einem Zustand in dem ich auch noch fahrtüchtig bin.
     
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  17. ppue

    ppue Mod Experte

    Vorweg: Mir scheint es hier durchweg nicht um einen Anfängertipp zu gehen. Anfängern würde ich empfehlen, erst einmal die Hupe bedienen zu können, hehe.

    Lampenfieber hat man, mal mehr, mal weniger. Und Lampenfieber, zumindest bei mir, hat sich nie gelegt, auch nach tausenden von Auftritten nicht. Am Schlimmsten waren Premieren mit neuem Programm, wobei bei mir das Saxspielen alleine nie ein Problem war. Für mich waren die Texte und der Programmablauf immer viel schwieriger im Kopf zu behalten (wir machten Musikkabarett im weitesten Sinne).

    Wie gesagt, weniger ist das nie geworden und da man in den Musikerkreisen, in denen ich verkehrte, gerne mal das eine oder andere Glas zu sich nimmt, stimmt es auch nicht verwunderlich, das auch vor dem Auftritt zu tun.

    Das ist aber eher eine Frage der Routine, die man auch beim Trinken entwickelt (-;
    Wenn ich des Alltags nie Alkohol trinke, dann sollte ich das auch nicht vor dem Auftritt tun. Wenn ich mich vor dem Auftritt fahruntüchtig trinke, ist das Lampenfieber vielleicht weg, aber der Auftritt mit Sicherheit auch daneben. Also alles in Maßen (ja, ich kenn den Witz).

    Ich akzeptiere das Lampenfieber und sage mir, dass das Adrenalin, was gerade ausgeschüttet wird, mir für den Auftritt helfen wird. Ich laufe auch schon mal im Sprint durch den Theaterflur, um die Sache vom Kopf in den Körper zu bekommen, in der Regel aber habe ich es einfach ausgehalten, denn steht man erst einmal auf der Bühne, ist das meiste Lampenfieber schon weg.

    Größte Schwierigkeit in starken Lampenfiebermomenten ist bei mir das Wegbleiben der Spucke auf der Bühne. Die Zunge klebt dann regelrecht am Gaumen fest und ich tue gut dran, vorher 'ne Flasche Wasser auf die Bühne zu stellen.

    Am Schlimmsten war das Fieber bei der Aufnahmeprüfung in der Musikhochschule. Dort das Gegenteil: Viel zu viel Spucke im Mund. Schon komisch, was die Auftrittsangst mit dem Speichelfluss zu tun hat. Jedenfalls bei mir.
     
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  18. Perlvatt

    Perlvatt Kann einfach nicht wegbleiben

    Mir hat meisten geholfen, regelmäßig vor Publikum zu spielen, egal wie klein das Publikum ist. Der große Vorteil von vielen Auftritten ist nicht nur, dass man sich daran gewöhnen kann und Erfahrung sammelt, sondern auch, dass man schlecht bzw nervös sein kann, aber weiß, dass man es bald besser machen kann. Wenn man nur einmal im Jahr spielt, liegt der ganze Druck auf genau diesem einen Auftritt und das ist nicht gut.
     
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  19. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ist Prüfungsangst und Lampenfieber analog zu betrachten?
     
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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Ja, nicht zu 100%, will ich meinen.

    Beim Lampenfieber schwingt auch eine freudige Erwartung mit. Die habe ich vor einer Prüfung nicht. Vielleicht, weil mich eine bestandene Prüfung einfach wenig erfreut und das alles mir nur äußerst lästig ist.

    Eines der schlimmsten Lampenfieber, abgesehen von den Premieren, ist für mich ein kleiner, sehr privater Zuhörerkreis, schlimmstenfalls das Dabeisein der eigenen Eltern.

    Auf die Bühne zu gehen, ist immer auch ein Stück Exibition, ein Selbstausstellen oder einfacher gesagt: Ein Nackichtmachen. Nein, nicht, wenn ich Beilagenmusik zum Dinner mache, sondern wenn ich mich selbst ausdrücke. Das Wort "ausdrücken" sagt eigentlich schon alles. Denn es kann eine Leere hinterlassen.

    Diese Selbstverwirklichung, die das vornehmliche Ziel von kreativer Arbeit sein kann, kann zurückschlagen, bis hin zu Depressionen, naja, ist ein anderes Thema, merke ich gerade (-:

    Ein erfülltes, kreatives Wochenende allen.
     
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