Vergleich: Dämpfsysteme VAS-II und e-Sax

Dieses Thema im Forum "Kaufberatung" wurde erstellt von Cerdo, 6.Februar.2010.

  1. Cerdo

    Cerdo Schaut nur mal vorbei

    Eines der Hauptprobleme von Saxophonisten ist die Lautstärke des Instruments. Wer in einem Mehrparteienhaus wohnt kriegt da schnell Arger mit den Nachbarn und die gesetzlich zugesicherte Zeit zum Üben ist beschränkt.
    Abhilfe schaffen kann entweder eine schalldichte Kammer oder eines der Dämpfsysteme aus Fernost.
    Ich hab für euch das japanische Original „E-Sax“ (Typ 2) von „Best Brass“ mit dem „VAS-2“ der chinesischen Firma „VIBES Musical Instument“ verglichen.

    Auf den ersten Blick sehen die beiden Modelle sich extrem ähnlich und von innen sind sie quasi baugleich.
    Der beim VAS-2 mitgelieferte Haltegurt wirkt recht kompliziert und man braucht Zeit, um ihn richtig einzustellen. Wenn man es aber mal geschafft hat, kann man aber sehr bequem damit üben. Der Gurt von Best Brass kann um den Hals auf Dauer unangenehm scheuern, was aber sich verhindern lässt, wenn man einen Arm durchsteckt (zum seitlich spielen den linken) und damit auch das Gewicht auf den Rücken verlagert.

    Beim Spielen fällt auf, dass beide Systeme den Schall in etwa gleich gut absorbieren. Das erwartete „Flüstern“ hab ich mir leiser vorgestellt, und im Raum befindliche Personen werden immer noch gestört. Die Nachbarn kriegen das aber auf keinen Fall mit.
    Das VAS-2 hat beim Spielen ein Manko: die „Hoch E“-Klappe ist nur schwer zu erreichen, da der Eingriff für die rechte Hand ungefähr 3cm kleiner ist, als beim E-Sax.
    Von Vorteil ist, dass beim VAS-2 die Manschette eingeschnitten ist, und sich das Material nicht so speckig anfühlt, wie beim E-Sax. Bei letzterem kriegt man schnell nasse Hände, was dem Spielkomfort nicht gut tut.

    Wenn man das Saxophon öfters bewegt, bleibt der untere Verschluss vom VAS-2 schnell an der Kleidung hängen und geht auf, was sehr nervig ist. Hier hat Best Brass beim E-Sax stabilere Verschlüsse angebracht, die merklich einrasten und zu bleiben, wenn sie es sollen.
    Zudem ist beim E-Sax eine Schnalle mehr angebracht, was erstmals unnötig wirkt, aber einen stabileren Eindruck vermittelt und auf Dauer vielleicht ungünstige Spannungen im Gehäuse verhindert.

    Den stabileren Eindruck bekommt man auch durch die Halteösen am E-Sax, bei dem man an drei verschiedenen stellen seinen Haken einhängen kann. Hier zeigt der mitgelieferte Gurt seine Stärke, denn man kann ein Ende gleich als Tragegurt auf der anderen Seite einhängen, was beim VAS-2-Gurt unmöglich ist. So etwas fehlt da im Lieferumfang.
    Trotzdem weist Best Brass darauf hin, das E-Sax NICHT als Transportbox zu benutzen, weil es sonst schnell kaputtgehen kann. Was logisch klingt, denn Plastik ist nicht UV-beständig, Dreck und Wasser gelangen durch die Handöffnungen schell in das System (sowie ans Sax!) und das Elektronik-Bauteil ist vor Schlägen ungeschützt.

    Die Elektronik wirkt beim E-Sax sofort überzeugender, da das Bauteil viel größer ist. Beide Systeme haben je einen LINE-IN/-OUT und Kopfhörer-Stecker, eine Hall/Echo-Funktion und ein Metronom. Das Echo lässt sich beim E-Sax auf drei Stufen (Aus, wenig, viel Hall) verstellen, was beim VAS-2 laut Bedienungsanweisung auch möglich sein soll, aber in Wirklichkeit nicht geht (nur an/aus). Die Aufnahmequalität ist beim VAS-2 sicher schlechter, was beim gewöhnlichen Üben allerdings wenig auffällt.
    Das Metronom macht bei beiden einen ungewöhnlichen Ton und nur beim VAS-2 wird der erste Schlag betont. Bei diesem Modell lassen sich auch verschiedene Rhythmen (Triolen, 3/4-Takt etc.) einstellen und die Lautstärke sowie die Geschwindigkeit frei einstellen. Ob man das wirklich braucht, sei einem Selbst überlassen.
    Das E-Sax bietet nur fest eingestellte Geschwindigkeiten, die aber über den Mausrad-ähnlichen Schalter schneller einzustellen sind und in der Regel ausreichen. Die Lautstärke regelt sich von alleine.
    Best Brass hat hier auch einen entscheidenden Vorteil verbaut: eine Lautstärkeregelung am Gehäuse. Diese fehlt beim VAS-2 komplett und wird nur durch einen Regler am Kopfhörerkabel ersetzt, der wirklich schlecht verbaut ist.
    Die mitgelieferten Kopfhörer kann man bei beiden Systemen selbstredend sowieso vergessen, nur macht eben der Fehlende Regler beim VAS-2 Probleme, wenn man sie ersetzen will. Die Stöpsel von Vibes vertauschen sogar den rechten und linken Lautsprecher... peinlich.

    Im Lieferumfang punktet Vibes wieder mit einem Satz Ersatzmanschetten, einem 1,8m Line-out-Kabel und einem „Tiefton-Kontrollgerät“, einem Gestänge mit drei Plastikkugeln, dessen Funktion mir persönlich verborgen bleibt und beim Saxophon Putzen immer wieder stört.

    Fazit: Das VAS-2 ist die preisgünstige Alternative zum E-Sax. Wer einfach nur üben will, ohne seine Nachbarn zu stören ist damit auch gut bedient. Störend sind die fehlende Lautstärkeregelung und die niedrige Qualität der Verschlüsse.
    Hier liegt das E-Sax klar vorne und auch bei der Elektronik kann es mehr überzeugen. Technik-Freaks, die das System auch als Aufnahmestudio benutzen wollen sind hier auf der besseren Seite, aber Qualität hat eben seinen Preis.
     
  2. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Ich bin beeindruckt, da hast du dir echt sehr viel Mühe gegeben.
    Vielen Dank!
    Auch wenn ich nicht vorhabe so ein Teil anzuschaffen.
    Gruß claptrane
     
  3. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Ich habe deinen Bericht in die Rubrik Tipps, Tricks & Tests gestellt, wenn es recht ist. Dort bleibt er präsenter.
     
  4. Cerdo

    Cerdo Schaut nur mal vorbei

    Klar, ist nur in meinem Interesse. Danke!
     
  5. Brauer

    Brauer Schaut öfter mal vorbei

    Hallo Cerdo, :applaus:

    danke für Deinen guten Bericht. Das ging aber schnell. Werde dann bestimmt nächsten Monat mal so'n Teil testen.
    Beschäftige mich schon länger mit dem Gedanken, denn Schallschutz, wenn er den Raum nicht verunstalten soll, kostet viel mehr und der Raum ist auch verloren. Könnte man damit nun in der Nacht üben oder nicht?

    Gruß

    Brauer :danke:
     
  6. Cerdo

    Cerdo Schaut nur mal vorbei

    Wir haben das grad mal ausprobiert.

    In unserer Wohnung haben wir nur gewöhnliche Holztüren, auch als Wohnungstür. Das is ne Altbauwohnung, die noch zu Hitlers Zeiten gebaut wurde und die Wände sind nich grad der Hit.
    Wenn wir keine Tür in der Wohnung zu haben, hört man in der Wohnung gegenüber noch ganz leise etwas, eine Etage tiefer fast nichts mehr und zwei Etagen tiefer ist der Straßenlärm schon deutlicher zu hören (und wir wohnen in ner echt ruhigen Gegend).
    Mit drei Holztüren dazwischen sollte man nix mehr hören.
    Ab einer Holztür (übrigens ab sofort das neue Maß für Schalldämmung) hört sichs an, wie ein normales Gespräch (oder der Fernseher von der schwerhörigen Oma unter uns).
    Wenn du jetzt in einem Reihenhaus Wohnst, hört das Nachbarhaus nix. Das ist halt immer abhängig von der Tür- und Wanddicke.

    Mit reizbaren Nachbarn würde ich bei dünnen Wänden nicht mitten in der Nacht spielen, aber zu normalen Zeiten geht das schon (von 7-22Uhr).

    Ich hoffe das hilft :lol:

    Nachtrag: bei eBay gibts zur Zeit auchn VAS-2, hier der Link
     
  7. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Ich spiele gelegentlich nachts mit dem weissen Koffer, blase dann aber nur soft rein. Bislang alles wunderbar.
     
  8. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Klingt interessant ... wenn's die noch gäbe für die beiden Saxe, die ich spiele (Sopran und Bari) ....


    Grüße
    Roland
     
  9. Brauer

    Brauer Schaut öfter mal vorbei

    Hallo und danke,

    hat mir geholfen. Hatte gerade meinen 2. Keller ausgebaut und dabei gleich noch ein "neues Maß Schalldämmung" eingesetzt. :-D Werde mir nächsten Monat so'n Teil bestellen. Dann spar ich mir das Geld für die Schallisolierung, denn die kostet viel mehr. Vielleicht lächelt dann meine Nachbarin mal wieder. :) (Doppelhaus)

    Gruß

    Brauer :pint:
     
  10. Puh10

    Puh10 Schaut nur mal vorbei

    Hallo Cerdo,
    danke für deinen Bericht. Ich habe mir gestern E-Sax geholt… Alles was du über E-Sax geschrieben hast, kann ich nur bestätigen. Da ich aber beide Systeme nicht vergleichen konnte bleiben noch manche Fragen offen.
    Z.B. Manschetten bei Vas2 scheinen richtigen Öffnungen zu haben. Ich meine vor allem für die rechte Hand. Ich musste Manschette von E-Sax bei rechter Hand abkleben und umdrehen damit Mangettenöffnung ein bisschen nach unten zu bringen. Außerdem beim Vas2 scheint Öffnung mehr zu der Vertikalachse geschoben, nicht so wie beim E-Sax. Siehe Bild. (Bild von der offizielle Site http://www.bestbrass.jp/en/stf/e-sax.html).
    Könntest du vielleicht Foto von Vas2 in gleiche Position machen und hier anhängen? Ich würde dir sehr dankbar dafür.
    Was noch mir stört. Bei linker Hand ist der Dämmungsstoff so gelegt, dass er Öffnung fasst komplett abdeckt. Bei der rechten Hand ist es nicht so (Bilder). Mangel? Oder bei dir war es auch ähnlich?
     
  11. Cerdo

    Cerdo Schaut nur mal vorbei

    Stört dich das mit der Dämmung denn? Du musst doch eh durch die Manschette reingreifen. So wie ich das sehe, ist die genau wie bei mir. Wenn sie so leicht rosa ist, dann passt das schon. Wo hast du das e-Sax denn her?

    Dass du die untere Manschette umdrehen musstest versteh ich nicht. Wie hältst du denn dein Saxophon? Wenn ich da reinlang, kommt mein rechter Arm leicht von oben, also passt die Manschette.
    Vielleicht hast du ja auch die Halterungen nicht perfekt reingemacht. Das muss man bei jedem Saxophon anders machen.

    Kommst du denn so leicht an die „Hoch E“-Klappe ran?


    ps: Willkommen in Forum!
     
  12. Cerdo

    Cerdo Schaut nur mal vorbei

    Noch ne Ergänzung: Für alle, die mein VAS-2 haben wollen, verkauf ichs hier für den Preis, den ich gezahlt hab (mit allen unkosten). siehe hier
     
  13. xado1

    xado1 Kann einfach nicht wegbleiben

    ich hab mein vas-2 bei woodbrass.com für 299.- gekauft(inkl.versand). ,also weit billiger als das bei ebay hochgegangen ist
     
  14. MartinOL

    MartinOL Schaut nur mal vorbei

    Hallo an alle e-Sax-Benutzer !

    Ich habe immer Probleme mit dem tiefen und mittlerem D, die sind beide zu hoch (überblasen ?) - kennt ihr das auch ? Ohne e-Sax alles kein Problem ... ich benutze ein Jupiter Tenorsax.

    Danke schon mal für alle Tipps und Infos !
    Gruß,
    Martin
     
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