Vintage MP - Bahnöffnungen

Dieses Thema im Forum "Mundstücke / Blätter" wurde erstellt von Guido, 13.April.2004.

  1. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    In einigen Threads wurde das Thema "Refacen alter Mundstücke" am Rande behandelt. Vielleicht lassen sich die Weisheiten zu Vintage-Mundstücken hier zusammenfassen?

    Paul hat ein altes Link nach seinen Wünschen bearbeiten lassen und ist mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ich habe ein Link Tonemaster9 aus den 50er Jahren in den USA gekauft. Die Bahnöffnung ist 4. Entsprechende Mundstücke sind bei www.saxophon-sevice.de zu bewundern, die Preise liegen zwischen 400 und fast 600 Euro (so für ein baugleiches Tone Master9, Bahn 4).

    Ist auch hier der Wunsch, eine "Antiquität" zu besitzen der Preismacher oder ist die Qualität der alten Link oder Dukoff Hollywood soviel besser als die die der neuen Modelle?

    Angeregt durch den Kauf des Link habe ich ein bisschen im Netz herumgesucht. Dabei bin ich auf die für mich bis dahin neue Information gestoßen, dass etliche der alten Jazzer ihren spezifischen Sound auf Mundstücken mit enger Bahn erzeugt haben. Als Beispiel sei Ben Webster genannt; er soll der der Fama nach ein Link 10 mit Rico 4 oder 5 geblasen haben. Die meiste Zeit hat er tatsächlich ein Link benutzt - aber mit einer Bahn von 0,85 und sehr harten Rico.

    Man findet relativ selten alte Mundstücke mit einer offenen Bahn (105 aufwärts).

    Die offenen Mundstücke sind offenbar ein Zugeständnis an geänderte Hörgewohnheiten und an ein lauteres Umfeld innerhalb der Orchester (E-Gitarren etc.), bzw. Bands. Der Klang von Mundstücken mit engen Bahnen wird oft als "stuffy" bezeichnet. Widersinnig? Getz hat bei vielen seiner Aufnahmen ein Link 5 mit harten Blättern gespielt. Es fehlt die heute bevorzugte, teilweise immense Lautstärke, allerdings ist ein sehr tragfähiger Ton festzustellen, der bei seinen Konzerten bis in die hintersten Reihen gut zu hören gewesen sein soll.

    Für mein "neues, altes" Link heißt das: Einige Wochen mit harten Blättern spielen und den Klang wirken lassen. Danach die Entscheidung: Refacen oder nicht. Für die Lautstärke hätte ich dann ja noch mein RIA 8*

    Viel Text... Zusammenfassung:

    Preis der Vintage Mundstücke - Antiquität, Liebhaberei oder Qualität?

    Refacen: Lohnt das? Wird nicht der ursprüngliche Charakter des alten MP verändert?

    Sinkt der Wert tatsächlich? (Für MPC, die von van Wie oder Tenney behandelt wurden, zahlt man viel Geld)

    Ist derselbe Effekt auch mit einem neuen Mundstück zu erreichen?

    Ich wünsche mir eine fröhliche Diskussion

     
  2. Hubert

    Hubert Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich denke mal ein Refacing kommt nur in Frage wenn man ein altes Mundstück bereits besitzt und das verbessern und/oder reparieren lassen möchte.
    Was den Wertverlust /-gewinn angeht kommt es sehr darauf an was als Basis genommen wird und wer das gemacht hat. Es wird z.B. kaum jemand auf die Idee kommem ein Guardala refacen zu lassen, es sei denn es sei runtergefallen und kaputt.
    Ein altes Link oder Dukoff zu kaufen und dann noch mal refacen zu lassen ist deutlich teurer als sich gleich von Fred Lamberson oder Ron Coelho ein neues Mundstück auf den Leib schneidern zu lassen, das macht für mich keinen Sinn. Auch von J. Gerber kann man AFAIK gleich was fertiges kaufen.
     
  3. Timi

    Timi Schaut öfter mal vorbei

    @Guido

    erst mal recht herzlichen Dank für den super Beitrag !!! Hinzufügen möchte ich an diese Stelle, daß sich "vintage" MPC nicht nur in der Bahn sondern auch sehr extrem in der Kammer von heutigen MPC unterscheiden. Betrachtet man sich z.B. je ein Selmer c* und ein Buesher aus den 30ern wird man staunen. Das Selmer ist supereng und komplett eckig in der Kammer. Das Buesher ist sehr weit/groß in der Kammer. Es verfügt über einen überauß komplizierten Kammeraufbau der ähnlich "parabol" wirkt, wie auch die Hörner aus dieser Zeit. Also reine Handarbeit. Auffällig ist ebenfalls, daß man früher außer er Bahnöffnung auch mehr mit der Bahnlänge arbeitete, im gegensatz zu heute. Abseits von Parametern ist mir aufgefallen, daß sich mein TreuToneAlto (201 XXX) mit alten MPC´s besser anhört und vor allem besser Intoniert !!!

    Timi
     
  4. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Die sound Vorstellungen ändern sich wohl häufig. Am besten ist, man hat seine eigene Vorstellung und läßt sich nicht so vom allgemeinen Trend glattbügeln, dann findet man auch das richtige Mundstück.

    Art Pepper hat mal über das traurige Saxophoner Schicksal von Lester Young gesagt:
    "If you have individuality in music, it's something to hold on to. In Lester Young's playing, there was the beauty of music; it was melodic, swinging, a beautiful sound?everything was there. Then, when he got older, with so many people telling him he should play like Ben Webster, Coleman Hawkins or something, all of a sudden he started playing louder and with a vibrato?and just destroyed himself. It was such a shame?just awful."
     
  5. paul

    paul Kann einfach nicht wegbleiben

    Fully agreed!

    Ich kann mir 3 Situations vorstellen wenn eine reface 'sein Geld aufbringt":
    1. beim Unfall am most loved Mundstuck
    2. beim Kauf eine billig standard Mundstuck (zB Meyer) was refaced werd nach personliche Geschmack
    3. wenn man ein altes Mundstuck im Box liegen hat das man nicht gebraucht weil es zB eine zu kleine Bahnoffnung hat.

    Vielleicht sind noch andere Moglichkeiten anwesend!

    Ich habe die Erfahrung das ein Mundstuck refaced beim Theo Wanne, (the late) Jon van Wie, Johannes Gerber etc. einfacher und schneller verkauft !

    Paul
     
  6. SMG

    SMG Ist fast schon zuhause hier

    Hallo,

    ich besitze auch alte Mundstücke mit engen Bahnöfnungen.
    Dort, wo ich harte Blätter mit gutem Ergebnis einsetzen kann, benutze ich die MPC auch............anonsten wird gesammelt............egal wie die Bahn ist.
    Refacing kommt bei mir nicht in Frage...........auch nicht bei meinem Lieblings MPC, wenn es denn mal runtergefallen sein sollte.
    Wenn man (so wie ich) die meisten MPC mal durchgespielt haben sollte, so stellt man fest, das es immer Alternativen gibt.
    Besitzte auch ein Table B Selmer Air Flow Modell und da kommen dann halt mal Blätter der Stärke 3,5 - 4 drauf..........klingt gut und ich spare mir viel Geld.

    Soll jeder machen wie er es für richtig hält.

    Gruß
    Simon
     
  7. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    @Timi und Hubert
    Richtig, die alten MP haben erheblich gößere Kammern und meist auch längere Bahnen. Außerdem haben sie oft Polster ohne Resonatoren gespielt (z.B. Parker). Für mich stellte sich die Frage, ob nicht durch die Öffnung auch der Charakter des MP verändert wird, wenn das Verhältnis Bahnöffnung, Kammer, Bahnlänge stark verändert wird. M.E. wird es nicht nur lauter (was nicht zwangläufig heißt: Besser), sondern der Klang insgesamt müsste anders werden. Deshalb scheint es, dass ich dann -auch für vermutlich weniger Geld- ein neues MP kaufen oder fertigen lassen kann. Ich hätte mir auch nie ein MP für 600 Euro gekauft, um es dann für 150 Euro verändern zu lassen.

    @SMG
    Ich werde es wohl auch so halten: Wenn es für mich mit der engen Bahn gut klingt, spiele ich es, wenn ich Lust drauf habe und wenn ich Spaß an "mehr Fetz" habe, stecke ich das RIA drauf.

    @all
    Und wenn es mir überhaupt nicht gefällt, frage ich zunächst hier im Forum, wer ein altes Link haben möchte.
     
  8. Schorsch

    Schorsch Ist fast schon zuhause hier

    Simon,

    hast du eigentlich ein Mundstück, auf dem du bevorzugt spielst, oder greifst du einfach in die Kiste und schaust, was heute dran ist?
     
  9. Toffi

    Toffi Strebt nach Höherem

    Das hätte dann was von "Bibelstechen" - machen ja einige Leute, die so einen kleinen Tip vom Herrn für den Tag erwarten...

    Alles Liebe

    Toffi
     
  10. SMG

    SMG Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Schorsch,

    also ich wechsele ziemlich häufig meine Mundstücke.
    Habe hier von Fibracell medium soft bis hart alle Blätter und da kann man große Bereiche abdecken....fast jede Bahn ist spielbar.

    Wenn z.B mein Lawton mal wegkommt oder beschädigt würde, so könnte ich sofort ohne Problem auf einem Vandoren Java Jumbo loslegen.
    Ich finde, mann sollte immer experimentieren..........das macht Spaß.

    @all
    Wenn man z.B eine enge Bahn spielt, dann ist es logisch, das man nie die Lautstärke erreichen wird wie mit einer offenen.
    Manche alten Mundstücke brauchen dann halt für Solospiel ein Mikro und ein hartes Blatt.............und dann klingt das auch ordentlich.

    @guido
    Wenn es Dir nicht gefällt, würde ich das Link gerne mal Probespielen........

    Gruß
    Simon
     
  11. nobbi

    nobbi Ist fast schon zuhause hier

    Hi Guido,

    interessante Diskussion.
    könntest du mal ein Soundclip von deinem Vintage-Link im Vergleich zu deinem RIA ins Netz stellen? Würd' mich mal interessieren, wie's im Unterschied so klingt. Es ist immer schwierig von einer schriftlichen Beschreibung auf den eigentlichen Sound rückzuschliessen....Ich selbst hab ein neues Link STM 8* NY aufm Selmer Tenor:

    und das klingt beispielsweise so:

    http://www.ziman.de/meditation_dive.mp3

    (nicht von der Gitarre irritieren lassen :-D )
     
  12. Guenter

    Guenter Ist fast schon zuhause hier

    ja nobbi, was machst du denn da, back to the roots ... so unkompliziert?, aber sehr schön ;-) wo war deine ... impro, ich meine die schnelle ;-)
     
  13. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    @nobbi
    Ich hätte ja schon längst die Hosen runter, wenn ich über das nötige Äkwippmänt verfügte. Ich kann zwar gut in Gesetzen wühlen aber technisch bin ich..nun, lassen wir das. Ich habe einen Feundbeauftragt, sich um diese Sache zu kümmern und wenn! ich entsprechend ausgerüstet bin, kommt auch ein kleines Stück ins Netz

    @Simon
    Kein Problem. Sollte ich Probleme mit dem MP haben, schicke ich es dir zur Probe. Nach derzeitigem Stand wird es Dienstag oder Mittwoch bei mir ankommen. Mein Music Man ist auch nächste Woche fertig, so dass ich mit dem Setup experimentieren kann. Ich spiele auf dem RIA 8* ein Vandoren ZZ 2. Welche Stärke schlägst du für das Link vor? Alternativ zu Vandoren kommen auch die Rico Select in Frage.
     
  14. SMG

    SMG Ist fast schon zuhause hier

    Hallo Guido,

    also ich würde bei einer engen Bahn 4 zwischen Blattstärke 3,5 und 4 schwanken.
    Da ich aber davon ausgehe, das die alten Otto Link sowieso nicht mehr den heutigen Öffnungen entsprechen, fang mal ab Stärke 3 an und teste das hintereinander durch.
    Ich habe schon mal auf so einem ähnlich alten Otto Link spielen dürfen und war damals nicht wirklich begeistert.........total muffiger Klang.
    Heute würde ich anders darüber denken und falls es dir nicht gefällt auch gerne mal probespielen. Danke für das Angebot.

    Gruß
    Simon
     
  15. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    Simon,

    falls ich ab Mai überwiegend mit dem Bariton üben muss, weil neue Stücke ins Programm aufgenommen werden, schicke ich dir das Link auch so zur Probe. Wenn du magst, kann ich das RIA dazupacken falls du es noch nicht kennst.
     
  16. SMG

    SMG Ist fast schon zuhause hier

    Guildo,

    das Angebot nehme ich gerne an.
    Sag mir einfach Bescheid.

    Gruß
    Simon
     
  17. Guido

    Guido Ist fast schon zuhause hier

    Es ist da: Link Tonemaster 9, New York, SerienNr. x45, Bahnöffnung 4. Ich habe es Gestern mit Rico Roya 3, 3,5 und 4 gespielt. Was soll ich sagen?
    :-D :-D :-D :-D :-D :-D

    Weder leise, noch muffig. Ein fetter, tragender Ton. Die hohen Lagen sehr voll und warm. Altissomo kann ich nicht richtig, ist was für den Workshop. Subtones gehen hervorragend. Ich habe mich für #3,5 entschieden. 3 war ziemlich knallig, bei 4rauschte es zu stark, obwohl die Töne auch schön kamen. Demnächst teste ich dann die Gonzalez (siehe dort).

    Das alte Link klingt völlig anders als die 6 und 7*, die ich bisher gespielt habe. Der Ton ist viel wärmer, ohne an Prägnanz zu verlieren. Es singt richtig. Mit dem härteren Blatt bin ich auch zufriedenstellend laut, kann also auch gut im Orchester mithalten oder als "Solo-Vortragender" was reißen. Ich werde das MP wohl so lassen, wie es ist.

    Freitag hole ich mein Music Man bei Atti Hoppmann ab, dann starte ich nochmal eine Testrunde, danach bekommt Simon (SMG) das Link und das RIA zum Test. (Simon, mach dir keine Hoffnungen, ich werde beim Link erst ab 500 Euro schwach :lol: ;-) )
     
  18. Wilson

    Wilson Gehört zum Inventar

    Hallo Guido, das verstehe ich nicht so ganz. Du schreibst es ist ein Link Tonemaster 9, hat aber die Öffnung 4? Auf was beziehst du die 4, auf die aktuellen Link-Bahngrößen?

    Mich wundert es auch in Bezug auf die Quellen über Ben Websters verwendete Mundstücke, da gibt es in manchen auch die Angabe Tonemaster 9, in anderen ist die Rede von Link 5...

    Grüße

    Wilson
     
  19. baroquesax

    baroquesax Schaut nur mal vorbei

    ich spiele ein vintage link STM 6 aus den 50iger Jahren...unbeschreiblich schön, reich an Klang und Farben, auch dynamisch ganz flexibel, wie Butter... es ist alles original, kein refacing, um Gottes Willen niemals!!!!!
     
  20. mgsax

    mgsax Ist fast schon zuhause hier

    @Wilson:
    Tonemaster 9 werden häufig so genannt um sie von den Nachfolgemodellen STM zu unterscheiden. Die "9" kommt von der hinter dem Wort Tonemaster auf den Mundstücken zu sehenden punktierten Note (Beinchen nach unten). Es hat somit nicht s mit der Bahnöffnung zu tun, diese ist bei den Tonemaster Modellen auf dem Tisch zu sehen.

    Gruß
    Markus
     
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