Welche Saxophonisten improvisieren am interessantesten???

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von Bloozer, 7.Oktober.2004.

  1. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Ja die Frage, wer sind eure Lieblingssaxophonisten wurde schon öfter gestellt, wobei immer etwas im dunkeln blieb warum eigentlich?
    Wenn ich CD's mit Saxophisten höre, dann fällt mir auf, daß mich einige fesseln, andere nicht, und das liegt imo nicht an der Technik sondern daran was sie an Einfällen haben. Sicher, der sound spielt eine maßgebliche Rolle, aber ich höre oftmals die eine Scheibe tagelang, und die andere lege ich schnell wieder weg. Es gibt Saxophonisten mit einer Supertechnik und einem Supersound aber die sind halt nicht so kreativ , nicht so überraschend, die spielen sehr viel Standard licks, nicht mein Fall.
    Hier nun meine Improvisationsfavoriten (ich muß dazu sagen, daß ich natürlich nur vielleicht 10 Saxophonisten wirklich gut kenne):
    1. Sonny Rollins
    2. David Sanborn
    3. Grover Washington

    Was sind eurer Meinung nach die kreativsten Saxer?
    Vielleicht könnt ihr das auch ein bischen kommentieren?
     
  2. Doellcus

    Doellcus Ist fast schon zuhause hier

    Nicht wer, sondern was: Ich bin meißt hin und weg, wenn es modal ist/wird und/oder wenn es lydisch ist/wird.
     
  3. Tugelbend

    Tugelbend Schaut nur mal vorbei

    Uiihh! Die Frage, so formuliert ist echt gut.
    Leider bin ich (noch) zu unbewandert, um wirklich sagen zu können, ob das was ich von verschiedenen Musikern höre nun alles improvisiert ist oder vom Blatt gespielt.
    Aber ich will die Frage nutzen zu erklären, warum ich ausgerechnet so auf Clarence Clemons stehe.
    Wem der Name nichts sagt, das ist der Saxophonist aus Bruce Springsteens E-Street-Band.
    Es hat bei mir in den 80ern begonnen, als ich zum ersten mal den Song "Bobby Jean" vom "Born in the USA" Album gehört habe. Danach wusste ich, daß ich irgendwann mal Sax spielen will.
    Ich muß kurz auf den Text eingehen, weil es einfach wichtig für das Saxsolo am Ende ist (auch wenn es aus heutiger Sicht eher ne Teenienummer ist):
    Der Protagonist beklagt in diesem Song, daß plötzlich seine Jugendfreundin fortgezogen ist. Er erinnert sich an die "tollen" Zeiten mit Ihr und was sie alles gemeinsam erlebt haben. Und jetzt ist Sie eben weg, und er hätte Ihr gerne noch einmal 'Auf Wiedersehen gesagt'. Er singt das er SIe nicht umstimmen möchte, aber verabschiedet hätter er sich schon gerne. Und irgendwie hat man aber während des ganzen Songs das Gefühl, daß er eigentlich noch mehr sagen will, aber nicht so richtig mit der Sprache raus will. (Männer eben
    :-D !) Und dann kommt dieses geile Saxophonsolo, welches die ganze Sehnsucht und die Trauer und eben die ganzen nicht gesagten Gefühle so richtig rausschreit oder hinterher ruft. Boah!!!! So richtig Gänsehaut eben.
    Ich kenne kein anderes Stück, in welchem ein Sax derart einen Text ergänzt wie in diesem. Und wenn man dann auch noch die Performance in anderen Springsteen Stücken hört, dann kann man gar nicht anders als Fan werden! Ich zumindest! ;-)

    Grüße

    Tugelbend
     
  4. paul

    paul Kann einfach nicht wegbleiben

    Bloozer,

    Versuch mal Eddie Harris: das hat mir gut gefallen wegen seine swing und ritme.
    Es hat schon eine Thread uber Ihm und seine Songs gegeben, dachte ich.

    How about Dexter Gordon?

    Paul
     
  5. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Hört euch mal die Intro von David Sanborn's homepage an.
    Oberaffengeiler Alto sound.......
     
  6. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    @Tugelbend
    deine Geschichte find ich schön, vor allem wie du den Übergang vom Gesang, dem nicht geagten, ins Sax Solo, dem Ausbruch der Gefühle, beschreibst. Ich hab mir mal die Seite von Clarence Clemons angeguckt. Da sind auch ein paar sound Beispiele, der Mann hat Urgewalt, der muß einen Luftstrom haben, der kann bestimmt mit 140-er Bahnöffnung und Blattstärke 5 auf dem Saxophon flüstern.

    @all
    Wer Greg Piccolo noch nicht kennt hier ein Video. Solltet ihr euch anachauen. Der Mann spielt mit vollem Körpereinsatz und ich finder er hat Ideen.
     
  7. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    Wie wäre es mit Michael Brecker oder David Liebman? wow!
     
  8. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Mein absoluter Lieblingssaxophonist ist WAYNE SHORTER, er hat zwar nicht diesen Urgewaltssound, aber seine Ideen sind einfach umwerfend gut.
    Er hört auf die Musik seiner Kollegen und reagiert ,hat nicht ellenlange Alleingänge ,sondern die Musik ist reine Interaktion.
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Meine Favoriten sind Klaus Graf, Michael Brecker und John Coltrane

    Ich hatte die Ehre Klaus Graf eine Woche lang auf dem "Jazz and More" Workshop in Oxenhausen zu erleben...
    Der Hammer...

    Coltrane ist für mich der absolute Meister der Impro:
    Sound,Technik,Motivik,Kreativität,....
    Alles top!!!
     
  10. Saxfreak

    Saxfreak Kann einfach nicht wegbleiben

    MACEO PARKER.
    Weil er nicht einer von denen ist die sich denken:" Ich bin der Solo Saxophonist und deswegen spiel ich auch die ganze Zeit!", er weiß einfach wann man spieln sollte und wann nicht. Und vor allem: dieser GROOVE, unglaublich!
    Gearde auf seiner Live DVD kommt das alles wunderbar rüber und das Solo bei "Walking HomeTogether", das könnt ich einfach die ganze Zeit hören.
    In dieser DVD kommt auch der Satz vor an den sich meiner Meinung nach jeder Funkige Saxler halten sollte: "Funk Is What You Don't Play"
     
  11. Ger

    Ger Schaut öfter mal vorbei

    John Coltrane mit Miles Davis, ein Höchstgenuss an Improvisationen.
    Bei einigen späteren Liveauftritten in seiner Kariere war das ganze nicht mehr so schön, da er zum Teil vollgekokst und zum anderen zuviel wollte.
    Michael Brecker ist auch prima. Ronnie Scott und Sonny Sitt sind auch nicht zu verachten.





     
  12. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Also ich finde, dass er gerade mit dem Miles Davis Quartett teilweise entsetzlichen Müll zusammen gespielt hat - war wahrscheinlich seine Junk Zeit.
    Genial ist dagegen sein Love Supreme Album und spätere Live Sachen.
    Aber unereicht in Impros ist für mich Alber Ayler, einer der Größten unter den Großen.....

    Gruss michat
     
  13. claptrane

    claptrane Strebt nach Höherem

    Ger meinte wahrscheinlich die KIND OF BLUE -Platte, die überigens eine der meißtverkauften Jazz-Platten überhaupt ist. Ich finde nicht das man sie als MÜLL bezeichnen darf, vielleicht gäbe dann keinen Modal-Jazz (obwohl er den ja im Alleingang wesentlich weiter geführt hat).Aber nichts für ungut, jeder hat seinen Geschmack.
    Albert Ayler finde ich auch nicht schlecht. ;-)
     
  14. Gelöschtes Mitglied 172

    Gelöschtes Mitglied 172 Guest

    Es gibt so viele gute.
    Steve Lacy steht bei mir ganz oben. Aber auch Paul Desmond ist nicht zu verachten.
     
  15. kpsenior

    kpsenior Kann einfach nicht wegbleiben

    Wie wäre es denn mit Stan Getz und Sonny Rollins. Für mich sind das die unerreichten Größen.
    Gruß Klaus
     
  16. Sacki

    Sacki Kann einfach nicht wegbleiben

    von der Miles Davis übrigens selbst gesagt hat, sie sei "misslungen" (meiner Meinung nach ist sie eine seiner besten, wenn nicht überhaupt die beste Platte von ihm)

    mit John Coltrane ists irgendwie mysteriös... am Anfang hört er sich einfach nur grauenvoll an, je öfter man einen Song mit ihm hört desto besser "wird er" und irgendwann ist man soweit dass man niemand anderen mehr hören will...
    und der grösste Müll entpuppt sich als genialste Eingebung überhaupt...
     
  17. honkzilla

    honkzilla Kann einfach nicht wegbleiben

    kaum bin ich in Urlaub entwickelt sich endlich mal eine
    spannende Diskussion, zu der ich unbedingt auch was beitragen möchte, wenns auch verspätet ist.
    Also, das mehrfach gebrachte Müllargument kann ja wohl
    nicht ernsthaft als Kriterium angeführt werden. Prinzipiell
    ist es völlig in Ordnung, rein subjektiv- emotional zu sortieren, ob einem etwas gefällt und ob man damit
    etwas anfangen kann. Das Ergebnis sagt halt garnichts
    darüber aus, ob eine Improvisation "gelungen" oder "interessant" ist Diese beiden Begriffe selbst sind davon abgesehen auch völlig verschieden auslegbar.
    Daher hat mir die schöne Begründung von Tugelbend
    so gut gefallen, auch wenn ich CC, den ich in der E Street Band schätze, wohl nicht als d e n kreativen Saxophonisten benennen würde.

    Toll dass sich hier noch michat zu Albert Ayler bekennt,
    nach wie vor ist dies eher ein Grund aus Realbooksessions
    rausgeworfen zu werden... ich liebe seine Musik ebenso.
    Aus seinen Impros spricht archaische Urgewalt, purer
    Sound und Melodieseeligkeit gleichzeitig.
    Auf dieser Schiene improvisieren heute noch einige Saxophonisten, die gleichzeitig technische Fertigkeiten wie
    extensiven Gebrauch der Top Tones und sehr lockeren, weiten bluesgetränkten Ansatz kultiviert haben. Das sind ua
    Archie Shepp, David Murray und Charles Gayle, die
    zu meinen persönlichen Favoriten gehören. Zum Nachvollziehen die drei einsame Insel CDs
    New Thing at Newport (Shepp und Coltrane)
    Flowers for Albert (Murray)
    Touchin on Trane (Gayle)

    Und dann wären noch sämtliche Alben von Ornette Coleman
    zu nennen, immer und jederzeit ein riesiger Quell von
    Improvisations- und Soundideen, keine Aufnahme aus seinem Lebenswerk, die nicht interessant wäre.

    Auch immer wieder spannend sind Anthony Braxton ,
    Evan Parker und natürlich der schon von matthiAS
    genannte Steve Lacy aus der soprano Abteilung,
    viele Grüße
    honkzilla







     
  18. Tugelbend

    Tugelbend Schaut nur mal vorbei

    OK, Clarence ist vielleicht nicht der kreativste, und damit ist meine Lobhudelei an seine Adresse vielleicht ein wenig Off Topic gewesen. Aber ich wollte eben die Gelegenheit nutzen darzustellen, warum ich ihn so gut finde. Auch wenn er vielleicht nicht der begnadete Improvisator ist.
    Aber es wäre doch schön, wenn einige hier ihre "Helden" nicht nur aufzählten, das hatten wir ja bereits an anderer Stelle, sondern eben, so wie sich Bloozer das wohl in seiner Einstiegsfrage gedacht hatte, eben auch mal kurz darstellten, was den- oder diejenige SaxophonistIn eben auszeichnet.
    Das kann dem 'geneigten Leser' dann ja vielleicht auch Lust auf mehr machen um beim entsprechenden 'Bläser' mal genauer, oder überhaupt mal, rein zu hören.
    Mit reinem name-dropping bin ich zumindest nicht hinterm Ofen vor zu locken.
    Aber ein paar Ansätze haben sich in diesem Thread ja schon gefunden. Und da kann dann auch eine vielleicht subjektive Diskussion über 'Müll oder Kunst' auch schon Interesse erwecken.

    Grüße

    Tugelbend
     
  19. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Natürlich ist Kind of Blue eine geniale Platte, auch Coltrane spielt darauf sehr schön und stimmig.
    Aber es gibt ja noch andere Aufnahmen vom Miles Davis Quintett, und da empfinde ich die Coltrane Solis - zwar technisch und harmonisch perfekt, aber völlig seelenlos und - natürlich subjektiv - langweilig und uninteressant. Das habe ich mir erlaubt - absichtlich provokant - als Müll zu bezeichnen.

    Aber vielleicht geht der Thread auch etwas am Thema vorbei! Denn jede Improvisation ist abhängig vom Rahmen, in dem es gespielt wurde. Also, wie hat die Band miteinander kommuniziert, haben sich die Musiker gegenseitig "angeturnt" und beflügelt, oder hatten sie sich - vielleicht auch nur an dem Tag - nichts zu sagen.
    Bei Live Konzerten ist natürlich auch die Interaktion mit dem Publikum ein wesentlicher Faktor.

    So gibt es sicher von jedem großen Musiker geniale Improvisationen - aber auch Konzerte und Aufnahmen, wo es halt nicht so toll gelaufen ist - warum auch immer!

    Gruß michat
     
  20. Bloozer

    Bloozer Strebt nach Höherem

    Jo, das seh ich auch so, insofern hast du recht, man sollte nicht sagen, welcher Saxophonist improvisiert interessant, sondern welcher Saxophonist hat manchmal interessante kreative Soli abgeliefert? zB Sonny Rollins, nehmen wir mal die 50 Jahre alte Scheibe 'Saxophone Collossus', da sind 3 Stücke drauf nämlch "St Thomas", "Blue Seven", "You don't know what love is", die find ich einfach genial, um diesen abgedroschnen Ausdruck mal zu benutzen. Es ist sogar so, daß mich in 'Blue Seven' ganz bestimmte identifizierbare Takte so anregen, ich werde die mal als Soundschnipsel hier hinlegen.
     
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