Westdeutscher Wohlstandsbauch trifft praktizierenden Sozialismus

Dieses Thema im Forum "Kaufberatung" wurde erstellt von jaaz47, 3.Oktober.2011.

  1. jaaz47

    jaaz47 Ist fast schon zuhause hier

    Westdeutscher Wohlstandsbauch trifft praktizierenden Sozialismus

    Eine Lanze für deutschen Nachkriegshörner - East meets West!


    Wir – Saxhenry und jaaz47 – möchten hier zwei Beispiele des deutschen Saxophonbaues aus der Nachkriegszeit vorstellen:


    Hohner President s/n 13xxx Vandoren Java T75 VandorenV16 / 2,5 und 3 (je nach Tagesform ;-))

    und

    Weltklang s/n 9XXX Buescher Vandoren V16 / 2,5 und 3

    vorstellen.

    Saxhenry's 64er 'President' erstrahlt in vernickeltem Äußeren. Auch nach 47 Jahren nahezu makellos. An der Entwicklung dieser Hörner war ein gewisser Max Keilwerth nicht unwe-sentlich beteiligt. Das Horn wurde 1964 gebaut und nach einer fälligen GÜ läuft die gesamte Mechanik leichgängig und ohne Probleme. Es ist in gewisser Weise der neue Platzhirsch und hat den Platz seines 'System 54' eingenommen. Nach kurzer Zeit waren die Probleme mit der ungewohnten Mechanik überwunden. Wenn man sich auf dieses kleine Abenteuer einlässt, geht es wirklich 'ratz-fatz'!
    Erste Versuche mit den vorhandenen, 'modernen' Mundstücken (Vandoren V16 Metall T75, Yanagisawa Metall 8 ) verliefen ziemlich unbefriedigend. Aktuell ist jetzt ein Kautschuk-mundstück aus dem Hause Vandoren – ein Java T75- und Vandoren V16 2,5 Blätter im Ge-brauch.
    Das Ergebnis ist nun ein Sound, der von voll, breit, satt, bis fordernd reicht. Er unterscheidet sich z.B. von seinem System 54 dahingehend, dass der Sound nicht mehr nur einer Kreissäge gleicht, sondern abwechslungsreicher, facettenreicher und bunter ist. Dieses Ergebnis hängt auch damit zusammen, dass das Java-Mundstück eine große, stufenlose, bauchförmige Kam-mer besitzt, die der eines „alten“ Mundstückes ähnelt (so unsere Theorie ;-)) und damit gut zum Hohner passt. Wir beide vertreten nämlich die Meinung, dass alte Hörner, alte Mundstü-cke benötigen. Hier musste jaaz47 bei Saxhenry aber erst Überzeugungsarbeit leisten ;-). Vorschläge/Ratschläge für weitere interessante Mundstücke, die Saxhenry auf dem Hohner ausprobieren sollte, werden gerne angenommen ?!
    Mein (jaaz47) vorläufiges Fazit zum Hohner: Es ist ein Horn, welches sich vor den modernen Hörnern nicht verstecken muss, in Deutschland fast unbekannt und völlig unterbewertet ist!

    Das versilberte 'Worldsound' verfügt über gebördelte Tonlöcher und war nach der GÜ, vor 3 Jahren, noch glänzend. Da ich es mit dem Putzen nicht so habe, ist es inzwischen zu einem gut gepflegten Nutztier mutiert. Optik na ja, aber alles andere voll funktionsfähig. Es wurde damals mit Metall Resonatoren gepolstert. Der Wechsel von CONN 16M auf das Weltklang ging problemlos. Der 'Tisch' für den linken kleinen Finger liegt etwas abseits und erfordert einen kräftigen kleinen Finger. Das einzige ägerliche war eine Gurtöse die, weil zu hoch an-gebracht, umgelötet werden musste und des Weiteren, eine 'stramm' laufende Mechanik. Es ist alles schwergängiger. Nachdem einige Federn mit ein bischen probieren und biegen dann optimiert waren, konnte ich mich mehr mit dem Klang beschäftigt. Ich mag den Klang von Ben Webster und so ging die Suche los.
    Das Erste Mundstück, ein CONN 'Precision' mit Rico Royal 2,5, war eher na ja! Die folgen-den Mundstücke: ein Noname via Ebay und ein altes Holzmundstück. Bei diesen kam ich mit der Blattstärke in Probleme und spiele seitdem mehr 3er bis 3,5er Blätter. Durch Saxhenry bin ich nun im Besitz eines Buescher MPC– ohne weitere Typisierung. Es ist relativ eng, aber schön bauchig. Mit diesem Mundstück ist der Sound weich, voll und klar. Ich spiele es, wie oben geschrieben, mit Blättern von 2,5-3,5. In der Regel versuche eher 'leise' zu spielen. So kommt mir diese Konfiguration sehr entgegen.
    Alles in allem, ist das Weltklang ein Horn, welches in die Rubrik 'Understatement' eingeord-net werden muss. Da haben die Freunde aus Markneukirchen nicht den Mangel verwaltet, sondern sauberes und erstklassiges Handwerk abgeliefert. Wer mal ein solches Horn im 'ge-strippten' Zustand (ohne Klappen) gesehen hat, der ahnt vielleicht, was ich meine. Die gebör-delten Tonlöcher sind in 'einem' Stück gezogen. Tolle Arbeit. Die Mechanik kann man anfas-sen, ohne dass man Angst haben muss, sie verbiegt sich. Der kleine Gewichtsunterschied hat sich aus meiner Sicht gelohnt. Tja und wer sich mehr um die Applikatur (Ergonomie) Gedan-ken macht, der ist hier eben am falschen Platz. Für Spieler/innen mit kleinen Händen ist es nicht unbedingt der Hit. Von oben bis ganz unten ist 'viel Platz'!
    Mein Fazit (jaaz47): Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, ein ehrliches Horn, für alle die nicht so auf Moderne stehen und eine (noch) kostengünstige Alternative suchen.

    Beim direkten Vergleich, zwischen den Hörnern, kommt das 'President' besser weg. Es ist in allen Lagen, etwas klarer und fordernder. Das kann mit an den Metall-Resos liegen. Die Er-gonomie ist 'moderner' und leichtgängier, als wenn es 20 Jahre jünger wäre. Alles in allem ein klasse Horn – für den Einsteiger, wie auch den Könner - zu einem günstigen Kurs.
    Das Weltklang ist dafür im Ton runder, allerdings nicht so Obertonreich. Eine Rampensau hat damit weniger Spass. In dieser Konfuguration eher ein Modell zu 'mitspielen'.
    saxhenry + jaaz47©
     
  2. saxhans

    saxhans Ist fast schon zuhause hier

    Guter Beitrag, gefällt mir.

    Mein Weltklang Tenor hat inzwischen fast keinen Lack mehr, dafür aber eine schöne ins bräunliche gehende Patina.

    Ich spiele das Horn mit einem alten Martin-Mundstück und einem Blatt Rico Royal Stärke 3.

    Der Sound begeistert mich immer wieder.

    Ein Hohner President hatte ich auch mal.
    Daß ich es verkauft habe tut mir heute noch leid.

    Gruß Hans
     
  3. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Moin...am späten Nachmittach,

    da ich gerade ein versilbertes Weltklang-Alto in Arbeit habe (mein erster Kontakt mit den Weltklängern) und mit dem Putzen und Polieren soweit durch bin, bin ich erstaunt, was für eine Schönheit da hervorkommt.

    Auch die mechanische Seite zeugt von einiger Wertigkeit.

    Wenn es dann auch so klingt wie es jetzt schon aussieht, werde ich wohl auch zum Fan.

    Schöne Grüsse an die Worldsounder

    Wuffy
     
  4. Andromedar

    Andromedar Nicht zu schüchtern zum Reden

    Schöne Hörner :D
    Weils einen Thread wahrscheinlich nicht Wert ist, mal kurz ne Off-Topic Frage:
    Warum haben die alten Hörner eigentlich nur diesen minimalistischen "Draht"-Klappenschutz, oder besser gesagt, warum wurde das bei allen neueren Hörnern geändert zu verzierten Blechen?
     
  5. Brille

    Brille Strebt nach Höherem

    Moderne Klappüenschützer sind normalerweise demontierbar und damit "wartungsfreundlicher". Wahrscheinlich ist das darin begründet.
    Grüße Brille
     
  6. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    ....und die meisten neueren habe auch höhenverstellbare Anschlagsfilze.

    Auch ein Fortschritt.

    Wuffy
     
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