Wie kann man das "Potential" eines Instruments beurteilen?

Dieses Thema im Forum "Saxophone" wurde erstellt von Claus, 9.September.2015.

  1. Claus

    Claus Mod Emeritus

    In gefühlt jedem zehnten thread findet man den (guten) Hinweis, man solle ein Instrument nicht ungesehen kaufen, sondern es nach Möglichkeit zunächst anspielen (bzw. jemanden mitnehmen, der es für einen anspielt, wenn man selber nicht über genügend Erfahrung verfügt).

    Dazu einmal eine konkrete Frage:

    ich spiele lange genug, um feststellen zu können, ob (mir) Instrument gut in der Hand liegt, ob es gut anspricht und ob es einigermaßen gut intoniert.

    Was aber, wenn ein Instrument nicht gut eingestellt ist bzw. nicht ganz dicht (was ja nicht eben selten vorkommt)? Es spricht dann natürlich nicht so gut an, wie es könnte und intoniert möglicherweise auch nicht so sauber, als wenn alle Klappenaufgänge richtig eingestellt wären.

    Möglicherweise lässt man sich dann aber ein gutes Horn durch die Lappen gehen, das mit ein bisschen Arbeit wieder richtig „scheint“.

    Kann man und wie kann man das „Potential“ eines nicht optimal eingestellten Horns bewerten? Läßt sich abschätzen, wie schwer oder leicht es anspricht, wenn die Polster wieder richtig decken und ob Intonationsprobleme sich beheben lassen oder nicht?

    Oder lässt sich eine solide Bewertung wirklich erst dann vornehmen, wenn das Instrument optimal eingestellt ist?
     
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  2. Pauke

    Pauke Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ja. So sehe ich das auch. Um es umfassend beurteilen zu können, muss es gut eingestellt sein! Und man sollte ein Mundstück und Blatt verwenden, welche passen!

    Beste Grüße Pauke
     
  3. dabo

    dabo Strebt nach Höherem

    Dazu kann ich ein Beispiel liefern.

    Bei einer Auktion vor einigen Jahren ist mir ein Keilwert SX90 aufgefallen welches für 850 Euro angeboten wurde. Ich habe es mir, weil es keine 10 km entfernt war angeschaut.
    Beim Probespielen gingen alleTöne abwärts des G sprich rechte Hand nicht. Bei näherem Hinschauen waren die unteren Klappen verzogen und standen ca 1cm von den Kaminen ab. Au weija hab ich gedacht. Was tun? Das Sax selber wies keine Dellen auf. Der Lack war tadellos. Polster ok. Die oberen Töne sprachen sehr gut an und hatten einen sehr guten Klang.

    Sollte ich es riskieren? Ich habs getan!
    Für 750 inkl. sämtl. Zubehör habe ich das Sax mitgenommen und gehofft es wieder hinzukriegen.

    Die Klappen konnte ich richten und habe sie dicht bekommen. Das Sax läuft bis heute super.

    Würde ich es heute wieder so machen? Keine Ahnung - wenns schiefgeht ist man halt ne Menge Geld los.
    Ich hab halt in dem Fall richtig Schwein gehabt.

    LG
    Dabo
     
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  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das lässt sich nicht genau feststellen, da es zu viele Variablen gibt. Deswegen bevorzuge ich Läden mit angeschlossener Werkstatt, wo ich, wenn mir was negativ auffällt gleich zum Instrumentenbauer gehen kann und ihn schauen lassen kann, ob er etwas findet warum es nicht tut was es tun soll (neben den Dingen, die ich selber feststellen kann). Ich hatte gerade heute den Fall, ein Horn mit klanglichem Potential aber deutlich schwerer Ansprache in der Tiefe als bei anderen Hörnern des Modells. Zweimal hat der Instrumentenbauer was nachgestellt und trotzdem hat das die Probleme nicht wirklich beseitigt. So kam das Horn für einen Schüler nicht in Frage. Es lohnt sich eher von vornherein zu schauen wie gut ein Horn spielt, wird dann was gemacht, wird es meist nur besser. Kaufst Du auf Verdacht oder gehst das Risiko ein, weil Du nicht weisst ob es sich korrigieren lässt oder korrigiert werden kann. Das kann zu einem ernsten Problem werden. Da muss man dann schauen ob man das Risiko eingehen will oder nicht. Aber mit absoluter Sicherheit lässt sich das Potential eines nicht optimal eingestellten Horns nicht bewerten.

    LG Saxhornet
     
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  5. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo @Claus, ich habe erst in diesem Frühjahr eine entsprechende negative Erfahrung gemacht.
    Bei eBay hatte ich ein Amati Toneking JKG Best In The World entdeckt, welches mich reizte. Frisch generalüberholt. Da der Verkäufer ganz in der Nähe wohnte, habe ich es natürlich erst einmal probegespielt, bevor ich darauf geboten (und es letzlich ersteigert) habe. Bis auf die Ansprache des D1, welches "blubberte", schien alles gut zu sein.

    In meiner Naivität glaubte ich, dass das D1 kein Problem sein würde. Nach der GÜ hat sich vielleicht ein Kork oder ein Polster gesetzt und sich so irgendwo eine kleine Undichtigkeit aufgetan.
    Das kann ja für einen erfahrenen Saxdoc kein Problem sein, das wieder in Ordnung zu bringen. Also hab ichs zu dem Holzblasinstrumentenmacher gebracht, der die GÜ durchgeführt hatte.
    Nach 8 Tagen konnte ich das Sax wieder abholen. Nur: Gebessert hatte sich nichts :-(

    Also zu einem anderen Saxdoc gefahren und dort noch einmal 65 Euro bezahlt. Nur: Besser wurde nichts.

    Hab´s dann mit Verlust wieder verkauft. Mein Fazit: Entweder das Ding funktioniert sofort oder ein Anderer darf sich damit rumärgern.

    LG Bernd
     
  6. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    Bernd, ich mag die
    Ich persönlich hab mit diesem Modell das gleiche Problem. Egal wie gut das Saxophon eingestellt ist... Es blubbert
    Andere fühlen sich sauwohl mit den Hörnern, ich kann sie nicht ausstehen. Schade, sie klingen ja sehr gut.....
     
  7. stefalt

    stefalt Strebt nach Höherem

    Hallo @Bernd , Hallo @gefiko

    D1 heißt tief D? Was versteht ihr unter blubbern? so eine ungleichmäßiges wackeln (laut-leise) im Ton?

    Ich glaube sowas habe ich gelegentlich nämlich auch, bei mir ist es aber vom Mundstück (Öffnung/Kammergröße) und der Grundstimmung abhängig. bei 438Hz extrem bei 440Hz immer noch bei 443Hz nicht mehr.

    Es würde mich sehr interessieren, ob wir über das selbe Phänomen sprechen.

    Gr. Stefan
     
  8. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Ich hatte schon (Online-)Blindkäufe, bei denen die Hörner wirklich sauschlecht waren.
    Deshalb lasse ich das inzwischen bleiben und probiere Hörner grundsätzlich vorher aus.
    Wenn ich dazu keine Gelegenheit habe, lasse ich die Finger davon.

    Ein Blindkauf war aber richtig gut.
    Das war ein Martin Handcraft Imperial Alto aus den 30ern.
    Es war in sehr gutem Zustand, frisch überholt, stimmte aber total schlecht, egal mit welchem Mundstück.
    Ich habe es ToKo geschickt, der es optimal einstellte.
    An manchen Tönen muss man zwar intonationstechnisch immer noch ein bisschen arbeiten, aber ansonsten ist das Teil trotz seiner 80+ Jahre fantastisch.
    Mit dem Kay Siebold Kautschuk Heritage 7 vor allem für Bigband ein echtes Horn für die erste Satz-Stimme.
    Man kann damit aber auch wunderbar leise spielen, fast flüstern.
    Die Applikatur ist etwas ungewohnt, stört mich aber nach ein paar Minuten nicht mehr.

    Lg
    Mike
     
  9. philipp_b

    philipp_b Ist fast schon zuhause hier

    Es gibt ja auch die Möglichkeit eine Leuchte zum Test mitzunehmen, wenn er denn nicht in einem Laden stattfindet. Da wird man dann womöglich komisch angeschaut, hat dann aber erwiesene Fakten.
     
  10. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    @stefalt: so könnte man es beschreiben. Laut/leise. Kein konstanter Ton möglich.
    Im Nachhinein bin ich froh, dass das Toneking so zickte. Sonst hätte ich das Schucht-Saxophon nicht ersteigert, auf welchem ich seit einiger Zeit nahezu ausschließlich Spiele. Eigentlich sollte das Zweitsax ja nur für die Zeit herhalten, in der meine Medusa bei der GÜ verbrachte. Und ergonomisch
    war das Toneking schon eine Herausforderung. -:)

    LG Bernd
     
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  11. gefiko

    gefiko Strebt nach Höherem

    @stefalt : ja, tief D, und wie Bernd schon sagte: kein konstanten Ton..... es überschlug sich nicht in die Oktave, die Ansprache war schwer. Die tiefere Töne waren kein Problem.
     
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  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ein Blindkauf bei Ebay ist ein blinder Kauf, der gut oder schlecht enden kann...

    Ich meine ja, wenn genügend Erfahrung vorhanden ist. Ein Restrisiko bleibt aber immer.

    Dies ist der auch für mich der beste Weg!

    Ich bleibe aber meiner Überzeugung, dass das „Potential“ eines Saxofons eher überschätzt wird.

    Ein erwachsener Schüler kam mit einem neuen Karl Glaser Tenorsaxofon zur Probestunde und ich wollte ihn im Geiste zum Saxdoc zum Kauf eines ordentlichen Instrumentes schicken. Zu meinem Unglauben funktionierte und klang das Instrument ausgesprochen gut! Wie lange ist vielleicht die andere Frage, aber erstmal kann er vernünftig lernen.

    Gruß
     
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