Wo sind die berühmten Musikerinnen????

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von mcschmitz, 27.August.2008.

  1. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Neulich ist mir aufgefallen daß die Professionelle Musik doch eingentlich eine fast reine Männerveranstaltung ist!
    Klar gibt es einige löbliche Ausnahmen, und jedem hier fallen sicher spontan brilliante Musikerinnen mit vorzeigbaren Karrieren ein, aber wenn man die Sängerinnen mal aussen vor lässt, dünnt sich das Feld im Vergleich zur männlichen Konkurrenz doch sehr aus.
    Da ich nicht glaube, daß die Damen weniger kreativ oder begabt sind, wundert mich dieses Ungleichgewicht doch schon ein wenig.
    Was glaubt Ihr, woran das liegt?
    Chauvinismus in der Musikindustrie?
    Mangelnder Ehrgeiz?
    Oder auch größere "Bodenständigkeit" beim weiblichen Geschlecht, sprich Frau sucht sich lieber einen "ordentlichen Job" anstatt als Musikerin wohlmöglich von der Hand in den Mund zu leben?
    Wollte das mal zur Diskussion stellen und Eure Meinungen dazu hören.
    (Hoffendlich bricht das hier keinen Kleinkrieg vom Zaun :), war einfach nur verwundert)

    Michael
     
  2. coolie

    coolie Strebt nach Höherem

    Eine spannende Frage, ohne Zweifel. Es gibt hier wohl ebenso viele Theorien wie Theoretiker, und es ist auch schon häufig darüber geschrieben worden.
    Man müsste sich im Grunde auch noch fragen, ob das Phänomen nur in unserem westlichen Kulturkreis existiert.
    Der entscheidende Punkt ist m.E. der Bereich der PROFESSIONELLEN Musik, die Du ja auch ansprichst. Es fällt mir da spontan der Beruf des Kochs ein: in einer scheinbar so weiblichen Domäne sind es plötzlich die Männer, die zu Star- und Fernsehköchen werden und auch die normale Gastronomie beherrschen. Ein weiteres Beispiel: Als Anglistikstudenten haben wir damals die bekannte Grammatik von Thompson/Martinet gebraucht. Die Vornamen waren immer nur als Initialen auf dem Einband zu sehen. Viele Jahre später wurde das Geheimnis gelüftet: Es waren zwei Frauen! Sie hätten als solche offensichtlich am wissenschaftlichen Bückermarkt weniger Chancen gehabt.
    Das Problem schein also ein ökonomisches zu sein, d.h. an den Schalthebeln der Wirtschaft sitzen immer noch mehrheitlich Männer.Vielleicht kommt im Bereich der Bühnenkunst noch eine alte Geschichte mit zum Tragen: Zu Shakespeares Zeiten durften Frauen nicht auf der Bühne agieren - die Rollen wurden von Knaben gespielt. Schauspieler waren fahrendes Volk - die Bühne ein unschicklicher Ort für Damen.
    Dies sind ein paar Gedanken, die ich relativ spontan formuliert habe.

    Gruß

    Uli
     
  3. saxolina

    saxolina Strebt nach Höherem

    Eine einfache Erklärung wäre die, dass Frauen nun mal Kinder bekommen (können) und diese, wenn sie dann das Licht der Welt erblickt haben, in den ersten (10?) Jahren jegliche Zeit und Ernergie in Anspruch nehmen...

    Vielleicht ist das ja der Grund.

    Gruß
    Saxolina
     
  4. Thomas

    Thomas Strebt nach Höherem

    naja, die Begabungen werden gleichverteilt sein... aber da spielen sicher auch noch irgendwelche alten Zöpfe ( gesellschaftliche Konventionen) eine Rolle, das Thema Kinder vielleicht auch... aber vielleicht ist ( im Durchschnitt gesehen) bei den Frauen das ganze Karriere/Dominanz/Ego-Getue nicht ganz so ausgeprägt wie bei den Männern... ich denke wir neigen doch ( im Durchschnitt) eher dazu uns imposant aufzurichten und mächtig mit den Fäusten auf die Brust zu trommeln...
    von dem abgesehen gibta doch eine unmenge wunderbarer Musikerinnen, oder?
     
  5. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Meine Rede, aber halt doch ganz erschreckend viel weniger als Musiker.
    Zumindest im Professionellen Bereich, oder fallen Dir auf Anhieb 10 bekannte Musikerinnen (keine Sängerinnen) ein?
    (Sängerinnen nehme ich da raus, da sie aufgrund ihrer Stimme bei den Männerkarrieren mithalten können, soll heißen:
    es gibt ne Menge Bands mit Sängerinnen im Musikgeschäft, aber praktisch keine Bassistinnen, Schlagzeugerinnen, Saxophonistinnen etc.)
     
  6. mos

    mos Ist fast schon zuhause hier

    Nun ich denke, das hat sehr viel mit der althergebrachten Rollenverteilung zu tun. Frauen fand man früher eher in klassischer Musik. Klavier oder Gesang, da waren sie immer vertreten.
    Moderne Musik schickte sich nicht für eine Frau "aus gutem Haus". Wo hingegen, eine Klavier oder Gesangsausbildung zum gesellschaftlichen Leben dazu gehörte. Jazz oder moderne Musik bracht man früher eher immer mit, Unterwelt, Alkohol, Drogen, dunkle Kneipen etc. in Verbindung. Kein Ort, wo Eltern gerne ihre Töchter sehen möchten.

    Ich denke dieses Denken ist doch immer noch sehr vertieft. Überlegt mal, wie "kurz" es im Prinzip erst her ist, dass es normal ist, dass Frauen arbeiten. Selbst das wird oft noch nicht gerne gesehen. Frauen sollen Kinder bekommen, den Haushalt machen, den Männern den Rücken freihalten etc. etc. Das ist, was man gerne von ihnen hätte. Brechen sie aus, aus diesem alten Rollen, dann haben viele Leute damit ein Problem.

    Dann kommt noch hinzu, dass eine Frau auf der Bühne immer gut aussehen soll. Egal, wie gut sie spielt. Ein Mann kann aussehen, wie ein Sack Muscheln. Interessiert die meisten nicht die Bohne, hauptsache er macht gute Musik. Bei einer Frau würde das in den wenigsten Fällen funktionieren.

    Ich schätze mal, dass es noch einige Jahre oder Jahrzehnte dauern wird, eh eine Frau genau so selbstverständlich an anderen Musikinstrumenten ist, wie ein Mann.

    Mir würden jetzt auf anhieb ein paar Saxophonistinen und eine Drummerin einfallen und halt jede Menge Sängerinnen.
     
  7. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

    Da gibts ein paar schöne Arbeiten dazu (auch wenn ich gerade keine Link finde). Ich frage mich aber schon manchmal, warum Frauen wie z.B. Candy Dulfer den Markt so bedienen, dass es vom Äußeren eher zu einem Popsternchen passt. Findet sie es gut oder meint sie wirklich, dass es so sein muß, damit die Leute kommen?

    Gruß
    saxfax
     
  8. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Hi,

    sehe ich auch klar in der Rollenprägung, durch die Herumreisen und Nachtleben für Frauen nicht denkbar war.

    Bekanntere Instrumentalistinnen gibt es noch immer wenige: Sheila E., Marilyn Mazur, Carola Grey (dr., perc.), Me'Shell NdegéOcello (bass), Susan Weinert (git.), Barbara Dennerlein (Hammond), beim Sax sieht es schon besser aus.
    Im nicht(ganz) professionellen Bereich tut sich schon mehr, ich kenne 2 Bassistinnen und habe mal in einer Coverband gespielt, in der 4-5 von 10 Leuten Frauen waren.
    Wird sicher noch ein paar Generationen dauern, bis Frauen in der Musik nicht mehr per Geschlecht auffallen.


    Liebe grüße, bin dann mal weg


    Chris
     
  9. Gast

    Gast Guest

    Ne alte Sache: Sex sells :roll:

    Und sie bedient das Klischee vom Püppchen/Vamp/Amazone/Girlie noch zusätzlich durch Anspielungen im Titel (die Kurzform des Namens unseres Instruments machts einfach) und sehr blonde Coverfotos mit Ausschnitt. Sehr schade eigentlich.

    Aber es gibt sie, wenn auch nur wenige. Mama Cash kennt wohl jeder, die (traditional irish) Flöte und Whistle spielende Dreieinhalbzentnerfrau Joanie Madden wohl nur Kenner der entsprechenden Szene. (Aber auch hier ist das Foto arg geschönt!)

    Gruß, Jürgen
     
  10. cwv

    cwv Schaut öfter mal vorbei

    Das ist ein weites Feld, darüber haben sich schon viele
    schlaue Menschen (auch in diesem Fall vermutlich hauptsächlich Männer :)) viele schlaue Gedanken gemacht. Es ist ja nicht nur in der Musik so, es trifft auf alle Gebiete der Kunst zu, es trifft auf das "In-der-Öffentlichkeit-Stehen" im Allgemeinen zu, dass
    die Männer statistisch gesehen überrepräsentiert sind.

    Hierfür gibt es m.E. zum Beispiel diese Gründe:

    - Frauen bekommen Kinder und sind in unserer Gesellschaft traditionell auch für deren Versorgung und Erziehung zuständig.
    - Es gibt nicht so viele Frauen wie Männer, die egomanisch genug sind, um eine öffentliche Karriere in aller Konsequenz durchzusetzen und durchzuziehen (ob diese Eigenschaft genetisch oder durch Erziehung bedingt ist, kann ich nicht beurteilen).
    - Da unsere Gesellschaft im öffentlichen Leben im Wesentlichen männlich geprägt ist, werden Frauen in traditionell männlichen Domänen viel kritischer beurteilt als Männer und haben es daher schwerer, sich durchzusetzen.

    Das ändert sich, glaube ich, ich kenne zwar keine statistischen Zahlen, aber der prozentuale Anteil der in der Öffentlichkeit stehenden Frauen wächst. Was mir allerdings zu denken gibt, ist, dass diese prominenten Frauen (vor allem in Wirtschaft und Politik)es mit eher männlich belegten Eigenschaften (Härte, Durchsetzungsvermögen = Sturheit und Ellbogen) schaffen sich durchzusetzen.

    In der Hoffnung, niemand auf den Schlips oder ins Dekolleté getreten zu haben ...

    ... Gruss an alle

    cwv
     
  11. mcschmitz

    mcschmitz Strebt nach Höherem

    Stimmt, aber das liegt wohl z.T. auch an der irischen Gesellschaft, wo musizieren (auch für Frauen) was selbstverständliches ist und die Hemmschwelle aus dem eigenen Wohnzimmer raus an die Öffentlichkeit zu gehen sehr viel geringer ist. (Sessions im Pub gehören zum Alltag)
    Im übrigen sind die Iren zwar in vielen Punkten stockkonservativ und erzkatholisch, hatten aber bereits eine Staatspräsidentin als eine deutsche Bundeskanzlerin noch undenkbar schien.

    Michael
     
  12. lee

    lee Ist fast schon zuhause hier

    zitat" Was mir allerdings zu denken gibt, ist, dass diese prominenten Frauen (vor allem in Wirtschaft und Politik)es mit eher männlich belegten Eigenschaften (Härte, Durchsetzungsvermögen = Sturheit und Ellbogen) schaffen sich durchzusetzen."
    in diesen bereichen sind aber auch andere "fähigkeiten" gefragt als in der musik: skrupellosigkeit,abwesenheit von idealen etc. wie sonst könnte es eine fdj sekräterin für propaganda es zur bundeskanzlerin schaffen (na gut, ein funktionierender schredder ist auch wichtig,)
    ich denke aber, wenn frauen sich auf das besinnen, was an ihnen anders ist, sei es durch erziehung, tradition oder von natur aus, dann müssen wir herren uns warm anziehen.
    nach meiner meinung und erfahrung sind die damen fürs musizieren(hat natürlich nichts mit karriere zu tun)besser
    ausgerüstet als wir.
    ps. ich finde übrigens, frauen fahren auch besser auto als männer.ot.ich weiss.
     
  13. Seniac

    Seniac Nicht zu schüchtern zum Reden

    Ich denke es liegt stark an der traditionellen Rollenverteilung die sich nur sehr langsam ändert. Zusätzlich kenne ich nur wenige Frauen die Karriere vor Familie stellen (wobei die Zahl in der Jugend höher liegt). Schon alleine der lange Weg sich in der Musikbranche hochzuarbeiten dauert schon in den meisten Fällen sehr lange (abgesehen von den Casting- oder One-Hit-Wonders) und steht in direkter Konkurenz zur Familie.
    Zumindest sind das meine Vermutungen darüber.

    Aber nicht einparken oder? Ne Spaß bei Seite es gibt sogar einige Studien die Beweisen, dass Männer genre mal dazu Neigen sich und ihr können zu überschätzen.
     
  14. Gillert

    Gillert Kann einfach nicht wegbleiben

    Zu Hilf, meine Freundin nervt mich damit, daß sie keine richtigen Abhandlungen im Internet findet.
    Wer kann mit k o n k r e t e n Adressen helfen??

    Ich weiß, daß dieser Thread schon betagt ist, aber meine gegenwärtige Lage ist relativ neu.

    Ich wäre für jede Info dankbar.
    Bitte rettet mich.

    Vielen Dank schon mal im voraus.
     
  15. saxfax

    saxfax Strebt nach Höherem

  16. Rampone

    Rampone Schaut öfter mal vorbei

    Christina von Bülow: www.myspace.com/cvbulow
    Sie hat u.A. bei Stan Getz studiert. Eine hervorragende und 100% Prof Saxophonistin.
     
  17. Gillert

    Gillert Kann einfach nicht wegbleiben

    Da kann man mal sehen wie fertig ich schon bin, ich habe vergessen zu erwähnen, daß gesucht wird: Frauen im Jazz.
    Ich habe durch die Suchfunktion diesen Thread gefunden und habe mich da einfach rangehängt.

    @ Saxfax, danke für Deine Hilfe. Du hast mit den letzten beiden Links schon richtig gelegen. Damit bin ich schon mal aus dem Schneider.
    Natürlich habe ich mich auch schon in der Universitätsbib-liothek erkundigt und bin mit zwei Werken pfündig geworden
    Vielleicht habe ich nur auf die schnelle Verfügbarkeit geschaut. Ich danke Dir für Deine Hilfe.

    @Rampone ich danke auch Dir für Deine Info Du konntest natürlich meine fehlende Beschreibung nicht erahnen.
    Aber ich habe mir die Aufnahme gleich angehört. Werde die Aufnahme gleich vorspiel... oh, neee, mach ich lieber doch nicht. Dann bin ich gleich im nächsten Stress.

    Habt Dank ihr beiden, daß ihr so schnell geantwortet habt.

    Joachim
     
  18. Gillert

    Gillert Kann einfach nicht wegbleiben

    Übrigens Saxfax, Danke für Claire Daly am bari.
    Ich suche im Augenblick im Internet-Radio Saxofonisten, oder -innen. Was ich dabei gemerkt habe ist, man kennt sehr wenig neuere Saxophonisten und man wird mehr durch Zufall zu ihnnen stoßen, als daß man bewußt zu ihnen geführt wird.
    Die wenigsten kennen George Garzone, Ted Nash, Craig Handy, Thomas Chapin, Rudresh Mahanthappa,Theo Travis, Myron Walden, Richard Underhill etc.
    (Frage an die Mods, kann ich in unsere Saxophonistenliste Einträge vornehmen? Sie müßte arg erneuert werden!)

    Aber mein Anliegen ist eigentlich die Info-Weitergabe:

    1.)Die Jazz-Frauen von Gunna Wendt im Luchterhand Literaturverlag von 1992
    2.)Frauen im Jazz von Sally Placksin im Hannibal-Verlag, Wien von 1989
    ...von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart; ihre
    Worte, ihr Leben, ihre Musik.
    Diese Werke habe ich in der Uni-Bibliothek gefunden, für In-teressenten oder Leute mit gleichgelagerten Problemen.

    Joachim
     
  19. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Hallo!

    Es gibt ja auch dann noch die Ewiggestrigen, macht's auch nicht leichter:
    "...
    Celi zu Abbie Du kennst das Problem - wir brauchen einen Mann für die Solo-Posaune." Celi zur Streichergruppe des Orchesters: ,,Sie klingen wie ein Damenorchester." Celi zu einer Konzertmeisterin: ,Nur Män­ner am ersten Pult!"
    ..."
    http://www.osborne-conant.org/spiegel.htm

    Wenn eine solche Äusserung publik wird, sollte eigentlich das *ganze* Orchester streiken. Dann kann er alleine dirigieren ... 100% Männeranteil. :-D

    Hab' aber keine Ahnung, inwieweit diese Spezezies der Ewiggestrigen als ausgestorben gilt.

    Grüße
    Roland
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Nach meiner Beobachtung liegt das aber auch an der Risikobereitschaft - wer im Rampenlicht steht, macht sich angreifbar, gibt sich selbst quasi zum Abschuss frei.
    So blöd sind vorwiegend Männer... :-D

    Das ist sicherlich einer der wichtigsten Gründe.
    Alle Musikerinnen, die ich persönlich kenne, sind prinzipiell eher auf Harmonie bedacht und deutlich zurückhaltender als die vom Können her vergleichbaren männlichen Kollegen.

    Wenn jemand nach vorne prescht, alle anderen aus dem Weg schubst und dann der Öffentlichkeit sein Innerstes lautstark vor die Füße knallt, ist das aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mann.

    Nur durch solches auffälliges Verhalten wird man aber im übersättigten Kulturbetrieb überhaupt zur Kenntnis genommen, andernfalls bleibt man eben respektierter Außenseiter in seiner persönlichen, netten Nische.
    Und dann kennt einen nun mal keiner. ;-)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies, um Inhalte zu personalisieren, diese deiner Erfahrung anzupassen und dich nach der Registrierung angemeldet zu halten.
    Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden