zwei Götter

Dieses Thema im Forum "Musiker / Bands" wurde erstellt von messingblech, 7.Dezember.2022.

  1. messingblech

    messingblech Ist fast schon zuhause hier

  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Von mir 2 mehr = 4 Götter :cool2:

     
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  3. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    Nicht vergessen.


     
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  4. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    @jimi Danke für den Tipp! Die nächsten Tage werden Gene Ammons Tage werden. :)

     
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  5. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Ich mochte die Musik von beiden mal sehr, Chet Baker noch mehr als Stan Getz. Aber je mehr ich lese, desto weniger kann ich Arbeit und Leben trennen - die Musik genießen, ohne ständig an die Person zu denken.

    Ich habe gerade die Baker-Biographie von James Gavin ("Deep in a dream - the long night of Chet Baker") angefangen, und weiß aus anderen Quellen aber schon sehr viel über seinen eigentlich erbärmlichen Lebenslauf, sein ständiges Scheitern und das schon zwangsläufig scheinende Ende, so dass ich mich nicht mehr auf seinen Gesang und sein Spiel konzentrieren kann.

    Bei Charlie Parker ist es dann wieder anders, weil ich viel mehr in die Analyse von Einzelheiten seiner Musik vertieft bin, ihn analytisch/technisch höre, und dadurch von seinem durchaus ähnlichen Schicksal abstrahieren kann.
     
  6. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Sind nicht alle, die wir verehren (Götter? nein… sicher nicht.) irgendwie eigentlich gescheiterte Existenzen, die gesoffen, sich mit Drogen vollgepumpt haben, uneingeschränkte Arschlöcher waren, kriminell waren usw.?

    Einige Wenige haben irgendwann die Kurve gekriegt und sich anderen Inspirationsquellen zugewandt.
    Ob Trane, der heilig wurde (und den ich nach A Love Supreme nicht mehr so richtig verstanden habe) oder der trockenste aller Trockenen Mike Brecker usw. Die meisten anderen haben sich letztlich weggebeamt…

    Die, die wir besonders für ihre Musik verehren waren auf gar keinen Fall rundum positive Vorbilder.
    Nicht nur im Jazz - Joplin, Morrison, Hendrix … Club 27 eben.

    Also müssen wir entweder 90% wegen Fehlverhalten aus unserem Bewunderungskanon streichen oder versuchen, die schwierige Person von der musikalischen Leistung zu trennen.
    Einen wirklichen Unterschied zwischen Parker oder Getz oder Baker kann ich auf dieser Ebene nicht sehen.
     
  7. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Den Unterschied habe ich ja für mich extra erwähnt.

    Das gilt natürlich nur für mich. Wäre ich Trompeter und würde Chets Stilistik sezieren, ginge es mir vielleicht auch mit ihm anders. Wahrscheinlich gelingt es mir, bei mir Genussebene und Arbeitsebene zu trennen.
     
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  8. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    @gaga :)
    Wikipedia ..Gene Ammons.

    His later career was interrupted by two prison sentences for narcotics possession, the first from 1958 to 1960, the second from 1962 to 1969.

    Ammons died in Chicago on August 6, 1974, at the age of 49, from bone cancer.[5] He was buried at Lincoln Cemetery in Blue Island, Illinois.





    Für mich ist es nicht, wie ein Mensch sein Leben lebt, sondern was er hinterlässt.

    Wenn ich das nächste Mal New York besuche, plane ich einen Tagesausflug nach Chicago, um ein paar Blumen auf sein Grab zu legen, als kleine Anerkennung für seinen großartigen musikalischen Beitrag.
     
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  9. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Warum nur als Trompeter?
    Das Drogenwrack hat einige der schönsten Linien des 20. Jahrhunderts gespielt oder gesungen…
     
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  10. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Gut, dann streichen wir "als Trompeter" und setzen "als Saxophonist" ein. Das ist Wortklauberei. Wird es nicht deutlich, was ich sagen will?
     
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  11. Jacqueline

    Jacqueline Strebt nach Höherem

    Ein Mensch greift nicht einfach mal eben so zu Alkohol, Drogen etc. Das hat Gründe und ich würde diese Personen deswegen nicht per se verurteilen.
    Hinter jeder Sucht steht ein Mensch, der vllt keine so schönen ersten Erfahrungen im Leben gemacht hat.
    Ein heiles Elternhaus (inkl. harmonische Ehe/Partnerschaft der Eltern), keine finanziellen Sorgen, Gesundheit in der Familie - das ist alles nicht selbstverständlich. Wenn man das in seiner Kindheit hatte dann kann man sich glücklich schätzen.

    Treffen Missstände und Probleme auf einen sensiblen Menschen (dieser Typ kommt unter Musikern vllt häufiger vor?) dann wird zum Spannungsabbau gerne zu "Entspannern" gegriffen. And here we go.

    Was den Charakter betrifft: woher soll man wissen, was da stimmt und was nicht?
    Auch wenn die Person angeblich ein A**** war kann ich die Musik genießen. Die Genialität bewundere ich trotzdem. Will ja nur die Musik hören und mich nicht mit der Person unterhalten.
    Ich bin jetzt aber auch nicht der Typ, der Biografien liest.
     
    Zuletzt bearbeitet: 9.Dezember.2022
  12. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich finde das auch ein schwieriges Thema. Manchmal geht es ja nicht um Kavaliersdelikte und die eigene Dröhnung sondern um Dinge wie schwere Körperverletzung oder sexuellen Missbrauch.

    Oder eigentlich fand ich es früher weniger schwer, weil das wahlweise getrennt war, man sich als Fan eines Künstlers nicht unbedingt mit seiner Biographie auseinandersetzen musste. Der Künstler als Medium und Tor in die verbindende, heilige Welt der Kunst, weltliche Umstände irrelevant bzw. für Forscher oder langweilige Urlaubsnachmittage.

    Im Zeitalter der Vernetzung hat sich das gewandelt, es gibt viele Herden-Moralpolizeien, die auch noch unterschiedlichen Moralvorstellungen verpflichtet sind und beim übertreten bestimmter Linien fordern, das auch das Werk aus dem kollektiven Gedächtnis gelöscht wird. So absurd das in der Extremform werden kann, weil konsequenterweise irgendwann jeder gecancelt ist, hat es mich vom Grundgedanken schon zunehmend vor die Frage gestellt, inwieweit die Biographie und Werk in Einheit betrachtet werden müssen. Und ich habe keine Antwort.
     
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  13. Silver

    Silver Strebt nach Höherem

    Nein.
    So, wie ich es geschrieben lese, ist Charlie Parker OK weil Du Saxophon spielst, Chet Baker nicht OK, weil Du nicht Trompete spielst, wäre aber OK, würdest Du Trompete spielen. (Was Du ja eigentlich tust - aber das nur am Rande).

    Du hörst ja nicht nur, Du spielst ja auch selbst - und setzt Dich dann - mehr oder weniger - auch mit dem Kontext auseinander, in dem die Musik entstanden ist, die Du da spielst. Ohne jeden Kontext ist nicht mal seichte Unterhaltung verständlich.

    Deshalb muss man nicht zum Experten für die Exzesse oder zum Hobby-Psychoanalytiker werden.
    Ich finde, es reicht, wenn man sich dessen bewusst ist und trotzdem die musikalische Leistung würdigt.

    Oder verkürzt: Großartiger Musiker und schwieriger Mensch weil seine Lebensumstände so waren und alles in Wechselwirkung steht.

    Die Erkenntnisse gab es schon lange vor der Vernetzung, sie waren nur nicht so durchdringend überall.

    Und das, was wir heute als aufdringliche Cancel-Culture empfinden gab es schon viel früher in viel schärferer Form: In der „McCarthy-Ära“ zum Beispiel war nahezu jede unerwünschte Äußerung gleich „Kommunismus“ und wurde nicht nur sozial sanktioniert.
    Wie immer war Europa auch in dieser Strömung nur weniger radikal aber keineswegs anders.
     
  14. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Irgendwie, mmh, Götter habe ich mir immer anders vorgestellt ;-)

    Gruß,
    Otfried
     
  15. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Du hast recht, und doch ist heute was anderes. Vielleicht ist es so, dass die Cancel-Kultur früher eher etwas war, was vom Etablissement ausging, das gegen Kommunisten, langhaarige Asoziale oder Negermusik wetterte. Dem standen die Progressiven, Weltoffenen gegnüber. Heute sind es häufig (vermeintlich) letztere, die das Canceln betreiben, weshalb es heute für die jungen Leute so schwierig ist, neben der sexuellen Orientierung auch noch ihre politische zu finden.
    Aber auf die politische Ebene wollte ich gar nicht. Mir gehts darum, dass ich diese Frage persönlich schwierig finde. Wenn sich (theoretisch) herausstellt, dass dein absoluter Lieblingskünstler etwas getan hat, was für dich zum Verabscheuungswürdigsten überhaupt gehört, wie gehst du damit um? Was findest du für eine Lösung?
     
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  16. jimi

    jimi Ist fast schon zuhause hier

    @giuseppe :)

    Aber auf die politische Ebene wollte ich gar nicht. Mir gehts darum, dass ich diese Frage persönlich schwierig finde. Wenn sich (theoretisch) herausstellt, dass dein absoluter Lieblingskünstler etwas getan hat, was für dich zum Verabscheuungswürdigsten überhaupt gehört, wie gehst du damit um? Was findest du für eine Lösung?





    Warum sich mit etwas beschäftigen, das wahrscheinlich nicht passieren wird. Genießen Sie einfach die Größen wie Gene und Chet, die mehr Opfer als Täter sind. Sie werden nicht wegen ihrer menschlichen Schwächen groß. Sie werden trotzdem groß.
     
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  17. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    So?
    upload_2022-12-9_17-37-48.jpeg
     
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  18. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Ich hab kein Problem mit den genannten und die Frage nur weiter gespannt…
     
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  19. Otfried

    Otfried Gehört zum Inventar

    Kommt der Sache schon näher

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  20. ppue

    ppue Mod Experte

    Es braucht kein kritisches Umfeld als Heranwachsender, um im Musikerleben bei den harten Drogen zu landen.

    Wenn du mit 18 Jahren zur Szene stößt, geile Konzerte hast und aus einem merkwürdigen Grund danach nicht sofort ins Bett gehst, sitzt du mit den Leuten zusammen, die schon seit Stunden Freizeit haben und bis 23:00 Uhr ordentlich gebechert haben. Du selbst hast was Tolles geleistet und belohnst dich dafür. Deine Freizeit und die Verarbeitung der letzten Stunden fangen für dich jetzt erst an.

    Und die Kollegen aus der Szene, die das schon ein paar Jährchen genauso betreiben, sind jetzt nicht die, die dir von einem kleinen Whiskey abraten. Wenn du auf Tour bist, dann gehört die "Nachbesprechung" einfach dazu. Man sitzt in der Hotelbar oder trifft sich gleich bei einem Musiker auf dem Zimmer und ich kenne wohl kaum einen solchen Abend, wo nicht zumindest ordentlich gekifft wird. Der Alkohol fließt ohnehin.

    Das würde ich im Bereich Jazz bis Rock, ja auch in der Unterhaltungsmusikbranche als gegebenes Umfeld ansehen. Ja, klingt noch harmlos. Wenn aber die Jazzer zu Zeiten der Prohibition in Chicago Musik machten, dann taten sie das häufig in den Hinterzimmern der Clubs, wo der Alkohol floss und sich auch schnell die Dealer breitmachten.
    Zu Zeiten des Swing machten die Musiker ihre Mucke und trafen sich hinterher in Clubs, in denen sie weiterjamten und wenn sie dann müde wurden, dann half ihnen schnell etwas Koks weiter, dessen Dealer genau wussten, wo sie ihren Stoff loswerden konnten.

    Drogen waren und sind in diesen Kreisen immer noch "gesellschaftsfähig" und es braucht mitunter großer Anstrengung, nicht in ihren Sog zu geraten.
     
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