Einflüsse / Vorbilder

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Saxax, 16.Dezember.2012.

  1. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Moin zusammen,

    im Thread „Auf der Suche nach dem Ton" hatte ich vorgeschlagen, einen eigenen Thread über die Einflüsse zu eröffnen. „Einflüsse" deshalb, weil Saxist/inn/en ja alle so individualistisch sind, dass man von Vorbildern nicht reden kann, oder?. Leichter wird es dadurch nicht, denn auf dem Sax sind Gitarristen und Schlagzeuger sicherlich keine Vorbilder, beinflusst haben sie mich aber schon, zum Teil maßgeblich.

    Das Ganze kommt deshalb so spät, weil wir unsere Postings nur sehr kurze Zeit editieren können. Damit ein halbwegs zusammenhängendes Bild entstehen kann, habe ich dann erstmal gesammelt.


    [size=large]Einflüsse[/size]
    Ich fange mal in früher Kindheit an, bei meinen Eltern lief, gelegentlich Dixieland (Dutch Swing College Band, Chris Barber, Pappa Bues Viking Jazzband usw.) und Swing. Im schulischen Musikunterricht bin ich von Musik, die ich mochte, weitgehend verschont geblieben. Eine Einzelstunde eines Referendars blieb mir aber in Erinnerung, hier wurde Chuck Berry geboten. Am kommenden Weihnachten lag, auf meinen ausdrücklichen Wunsch, eine gebrauchte E-Gitarre unter dem Baum ;-)

    Meine Hörgewohnheiten haben sich dann so entwickelt: Rock ´n Roll bis hin zu den Beatles und dann, rückwärts: Rhythm and Blues, Blues, Swing, Dixieland, Chicago Jazz (lange und viel); New Orleans (weniger). Und von da an ging es dann wieder vorwärts bis hin zum Freejazz. In den letzten Jahren sind meine Favoriten eindeutig im Hardbop zu verorten: Horace Silver, Cannonball Adderley, Max Roach Clifford Brown, usw. . Bis heute finde ich das Übergangsfeld vom Swing zum R&R (Louis Jordan, Wynonie Harris etc.) faszinierend.

    Im folgenden versuche ich erstmal, die nichtsaxenden Musiker aufzuzählen, die mir besonders wichtig sind oder irgendwann besonders wichtig waren:


    [size=medium]Allgemeine Einflüsse[/size]:
    Count Basie – keine Band swingt wie diese außer vielleicht:
    Jay McShann (pno)
    Vince Weber (pno, voc)

    Ella Fitzgerald (voc)
    Billie Hollyday (voc)
    Sarah Vaughn (voc)

    Bix Beiderbecke (tp)
    Clifford Brown (tp) bis heute gibt es keinen besseren finde ich
    Chet Baker (tp)

    Jack Teagarden (tb) (nach wie vor ein Vorbild an warmer Melodieführung und Ton)
    Albert Mangelsdorf (tb)

    Freddie Green (gtr)
    Charlie Christian (gtr)
    Herb Ellis (gtr)
    Barney Kessel (gtr)
    Joe Pass (gtr)

    Joe Jones (dr)
    Ray Brown (b)
    Niels Henning Oersted-Pederson (bs)




    [size=medium]Und nun zu den Saxen:[/size]

    [size=medium]Tenor: [/size](hier wird’s unübersichtlich, es gibt einfach zu viele)

    Lester Young (logischerweise war mein erstes Stück, was ich auf dem Tenor versuchte „Blue Lester" auch heute noch einer meiner Favoriten, Pres kann ich immer hören)

    Hawk
    Ben Webster (lange Zeit für mich der Ton!)
    Chu Berry (Gee Baby..... hatten wir vor einiger zeit als totm, die Aufnahme von Chu hat mich lange begleitet)
    Zoot Sims (für mich gibt es keinen, der mehr swingt!)
    Rahsaan Roland Kirk (für welches Sax auch immer, einfach großartig)
    Sonny Rollins (als ich anfing, mich rhythmisch befreien zu wollen, …. ansonsten, kann man das besser machen?)
    Sonny Stitt (mitspielen wollen)
    Pee Wee Ellis (wenn´s funky werden soll)
    James Moody (schon deshalb, weil ich im Jazzclub Hannover immer mein linkes Knie einziehen musste, damit sein Tenor Platz hatte)
    Hank Mobley
    Jimmy Giuffre
    Jesper Thilo
    Junior Cook
    Harold Land






    [size=medium]Alt:[/size]
    hier ist´s einfach, für mich, eigentlich kann es nur einen geben:

    Cannonball Adderley

    und dann noch
    Louis Jordan (ist aber eigentlich eher die ganze Band)
    Ornette Coleman
    Richard Underhill






    [size=medium]Bari:[/size]
    Sonny Stitt (! am Bari)
    Pepper Adams
    Harry Carney
    Mickey Kearns



    [size=medium]Sopi:[/size]
    Hier geht’s mir ähnlich wie Rick, eigentlich gibt´s kein Vorbild. Ich gebe zu, ich habe früher lange Zeit mit großer Begeisterung Sidney Bechet gehört. Als ich dann mit dem Tenorsax anfing war die erste Kritik meines Umfelds: „Du, das mit dem Oktavvibrato, dass lass mal". Der Ratschlag war gut. Also bleiben als Vorbilder beim Sopi für mich nur Trompeter.

    Und eine ganz frühe Kindheitserinnerung: Meine Eltern hatten eine Single (das waren Schallplatten mit nur einem Stück auf jeder Seite). Die Kleine Nachtmusik von Eggy Lee (so hieß der Sopransaxist, wenn ich mich nicht irre).


    Ist etwas lang geworden, sorry. So, und nun seid ihr dran.........


    keep swingin´



    Euer Saxax
     
  2. Gelöschtes Mitglied 5328

    Gelöschtes Mitglied 5328 Guest

    Hallo Axel,

    wow, dass Du das so präzise zusammenfassen kannst!

    Bei mir ging da viel durcheinander. Meine erste LP war von Uriah Heep
    "Innocen Victim" mit dem Titelsong " Free me".

    Zu der Zeit "Pink Floyd", "Supertramp" (da haben mich die Saxsoli schon
    begeistert), "Alan Parson's Project".

    Aber auch "Stevie Wonder", "Spyro Gyra", "Carpenters" (rot werdend),
    auch mal "Bonny M" (peinlich) und natürlich "ABBA" und "Queen" (natürlich).

    "Genesis", "Dire Straits" (meine erste CD - Brothers in arns)

    Auch schon Ausflüge in den Jazz. "Charly Antolini" (da habe ich noch
    die Direktschnitt LP), Chris Barber, Stan Getz, ...die alten Meister,
    Frank Sinatra, Ella Fitzgerald, Shirley Bessy, Satchmo, Glenn Miller..

    Uiii und die "Neue Deutsche Welle" habe ich geliebt! Nena, Münchner
    Freiheit, Marcus....ääähm auch Trio...

    Besonders toll fand ich immer, wenn das Sax dabei war, ohne mich darum
    zu kümmern, wer spielte.

    Heute weiß ich, dass es Stan Getz, Paul Desmond, Groover Washington jr.
    (gut, der war mir schon bekannt, habe ja LPs von ihm) waren.

    Heute:

    Lester Young, Ben Webster, Sonny Rollins, klar Cannonball, Stan Getz,
    Coleman Hawkins....


    LG

    Dreas
     
  3. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Bei mir geht da auch eher viel durcheinander. Meine Kindheit war durchweg von Klassik geprägt, zu Pop- und Rockmusik hatte ich dann erst so etwa ab dem Gymnasium Kontakt. Mein Mann findet das völlig erstaunlich, dass diese Art von Musik irgendwie völlig an mir vorbeigegangen ist :-D
    Mit 16 hatte ich dann Saxophonunterricht und einen tollen jazzbegeisterten Lehrer, der mich immer mit den neuesten Jazz-CDs versorgte, das waren damals in den 80ern Musiker wie Michael Brecker, Bob Berg, David Liebman, Bob Mintzer und auch einiges aus England: Loose Tubes, Bill Bruford's Earthworks, Itchy Fingers (inzwischen bin ich sogar mit einem Ex-Itchy Finger verheiratet, wer hätte das gedacht :-D ). Mein Lehrer hatte natürlich auch die Klassiker vorrätig, und die habe ich eigentlich schon damals lieber gemocht als Brecker und Co. John Coltrane, Wayne Shorter, Hank Mobley, Sonny Stitt und Stan Getz kann ich mir nicht oft genug anhören, aber meine ganz große Liebe vom ersten Ton an war Dexter Gordon und das hat sich bis heute nicht geändert.
    Meine Favoriten am Alt sind Cannonball Adderley und Paul Desmond.
    Ich bin auch großer Big Band Fan und liebe Oliver Nelson's Art zu arrangieren. Aber auch Arrangements von Bill Holman, Marty Paich und Claus Ogerman.
    Unter den Nicht-Saxophonisten sind für mich Bill Evans, Miles Davis, Elvin Jones, Duke Ellington und Mccoy Tyner am wichtigsten. Bei den Sängern sind es Ella Fitzgerald, Frank Sinatra und Anita O'Day.

    Für Mainstream Rock- und Popmusik interessiere ich mich gar nicht, allerdings höre ich gerne mal elektronische Musik, besonders Matthew Herbert, und bin absolut überglücklich, wenn ich in der Herbert Big Band mal Aushilfe spielen darf :))

    Mein größter Einfluss dieser Tage sind die Musiker, die mich umgeben, und von denen natürlich ganz besonders mein Mann :)

    LG Juju
     
  4. RomBl

    RomBl Guest

    Durch meine Eltern, die nur klassische Musik gehört haben und mich schon als Kind zu sämtlichen Events (Wagner-Festspiele in Bayreuth, Mozart-Festspiele in Würzburg, Bach-Wochen in Ansbach etc.) mitgeschleift haben, war ich in meiner Kindheit von klassischer Musik umgeben. Ab dem 5. Lebensjahr hatte ich, nach einem Jahr musikalischer Früherziehung, Blockflötenunterricht, so dass meine Jugend neben der Klassik auch von Barock- und Renaissance-Musik geprägt war. Auch so wie Nightwatchman habe ich mich ab der Gymnasialzeit für Rockmusik interessiert.
    Natürlich habe ich Anfang der 80ziger (mit ca. 16 Jahren) auch Neue Deutsche Welle gehört, da konnte man sich früher gar nicht entziehen. Meine Favoriten waren damals aber eher The Who, Iron Maiden, Kraftwerk, Yes, Pink Floyd (!), Chicago (wegen der Bläsersätze), Mike Oldfield, Supertramp etc. Jazz habe ich damals, mit Ausnahme von Klaus Doldingers Passport, von dem mit 19 schon einen Großteil seiner Schallplatten besaß, gar nicht gehört.

    Über eine Phase, in der ich mehrheitlich sehr harte Musik gehört habe (Rammstein, immer noch Maiden), bin ich nach einem "Rückfall" in die klassische Musik so mit Anfang 40 zum Jazz und Blues gekommen. Favoriten beim Einstieg waren Sonny Rollins, John Coltrane, immer noch Klaus Doldinger, Stan Getz, Thelonious Monk, Miles Davis, John Campbell, Stevie Ray Vaughn und viele mehr, die ich heute immer noch mehrheitlich höre (wobei ich auch schon zwischendurch gerne eine Maiden-, Pink Floyd- oder Rammsteinplatte auflege).

    So bin ich letztendlich auch vor nicht allzu langer Zeit zum Saxophonspielen gekommen, da ich dachte, dass es eigentlich noch schöner ist, aktiv selber zu spielen als immer nur passiv zu hören.
     
  5. flar

    flar Guest

    Moin, moin
    Achtung das wird LANG!
    Meine frühesten musikalischen Erinnerungen sind (aus darf ruhig gelacht werden!) Heino und Freddie Quinn. Als fünf oder sechs Jähriger konnte man mit den Texten von Seemannsliedern und Sachen wie „Mahikana Shalali“ einigermaßen was anfangen. Irgendwann spielte mein Vater dann mal was von Insterburg & Co. ab, das war dann das erste was ich auch musikalisch interessant fand, es wurde viel mit Geräuschen gearbeitet und es klang so als wenn man das auch gut selber machen könnte. Der tiefere Sinn der Texte entzog sich allerdings meistens meinem Verständnis, aber da die Erwachsen oft lachen mußten, waren sie natürlich lustig. Von meiner Paten Tante wurde ich mit Kulturgütern wie „Der kleine Wolfgang Amadeus“ , „Peter und der Wolf“ und einer Lp auf der unter anderem ein Hornkonzert von Mozart zu hören war versorgt. Nein nicht so mein Ding ( meine älteste Tochter hat die ersten beiden im gleichen Alter fast kaputt gehört) Als ich zehn Jahre alt war liefen im dritten Programm im Fernsehen eine Reihe von Filmen mit Elvis und fast zeitgleich Sonntags in einem der beiden anderen Kanäle die Beatles Filme, diese harmlosen Dinger durfte ich dann auch mit ansehen, und fand sie ganz witzig. In der Schule brauchte man jetzt so langsam einen Lieblingssänger und ich weiß nicht warum ich entschied mich für Udo Lindenberg obwohl ich gar nichts von ihm kannte. Das änderte sich dann zu Weihnachten, ich bekam eine Zusammenfassung seiner bisherigen Werke mit herausgegeben von der Zeitschrift „Hörzu“. Nah also aufs richtige Pferd gesetzt der sang über Gangsterbosse, Vampire, alte Geiger und war schwer verliebt in ein Mädchen das Cello spielt. Auch hier konnte ich dem Sinn der Texte nur begrenzt folgen, meine Eltern aber schon. Ihnen war wohl nicht ganz klar was sie mir da unter den Weihnachtsbaum gelegt hatten. Um da etwas gegen zusteuern bekam ich zum Geburtstag je eine Cassette von Elvis und eine von den Beatles. Das „blaue Album“ der Beatles viel bei mir durch, Elvis war mein Ding, mußte aber immer noch hinter Diversen Karl May Hörspielen anstehen. Das änderte sich mit seinem Tod. Die Zeitungen waren voll und seine Musik gab es überall zuhören. Durch den Tipp eines Klassenkameraden horte ich jetzt auch des öfteren „Musik für junge Leute“, lief nach der Schule auf NDR 2 im Radio. Darin enthalten war die Sendung „Werner Voss Rock'n'Roll“ Museum die es glaube ich heute noch gibt! Das rannte bei mir offene ( Elvis) Türen ein und mit dem Saxsolo in Little Richards „long tall Sally“ kam dann das Sax Ohrenbetäubend in meinen Interessenbereich. Zunächst sollte es aber die Gitarre sein, war ja klar, oder? Vom Rock'n'Roll aus ging es dann immer weiter vor und zurück in der Geschichte der populären Musik. Wichtig war für mich so mit dreizehn der Besuch bei einem Schulfreund der mir die Zappa Platten seines Bruders verbotener weise einen Nachmittag lang vorspielte. Davon habe ich mich bis heute nicht erholt, genial!! Über Diverse Jugendlieben kam ich auch mit Georg Danzer, Bots, Supertramp und ähnlichen in Berührung, auch schöne Musik. Hits der Zeit zeigten auch Wirkung, hier aber die etwas härtere Gangart, AC/DC und vor allen Kiss und durch einen Zufallsfund im Plattenladen Ted Nugent. Über den seine weltanschaulichen Ansichten war damals nichts bekannt, aus heutiger Sicht ist er für mich so ziemlich das letzte was frei rumlaufen darf, sein Gitarrenspiel begeistert mich aber nach wie vor. Rory Gallagher ist auch bis heute einer meiner Favoriten. Mit dem Saxophon kamen da auch allmählich die hier allseits Bekannten „üblichen Verdächtigen“ in meine Plattensammlung und mit meinem letzten Saxlehrer auch Pete Tex, Max Greger und ähnliches. Über die Musik die meistens ich spiele aber auch Ernst Mosch und verwandtes (so lange es Instrumental ist). Mist das ist lang geworden. Also als Fazit, ich höre alles gerne, seit 15 Jahren etwa auch Klassik. Immer hören kann Elvis und Frank Zappa. Mit dem Sax wäre ich mit nur einem Vorbild und einer bevorzugten Musikrichtung vielleicht heute weiter. Von 1978 bis 92 war „cradle baby“ von Eddie Cochran mein Lieblingslied, seitdem „from four until late“ von Robert Johnson. Warum, weiß ich nicht. Ein musikalisches Idol, im Sinne von Ideal habe ich nicht. Ein menschliches Idol schon, der Rockabilly Musiker Carl Perkins, er muß ein erstaunlich umgänglicher Mensch gewesen sein. Es schaffen nicht viele 10 Jahre ihres Lebens als Alkoholiker zu verbringen ohne das sich auch nur einer findet der ein schlechtes Wort über einen verliert.

    Viele Grüße Flar
     
  6. cara

    cara Strebt nach Höherem

    @saxax
    ich bewundere, wie du deine musikalischen Einflüsse namentlich detailliert und klar benennen kannst. Diese Klarheit und Gradlinigkeit habe ich überhaupt nicht. So schreiben auch nicht. :-D

    Ich liebte meine Oma. Sie liebte die Oper, besonders die Stimme Maria Callas und die liebte ich dann natürlich auch, sang mit bis ich endlich eine Flöte bekam. Später habe ich mir ein Album von ihr zugelegt. :-D
    Mich interessierte als Kind, was die Töne bzw. Tonfolgen sagten. Z.B. hörte ich die Melodie des Winnetou-Films. Für mich war die Wiederholung der Quarte (hatte mir mein Vater erklärt, dass es eine Quarte ist) meine Oma, wenn wir spazieren gehen wollten.
    1- los! -4 -ups- nochmal nachschaun, ob der Herd aus ist
    1- los! -4 -ups- ich hol dir noch eine Mütze, es ist kalt
    1- los! -4 -ups- vielleicht doch den Regenschirm, es könnte regnen
    1-4-5-6-..... endlich ging's los
    Hab ich auf der Treppe sitzend wartend gesungen und ging ihr damit ziemlich auf den Keks. :-D

    Im Elternhaus wurde Telemann, Bach, Beethoven, Haydn, Mozart, Bartok, Dvorak, Copin, ….. gehört, im Arbeitszimmer meines Daddys konnte ich auch Swing und Jazz mit anhören, was es war, keine Ahnung, ich habe es halt gerne gehört, während er mit hochphysikalischmathematischen Berechnungen beschäftigt war, ob man dem Atomkern besser mit der Axt zu Leibe rückt oder mit dem Skalpell.

    Ich bekam kein Klavier, nur eine Gitarre, Klassik. Als wir einmal Besuch hatten von einem ägyptischen Wissenschaftler, zeigte er mir eine arabische Tonleiter. Die übte ich und versuchte arabische Musik zu entwerfen, las den Koran und malte islamische Ornamente.

    Pubertierend fand ich die atomaren Spaltungsberechnungen meines Vaters nicht gut und seine Musik auch nicht mehr. Die Gitarre legte ich weg, habe aber meinem Bruder beigebracht, sie zu spielen. Ich habe sie später nie mehr in die Hand genommen. Er spielt sie heute noch. Ich entdeckte literarisch Bert Brecht und musikalisch Kurt Weill. Das klang schön schräg. Dann der erste Freund, ein Drummer, dem sie Stöcke und Besen schon in die Wiege gelegt hatten (sein Papa war auch Drummer). Die Band spielte Rock. Das ging eine Weile gut, bis mich Rock zu langweiligen anfing. Aber bei mir hatte es klick gemacht und ich wollte Musik live hören, weil es viel bewusster stattfindet.

    Das passte gut, denn ich zog aus dem Elternhaus aus, lebte in einer Großstadt-WG, wo wir alle viel live unterwegs waren und durch die unterschiedlichen Kontakte, die sich ergaben, für mich völlig neue Musikrichtungen erschlossen. Django Reinhardt, Deep Purple, Rolling Stones, Udo Lindenberg, Queen, Zucchero, Comedian Harmonists, Zappa, Flamenco ….. kann man nicht alles aufzählen. Die meisten Leute hatten ihre Favoriten, ich eher nicht. War alles irgendwie eigen und interessant.
    Dann fiel ich dummerweise in ein (nicht nur musikalisches) Schwarzes Loch. Nach Ewigkeiten wieder rausgekrabbelt, live: Jetzt Barbara Thompson, Charlie Mariano, Wolfgang Dauner, Mangelsdorff, Jan Garbarek … viele Unbekannte oder die ich mir nicht merken konnte im Jazzclub, Latin, wieder Klassik und Oper, die Entdeckung elektronischer Musik, auch Faithless, die Ärzte, Toten Hosen, AC/DC, Rammstein … Punk, aber nur live, Beatboxing finde ich sehr interessant. Ella Fitzgerald, Miles Davis, Herbie Hancock, John Lee Hooker, Coleman, Frank Sinatra, Ray Charles, Dinah Washington, Coltrain, Nina Simone, James Brown. Luther Vandross, …... entdeckt.

    Für mich war Musik irgendwie (fast) immer da, aber sie ist flüchtig. Niemand kann sie halten. Ein Ton klingt nur solange er klingt. Im Grunde ist Musik für mich reine Emotion. Diese bleibt noch erhalten, nachdem der letzte Ton verstummt ist. Die Musikrichtung kann wechseln wie die Emotion es auch tut. So kann es sein, wenn ich mal verzweifelt war/bin, dass „Show must go on“ von Queen geloopt wird und solange mitgeschmettert, bis ich es wieder kapiert habe und wenn ich wütend/trotzig bin „Für mich soll's Rote Rosen regnen“ von Extrabreit oder Hildegard Knef, je nachdem, um was es ging und wenn ich .... dank Internet ist fast alles da, wenn ich es hören will. :)

    Heute höre ich am liebsten Jazz, egal welcher Couleur, gerne grenzwertiges, und am liebsten live, klar. Es begeistert mich die intensive Kommunikation der Musiker, wenn sie gut sind, untereinander während des Spielens und dass es nie langweilig wird, weil jedesmal ein wenig anders. Es kann Passagen geben, bei denen ich diesmal lachen muss, weil sich einer einen musikalischen Gag erlaubt (den ich musiktheoretisch aber nicht erklären könnte, weil – keine Ahnung), das nächste Mal aber die Stirn runzle, weil ich es lieber anders gehört haben wollte etc.
    Ist in keiner anderen Musikrichtung so abgesehen von den Afro-Trommlern. Was ich höre, ist wohl am meisten durch meine Neugier bestimmt. :)

    Als ich das Sax für mich entdeckte, wollte ich wieder selbst musizieren. Hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt. Hat dann trotzdem noch gedauert, bis ich endlich damit anfing. Ich hab angefangen. Seither habe ich natürlich wieder Neuentdeckungen gemacht, u.a. Albright, Adderley …. - Saxophon eben oder Maalouf, oder die Alten …... Es ist leichter geworden, auf Entdeckungstour zu gehen, weil das Internet inzwischen gut bestückt ist. Live geht momentan leider nicht sehr viel. Musikalisch in eine Richtung festgelegt bin ich nicht wirklich. Ich höre, was kommt, ein wenig wie Rotkäppchen im Wald. Das ist kein Vorteil, macht es nicht einfacher, ich weiß. Aber ich will offen bleiben und neugierig bin ich sowieso. Ich habe mich auf den Weg gemacht. Was, wer, wann, wo, wie, warum mir dabei begegnet, weiß ich nicht. Es bleibt spannend. :-D

    ….... und ich würde gerne spielen können, was mir beim Hören am meisten Spaß macht. :)

    Gruß Cara

    PS. Wow, ist auch lang geworden
     
  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Damit's nicht so lang wird, überspringe ich die ersten 50 Jahre: Zur Zeit mein grosses Vorbild und am meisten Einfluss: Oliver Wendt :-D

    Grüße,

    Wanze
     
  8. mixokreuzneun

    mixokreuzneun Ist fast schon zuhause hier

    hallo zusammen,

    ein sehr schöner thread. im telegrammstil:

    kindheit:

    klassik, klassik, klassik..........von peter u. der wolf bis mozart, bach und zurück. kinderlieder aller art....

    vorpubertät (ab 13): the beatles, dann pink floyd, supertramp, udo lindenberg, bap, ndw.....

    pubertät (ab 15): bebop, charlie parker, miles, glenn miller, louis armstrong......

    ausgehende pubertät (so mit 18): coltrane, adderley, paul desmond, dave brubeck, stan getz und steely dan.

    postpubertät (bis 21): mahavishnu orchestra, chic corea, weather report, frank zappa, led zeppelin, billy joel, larry carlton, the crusaders.

    endpubertät (bis heute): pat metheny group, michael brecker, herbie hancock, bob berg.

    und alles höre ich immer noch gerne! bis heute! und noch vieles mehr......

    grüsse

    mixo
     
  9. Gast

    Gast Guest


    Hmmmmm....
    GAB es so einen Thread nicht vor kurzem schonmal ??

    @CARA

    1- 4 Ups !
    Geniaaal !!..... >>> Wenn mann "UPS" als "5" zählt , kommst du einem berühmten 4/5tel Takt-Stück ja schon sehr nahe


    Tjaaa...aber weil es so schön ist, in Erinnerungen und Selbstreflektionen zu schwärmen...so muss ich sagen, dass ich lange Zeit GARkeine Vorbilder hatte...sondern einfach diverse Songs oder Stücke mochte.....gewisse Musikstile.... am liebsten MOLL, TRAGISCH, TIEFGEHEND....ganz egal aus welchem Genre. Da waren Seemannslieder dabei, Märsche, ein gaaanz wenig Klassik....und dann natürlich , was so im Radio lief.
    Da mochte ich wahrlich nicht alles.....aber "Eagle" von ABBA hat mich gefetzt....von dem Simon und seinem Furunkel fand ich einiges genial...selbst den Roger Whittaker mit seiner ( wie hiess sie doch gleich ?? ) Ballade von den zwei Brüdern, die sich gemeuchelt haben....jaaa...Supertramp....ach da gab es so einiges durch die Bank weg.....die Men at Work mit "Down under"...WOW !!

    Ich war da sehr unselektiv ---- auf den ERSTEN Blick....später erkannte ich, dass ich einfach gewisse Stimmungen und Tonarten mochte....gewisse Vibes verfolgte.

    Die habe ich dann auch auf Mundharmonika und Akkordeon umzusetzen versucht....ging ganz gut....aber NA JA.

    DANN kam ich eher ""zufällig"" zum Sax....und verfolgte den gleichen Film....alles was tiefgründig erschien, versuchte ich zu interpretieren...egal ob es eine Gesangsstimme oder ein Guitarrenriff war....ich landete beim Oldtime-Jazz----Dixie und Swing....aber BITTE NUR die traurigen Stücke !! Ich landete beim Blues...passt ja....

    Hmmmm.....und DANN erwischte mich der Reggae ( hat mit Gebläse eher wenig zu tun) ----und darüber landete ich mitten im Äthiopischen Busch bei den SKATALITES....die im Morgengrauen über den Äther soundeten.....gleichzeitig traf mich Duke Ellington mitten in die Magengrube....DANN traf mich noch ein DUMDUM-Geschoss namens SOKO ( AFROJAZZ) in Salzgitter....mitten in den Bauch...und ich merkte, dass das Sax doch ne Gaaaanz eigene Bedeutung in der Musik hat...alles landete im BAUCH und wurde irgendwie reflektiert.,,,ohne dass der Kopf das realisierte.....und schon war ich auf meinem gaaanz eigenen Musik - und Sound-Trip.

    Später erst hörte ich die bekannten Jazzer....die meisten davon lassen mich bis heute ziemlich kalt....und so habe ich unzählige Einflüsse....aber ausser den Saxern der Skatalites sehr wenige Vorbilder. Selbst Diese waren keine direkten Vorbilder....aber man sagt mir bisweilen nach , so zu spielen, wie sie....also irgendwas muss da wohl hängengeblieben sein.

    Bewusste Vorbilder habe ich keine...Einflüsse aber unendlich viele.

    Ich habe mich selbst schon dabei "erwischt" wie ich den Lick eines Westernsongs in ein Rocksolo mit einbaue....oder die Harmonien einer Mexikanischen Mariachiband zu nem Reggae-Solo verwurste.......eines meiner bekanntesten SKA-Soli basiert auf einem Irischen Folksong....den ich in der Grundschule in AMERIKA gelernt habe....als Knirps von 8 Jahren.....

    Einflüsse und Vorbilder.........das ist wie wenn man sagen sollte, woher man seinen Charakter und seine Erziehung hat....Das ganze LEBEN ist ein EINFLUSS...und eine Reflektion !!!

    Reflektierende Grüsse

    CBP
     
  10. Saxax

    Saxax Ist fast schon zuhause hier

    Hm,


    beim Alt hab´ ich noch einen vergessen:

    Lou Donaldson

    keep swingin´



    Euer Saxax
     
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