The Improvisation Academy – OFFEN!!!

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von peterwespi, 5.Juni.2015.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nicht so viel denken, sondern ausprobieren und deinen eigenen Zugang zur Improvidation finden.

    Ein großer Hemmschuh sind wir Erwachsenen selber, weil wir alles eher kritisch sehen. Ein guter Couch hilft da gut weiter.
     
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  2. RomBl

    RomBl Guest

    Das ist einfach gesagt. Von der Ausbildung her bin ich Ingenieur und dies bezüglich anders "erzogen" worden. In so fern eine echte Umstellung (und auch Herausforderung) für mich ...
    Meine Lehrerin hat mir das auch so vermittelt und hilft mir auch richtig gut dabei, aber so ein Schalter im Hirn lässt sich nur schwer umlegen, besonders wenn er altersbedingt ein wenig festgerostet ist ... :cool:
     
  3. Mugger

    Mugger Guest

    Kritik ist gut und notwendig. Kommt aber draufan, wie und auf welcher Ebene.
    Man sollte immer nett zu sich selbst sein:

    Speak to yourself gently

    Generell lohnt sich in diesem Zusammenhang, den Blog meines Lehrers zu lesen:

    4 skills


    Übringen hab ich oben Blödsinn geschrieben:
    Mein Lehrer sagte: I can't teach you what to improvise...

    Grüßle, Guenne
     
    Bereckis und RomBl gefällt das.
  4. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Cool - eine interessante Diskussion :)

    @ Michael @Bereckis: Vielen Dank für deine Statements.

    @Bluescat und RomBl :
    Danke für das Offenlegen eurer improvisatorischen Ist-Zustände :) Ihr seid repräsentative Vertreter einer sehr grossen Gruppe im grossen Umzug der Musizierenden. Mit eurer hauptsächlich auf das Umsetzen von notierter Musik fokussierten Vorgeschichte bringt ihr ein grosses Paket an Wissen und Können mit. Damit lässt sich auf jeden Fall etwas anfangen, doch es ist wichtig zu wissen, wie dieses Know How beim freien Spielen genutzt und umgesetzt werden kann. Dennoch kann dieses Vorwissen auch Steine in den Weg legen. Hier zwei der am häufigsten auftretenden Stolpersteine:

    Stolperstein 1: Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr
    Ihr beherrscht Skalen und habt vermutlich schon etliche Etüden mit Akkorden, Mustern und dergleichen gespielt. Diese Elemente können in Improvisationen zu coolen Phrasen verarbeitet werden. Nun kommt aber das Kommando "Frei spielen - JETZT!!!" und man fühlt sich wie vor einem riesigen Lego-Baukasten und weiss nicht, ob man nun ein Haus, ein Auto oder ein Flugzeug bauen will. Es fehlt eine rudimentäre Anleitung in Form einer musikalischen Skizze mit Ideen und Möglichkeiten. In der Improvisaton Academy empfehlen wir, eine Tonfolge als Motiv zu definieren und damit zu experimentieren. >> Phrase, Motiv + Aufbau

    Stolperstein 2: Eine riesige Grauzone statt Schwarz-weiss-Denken
    Leute, die ausschliesslich nach Noten gespielt haben, sind sich gewohnt, etwas entweder richtig oder falsch zu spielen. Dieses Schwarz-weiss-Denken vermittelt eine oftmals auch etwas trügerische Sicherheit und kann auch dazu verleiten, bequem zu werden. Zudem besteht die Gefahr, dass der musikalische Gedanke auf der Strecke bleibt. Dies beobachte ich oft bei Kiddies: Wenn ein Stück nach einer Woche ohne tragische Unfälle durchgespielt werden kann, dann reicht das ja. Richtige Tonhöhe und korrekte Rhythmik ist aber erst der Rohbau, danach fängt die Musik erst an.
    Zurück zur Improvisation: Viele lernwillige Improvisierende aus der Notisten-Abteilung emfinden diese Grauzone als unangnehm, weil ihnen die Wohlfühl-Leitplanken "richtig oder falsch" abhanden gekommen sind. Stattdessen müssen sie sich dann dem Geschmack und der Musikalität stellen, was durch unsicher gespielte Phrasen noch problematischer wird. Sehr oft höre ich, dass es bei mir viiiiiiel besser tönt (na hoffetnlich auch... ;-) ) und nicht selten spiele ich unangesagt in einem nächsten Chorus exakt ihre Phrasen nach, was ihnen oftmals gar nicht auffällt. Weil ich immer den gesamten Unterricht aufnehme und anschliessend auf Cloud zur Verfügung und weiteren Verarbeitung stelle, können wir in solchen Fällen diesen Chorus anhören. Es ist spannend, die Gesichter zu sehen, wenn sich sich bewusst werden, wie ihre Phasen tönen können, wenn sie mit Überzeugung gespielt werden und der Spieler hinter jedem Ton steht... ;-)


    Fakt ist, dass viele Improvisations-Konzepte hauptsächlich Wert auf das Tonmaterial (in der Improvisation Academy nennen wir dies die ELEMENTS) legen und das, was man damit anstellt (das DESIGN) sträflich vernachlässigt wird. Doch gerade das DESIGN ist der Bereich, in dem Notations-gewohnte Neo-Improvisierende abgeholt werden müssen. Wenn diese dann entdeckt haben, wie Töne zu Motiven und Phrasen verarbeitet werden können, dann können sie sich beim besten Willen nicht dagegen wehren, Fortschritte zu machen!

    In der Improvisation Academy sind die Elements in den Exercises daher in ein fünfstufiges Level-System unterteilt. Ich empfehle Leuten wie Bluescat und RomBi sich möglichst lange in Level 1 und 2 zu tummeln, damit sie ohne grossen theoretischen Schnickschnack zuerst erfahren, wie sie ihr grosses mitgebrachtes Paket mit Hilfe von Design-Ideen zu coolen Improvisationen verarbeiten können. Damit erarbeiten sich sich in der grossen Grauzone ein gutes Mass an Sicherheit. Zudem realisieren sie, dass Tonfolgen mal gefallen und mal nicht - ganz nach Lust, Laune und Tagesform des Improvisierenden. Obwohl gemäss der Schwarz-weiss-Politik eingentlich beides korrekt wäre.


    Meine Empfehlung ist, dass man im Level Check für Exercises mal schaut, wo man am besten beginnt und dann im Demo Song der Exercises mal loslegt. Parallel dazu aber auch die Infos über das Design reinzieht und sich das Wissen über Phrase, Motiv + Aufbau erarbeitet.

    Die Improvisation Academy ist kein Wunder-Heilmittel für Impro-Blockaden. Doch sie ermöglicht einen angepassten Einstieg, eine durchdachte und aufbauende Methode und bietet viel zusätzliches Wissen. Mein Tip: Reinschauen und ausprobieren!
     
  5. ppue

    ppue Mod Experte

    Was macht denn ein Ingenieur, wenn er improvisieren muss? Er hat z.B. nicht die Materialien zur Hand, die er gerade bräuchte. Also schaut er, was er zur Verfügung hat und versucht, damit ein ein solides Gerüst zu bauen. Dazu wird er probieren müssen, wie er die Einzelteile neu zusammen setzt. Um so schöner, wenn er doch am Ende noch eine gelungene Konstruktion geschaffen hat, wenn auch die eine oder andere Verbindung etwas abenteuerlich aussieht.
     
    kokisax gefällt das.
  6. RomBl

    RomBl Guest

    Hast recht, das kommt auch ab und an vor. Da helfen mir dann 20 Jahre Berufserfahrung und ständige Weiterbildung ... :D
    Wenn man in irgendwas sattelfest ist, kommt einem das auch nicht als "improvisieren" vor, sondern als "tägliche Arbeit". So geht es mir zumindest in beruflichen Belangen.

    @Peter:
    Danke für die zusätzlichen Anregungen !!
     
  7. ppue

    ppue Mod Experte

    Siehst, da ist kein Unterschied. Aus Tönen kannst du Treppen, Leitern, Balkone, Gerüste und Badezimmerfliesen zusammen stellen. Das Erschreckende am Anfang ist die übergroße Freiheit, denn ein Teil ist so gut wie das andere. Aber du kannst sie in die Länge ziehen, kleine Splitter davon abschlagen und damit ein Mosaik legen, kannst sie biegen, brechen, sie rosa einfärben oder aufrauen.
    Wichtig ist, dass du ihnen Platz lässt und dir Zeit gibst, das Geschaffene zu betrachten. Dafür sind die Pausen da.

    Mir fällt immer wieder auf, wenn Sportler interviewt werden: Der Reporter stellt irgend eine Frage und der Sportler antwortet als erstes "Na gut ...", gefolgt von einer Pause. Ich denke, das bekommen die in einem PR-Kurs beigebracht: Hau erst mal die beiden Wörter raus, dann ist die Hemmung weg, überhaupt etwas zu sagen. Danach fällt dir schon was zur Frage ein.
    Es geht hier darum, die Angst abzubauen, die man davor hat, dass einem nichts einfällt. Vielleicht hilft da schon ein "Dat" auf die Eins und dann Pause. Und wenn einem nichts einfällt, dann spielt man so lange nichts, bis etwas kommt. Oder man legt einfach mal ne Latte quer und schaut, wie die sich da macht und ob man mit der was anfangen kann. Liegt sie daneben, dann verrückt man sie im nächsten Takt ein Stück.

    Man übt ja das Improvisieren. Also quatsch, am Anfang so etwas abliefern zu wollen, was du als Ingenieur nach 20 Jahren aus dem Ärmel schüttelst.
     
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  8. Mugger

    Mugger Guest

  9. deraltemann

    deraltemann Strebt nach Höherem

    zwei Dinge ....
    Bemerkenswert finde ich die Aussage . "DU spielst was/wie DU hörst."
    Wenn ich es umdrehe heist es, wenn ich ein Stück spiele wie ich es im Kopf habe, ist es dann immer Improvisation ?
    Und ist jemand berechtigt das gespielte falsch zu finden?

    Leider werden Ingeneure meist zu Replikateuren erzogen, weil sie nicht mehr studieren( sich befassen aus eigener Neugierde) dürfen.
    Ein Improvisiernender Ingenuer hat das was ich technische Fantasie nenne....
     
  10. RomBl

    RomBl Guest

    Wo wir gerade am umdrehen sind: neben der "technischen Phantasie" im Beruf hätte ich gerne noch eine "phantastische Technik" in meinem Saxophonspiel ... :D
    Kommt Zeit, kommt Technik, kommt Impro ...
     
  11. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Ich habe dies anders gemeint.

    Es macht nicht so viel Sinn im voraus zu überlegen, ob dies mein Weg ist oder nicht...

    Ausprobieren und Erfahrung sammeln, ist meines Erachtens der bessere Weg.

    Das Improvisieren selber erfordert am Ende schon ein methodisches Herangehen. Nur welche Methodik ist mein Zugang?
     
  12. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Nein, aber für mich eine gute Methode weiterzukommen.

    So ist es!
     
  13. peterwespi

    peterwespi Ist fast schon zuhause hier

    Improvisation ist klingende Kreativität. Einige Improvisations-Willige können sich autodidaktisch sehr weit bringen, andere benötigen Hilfe eines Coaches in irgend einer Form (synchron, asynchron, gelegentlich, regelmässig etc.)
    Es ist die Aufgabe eines guten Impro-Coaches, seine Kunden analytisch zu beurteilen und zu erkennen, was sie an musikalischen und nicht-musikalischen Fähigkeiten und Substanz mitbringen. Mit dieser Erkenntnis muss er einen Weg erörten, um selbst bei Leuten, die von sich behaupten, überhaupt nicht kreativ zu sein, die kreative Ader zu wecken. Er muss spüren, ob seine Ideen und Anweisungen ankommen und fruchten, um im Notfall weitere Möglichkeiten anbieten zu können. Improvisation lernen und lehren ist nicht 08/15-Unterricht wie das Durcharbeiten einer Schule für Anfänger, sondern verlangt Offenheit, Flexiblität und Ausdauer von beiden Seiten :)
     
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  14. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    @Bluescat , @RomBl

    Mal ne blöde Frage: Wenn ihr nen einfachen Blues oder einen der schon immer wieder gehörten Standards oder von mir aus auch irgeneinen Pop-Song hört, könnt ihr dann dazu euer eigenens Ding pfeifen oder scatten? Wenn ja, prima! Ich wette, ihr macht euch da dann keine Gedanken um Skalen und Licks und "welcher Ton passt" und so.

    Wenn nicht? Probiert das mal. (Staus auf der Autobahn sind bestens geeignet:) )

    Ich will damit auf keinen Fall gegen "Die Theorie" argumentieren. Ganz im Gegenteil. Mugger hat es weiter oben mal gesagt: alles, was wir gehört , (auswendig) gelernt, geübt und gepielt haben gehört zu unserem individuellen "Wort"schatz. (Heißt: auch diesen kann mann durch Harmonielehre lernen, licks und Skalen üben und so fort erweitern).
    Improvisieren heißt: Diesen Schatz heben (Zitat Mugger: Das Ventil finden).

    Ist wie freie Rede.....Den ersten Vortrag liest man noch ab. Irgenwann benötigt man nur noch Stichworte und den einen oder anderen ausformulierten Satz. Dann nur noch Stichworte und irgendwann kannst Du Dich hinstellen und über "Dein" Thema frei reden. Wie spannend und kurzweilig das wird, hängt unter anderem davon ab, welche Reden/Vorträge Du bewusst gehört (und eventuell analysiert) hast, wie groß Dein individueller Wortschatz ist, ob Du Dich mal mit Spannungsbögen und Stilmitteln (ich erwähne hier mal nur die Pause :) ) und sofort beschäftigst hast............... Aber darüber denkst Du dann ja nicht mehr nach - das ist einfach da.

    Genug geplaudert.

    Cheerio
    tmb
     
  15. RomBl

    RomBl Guest

    Ja, das bekomme ich schon hin. Zu einem einfachen Blues bekomme ich auch mittlerweile eine (noch etwas holprige und mit Sicherheit keine stilistisch ausgefeilte) Impro hin, da ich beim einfachen Blues die Akkorde ganz gut raushören und entsprechend reagieren (ohne groß denken) kann.

    Der Muggersche Lehrsatz vom "Reagieren auf Sound" anstatt "sackelzement, wie lauten die richtigen Töne zu D#m7sus4bb9'13" bringt mich von der Vorstellung her eine ganze Ecke weiter ... :)
     
  16. ppue

    ppue Mod Experte

    Ich kann das und wenn ich es nicht kann, dann fliege ich genau an der Stelle auch in der Impro raus, weil ich da dann die Akkorde nicht vorhören kann.

    Ich war früher durch meine Brüder Dixieland-verseucht, habe mich neben dem klassischen Unterricht dann mit Swingmusik und später mit Modern und Free Jazz beschäftigt. Mir fehlte aber das Bindeglied dazwischen. Ich habe mir verordnet, eine Woche lang ausschließlich Charlie Parker zu hören. Allein, nach dieser Woche konnte ich immer noch keine einzige Linie in der Form improvisieren. Auch das Nachspielen vieler Soli brachte keinen Erfolg.
    Meine Stammkneipe war damals zirka 8 Kilometer von meiner Wohnung entfernt und häufig ging ich den Weg nach der Sperrstunde zu Fuß nach Hause. Eines Nachts kam mir die Idee, die gut 1 1/2 Stunden Weg damit zu verkürzen, dass ich versuchte, aus dem Gedächtnis Bebopphrasen zu singen. Das ging nur recht und schlecht, aber nach der Hälfte des Weges hatte ich bereits erste Erfolgserlebnisse und, zu Hause angekommen, konnte ich schon einige Phrasen am Stück 'denken'. Lange nach Mitternacht nahm ich mein Horn und war von den Socken, was da plötzlich heraus kam.
    Nie wieder hatte ich solch einen spürbaren Sprung auf dem Instrument gemacht.
     
  17. GelöschtesMitglied4288

    GelöschtesMitglied4288 Guest

    Mir geht es ähnlich. Wenn ich das Gerüst, die Akkorde nicht im voraus hören kann, fällt es mir schwer etwas zu sagen/spielen. Ich kann dann zwar die Akkorde sehen und weiss, welche Töne passen, aber es fühlt sich fremd an. Ich improvisiere und übe daher, sobald ich das Gerüst kapiert habe immer ohne Playalongs!!! DAS PIANO UND DER BASS BEGLEITEN MICH IN KOPF
     
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