Das Hirn auf Improvisation

Dieses Thema im Forum "Improvisation - Harmonielehre" wurde erstellt von Mugger, 8.November.2015.

  1. ppue

    ppue Mod Experte

    Oder sie werden von der Szene nicht mehr akzeptiert bzw. als Talente erkannt.
     
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  2. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Nivellierung gab es in gewissen Masse doch immer schon. Eine Zeitlang klangen alle Tenoristen wie Coleman Hawkins, oder Lester Young. Dann kamen die Parker-Klone, Coltrane, Brecker usw. Je nachdem was gerade En Vogue war.

    Momentan gibt es einfach mehr gut ausgebildete, technisch versierte und spielerisch kompetente Spieler als jemals zuvor. Das ist aber keine Garant für singuläre Erscheinungen die die Musik weiterbringen oder prägen. Solche Spitzenerscheinungen aber, die aus dem auch damals existierenden Meer rausschauen, hat es immer gegeben. Ich bin überzeugt, die gibt es jetzt und die werden von Ihren Szenen auch akzeptiert.
     
  3. guemat

    guemat Ist fast schon zuhause hier

    Das betrifft heutzutage aber alle Lebensbereiche...
    Ich frage mich ja schon länger wann die Mitarbeiter der Müllabfuhr studierte Abfalltechniker / Chemiker sein müssen, es könnte ja auch einmal
    was giftiges im Kübel sein.

    Dieser Pseudoperfektionismus der heutigen Zeit mit Scheine / Zeugnisse sammeln der mittlerweile zur Bildungsbulimie geführt hat ist halt modern,
    es geht ja auch nicht darum was man kann sondern wie viele Prüfungen man bestanden hat. - mit den eigentlichen Fähigkeiten hat das aber wenig zu tun.

    und ich bin überzeugt das es auch heute noch geniale Jazzer gibt, nur waren die Zeiten in der Blütezeit des Jazz halt auch andere..
    dies wäre eine hochinteressante Diskussion - wie die moderne Zeit die Kreativität und Individualität des Einzelnen beschränkt, aber auch Möglichkeiten schafft.

    cu


    gue
     
  4. saxhornet

    saxhornet Experte

    Genau das, deswegen beeinflusst auch Harmonielehre das Improvisieren nicht negativ. Das Problem ist nur für den Anfänger dauert es halt etwas länger, bis er damit an dem Punkt ist sich vom Denken befreien zu können und intuitiv zu spielen.

    LG Saxhornet
     
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  5. saxhornet

    saxhornet Experte

    Ach echt? Woher kommt denn die Erkenntnis? Habe ich so nie erlebt.

    LG Saxhornet
     
  6. saxhornet

    saxhornet Experte

    Malen nach Zahlen beim Üben um dann Zen beim Improvisieren einsetzen zu können und die Sounds da von selbst kommen zu lassen, das geht aber nur, wenn Du sie vorher beim Üben kennengelernt hast.
    LG Saxhornet
     
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  7. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Meine Rede. Wer auch immer behauptet, Herleitung von Skalen usw. wäre nur ein Störfeuer und das Spielen selbst ginge ohne viel besser, ist noch nicht an dem Punkt gewesen, die Konzepte so verinnerlicht zu haben, dass man ihre Anwendung nicht mehr bewusst wahrnimmt.
     
  8. The Z

    The Z Ist fast schon zuhause hier

    Ich zitiere mich selbst:
    "Das habe ich in einem vorigen Post auch geschrieben, dass es da einiges zu Erarbeiten gibt, klar."
     
  9. saxhornet

    saxhornet Experte

    Das sehe ich anders, ich durfte erleben, daß an der Uni Leute, die sich für bestimmte Bereichen und bestimmte Richtungen interessierten da viel Raum zum experimentieren gegeben wurde. Ich denke da z.B. an meine Kommolitonin Silke Eberhard oder Vladimir Karparov, um Namen zu nennen. Da gab es aber noch deutlich mehr, das System Uni ist es nichtgenerell , was es verhindert, eher die Frage ob es dafür einen Markt gibt.

    LG Saxhornet
     
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  10. Rick

    Rick Experte


    Habe ich doch schon öfter mal erwähnt: Absolventen, aber auch Abbrecher, vorwiegend der Hochschule in Mannheim, weil ich die dortige Szene eben am besten kenne.

    Einen Kollegen kannte ich persönlich besonders lange, er galt vor seinem Studium im Rhein-Neckar-Raum fast schon als Legende, nach dem Studium war er hingegen irgendwie zurückhaltender, scheuer, traute sich nur noch wenig zu. Ein Trauerspiel.

    Ein Kontrabassist, der in Stuttgart studierte, spielte nie besser als vor seinem Studium. Nach dem Studium war er hölzerner, auch irgendwie "besorgter". Fand ich sehr schade!

    Ein Gitarrist, der glaube ich in Hilversum studiert hatte (mit Abschluss), hatte danach Hemmungen, überhaupt noch Jazz zu spielen.
    Und ein Posaunist, der in Mannheim seinen Abschluss gemacht hat, vorher in Den Haag am Koninglijke Konservatorium studierte, berichtete davon, dass er u. a. deshalb dort weg ging, weil ihn ein Dozent auf eine Jam Session ansprach, wo er über einen sus-Akkord eine große Terz improvisiert hatte: das gehe ja mal gar nicht! :eek:

    Ähnliches erzählte ja auch Keith Jarrett über die "Verschulung der Improvisation" am diesbezüglich notorischen Berklee College of Music, wo angeblich alles in "gut" und "schlecht" eingeteilt würde, was ihn zu sehr einengte.

    Und so weiter, es gibt genügend Beispiele. Schön, dass Ihr da in Berlin offenbar eine Ausnahme seid/wart.

    Der alte New Yorker Schlagzeuger Paul Gusman, der 1993 ein paar Monate lang bei mir wohnte, gab mir damals den Ratschlag auf den Weg: "Don't play timid!"

    Dieses "timid" beschreibt sehr gut das Phänomen, das ich meine. Gilt natürlich nicht für alle, aber es ist mir einfach in der Szene aufgefallen, ausschließlich bei ehemaligen Studenten. :roll:
     
    Zuletzt bearbeitet: 10.November.2015
  11. Roland

    Roland Strebt nach Höherem

    Michael Jackson singt bei 'Black or White' auch eine Terz gegen einen sus-Akkord.
    Hat einen die Gesangslinie deswegen gestört?
    Nein, die Scheibe hat sich trotzdem ganz gut verkauft.

    Grüße
    Roland
     
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  12. Rick

    Rick Experte

    Hallo Roland,

    eben. Das muss man jetzt nur noch den entsprechenden Jazz-Dozenten klar machen. ;)

    Schönen Gruß,
    Rick
     
  13. Mugger

    Mugger Guest

    Hab mich grad an Alex Hoffman dissing Wayne Shorter erinnert (vielsagendes Interview, Passage ab 1:03:40) :)

     
  14. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich weiß zwar nicht, um welches Stück es geht (ich bin direkt zu der angegebenen Passage gesprungen), aber was der Typ gleich am Anfang sagt, ist schonmal total Gurke. Er redet über Harmonien und deren Funktion, Auflösung,... weiß aber anscheinend nicht, wie z.B. ein moderner Pianist diese Harmonien spielt. Denn sonst wäre ihm klar, dass man unter Umständen gar nicht erkennen kann, ob da ein normaler maj oder ein sus4 gespielt wurde. Quartenvoicings sind da das Stichwort. Oder sind einfach alle Jazzpianisten zu blöde? Würde ich doch mal allein aus Selbstschutz stark bezweifeln wollen.
    Wenn also im Klangbild vor vornherein gerne offen gelassen wird, um was genau es sich handelt, wie kann es dann verboten sein, beide möglichen Interpretation hintereinander zu fügen? Das ist dann ein Kompositionsstil, der sich in gewisser Weise mit dem auseinandergesetzt hat, was bisher sowieso gemacht wurde. Gerade Wayne als sehr moderner Musiker, dem Klangexperimente nicht fremd sind, kann man zutrauen, da auch einen Praxisbezug untergebracht zu haben.
    Bei mir ist sowieso jede beliebige Harmonie- und Akkordtypfolge erlaubt, wenn man damit ein stimmiges Klangbild erzeugt.
     
  15. Mugger

    Mugger Guest

    Der Typ ist ein Volltrottel.
    Aber was er in dem Interview sagt (warum das Interview zustande kam erfährst Du im Vorspann), passt ganz gut auf viel im Thread hier.
    Und manches ist zumindenstens diskussionswürdig. Aber man müsste sich antun, das Video zumindestens teilweise anzusehen (was schwerfällt).


    Cheers, Guenne
     
  16. Juju

    Juju Strebt nach Höherem

    Ich weiß zwar nicht, wann das war, aber ich kenne mehrere Musiker, die In Berklee studiert haben, und die hatten keine Probleme und sind absolut "Top of the Game". Ich glaube, das ist alles relativ und hängt von der Einzelperson ab. Und ob es letztendlich die Uni war, die zum "Downfall" führt, ich weiß nicht, ob man das nur auf den einen Faktor zurückführen kann. Ich habe (bei gescheiterten Musikern) zum Beispiel auch erlebt, dass das Problem mit zu hohen Erwartungen zusammenhing, die an das Studium geknüpft waren, die dann der Realitätsprüfung nicht standhielten.
    Lg Juju
     
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  17. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Nachgeschoben zu meiner vorherigen Antwort, die etwas ins skalenüben abgerutscht ist http://www.saxophonforum.de/threads/das-hirn-auf-improvisation.24906/page-2#post-343909

    Ich habe mal über einen Jazzprof in Berlin, weltweit bekannter Musiker, von einem gemeinsamen Freund gehört, das er beim Spielen vorzugsweise an einen Strand denkt.

    Geht natürlich nur, wenn die Vorgänge automatisiert sind. Dann "besänftigt" es vielleicht das Denken, so das die Intuition leichter durchkommt.





    http://www.swing-jazz-berlin.de/weihnachtsmusik
     
  18. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Keith Jarrett ist ja auch insofern ein Sonderfall, als dass seine Art der Improvisation und sein Sound doch merklich von dem abweichen, was andere Jazz-Pianisten von sich geben. Ich sag auch ganz offen, dass mir viele Passagen seines Spieles nicht gefallen, weil es an Spannung und Reibung fehlt und allgemein kein richtiges Ziel erkennbar ist. Für mich klingt es dann häufig einfach nur nach Rumgedudel in Dur.
    Über Geschmack kann man ja streiten, aber das wäre für mich eine Interpretation, was er mit dem Zitat meinte, falls ihm dort das mal jemand so gesagt hat und daran die Aufforderung knüpfte, das zu verändern.

    edit
    @Werner:
    Ich konnte das Argument in dem verlinkten Post nicht ganz nachvollziehen, wegen Optionstönen keine neue Skala zu bennenen. Man muss nämlich unterscheiden, ob der Ton standardmäßig enthalten sein soll, so wie ein ion.#11 lyd genannt wird oder ein dor.b13 dann äolisch ist, oder ob man der Spannung wegen chromatische Leittöne einbaut, wie sie in jedem Solo zu finden sind. Daher fand ich das nicht ganz stichhaltig und habe nicht wirklich weiter gelesen.
     
  19. Werner

    Werner Strebt nach Höherem

    Naja, ist ja ok, nicht alles lesen zu wollen. Die Frage ist nur, warum du dann noch drauf antwortest. ;)




    http://www.swing-jazz-berlin.de/swing-affair
     
  20. chrisdos

    chrisdos Strebt nach Höherem

    Man kann, was man geübt hat. Wer frei spielen möchte, muss halt frei spielen. Hauptsächlich und ab sofort. Alles andere ist sich auf die Zukunft vertrösten...."Irgendwann mal, wenn ich dann gaaanz fleißig Akkorde und Skalen geübt habe"......ja, dann kannst Du, was Du geübt hast...:)....außerdem bist Du irgendwann vielleicht schon tot........
     
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