Nochmal die Sache mit der Gage

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von 47tmb, 5.Oktober.2015.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Die Entscheidung für die Kunst ist in der Regel eine Entscheidung gegen das Geld.
     
  2. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Die Begriffe sind bei Dir anders besetzt. Das ist doch okay.
    Für mich ist eben Opfer das Gegenteil von Gestalter.

    Und eine Rolle ist für mich nicht auf Film oder Theater begrenzt.

    Als "Opfer" spiele ich eine Rolle auf der Leinwand des Lebens.
    Als "Gestalter" nehme ich zusätzlich die Position des Drehbuchautors und Regisseurs ein.

    Zu diesem Denken kam ich durch den Spruch eines Seminarleiters, der mich seither begleitet:

    "Wenn Du nur eine Rolle spielst, spielst Du nicht wirklich eine Rolle in diesem Leben. Erst, wenn Du aufhörst, eine Rolle zun spielen, wirst Du eine Rolle spielen"

    Vielleicht nur ein verwirrendes Spiel von Semantik und Semiotik, who knows.

    Dass Coltrane, Franziskus und Jesus keine Wahl hatten, erschließt sich mir nicht. Sie hätten sich an jedem Tag in jedem Moment neu entscheiden können. Sie wollten es nicht.

    LG Bernd
     
  3. Claus

    Claus Mod Emeritus



    Ich kann die Sichtweisen insbesondere derjenigen unter uns, die von der Musik (mehr oder weniger gut) leben, prima nachvollziehen.

    Trotzdem halte ich es für falsch, den Amateurmusikern die moralische Verantwortung dafür aufbürden zu wollen, dass die Profis auskömmlich bezahlt werden.

    Anders als viele Berufe, die erkennbar in erster Linie dazu dienen, den Berufstätigen und seine Familie zu ernähren, ist es bei der Musik (und vielen anderen künstlerischen Berufen oder dem Sport) so, dass die ausgeübten Tätigkeiten von vielen Menschen als (vom Broterwerb unabhängiges) Grundbedürfnis empfunden werden.

    Beispiel Musizieren: die wohl überwiegende Anzahl von Foristen musiziert hobbymäßig, weil es einfach Spaß macht, weil es entspannt, oder weil es einen Ausgleich zu einer vielfach alles andere als erfüllend wahrgenommenen beruflichen Tätigkeit bietet. Gemeinsames Musizieren ist der logische nächste Schritt und das Teilen dieses kreativen Schaffensprozesses mit einem Publikum der logische übernächste. Jeder, der mal ehrlichen und begeisterten Applaus für einen Auftritt bekommen hat, kann das wahrscheinlich bestätigen. Der Gedanke ans Geldverdienen steht da gaaaanz weit im Hintergrund. Diese Sorte Musiker wird es immer geben und "konkurriert" in gewisser Weise mit den Berufsmusikern.

    Das sind für mich die Menschen, die sich voll und ganz ihrer jeweiligen Kunst verschrieben haben, unendlich viel Zeit in die Vervollkommnung ihrer Fähigkeiten investieren und ein Level von Können erreichen, das für den normalen Hobbyspieler immer ein Traum bleiben muss.

    Hier beginnt das Dilemma: um dieses (von vielen bewunderte und geschätzte) Level an Exzellenz zu erreichen, müsste die betreffende Person mit ihrer Kunst so viel verdienen, dass sie sich und eine Familie davon ernähren kann. Dass die Kunden entsprechende Gagen zahlen, kann man aber - worauf Rick zutreffend hinweist - in einer reinen Marktwirtschaft kaum erzwingen. Die Menschen mögen gute Musik und guten Musikunterricht, aber sie sind offenbar mehrheitlich nicht bereit, für dieses "Luxusgut" die Summen zu bezahlen, die es bräuchte, um zu einer von den Künstlern als fair empfundenen Entlohnung zu kommen. Insofern haben es alle schwer, die nicht den Geschmack breiter Massen befriedigen, so dass man wenigstens über die große Zahl von "Kunden" zu vernünftigen Einnahmen kommt.

    Und wie löst man das nun auf? M.E. kann die Antwort nicht sein, mit dem Finger auf die Hobbymusiker zu zeigen und ihnen vorzuwerfen, sie würden mit ihrer "unsolidarischen" Grundhaltung den Markt verderben. Dann dürfte keine Amateurmannschaft mehr einen Sport ausüben, ohne Eintritt bei den Zuschauern zu nehmen, kein Hobbymaler kostenlose Ausstellungen durchführen und anschließend seine Bilder für kleines Geld verkaufen.

    Für mich stellt sich dann eher die Frage, wie wichtig es unserer Gesellschaft ist, auch weiterhin künstlerische Spitzenleistungen zu haben, neben dem Durchschnitt oder dem drittklassigen Angebot der Hobbyliga. Wenn die Antwort lautet "wichtig", dann müssen Mechanismen gefunden oder gestärkt werden (Stichwort: Künstlerförderung), mit denen dem marktwirtschaftlichen Versagen in diesem Punkt entgegengewirkt wird.

    LG

    Claus
     
  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Gestern und heute habe ich jeweils eine Sängerin kennengelernt (also die gestrige kannte ich schon, wusste aber nicht, dass sie Sängerin ist), die halt als Solistin in Messen oder sonstigen kleineren Produktionen singen, und daneben einen "Brotberuf" haben - vom Singen könnten sie "natürlich" nicht leben.

    Und ich habe heute meinen ersten Zehner verdient... mit etwas, wo es mir nicht einmal recht ist, dass ich Geld bekommen habe, wir haben auf der 70er-Feier von einer Bekannten aus der Pfarre ein paar simple Lieder gespielt. Wie auch immer.
    Abgesehen davon, dass hier nie zur Diskussion gestanden wäre, dass jemand engagiert worden wäre, hat das, was wir dort gebracht haben, nicht nur gereicht, sondern genau gepasst. Ein paar bekannte alte Lieder, wo die Leute auch mitsingen konnten, und das hat Stimmung gemacht, und unsere Patzer hat man gar nicht gehört.

    Von den Genannten weiß ich es nicht, aber von Wolfgang Ambros, seines Zeichens damals einer der Eckpfeiler des "Austropop". Der hat relativ spät dann einmal ein Album herausgebracht, mit bekannten Titeln, aber so, wie sie sie eigentlich spielen wollten, nicht so, wie sie der Produzent haben wollte und es zum "Austropop" passte...

    Mein Bruder ist ein qualitativ erfolgreicher Werbegrafiker - seine Arbeiten haben Preise gewonnen. Er ist seit Jahren arbeitslos, weil die Branche darniederliegt. In eine andere Branche wechseln bringt in seinem Alter nichts - dort gibt es auch jeweils genug Arbeitssuchende, mit mehr Erfahrung. Nicht immer hat man die Wahl...

    Spielt sicher mit. Zugleich werden sie aber auch gar nicht wissen, was sie wert sind. Ich weiß es von mir jedenfalls nicht. Oder ob ich überhaupt schon einen Marktwert habe.
    Es ist auch die Frage, in welchem Kontext man auftritt. Wenn das für irgendeinen guten Zweck ist - dem Hobbymusiker tut nicht weh, (fast) nichts dafür zu bekommen. Oder für einen guten Freund, oder in sonst einem Kontext, wo nicht wirklich Geld da ist - welche Auftritte machen denn Hobbymusiker?
     
  5. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Zumindest in der Kunst und im Sport gilt: Profis gibt es immer nur, wenn es genügend Amateure gibt.

    Davon bin ich fest überzeugt.
     
  6. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Die Mentalität "Geiz ist geil" ist nicht nur für die Kunst sondern für die ganze Gesellschaft schädlich.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Und genau das ist für mich der Unterschied zwischen Einwand und Vorwand.
    Bis zu welchem Alter kann man noch etwas Neues anfangen?

    Ich hatte eine Marketing-Agentur. Die lief bis 2003 sehr befriedigend. 2004 schwächelte sie und 2005 war Ende.
    Da war ich 54 Jahre alt.
    Dann baute ich den Vertrieb für einen Hersteller von Narurheilmitteln auf. "Leider" zu erfolgreich. Der Vertrieb wurde mir entzogen, da der Hersteller der Ansicht war, dass ich zu viel verdiene. Als ich mich deswegen 2009 wieder neu orientieren musste, war ich 58 Jahre alt.

    In 14 Tagen werde ich 65. Wenn es heute noch einmal sein müsste, könnte und würde ich heute noch einmal etwas ganz Anderes beginnen.
    Aber nicht als Arbeit suchender bei irgendeiner Firma. Sondern (für mich!) selbstverständlich in selbständiger Tätigkeit.

    Wer oder was sollte mich denn davon abhalten, morgen wieder eine neue Firma in einer ganz anderen Branche zu gründen?

    LG Bernd

    edit: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ich bei jeder Bank trotz meines fortgeschrittenen Alters jeden Kredit kriegen würde, den ich brauche, wenn ich ein überzeugendes Konzept, eine überzeugende Rentabilitätsvorschau und einen glaubhaften Liquiditätsplan vorlege.
     
  8. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Meines Erachtens gilt für Profis und Amateure bei der Bezahlung von Leistung die gleiche Frage: Wieviel verlange ich von diesem Auftraggeber?

    Dabei achte ich sehr, wer mein Auftraggeber ist. Am Ende möchte ich nur nicht ausgenutzt werden und dass meine Leistung entsprechend anerkannt wird.

    Mein Poet dreht bei Vertragsverhandlungen häufig den Spieß um und fragt den Kunden, was ihm die Leistung wert ist. Stimmt das Angebot, dann nimmt er es an. Stimmt das Angebot nicht, bricht er die Vertragsverhandlung ab.

    Oder auf die Bitte dass er (Poet) seinen Preis überdenken solle, gibt es in der Regel einen höheren Preis, der dann auch gilt.

    Als Künstler muss du schauen, dass deine Leistung möglich nicht vergleichbar ist.

    Dass die Dienstleistung Musikunterricht häufig zu schlecht bezahlt wird, ist ein anderes Thema.
     
  9. Rick

    Rick Experte

    Ohne irgendjemandem nahe treten zu wollen: Wer sich für Geld statt für die Kunst entscheidet, der brennt eben nicht ausreichend für die Kunst, denke ich.

    Meiner Ansicht nach kann man auch nur auf ein bestimmtes Niveau kommen, wenn man sich ausschließlich der Kunst widmet, das galt jedenfalls für mich. Alles andere hat mich nur abgelenkt oder behindert, das galt sowohl für die Schule als auch fürs (nicht-musikalische) Studium, deshalb habe ich das abgelegt.

    Heute beschäftige ich mich gern wieder mit nicht-musikalischen Dingen, brauche diese auch zur Abwechslung, aber in meinen Zwanzigern hätte mir das wertvolle Zeit gestohlen.
    Da galt nur üben, proben, lernen, ich habe wirklich für die Musik GEBRANNT, war mit Leib und Seele dabei - auf diese Basis kann ich heute zurückgreifen, da muss das nicht mehr sein.
    Es gibt eine Zeit für die Saat und eine für die Ernte, die Reihenfolge lässt sich nun mal nicht vertauschen. :cool:

    Wer meint, er lerne besser erst mal etwas "Vernünftiges" und könne sich dann ja später noch mit der Musik beschäftigen, für den war eben die Musik sowieso immer nur ein Hobby und keine Berufung, oder?
    Für mich gab es da überhaupt keine Wahl, auch wenn es meiner Mutter anders lieber gewesen wäre. :roll:

    Und als Musiker war und ist man nicht automatisch "brotlos", besonders nicht im Jazz.
    In den 1980ern habe ich ausgezeichnet von der Musik leben können, ich hatte bis zu 50 Schüler und mehrere Gigs pro Woche.
    Sonst hätte ich doch mein Universitätsstudium nicht geschmissen, bin ja nicht blöd - aber ich hatte einfach keine Zeit und keinen Nerv mehr dafür!

    Damals hat allerdings noch keiner ahnen können oder glauben wollen, dass mal andere Zeiten kommen würden, dass das Internet und die Computer die Musikwelt komplett aus den Angeln heben werden.
    Insofern war es absolut keine "selbstgewählte Opferrolle", sich damals für die Musik zu entscheiden; sondern es erschien nur folgerichtig, wenn man was drauf hatte, dieser Begabung auch Raum zu geben, anstatt sich in irgendeinen vermeintlichen "Brotjob" zu flüchten, in dem man demgegenüber bestenfalls zweitklassig werden würde.

    Und wie gesagt: Nicht alle, die sich für "Brotjobs" entschieden haben, sind damit auf Dauer wirklich besser gefahren.
    Ich kenne da einige Fälle, die wären besser ausschließlich Musiker geblieben, anstatt in einer öden Anstellung rum zu vegetieren.

    Wie so oft gibt es da wohl nicht DIE richtige Lösung für alle, jeder muss nun mal zusehen, wie er durchs Leben kommt: Der eine als Musiker, der andere als Bürohengst, der nächste eben als Taxifahrer - kein schlechter Beruf, muss es auch geben! :)


    Schöne Grüße,
    Rick
     
    Zuletzt bearbeitet: 19.März.2016
  10. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Hallo @Rick ich sehe dies sehr ähnlich. Es gab viele Berufe, die durch die IT aussterben: Technischer Zeichner, Dreher, Drechsler, ...

    Dennoch war dir sicherlich klar, dass die Kunst ein sehr schwieriges Berufsfeld ist:

     
  11. Rick

    Rick Experte

    Natürlich war mir das irgendwo klar, andererseits war es auch wieder für mich persönlich so was von irrelevant. :-D

    Ich habe mein Universitätsstudium angefangen, weil meine Mutter das gerne wollte, aber mir war schon als Jugendlichem klar, dass ich später nichts Anderes als Musik machen würde.

    Und schwierig waren alle für mich in Frage kommenden Berufsfelder, da habe ich mich lieber für das entschieden, was ich gut konnte, anstatt etwas zu wählen, wo ich wahrscheinlich nicht so gut werden würde, nur um krude bürgerliche Erwartungen zu erfüllen.

    Bei aller Liebe zu meiner Mutter - ich stand mir selbst dann doch noch etwas näher. ;)
     
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  12. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ja. Schön, wenn ein Taxi kommt, wenn man es braucht. Hier bei uns fährt seit gestern kein Taxi mehr. Der örtliche Taxiunternehmer hat den Betrieb eingestellt.

    Grund: Die Stadt kaufte vor einigen Jahren einen Fiat Doblo, der als "Bürgerrufauto" fungiert. Man kann seinen Fahrtwunsch zwei Tage vorab anmelden und sich dann für EINEN Euro in der Gegend herumfahren lassen. Außer Samstag und Sonntag. Da fährt das Bürgerrufauto nicht. Und die Brosamen, die das steuerfinanzierte "bürgerfreundliche" Modell dem selbständigen Unternehmer übrig ließ, reichte nicht zum überleben.

    LG Bernd
     
  13. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Ergänzung zu meinem vorigen Post: es mutet schon ziemlich pervers an, dass der Taxiunternehmer mit seiner Gewerbesteuer, der Lohnsteuer seiner Angestellten Taxifahrer und der Fremdenverkehrsabgabe (0,99% des
    Jahresumsatzes) den Betrieb des Bürgerrufautos mitfinanzieren musste.Die Fahrer des Fahrzeugs sind allesamt Rentner/Rentnerinnen, die das ehrenamtlich - also kostenlos machen.
     
  14. Rick

    Rick Experte

    Da ist doch DIE Chance für einen neuen Unternehmer, diese Nische auszunutzen! ;)

    Prima: Hobbyfahrer, Amateure, die das aus Spaß machen - die kann doch der Unternehmer auch suchen, in ein eigenes Auto setzen und damit am Wochenende rumfahren lassen.
    Bezahlt wird natürlich nicht die Fahrt, sondern nur die Autonutzung, am besten gleich selbst von den Hobbyfahrern, die ja durch das Fahrendürfen am meisten profitieren. :-D

    Ich sehe da irgendwie jede Menge Parallelen zum Musik-Bereich mit dem Konflikt zwischen Profis und Amateuren. :rolleyes:
    In Hamburg und anderen Großstädten bezahlen ja auch schon Bands die Wirte dafür, um in der Kneipe auftreten zu dürfen...
     
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  15. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    DAS ist doch eine tolle Geschäftsidee. Musikkneipe in Hamburg :)
     
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  16. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    nicht mal in der vor einiger zeit heiß übernommenen union der deutschen jazzmusiker (... nicht etwa jazzmusikerinnen) gibt es genügend biß, um derlei probleme wirksam zu besprechen.

    sicher sind vergleiche zum sub sub subfirmentum auf baustellen und deren europäische firmennetze gaaaaanz unpassend.

    solange echte musik wenig geachtet wird, wird das problem wohl bestehen bleiben.

    da finde ich so manche andere struktur, mehr mit musiker_innengerwekrkschaft, die auch mal ein opernhaus vor der premiere lahmlegt ( so geschehen eim einstand von kurt masur in new york)
    oder dem lokal auch andere lizenzen vergeigt, z.b. den ausschank bestimmter getränke, bestimmte steh- und sitzplätze usw. viel interessanter.

    diese gewerkschaften sind aber nicht kleinlich, was das druck ausüben angeht. irgendwo ist halt auch jeder veranstalter angreifbar. ( keine gute beschilderung zu den toiletten = einige wochen geschlossen, oder gar ungegenderte hinweisschilder = einige wochen geschlosssen usw. )

    das festival in aix fiel auch mal aus, weil die künstler_innen gestreikt haben, die veranstalter, teils auf öffentliches fernsehn usw. wollten die krankenkassenbeiträge kürzen, d.h. auf die künstler_innen abwäözen.

    wurde im nächsten jahr alles doppelt teuer ausgeglichen, nachdem tausende von touristen dann auch nicht kamen. geschadet hats den lokalen bauern.

    und so weiter.

    die rick - nummer ist krass. so ex - kollegen braucht niemand.
     
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  17. saxhornet

    saxhornet Experte

    Schwierige Kiste. Dann sag mir mal was ich davon halten soll bei dem was ich selber schon erlebt habe:
    für den gleichen Job für eine Firmenmucke in einem Hotel bietete eine Amateurkombo (mit Leuten, die ich alle kenne) an den gleichen Job für 1/4 tel eines eher normalen Preises zu machen. Allerdings tritt die Amateurkombo auch noch mit 11 statt mit 5 Musikern auf und stellt kostenlos die PA. Auf die Frage warum sie das machen kam die Antwort, na sie würden auch live spielen wollen und so könnte man doch auch etwas Geld für Proberaummiete reinbekommen und mehr müsste man ja nicht einnehmen ausserdem würde man ja spielen wollen und wäre man teurer würde man ja nicht gebucht werden.
    Wenn die in einem der Clubs spielen in der Stadt, wo eh eher die Amateure spielen und den die Profis meiden, habe ich damit kein Problem, wenn aber die Preise von Moneyjobs so untergraben werden macht das den Markt kaputt, erst recht bei Preisen wo Profis nicht mithalten können und die nur gehen, weil Musik als Hobby betrieben wird. Es gibt viele Orte wo Amateure auftreten können, warum muss das dann aber im Moneyjobbereich in dieser Form stattfinden. Oft versteuern diese Amateurbands das Geld nicht mal ordentlich, allein schon weil sie gar nicht wissen wie es läuft (mal von KSA ganz abgesehen) rechtlich.

    Und ich habe mittlerweile von solchen Leuten so oft gehört, wenn man über das Thema redet: ist mir doch egal und nicht mein Problem....

    Es ist immer leicht die moralische Verantwortung von sich selber wegzuschieben.

    Und das macht es ok oder legitim oder weniger problematisch? oder muss man es deswegen einfach akzeptieren, weil man ja selber schuld ist und wie hier schon gesagt wurde, man sich selber dafür entschieden hat und ja ganz einfach was anderes machen könnte?

    Warum sollten sie mehr zahlen, wenn ihnen die Qualität a) egal ist (solange es nicht vollkommener Schrott ist) und sie b) von irgendjemandem super billig Musik angeboten bekommen? Und was soll fair empfundene Entlohnung heissen? Es geht doch oft gar nicht darum ob man es als fair empfndet, sondern meist geht es den Musikern darum von dem Geld leben zu können.

    Selbst wenn Du den Geschmack breiter Massen triffst, welche Band (selbst wenn es Top 40 ist) wird eher gebucht, die für den normalen Preis oder die für ein Viertel des Preises? Deutschland ist ein Geiz ist geil Land in vielen Bereichen, wir lassen unsere Milchbauern pleite gehen, weil extrem viele Leute möglichst super billig ihre Milch kaufen (jeder Cent zählt ja).

    Wir lösen das Problem nicht, Folge ist aber, daß die Musik und Kunst in ihrer Qualität in der Masse eher schlechter wird. Da damit aber die Mehrheit der Leute leben kann (beim Gesang sind wir doch Tonhöhenkorrektur mittlerweile gewöhnt) ist das auch egal. Es wird immer darauf hinauslaufen, daß derjenige der davon lebt das Nachsehen hat, denn alles andere wäre ja nicht hinnehmbar.

    Sobald Kunst Geld kostet, ist sie der Gesellschaft nicht mehr so wichtig.

    LG Saxhornet
     
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  18. saxhornet

    saxhornet Experte

    Klar geht das in gewissen Grenzen, wenn Du a) eher aus dem Bereich Betriebswirtschaft kommst oder b) eine wirklich gute Idee hast, die sich auch zu Geld machen lässt. Bestimmte Ausbildungen lassen Dir mehr Möglichkeiten als andere und Du kommst nicht in jeden Bereich rein, wenn die entsprechende Erfahrung oder Ausbildung fehlt.

    So zu tun, als wenn Dir immer alle Türen offenstehen ist genauso unsinnig, wie zu tun als wenn man gar nichts anderes machen könnte. Ich hatte schon Kollegen, die bei McDonalds dann angefangen haben, es gibt also immer Alternativen........wenn ich dann aber dran denke wie schwierig es Kollegen gemacht wurde einen Quereinstieg im Bereich Schulmusik (wo Lehrer gesucht werden) trotz abgeschlossenem Musikstudium hinzubekommen, bin ich schon baff.

    Die Mehrheit der Musiker hat aber eh bereits meist mehr als einen Job, sie spielen Musik, unterrichten und oft kommen noch zig weitere Betätigungsfelder dazu, weil auch für viele das Geld mit Auftritten und Unterrichten nicht reicht (wobei es auch auf die Instrumente ankommt, ich bin oft erstaunt, wie einfach Sänger teilweise sehr hohe Unterrichtspreise im Vergleich zu Instrumentalisten durchgedrückt bekommen, selbst wenn sie selber nicht mal gut singen können).

    Allerdings glaube ich auch, daß viele Musiker sich selbst und gegenseitig das Leben schwer machen.


    LG Saxhornet
     
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  19. flar

    flar Guest

    Moin, moin Rick

    Was sind denn dann die Musiker deren Geschmack oder künstlerischer Anspruch sich zufällig mit dem des Publkums decken?
    Schlechte Musiker, schlechte Künstler?

    Oder anders rum, da ist ein "guter" Musiker er hat seinen eigenen Geschmack und künstlerischer Anspruch und plötzlich springen alle auf den fahrenden Zug auf und haben den gleichen Geschmack und finden genau diesen künstlerischer Anspruch als hoch wertvoll!
    Ja und scheiße, so lange geübt, studiert getan und gemacht und nun?
    Jede Menge Kohle aber ein schlechter Musiker!

    Tja die Welt ist schlecht!

    Oder vielleicht doch eher die Typen die meinen zu Wissen was "guter" Geschmack ist oder was künstlerisch anspruchvoller ist als etwas anderes?

    Ganz schwierige Kiste...
    oder?
    o_O

    Viele Grüße Ralf
     
  20. Gast_13

    Gast_13 Guest

    Vielleicht sollte man es machen, wie auf dem Bau: wenn die Gage zu niedrig ist, dann schickt man halt einen Subunternehmer - sprich irgend eine rumänische oder bulgarische Strassenmusiker - Combo zu dem Event und teilt sich mit denen die Gage! Man muss halt im Vertrag im Kleingedruckten den Einsatz von Subunternehmer vermerken. ;-)
     
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