440 Hz oder 442 Hz?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Bereckis, 25.Mai.2016.

  1. SomethingFrantic

    SomethingFrantic Ist fast schon zuhause hier

    442 im symphonischen Blasorchester.
    440 glaube ich in der Big Band nach dem Flügel.

    Hab schon mal in einem Orchester ausgeholfen, da haben sie auf 445 gestimmt, was aber meiner Meinung nach schon sehr absurd war...

    Von Gardiner gibt es eine Aufnahme der 9. Symphonie von Beethoven, die mir Originalinstrumenten und -Stimmung gespielt wurde, das ist auch mal interessant zu hören.
     
  2. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Sorry, das halte ich für Quatsch. Wenn eine absolute Tonhöhe irgendeine herausragende Qualität hätte, hätten doch schon die ollen Griechen ihr Aulus und die Barbaren ihre Knochenflöte und die Juden ihr Widderhorn auf 442 Hz gestimmt. Außerdem wäre diese besondere Qualität bei Musik z.B. in Eb-Dur schon wieder flöten, weil kein A vorkommt - und A-Dur wäre die heilige, die besondere Tonart mit besonderem Klang und perfekter Intonation.

    Gaga
     
  3. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich hab die Aussage bewusst relativiert, weil mir Hintergründe unbekannt sind.
    Allerdings: mit dem Ton A hat das eigentlich nichts zu tun. Man könnte auch auf ein E stimmen, dass so gewählt ist, dass ein A immer noch bei Vielfachen von 442 liegt.
    Und das Argument, alte Völker hätten das genauso machen können, wenn doch dieser Vorteil v.a. modernen (im Sinne von Bauweise und Material) Blas- und Streichinstrumenten zu Gute kommen soll, kann ich auch nicht nachvollziehen.

    Die sinnigste Erklärung wäre wohl eine, die mit dem Obertonspektrum zu tun hat. Aber da gebe ich lieber an die Fachleute ab.
     
  4. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Die sinnigste Erklärung ist meiner Meinung nach die künstliche Erfindung von Alleinstellungsmerkmalen gepaart mit pseudoakademischem Vertreib von Langeweile. Genausogut könnte gleich man alles einen Halbton höher spielen, dann muss man nicht mal mehr umstimmen. Und diese Brillianz im Klang! Was für ein Unsinn. So lang ich mir kein neues Horn kaufen muss, seh ich es weiterhin als Intonationsübung und reg mich nicht auf.
     
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  5. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Interessant finde ich auch, dass oft gerade die Leute, die hoch stimmen, auch die sind, die einen speziellen Charakter einer bestimmten Tonart zu hören meinen. Dass sie jetzt die Wiener Klassiker einen Halbton höher spielen als es damals üblich war, stört dabei anscheinend gar nicht. :smuggrin:

    LG Helmut
     
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  6. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Der Charakter verschiedener Tonarten ist meines Wissens nach eine Konsequenz des Stimmsytems, in jedem Fall aber vorhanden. Was man über die Zeiten so hineingedeutet hat, ist natürlich streitbar.
     
  7. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    das ganze gestimme nervt.

    440 ist die konstante, in der die meisten modernen tonlochnetze bei saxophonen berechnet sind und daher sind zwar kleine abweichungen irgendwie durch meistens hochstimmen machbar, sie liefern auch irgendetwas, was wie harmonisch mit einem anderen instrument zusammenklingen soll.

    ob das gelingt, entscheiden aber weniger die bequem gemessenen töne, die zum stimmen benutzt werden, sondern die obertöne der töne die gespielt werden, auch die der ganz tiefen und hohen. hier würde eine andere stimmdisziplin helfen.

    wie bei reiner oder natürlicher intonation, deren feind die gleichschwebende temperatur ist, kommt es mal zur als angenehm empfundenen verstärkung von schallwellen und mal bzw. meistens dazu leider nicht.

    klassik altsax und moderne streicher: da kanns schon mal 444 oder höher sein. sehr toll mit einem 440 gebohrten tonlochnetz: verstimme ich am mundstückkork, um den geigen entgegenzueilen, ändere ich komplett die intonationskurve meines instrumentes, vom klang und irgendwelchen verschmelzungen ganz zu schweigen. dann noch schöne virtuose intervallsprünge ... viel spaß beim üben! mit einer 440 stimmung der streicher ist das alles viel leichter. und genauer. der erbämliche ton vieler klassik setups einer marke aus einem benachbarten europäischen land ... wäre vermeidbar, wenn 440 eingehalten würde oder besser noch tiefer gestimmt werden würde.

    da das concertino di camera von ibert 1935 komponiert wurde, konnten die verantwortlichen nicht die norm 440 kennen, die 1939 festgelegt wurde, oder wenn, dann nur als experiment.

    bestimmte saxophonhersteller bau(t)en instrumente mit 442. da ists dann bei 450 etwas gnädiger.

    zu tiefe klaviere wirken übrigens auch kanglich verheerend, sollten sie überhaupt einen durch obertöne wohlgeformten klang haben, ist die chance, daß diese obertöne mit genau denselben bei blasinstrumenten, die es eigentlich sein müßten, übereinstimmen, recht gering.

    ich empfehle daher bei so einer situation entweder blues in f oder mal alles einen halbton höher und tiefer zu spielen, kann sehr viel besser klingen.

    die schwebungsregister bei der orgel heißen meistens: vox coelestis, eine enge geigenschwebung enger mensur mit einer höher gestimmten tonreihe (meistens), oder unda maris eine eher prinzipalische mensur mit einem einzelnen meist tiefer gestimmten register, das beliebig kombiniert werden kann (schon seit dem 17. jh. verbaut und keine erfindung der romantik). so können sehr illustre klangeffekte erzeugt werden, meistens bestehen viele kombinationsmöglichkeiten.

    vox humana ist ein kurzbecheriges zungeregister, das auch als dezente solostimme dient. es hat den klang eines unisono singenden chores, wobei die menschlichen stimmen im mittleren forte zu denken sind mit allen obertönen, auch terzen, die sich beim singen mit einer ebensolchen "mundststellung" ergeben.

    behauptungen, dies sei ein "strumpfhosen robin hood sound", die aus cineastischen zerrbildern alter musik herrühren mögen, sind diskriminierend.

    behauptungen, orgelmusik, kirchenmusik usw. sei muffig und bekloppt - verkürzt gesagt - sind diskriminierend.

    wenn instrumentale traditionen wie orgelspiel oder gesangskultur wie chorarbeit verblassen und die fertigkeiten darin schwinden, ist das schlimm genug.

    die meist alten und daher letzten vertreter derlei künste zu bezichtigen, sie seien irgendwas so und so, ist nicht sehr freundlich.

    wenn also in einer kirche orgel und saxophon erklingen sollen, kann es jede menge überraschungen geben.

    bestenfalls ist die orgel gleichschwebend auf 440 bei 16 grad gestimmt. das hält im jahresmittel am längsten. je nach temperatur und luftdruck und feuchte ändert sich das in wenigen viertel stunden. mit etwas geschick sind die leicht stimmbaren zungenstimmen dann vorher gut nachgestimmt worden. unterbleibt das, weil es gelangweilte kirchenmusiker nicht interessiert, klingts halt schrecklich.

    alte oder defekte instrumente mit feuchtigkeitsschäden in den umgebenden wänden usw. haben da zusätzlich ganz eigene probleme.

    bei einer mittleren registrierung wie etwa: gedackt 8, prinzipal 4, flöte 2 plus pedalregister (etwa für barockmusik) müßte ein sopransaxophon sehr gut intoniert werden. spielt es die terz eines komponierten akkordes, müßten die obertöne des soprans mit den obertönen der anderen töne des begleitakkordes der orgel perfekt übereinstimmen. müßten. trompeten und klarinetten haben da ebenfalls ihre liebe not.

    haben orgelregister ihrerseits terzen im obertonspektrum, die sehr hörbar sind, durch zusätzliche aliquote wie terzregister oder kornett oder eben vox humana, wirds kritisch. meistens eiert das saxophon in einer fibonacchi kurve um das theoretische optimum herum, mensch müßte sich jeden einzelnen ton merken, wie er intoniert werden sollte. das ist bei jeder orgel und jedem raum immer anders. das zu bedienen dauert jahre. und deswegen hören wir sonntag morgens im radiogottesdienst leider vielmals saxophon das arg verstimmt klingt, obwohl alle viel geübt haben. allein schon weil alle dabei sind: eine volle kirche mit menschen, die atmen verändert eben die luftfeuchtigkeit und damit die übertragung von schallwellen in kürzester zeit, besonders wenn viel gesungen wird. zu weihnachten und ostern, wo es übervoll ist, kann ich locker einen viertelton nachstimmen, meist nach oben. so nach 20 minuten. die zungenregister der orgel schweigen dann besser.

    das schlimmste: saxophon und orgel wird gespielt, aber aus liturgischen gründen muß auch keibort dazu kommen. es soll ja rockik und kristlich sein. das elektronische instrument stimmt perfekt, alles andere ist schon halb vermodert usw. super arbeitsbedingungen !

    und dann hat die gitarre eine neue einzelne saite frisch drauf ... geiler effekt ! selbst clapton spielt nicht so ! falsch.

    vermurkste blätter intonieren auch gerne furchtbar.

    das ganze gestimme nervt halt.

    :-D
     
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  8. prinzipal

    prinzipal Ist fast schon zuhause hier

    für alte stimmungen und deren hörerfahrungen sind alte orgeln, die original erhalten sind, als beispiel geeignet. darauf ist es nicht ! mit angenehmem hörerlebnis möglich, ein werk xy in c dur komponiert, ca. 1650, auch in cis dur zu spielen. auf modernen keiborts und tasteninstrumenten mit gleichschwebender temperatur kein problem.

    bezichtigungen wie " diejenigen, die "so etwas" meinen hören zu können" usw. sind diskriminierend.

    orgelbeispiel 1 :

    orgelbeispiel 2:

    gutes intonieren !

    :-D
     
    claptrane gefällt das.
  9. ppue

    ppue Mod Experte

    Danke dir, @prinzipal.

    Natürlich könnte man auf die verschiedensten Töne stimmen. Das Hochstimmen eines Sinfonieorchesters wirkt sich auf den Sound aus. Die Saiten der Streicher klingen anders, wenn sie straffer gespannt sind. Deshalb stimmen sie gerne höher.

    Bei den Bläsern hat das natürlich keinen Effekt, außer, dass sie in die Bredouille kommen.
     
  10. giuseppe

    giuseppe Strebt nach Höherem

    Genauso könnte man längere Geigen bauen, die bei 440 straffer sind.
     
  11. gaga

    gaga Gehört zum Inventar

    Wenn das eine ernst gemeinte Begründung für die Immerhöherstimmeritis ist, würde es doch genügen, dickere Saiten zu benutzen. Oder müssen wir das aushalten, weil die vielen Tonnen bereits produzierter Standardsaiten erst aufgebraucht werden müssen?
     
  12. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Oder dickere Saiten aufziehen. Für Gitarristen ist das ein alter Hut.


    edit: gaga war einen Tick schneller :)
     
  13. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hier habe ich einen interessanten Artikel zum Thema "strong", "dolce" etc. gefunden
     
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