Was motiviert euch live aufzutreten? Warum macht ihr das?

Dieses Thema im Forum "Eigene (musikrelevante) Themen" wurde erstellt von Gelöschtes Mitglied 5328, 20.Juli.2016.

  1. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Der Liveauftritt ist für mich häufig ein Meilenstein.

    Meine künstlerische Energie ist dann auf diesen Auftritt fokussiert.

    So spiele ich am Samstag bei PISA erstmalig live E-Bass. Ich bin gut vorbereitet und bin sehr zuversichtlich, dass unser Auftritt insgesamt erfolgreich ist. Es ist ein Heimspiel und die positiven Feedbacks sind garantiert. Mein Ziel in einer Jazzband Bass zu spielen, hätte ich dann erreicht. Danach kann ich in aller Ruhe auf dem Bass bässer werden und mich intensiver mit den Grundlagen beschäftigen.

    Ende letzten Jahres hatte ich die Idee erstmalig in meinem künstlerischen Leben ein komisches aber nicht albernes Konzept umzusetzen. Das Ergebnis ist Aschegeister und es hat live in der ersten Performance prima funktioniert. Die Feedbacks waren sehr gut und nachhaltig, so dass wir dies weiter ausbauen werden. Die nächsten Auftritte sind schon sicher.

    Anfang des Jahres konnten wir mit Eisland beweisen, dass die Kombination Poesie und Musik nicht nur auf CD, sondern auch live gut funktioniert. Auch hatte ich meine persönliche zusätzliche Aufgabe gemeistert, einmal live alle 5 Saxofone und zwei Klarinetten zu spielen.

    Dieses Jahr durfte ich live mit BPO erstmalig erleben, dass aus organisatorischen Gründen kein Publikum da war. Der Auftritt gehörte aber zu einem künstlerischen Gesamtpaket, dass sehr gut bezahlt wurde. Für BPO sind aber auch neue gute musikalische Ansätze und Ideen entstanden. Mit der Gage habe ich meine internen Bass-Schulden abgezahlt.

    Liveauftritte und Proben sind heute in meiner Wertigkeit relativ nahe zusammen. Ich probe tendenziell gerne, weil da die gemeinsame Musik entsteht.

    Meine Motivation live zu spielen, um das Publikum zu begeistern, ist eher gering. Wenn ein künstlerisches Konzept ankommt, freut es mich. In einer Coverband hatten wir bei "Westernhagen" und "Bluesbrothers" immer die Tanzfläche voll. Die Qualität der Musik war eher nebensächlich.

    Meine Motivation Liveauftritte wegen Geld anzunehmen, ist für mich völlig uninteressant. Dies kann ich in meinem Beruf deutlich einfacher verdienen.

    Manchmal gibt es aber Liveauftritte, die mich völlig positiv überraschen. So hatte ich mit BPO morgens einen Auftritt, den ich eher als Pflichterfüllung sah. Dieser hatte aber am Ende eine tolle Konzertsituation, ein sehr aufmerksames Publikum und führte zu einem Nachfolgeauftritt.

    Jazz-Session mag ich persönlich nicht mehr, weil es häufig eine Häufung von Eitelkeiten und wenig gute Musik ist.

    Musik bedeutet für mich, kreativ sein und lernen zu können.

    Der Liveauftritt ist für mich häufig auch ein Meilenstein, weil ich dann künstlerisch weiß, wo ich gerade bin.

    Manche Liveauftritte gehören zu meinen schönsten Erinnerungen und sind ein wichtiger Bestandteil meines Lebens...
     
  2. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    ABER wir gehören den 5 besten Jazzbands im Dorf! ;):rolleyes:
     
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  3. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Meine Motivation öffentlich aufzutreten ist gleich null.
    Es gibt dutzende Leute die dafür viel besser geeignet sind als ich. Die wenigen Male die ich mal öffentlich was von mir gegeben habe, reichten mir aus, um das als "nicht mein Ding" zu sehen. Meine Ansprüche sind nicht nur viel zu hoch, ich leide auch noch fürchterlich dabei. Das erste Mal als ich sowas tat, war in jungen Jahren, als ich Solo-Klarinette in der Kirche spielte - anlässlich der Hochzeit eines Kollegen. Ging recht gut, aber hinterher fand ich es völlig jenseits...was da alles hätte passieren können, nicht auszudenken, masslose Selbstüberschätzung usw. Nee, wie gesagt nicht mein Ding.

    Mal war ich in so einer adhoc-workinprogress-band...paar Leute die Freude am Zusammenspielen hatten, unter Anleitung eines Profis. Da war ich solange dabei, bis die Auftreten wollten. Einmal hab ich das mitgemacht, in kleinem Rahmen und mir dabei wieder die Bestätigung geholt, dass ich da viel zu viel Stress habe. Also ist das abtraktandiert und dabei bleibt es wohl.

    antonio
     
  4. visir

    visir Gehört zum Inventar

    es ging gut, aber es hätte ja was passieren können... auch nicht schlecht...
    Weißt Du was, wenn ich auftrete, passiert mir auch tatsächlich immer was. Aus Fehlern lernt man. Etwas nicht zu tun um keine Fehler zu machen heißt nicht zu lernen.
    Aber wenn man etwas (hier: auf der Bühne stehen) eh gar nicht will... nur sind bei Sax die Möglichkeiten, Musik "mit Hand und Fuß" einfach nur so, ohne Auftrittsperspektive, zu machen, ungleich schwieriger als z.B. bei Klavier. Es gibt tonnenweise reine Klavierstücke, aber Sax spielt man meist mit anderen Musikern (und Konserven sind nun einmal nicht dasselbe), und die spielen in der Regel, um auch einmal aufzutreten. "Hausmusik" ist aus der Mode gekommen... was an sich eh schade ist.
     
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  5. mato

    mato Strebt nach Höherem

    Ich mag auch die Jazzkonzerte am liebsten, bei denen sich die Musiker mal weiter aus dem Fenster lehnen und dabei auch ab und zu mal auf die Schnauze fliegen. ;-) Perfekt runtergespielte Konzerte langweilen mich dagegen eher...ich brauche immer etwas Rock´n´roll dabei. :)

    Meine Motivation selbst aufzutreten ist, dass ich auf der Bühne bisher meine Bestleistungen abrufen konnte und es ein wunderschönes Gefühl ist, wenn die Band groovt und intensiv miteinander kommuniziert und alle Leute es hören können.
    Außerdem stehe ich auch gerne im Rampenlicht. (Aber nur mit dem Saxphon in der Hand..ansonsten bin ich eher zurückhaltend)
     
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  6. antonio

    antonio Gehört zum Inventar

    Das stimmt - andererseits habe ich gerade eine Wahnsinns CD eines hiesigen (Profi)Saxophonisten mit Solo Stücken gehört, geht also schon. Ich spiele seit Jahren regelmässig mit einem Pianisten-Kollegen zusammen, im Sinne von "Hausmusik". Wir sind auch schon aufgetreten. Ich suche es einfach nicht - daher schrub ich "Null-Motivation". Und ich spüre wenig Antrieb, daran etwas ändern zu wollen, weil ich auch noch andere Dinge laufen habe.
     
  7. Gelöschtes Mitglied 1142

    Gelöschtes Mitglied 1142 Guest

    Hallo @Dreas,

    das trifft es ziemlich genau. Wenn ich mich öffentlich präsentiere, möchte ich mich nicht zum Affen bzw. zum Gespött machen lassen.

    Ich habe 40 Jahre lang öffentlich Musik gemacht. Aber wie ich in Post #12 schon bemerkte: Die Preisverhandlungen wurden immer zäher. Und ich habe keine Lust, einen riesigen Aufwand zu betreiben und dafür als 5-Mann-Band mit einem Alleinunterhalter verglichen zu werden. Auch wenn es dabei seitens der Veranstalter oftmals nicht um mangelnde Wertschätzung, sondern um wirtschaftliche Notwendigkeiten ging. Wenn Du dann noch das (leider für ca. 90% des Publikums zutreffende) Argument verdauen musst, dass die Leute sowieso nicht zwischen einer Live-Band und einer Konserve unterscheiden können, hört es irgendwann auf, Spaß zu machen.

    Dann nutze ich die Wochenenden doch lieber für Dinge, die weniger Aufwand benötigen und auch sehr viel Spaß machen. Z.B. für eine Motorradtour durch den Schwarzwald und die Vogesen. Oder ich rufe bei Schattmaier in Kressbronn an und reserviere mir eine Bavaria für ein entspanntes Segel-Wochenende auf dem Bodensee. Oder oder oder.

    Wenn ich genau überlege, bin ich sogar mit dem Sax schon öffentlich aufgetreten :) Vor ziemlich genau 1 Jahr auf dem Marktplatz in Kitzingen anlässlich des Saxophonfestivals Kitzingen.

    Hat es Spaß gemacht? Die Workshops habe ich sehr genossen. Auf das öffentliche Abschlusskonzert hätte ich verzichten können.
    Würde ich es wieder machen? Wahrscheinlich. Aber nur den Dozenten zuliebe, die sich mit den Workshop-Teilnehmern sehr viel Mühe gegeben haben, die Stück einzustudieren.

    LG Bernd
     
  8. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Bei Live-Auftritten beobachte ich, dass häufig die Dauer der Aufmerksamkeit abnimmt.
    Bei den Zuhörern ist der Griff zum Smartphone ist inzwischen obligatorisch (bei vielen Musikerkollegen übrigens auch, selbst auf der Bühne!)
    Logischerweise haben Künstler ab dem Moment auch nicht mehr die uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

    Viele Zuhörer schießen ein Bildchen, schicken das herum, was ja aus Musikersicht nett und hilfreich ist, weil Mund-zu-Mund-Propaganda noch immer die beste ist.
    Weil die Leute aber auf die möglichst prompte Antwort von überall her warten, geht die Aufmerksamkeit noch weiter zurück.
    Denn sie müssen dann ja erneut antworten. Und wenn es dann mehrere Personen sind ...

    Bei vielen Zeitgenossen gibt es inzwischen schon eine gewisse Abhängigkeit von dem kleinen, rechteckigen Teil.

    Und bei Konzerten kann es nervig sein für Zuhörer, die wirklich zuhören möchten, wenn so jemand neben einem sitzt.
    Ich ertappe mich selber schon dabei, dass ich als Besucher bei einem Konzert auf die Uhr gucke, es sei denn es fesselt mich derart, dass ich es gar nicht merke.
    Aber heute muss ja irgendwie alles schneller gehen (warum eigentlich?).

    Ein Smartphone habe ich - trotzdem oder vielleicht gerade weil ich IT-Mensch bin - privat immer noch nicht. Selbst meine Altersgenossen (50+) belächeln mich. Da gibt es eine ganze Menge, die inzwischen von ihrem Smartphone regelrecht besessen sind: "Was das Ding alles kann, toll". Tja, was man selber nicht weiß, holt man sich eben irgendwo. ;-)

    Ich pflege aber lieber meine Sucht nach (Live-)Musik zusammen mit anderen liebenswerten Menschen als nach WhatsApp & Co.
    Live spielen macht einfach Spaß.
    Und es gibt sie ja noch, die Leute die zuhören!

    Lg
    Mike
     
  9. Bereckis

    Bereckis Gehört zum Inventar

    Dies erscheint mir ein gesellschaftliches Phänomen zu sein.
     
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  10. Wuffy

    Wuffy Gehört zum Inventar

    Du wirst mir gerade sehr symphatisch :)
     
  11. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Gegen das man inzwischen selber nicht mehr gefeit ist.
    Wobei: So lange man es selbst noch merkt, ist es ja gut. ;-)

    Lg
    Mike
     
  12. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Sag bloß du hast keins? Dann wären wir schon zwei!

    Nein, Spaß beiseite, ich wollte mich schon lange mal drum kümmern, zumal mein Handy inzwischen ziemlich ramponiert ist.
    Aber es gibt so viele andere (schöne) Sachen, die einen beschäftigen, u.a. Sax spielen. ;-)

    Lg
    Mike
     
  13. Micha51

    Micha51 Ist fast schon zuhause hier

    So erlebe ich es auch immer wieder. Es ist eine gesellschaftliche Erscheinung: Face -to-face- Kommunikation war früher.
    Ein Grund dafür, dass viele Menschen heutzutage massive Kommunikationsschwächen haben, ihnen das aber nicht bewusst ist.
    Bitte nicht missverstehen: Ich will hier keine Diskussion über Smartphone-Gebrauch lostreten. Bleiben wir lieber bei der Musik.
     
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  14. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

  15. 47tmb

    47tmb Gehört zum Inventar

    In der BigBand macht es mir einfach Spaß, Teil dieses großen Klangkörpers zu sein.

    Auf Sessions (ist da auch ein "Auftritt"?) oder in der der Combo, ist es für mich die Freude am Spiel und die hoffentlich positive Reaktion aus dem Publikum.
    Und: Auftritte erhöhen die Probenqualität!
    Und (2): Die Interaktion innerhalb der Band ist auf der Bühne eine ganz andere, als "im Keller"

    Cheerio
    tmb
     
  16. ehopper1

    ehopper1 Strebt nach Höherem

    Und man sammelt wertvolle Erfahrung, spielt vielleicht mit jedem Mal einen kleinen Ticken besser, wird logischerweise individuell sicherer beim Spielen, man trägt zur Steigerung der Band bei usw.
    Ab da machen - so finde ich - Auftritte erst richtig Spaß!

    Lg
    Mike
     
  17. visir

    visir Gehört zum Inventar

    Ja, eine Krankheit. Konzertsäle sollte man als faradaysche Käfige bauen...

    Ich habe schon lange ein Smartphone, nämlich seit genau dem Zeitpunkt, zu dem ich mir ein Navi kaufen wollte, mein damaliges Handy eh schon alt war, und ich so viele Bonuspunkte hatte, dass ich das Eifon um einen Hunderter bekommen konnte. Ein Navi hätte mehr gekostet.
    Das Smartphone ist für mich Mittel zum Zweck, und fertig. Es ist mein elektronischer Assistent, der dies und jenes für mich erledigt. Mag sein, dass ich einmal während dem Konzert ein Foto mache, aber das wars dann auch schon.
     
  18. last

    last Guest

    Hallo @annette2412 !

    Da magst Du wahrscheinlich recht haben...
    Aber es hat eben auch was mit der RSE (tolle Abk. :)) zu tun. Ich bin nach meinen eigenen Maßstäben weit davon entfernt irgendwo auftreten zu können. Das Level was ich meiner Meinung nach vorher erreicht haben sollte (damit auch andere was davon haben) ist zur Zeit noch nicht einmal in Sichtweite. Ich versuch´s mal so (alle Vergleiche hinken): Wenn wir mal das Können von @Tom Scott z. B. mit 100 % ansetzen, dann erreicht Amateur und Gelegenheitsspieler davon vielleicht irgendwann - sagen wir mal bestenfalls - 50 bis 60 %. Um Aufzutreten sollte ich von den möglichen 50 % vielleicht bei 40 % angekommen sein... Ich sehe mich aber bei max. 15,78 %. ;) ...es ginge mir ja nicht darum verhaltenen und höflichen Beifall zu bekommen (s.o.), sondern dem Publikum sollte es auch schon richtig gefallen, was das auf der Bühne passsiert bzw. zu hören ist. Nur dann würde ich mich auch damit wohl fühlen.

    ....deswegen mein "dito" zu Bernds Post.

    LG
    last
     
  19. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Tom Scott schaut grade Lehrvideos, die er sich gekauft hat..
    mymusicmasterclass.com
    Er fühlt sich auf 10%....
    Teaser

    Grüßle, Tom
     
  20. last

    last Guest

    :D Ja - das musst Du dann umrechnen: 10-Scott-% entsprechen 100-last-% - so in etwa....

    :Dlast
     
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