Unterricht hektisch?

Dieses Thema im Forum "Anfänger Forum" wurde erstellt von Steamfox, 5.November.2016.

  1. Rick

    Rick Experte

    Ja, das "therapeutische Gespräch" kenne ich gut, davon würde ich aber behaupten, dass es schon irgendwie zum Unterricht gehört. Zumindest habe ich den Eindruck, dass einige Schüler auch deshalb kommen, um sich einmal die Woche manche Last von der Sorge zu reden.

    Und etwas über die Hintergründe des Schülers zu erfahren kann auch bei manchen spielerischen Problemen helfen. Denn wenn jemand zu Verspannungen neigt, Angst vor Fehlern hat oder mit sich selbst ständig unzufrieden ist, wirkt sich das auf alle Lebensbereiche aus, auch auf die Musik.
    Umgekehrt kann die Thematisierung und Bewältigung im Unterricht dazu führen, dass sich dadurch ebenfalls im sonstigen Leben etwas verbessert, das hatte ich tatsächlich auch schon öfter, ein schönes Erlebnis! :)

    Saxigen Gruß,
    Rick
     
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  2. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Das sollte man in der Tat nicht verallgemeinern...ich habe klassische Gitarre unterrichtet und besonders die Einsteiger waren mit 30 min. oft schon mehr als bedient, besonders die Kleineren fangen doch nach kurzem oft an zu hampeln und nach 20min. ist die Konzentration dahin, also Kollegen, von Verallgermeinerungen würde ich absehen...manchmal sind 30min. nicht zu kurz!

    Andreas
     
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  3. Florentin

    Florentin Strebt nach Höherem

    Was @Steamfox beschreibt, dürfte gängige Praxis an vielen öffentlichen Musikschulen sein.

    Da sind die Lehrer dicht gebucht (kommen ja auch oft nicht jeden Tag), und die Räume sind nicht groß. Und die normale Unterrichtseinheit ist 30 Minuten. Nur nach besonderen Errungenschaften bekommt ein Schüler das Privileg, eine Doppelstunde (60 Minuten) bezahlen zu dürfen. Schließlich gibt es ja auch noch eine lange Warteliste.

    Das sind durchaus Argumente für Privatlehrer ...

    Man muss aber auch dazu sagen, dass der durchschnittliche Musikschüler wegen dieser Umstände nicht traurig ist. Wie aus der Schule gewöhnt, freut er sich über jede 10 Minuten, die vom Unterricht abgehen ...
     
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  4. GelöschtesMitglied11524

    GelöschtesMitglied11524 Guest

    Wollte ich auch schon schreiben.
    Aber grade so Hosenkacker brauchen viel Zeit, und mit Druck geht da gar nichts, da muss schon auch mal ein wenig von zu Hause erzählt werden, oder wieviel Tore beim letzten Fußballspiel geschossen wurden.
    Also bei den ganz Kleinen sind 40 verfügbare Minuten schon ganz gut, gespielt wird ja eh nicht die ganze Zeit, und insofern ist's mit der Konzentration auch nicht so ein Problem.
     
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  5. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Hi Tom,

    passt doch 20min Spielen, 10 min Fussballtore..:-D.ich gehe halt vom reinen Unterricht aus und wie gesagt da reichen einfach oft 30min. und das habe ich nicht nur bei den Lütten erlebt, selbst "Große" haben damit manchmal schon genug.

    Andreas
     
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  6. Conndomat

    Conndomat Ist fast schon zuhause hier

    Sehr gute Aussage, in der Tat hatte ich doch in meinen vielen Jahren leider auch sehr viele Schüler die einfach gar kein Bock hatten und dann können 30min. für den Lehrer zur Qual werden...:cry2:

    Andreas
     
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  7. Wanze

    Wanze Strebt nach Höherem

    Ich kenne das - aus Berichten anderer - auch vor allem von Musikschulen. Selbst habe ich von Anfang an 'Privatunterricht', da läuft das wesentlich entspannter. Und wenn der Schüler nach mir etwas früher kommt, dann darf der gerne bei mir mit reinsitzen und meinetwegen auch kommentieren.
    Irgendwann werde ich auch vor Publikum spielen, da ist es doch super, da ist es doch prima, wenn ich das schon ein bisschen üben kann ;)

    Wanze
     
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  8. sachsin

    sachsin Strebt nach Höherem

    Yehudi Menuhin:
    "Einige sagen, man könnte ohne Musik, ohne Theater, ohne Gedichte, ohne Literatur leben. Aber das ist nicht so. Ich sage immer, von einer Musikschule kommen gewöhnlich keine Kriminellen."

    :)
     
    Zuletzt bearbeitet: 6.November.2016
  9. Gelöschtes Mitglied1288

    Gelöschtes Mitglied1288 Guest

    Das mit dem Fließband kenne ich auch so. Ich habe in der Musikschule einen Schüler am anderen ohne Pause. Denn bei den Honoraren, die man von Musikschulen bezahlt bekommt, kann man sich keine Pufferzeiten leisten.
    Privat mache ich das auch anders und habe Pufferzeiten drin.

    Allerdings hat sich bei mir noch nie ein Schüler in der Musikschule beschwert, dass der nächste schon auf der Matte steht und oft kommen dadurch, dass die Schüler sich die letzten und ersten 5 Minuten den Raum teilen auch mal Gespräche zwischen den Schülern zustande, man tauscht sich gar aus, was Lehrinhalte, Spielweisen, Songs etc pp angeht. Es geht im Prinzip zwar wie am Fließband, schlussendlich aber dann doch ein fließender Fließband-Übergang ....sozusagen :)

    An der Musikschule haben bei mir viele nur 30 Minuten Unterricht. Das ist definitv sehr kurz. Die Musikschule macht das aber grundsätzlich bei Neuanmeldungen so....warum? Mir gegenüber wurde das mal mit den höheren Kosten (für die Musikschule) für längere Stunden begründet. Schüler die länger dabei sind, stocken dann schon mal auf, wenn es denn mein Deputat erlaubt. Dennoch bekomme ich meist eher einen neuen Schüler, bei freier Zeit, als dass ein anderer aufstocken kann.

    Bezüglich Plan und Lehrinhalten versuche ich immer zuerst auf die Wünsche des Schülers einzugehen. Bei Anfängern gibt's natürlich werstmal den Plan, das Instrument beherrschen zu lernen. Dem Schüler auch mal eine Sachemit nach hause zu geben, ohne diese vorher im Unterrich besprochen zu haben, mache ich regelmäßig so. Denn fangen die meisten erstmal an, sich richtig mit ihrem Instrument auseinanderzusetzen, machen sich einen Kopf über das Thema. Ganz oft kommen dann im Unterricht Fragen, bzw. Vorschläge auf, ob man dies und jenes anders spielen könne.
     
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  10. Saxophonia

    Saxophonia Ist fast schon zuhause hier

    Für mich ist alles unter 60 Minuten zu kurz. Aber ich habe auch nur durchschnittlich alle 3-4 Wochen Unterricht.
    Jede Woche Unterricht ist bei Kindern sicher sinnvoll, aber bei Erwachsenen muss dann jeder individuell schauen, was ihm mehr bringt.
    Als ich mit Saxophon anfing, war ich an einer Musikschule. 45 Minuten, jede Woche. Der Lehrer sagte mir nicht zu. Er fragte mich immer, was ich lernen will. (Na, Saxophon natürlich!) Doch was kann jemand, der gerade angefangen hat, denn schon spezifisch zur Unterrichtsgestaltung beitragen? Andererseits: Wenn ich Wünsche äusserte, zum Beispiel, dass ich gerne improvisieren lernen möchte und nicht ab Blatt spielen - dann ging er null darauf ein.
    Und dann war es immer so, dass ich mich auch gedrängt fühlte, möglichst schnell zu gehen, wenn der nächste Schüler kam.
    Das war bei dem nächsten Lehrer übrigens auch so.
    Und beide Male passierte es mir genau in dieser Situation, dass mein Saxophon aus dem Koffer fiel. Schrecklich.

    Bei meinem jetzigen (Privat)Lehrer ist es ideal. Ich soll reinkommen, wann ich will. Oft ist er dann noch am Unterrichten. Ich kann gemütlich mein Saxophon auspacken und kriege noch etwas davon mit, wie der andere Schüler unterrichtet wird. Denn mein Lehrer schliesst die Unterrichtsstunde ganz gemütlich ab. Er nimmt sich Zeit für seinen Schüler und lässt nicht alles stehen und liegen, sobald der nächste kommt.
    Er hat mich noch nie weniger als 60 Minuten unterrichtet, dafür aber sehr oft kräftig überzogen. Und ich konnte immer ganz gemütlich mein Saxophon putzen und zusammenpacken.
    Ich muss sagen, lieber für Privatunterricht ein wenig mehr zahlen, aber dann eine so angenehme Unterrichtsatmosphäre!:)
     
  11. MrWoohoo

    MrWoohoo Ist fast schon zuhause hier

    Kann ich nur unterschreiben. Ich habe mir im 1-2 Wochenintervall Doppelstunden gegönnt (2 x 60 min). Das war stressfrei, freundschaftlich und lehrreich.
    Wie schon meine Vorredner sagen: es handelt schließlich um Freizeit, also soll es auch nett und angenehm ablaufen.
     
  12. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Ich selbst habe 30 min Unterricht pro Woche und komme damit ganz gut hin. Klar, es ist ein Kommen und Gehen, aber irgendwann arrangiert man sich damit. Sicherlich kann ich in der Zeit mit meinem Lehrer mehr machen und besprechen als ein Schüler, der ganz neu in der Musik ist. Für den wäre eine längere Unterrichtszeit aber vielleicht auch zuviel.
    Ich denke mal, dass diese kurze Taktung bei den Musikschulen auch daran liegt, dass man möglichst vielen Leuten Unterricht ermöglichen will und zweitens auch hauptsächlich Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, bei denen es auch irgendwann mit der Konzentration bergab geht. Zumindest vor einigen Jahren, als ich selbst noch in dem Alter war und es diese schulischen Veränderungen hin zu G8 und Ganztagsschulen noch nicht gegeben hatte, war die Hauptklientel eher jung. Heute sehe ich weniger Leute aus der Altergruppe der Teenager.
    Komischerweise habe ich den Eindruck, dass je älter ich selbst werde, auch immer mehr Erwachsene in den Musikschulen als Schüler auftauchen. Erwachsene haben aber vielleicht auch ganz andere Ansprüche an die Unterrichtszeit. Sei es, weil man im Alter nicht mehr so schnell lernt oder einfach vom Berufsleben gestresster/geschaffter ist und dann abends, wenn man die Zeit für Unterricht hat, nicht mehr so flott ist. Da würde ich dann auch lieber eine ganze Stunde machen und damit auch die knappe Übezeit pro Woche etwas kompensieren wollen.

    Nochmal zurück zu den 30 min. Manchmal ist es mir zu kurz, v.a. wenn es gerade gut läuft. Andererseits bin ich auch gelegentlich vom Unterricht so gefordert, sei es geistig oder konditionell, dass ich sowieso erstmal eine Pause brauchen würde.
    Und in meinem Fall ist es ja so, dass ich pro Woche zweimal Unterricht (Saxophon und Bass) habe. Da ist die Musikzeit (Unterricht und Üben) pro Woche dann auch höher, als wenn ich nur in einem Fach unterrichtet werden würde.
     
  13. Rick

    Rick Experte

    Die meisten kommunalen Musikschulen sollen auch einen berufsvorbereitenden Charakter haben (z. B. auf ein Musikstudium), aufgrund dieses "Bildungsauftrags" bekommen sie öffentliche Zuschüsse und bestimmte Vergünstigungen wie die Befreiung von der Umsatzsteuerpflicht.
    Deshalb sind sie speziell auf Kinder und Jugendliche zurechtgeschnitten, Erwachsene gelten sozusagen als geduldete Ausnahme.

    Der Trend zum "Späteinsteiger" hält schon seit Jahren an, hingegen geht die Zahl der Kinder vielerorts zurück, das kann ich bestätigen.

    So ist es. Private Musikschulen und Privatlehrer können sich da flexibel anpassen, doch die kommunalen Einrichtungen tun sich da naturgemäß schwerer, weil es ja letztlich um ihre Existenzberechtigung geht, denn für Erwachsene, die da nur ein Hobby erlernen wollen, sind sie ja nicht gemacht, das ist auch nicht der Sinn der öffentlichen Zuschüsse.
    Daher schließen schon einige städtische Musikschulen oder fahren zumindest die Deputate herunter, es gibt weniger sozialversicherungspflichtige Festanstellungen, was sich auf die perspektiven der Berufsmusiker, die oft vorwiegend von diesen Stellen leben, auswirkt.
     
  14. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Trotzdem verstehe ich das nicht ganz. Die Volkshochschulen haben z. B. nur am Rand berufsbildende Aufgaben. Es werden großenteils Kurse angeboten, die eher einem Hobby der Teilnehmer dienen. Ob ich nun Neugriechisch für die Ferien lerne oder ein Instrument, macht für mich keinen großen Unterschied.

    LG Helmut
     
  15. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Eigentlich sollte Kultur altersunabhängig bezuschusst werden, denn es ist ja auch nicht so, dass die Kinder ihren Unterricht selbst bezahlen würden, aber das ist sicherlich eine andere Debatte.

    Ich muss zugeben, dass dieser Thread mich ein bisschen über meine Unterrichtszeit hat nachdenken lassen. Ich fände es vielleicht gar nicht so schlecht, meine Unterrichtszeit von 30 auf 45 Minuten aufzustocken. Das scheitert aber an fehlender Kapazität beim Lehrer, der an zwei Musikschulen und der Uni unterrichtet und einen anderen will ich gar nicht.
    Dann bleibe ich lieber bei meiner halben Stunde und nehme in Kauf, dass der nächste schon wartet, wenn ich das Notenbuch zuschlage und mit dem Wischen anfange.
     
  16. Rick

    Rick Experte

    Hallo Helmut,

    meines Wissens sind Volkshochschulen anders organisiert und bezuschusst als die öffentlichen Musikschulen, denn dort gibt es wohl in der Regel keine fest angestellten Lehrer, sondern nur Honorar-Dozenten, die kursweise verpflichtet werden (das kann aber u. U. kommunal unterschiedlich sein). Die VHS hat auch mehr einen Kultur- und Bildungs- als einen berufsvorbereitenden Auftrag.

    Eine Musikschule für Erwachsene wäre also im Endeffekt eine Art VHS; bei unserer VHS hier werden übrigens gelegentlich praktische Musikkurse angeboten, ich habe da schon Improvisationskurse geleitet.

    Wobei ich ja nach wie vor mehr der Freund des Privatunterrichts bin und die Musikschulen generell kritisch sehe. Wir können jederzeit Schülervorspiele zusammen mit anderen Lehrern organisieren, haben schon mit Kollegen Bandworkshops usw. durchgeführt, wozu braucht ein Lernender also so eine Einrichtung, was soll der Vorteil gegenüber dem Privatunterricht sein?


    Schönen Gruß,
    Rick
     
  17. JazzPlayer

    JazzPlayer Ist fast schon zuhause hier

    Die Räumlichkeiten und das drumherum. Könnte jeder Lehrer, der privat unterrichtet, auch solche Räume und Ausrüstung zur Verfügung stellen? Außerdem sind Schulgebäude, in denen ja Musikschulen meistens untergebracht sind, auch mit dem ÖPNV oder sogar Fahrrad gut erreichbar bzw. sind wenigstens ein paar Parkplätze vorhanden.
     
  18. bluefrog

    bluefrog Strebt nach Höherem

    Hallo Rick,

    der Vorteil wäre, dass der Unterricht bezuschusst wäre. Das wäre natürlich fragwürdig, wenn ein Hobby gutverdienender Erwachsener öffentlich subventioniert würde, läuft aber tatsächlich so bei den VHSen.

    LG Helmut
     
  19. Rick

    Rick Experte

    Meine Frau (Klavier) und ich (Sax, Keyboard) haben jeder einen Unterrichtsraum und wir wohnen direkt am Bahnhof. Das ist sowieso der Hauptgrund, warum wir immer noch in diesem zugigen Altbau hausen.
     
  20. Rick

    Rick Experte

    Preislich macht das aber hier bei uns nicht so viel aus, die Musikschule soll Gewinn bringen oder sich zumindest selbst tragen, sagt der Gemeinderat, und durch die mangelnde Flexibilität bei den Zeiten wird ein eventueller Gebührenvorteil sowieso wieder aufgehoben, denke ich.

    Schönen Gruß,
    Rick
     
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